Das Spiel in Hamburg wirft seine Schatten voraus und die Vorfreude ist groß. Es passiert nur einmal im Jahr, dass man mit der S-Bahn zum Fußball fahren kann. Und das sollte man genießen. Doch neben den rein praktischen Vorzügen der Partie in Hamburg ist das Ganze natürlich auch ein Familientreffen der „Borussen Sailors Hamburg“. Und auf dieses freu ich mich sehr, denn die Sailors sind mir in dem einem Jahr meine Mitgliedschaft sehr ans Herz gewachsen.
Wir sind kein einfacher Fanclub. Es ist nicht leicht im „Feindesland“ einen BVB-Fanclub am laufen zu halten, wenn man der Fanclub nicht nur aus persönlichen Freunden besteht. Der Captain hat die Truppe damals mit dem Gedanken gegründet, dass es bei den Sailors keinen Zwang geben soll, sondern jeder sich so weit einbringt, wie es seine individuelle Lebenssituation zulässt. Denn es gibt immer Lebenssituationen bei denen man nicht so viel Zeit hat für den BVB wie man gerne hätte. Seien es Kinder, Karriere, Geldmangel oder sonst was. Dadurch wird die Liebe zum BVB aber nicht kleiner. Uwe wollte damals auch diesen Menschen im Norden eine Heimat bieten. Aus diesem Gedanken heraus erklärt sich glaube ich ganz gut, warum wir in zwei Jahren auf 48 Leute angewachsen sind. Die Lebenswelten unserer Mitglieder sind dabei aber extrem unterschiedlich.
Wir haben ein junge Mutter die an der Ostsee wohnt als Mitglied, die eine Dauerkarte auf der Süd hat und zu jedem Samstag-Heimspiel mit dem Wochenendticket von Morgens um 5 Uhr bis Nachts um 1 Uhr unterwegs ist. Die würde gerne auch zu jedem Auswärtsspiel fahren, kann aber aus nachvollziehbaren Gründen Mann und Kinder nicht jedes Wochenende alleine lassen. Wir haben unsere junge Allesfahrertruppe, wir haben mit dem Captain und mir das, was ich die ICE Fraktion nennen würde (auch wenn der Captain gar nicht ICE fährt) und wir haben ein Mitglied mit Dauerkarte auf der Süd, das sehr oft gemeinsam mit Vater und seinem behinderten Bruder zum Spiel fährt. Darüber hinaus viele Mitglieder mit Schichtdienst, die sich deswegen keine Dauerkarte holen können, sowie auch die kleine Champagnerfraktion, die oft zu Auswärtsspielen fliegt und das Spiel in Hamburg in der Dannemann-Lounge verfolgt. Und wir haben auch Mitglieder in Braunschweig und anderen norddeutschen Regionen, die extrem aktiv bei uns sind.
Aus dieser Heterogenität leitet sich aber ab, dass die Sailors eben nicht so leicht zusammen zu halten sind. Ein Fanclub, der nicht aus persönlichen Freunden besteht muss immer seine Identität finden und bewahren, wenn er nicht auseinander fliegen will. Denn wie immer wenn unterschiedliche Lebenswelten aufeinanderprallen gibt es da auch Unverständnis und Konflikte. Und genau das macht für mich die Sailors so spannend. Denn die Beschäftigung mit anderen Lebenswelten bringt einen nach vorne und sorgt dafür, dass man seinen Horizont erweitert. Ich sehe es ganz konkret an mir persönlich.
In NRW hätte ich mich wahrscheinlich einem Fanclub angeschlossen der aus Mitgliedern besteht, die nah an meiner Lebenswelt sind. Und dann hätte ich was verpasst. Denn die Auseinandersetzung mit unseren ultra-orientierten Allesfahrern hat mir viel über die Wahrnehmung der jungen Generation erklärt. Eine Sichtweise, die mir definitiv fehlen würde. Und auch wenn ich nicht nachvollziehen kann, warum jemand gerne eine Spiel in der Dannemann-lounge verfolgt finde ich es hochinteressant sich mit dieser Lebenswelt auseinander zu setzen. Der Austausch unter den Sailors – auch und gerade weil er nicht immer konfliktfrei ist – macht diesen Fanclub für mich so reizvoll. Vor allem bringen alle Seiten unterschiedliche Fähigkeiten in den Club ein. Und ihre Neurosen!
Ja, wir sind manchmal ein wirklich wundersamer Haufen, aber was uns verbindet ist die Liebe zum BVB. Und die sorgt eben dafür, dass Menschen unterschiedlichster Altersgruppen, Lebenswelten aus Hamburg und darüber hinaus sich in diesem Fanclub engagieren, ihn zusammen und am laufen halten und den Norden ein Stück schwarzgelber machen. Dank an alle Sailors für dieses wirklich schöne BVB-Jahr, auch wenn es nicht immer einfach war.
Oder anders formuliert: Ihr geht mir manchmal auf den Sack, aber ihr würdet mir fehlen, wenn es Euch nicht gäbe.
Genau das ist es Sailors sind geil, Alle!
AntwortenLöschenDu hast mir aus dem Herzen gesprochen.
Forza BVB, forza Sailors HH.
Der Captain
Tante Edith sagt, dass ich die Sailors inzwischen verlassen habe
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