Sonntag, 2. August 2009

Die Busfahrt, oder: Worüber blogge ich bloß?

Ich bin zurück aus Weiden. 25 Stunden Busfahrt liegen hinter mir. 25 Stunden schlimme Busfahrt „Da hast Du ja jede Menge Stoff für Deinen Blog“ habe ich gestern mehrmals gehört. Eine Aussage, die wohl – vorsichtig formuliert - nicht ganz aus der Luft gegriffen ist. Wobei ich da eigentlich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Denn Themen bieten sich genug an und die redaktionelle Aufgabe eines Bloggers ist es, das richtige Thema und dessen Aufmachen zu finden.

Ich könnte das ganze über die über die Vereinsebene aufmachen und die Frage stellen, ob es Leuten, die sich bereits nach zwei Stunden Fahrt mit Schnapps so besoffen haben, dass sie nichts mehr mitbekommen wirklich um den Verein geht oder ob die den Verein nicht einfach nutzen um einen Vorwand zu bekommen sich mit anderen komplett zu abzuschießen. Wie wichtig denen der BVB eigentlich ist, fände ich eine sehr spannende Frage.

Ich könnte es natürlich auch über Busfahrer aufmachen. Der weigerte sich nämlich einmal auf der Hin- und einmal auf der Rückfahrt weiter zu fahren, wenn er nicht 600€ Kaution für die Schäden und Reinigungskosten bekommen würde. Zugegeben: Der Typ war wirklich extrem unentspannt und nicht gerade deeskalierend – man stelle sich einen Typ „Hausmeister“ vor - aber ich hätte gestern auch nicht unser Busfahrer sein mögen und kann den absolut verstehen. Ich glaube nach 3 Stunden hat einer erstmals komplett das Klo voll gekotzt und es lief auch sonst alles mögliche überall hin. Auf der Rückfahrt bekam er dann nach über eine Stunde „Verhandlung“ 150€. Die Betrachtung aus Busfahrersicht wäre ein schöner Blogeintrag.

Man könnte das ganze Ding auch eher surreal erzählen und die Situation schildern, als beispielsweise auf der Rückfahrt eine Horde schwer besoffener Fußball-Fans zum nicht geringen Teil nur in Boxershorts bekleidet in einer Raststätte einfiel. Alleine die Beschreibung dieser abstrusen – und ich meine WIRKLICH abstrus – Situation wäre einen Blogpost wert. Stellen Sie sich das einfach mal vor. Machen Sie die Augen zu. Sie sehen Menschen in Boxershort, die sich bei Burger King was zu essen bestellen. Strange, oder? Ich frage mich, was die armen Angestellten gedacht haben.

Man könnte allerdings das Thema auch durchaus mal ernst betrachten und das ganze exemplarisch an einem dieser jungen Menschen aufziehen. Denn wenn man nicht nur extrem besoffen ist über 25 Stunden, in Boxershorts durch die Gegend läuft und dann noch bei Burger King von irgendwelchen Tabletts die Reste isst, dann kann man durchaus an Hand dieses Beispieles mal überlegen, wo das Leben dieses Menschen mal irgendwann endet. Und ob das nicht eigentlich mehr ein Drama als eine Komödie ist die da im Theater seines Lebens aufgeführt wird.

Ich könnte es auch einfach mal an mir persönlich aufmachen und erzählen, warum ich keine Lust gehabt habe während der Fahrt was zu trinken, weil es mir wichtig war, dass ich mich von gewissen Leute separiere, weil ich mich wirklich extrem fremd geschämt habe. Und ich nicht gedacht hätte, dass sich die Busfahrt zum UEFA Cup Spiel nach Rom in den frühen 90ern noch mal toppen lässt in Punkto Asozialität. Oder wie oft ich gestern bereut habe nicht mit dem ICE gefahren zu sein. Auch dazu würde mir jede Menge einfallen.

Ebenfalls möglich wäre es mich einfach mal mit den Normalen zu befassen die es da ja auch gab. Denn ich habe mich durchaus gefreut diverse Leute mal wieder zu sehen. Und es gab da ein paar andere Leute die ich gerne in einem anderen Rahmen mal wieder sehen möchte, um zu wissen wie sie ticken. Und selbst bei der Suff-Fraktion waren ein paar Leute bei, die ich gerne treffe, wenn sie eine paar Flaschen Hartalk weniger haben. Ich würde dann das Alkoholthema komplett ignorieren und mich mehr einigen Menschen widmen. Entweder Leuten, die ich schon kenne wie Nadine und Klaus oder Leute die ich bisher gar nicht kannt, wie z.B. dem Menschen, der mir meinte, dass er meinen Blog gerne liest. Was mich natürlich immer freut, wenn ich sowas höre.

Und natürlich wäre das Spiel als solches noch ein interessantes Thema. Die teilweise aufgeladenen Stimmung vor Ort und die komische Mischung unter den Besuchern. All das könnte locker alleine einen Blogpost füllen. Worüber ich wirklich schreibe werde ich sehen, ich muss das alles erst mal reflektieren.

Vielleicht will ich den Tag auch einfach nur vergessen.

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