Die Bekleidung von Fußball-Fans unterliegt – wie auch jede andere Bekleidung – Trends. Einiges von früher vermisse ich echt, bei anderen frage ich mich, wie ich da jemals mitmachen konnte ohne vor Scham in den Tod zu gehen.
Am meisten vermisse ich den Balken-Schal, der – wenn ich mich nicht irre – Mitte der 80er aus der Mode gekommen ist. Für die jungen unter Euch: Es handelte sich bei diesem Stück Stoff um einen relativ langen, gestrickten Schal, der bei den meisten vorzugsweise von der Oma hergestellt wurde. Bei mir war es die Ur-Oma, aber ansonsten war es wohl wie bei allen anderen Fans auch. Man wartete wochenlang auf den Schal, schaut immer wieder, wie weit er schon war und wenn man ihn dann überreicht bekam war das der schönste Moment des Jahres. Damit begann aber erst die eigentliche Schwierigkeit, nämlich die Frage, wie man den trägt. Es gab da diverse modische und hierarchische Abstufungen. Definitiv falsch für den Südtribünen-Besucher war es den Balkenschal wie einen normalen Schal um den Hals zu tragen. Das war etwas für Haupttribünenbesucher bzw. Leute über 40 und natürlich total uncool! Deutliche lässiger, war es das Ding um die Schultern zu drapieren. Ich persönlich gehört aber zu der „Auf–Hüfthöhe-Tragen“-Fraktion. Dabei konnte man sich den Schal entweder am Gürtel befestigen, oder wie ich um den Bauch tragen. Auch wenn das heute natürlich nicht mehr zu vermitteln ist: Ich mochte diese Mode sehr und denke gerne daran zurück. Mir hat auch kein gekaufter Schal jemals soviel bedeutet wie dieser selbst gestrickte. Und wenn man sich Fotos aus der Zeit anschaut, ist das zwar ein Anachronismus, aber sieht definitiv nicht peinlich aus.
Ganz im Gegensatz zu diesen Schiebermützen mit Pappe drin. Ich weiß gar nicht, wie die offiziell heißen, aber die kamen Ende der 80er auf und man sah damit aus, als hätte jemand einem einen Schreibblock mit einem Bügelbrett an die Mütze festgeklöppelt, bzw. als hätte man auf dem Jahrmarkt den Trostpreis gewonnen, aber keiner traut sich das einem zu sagen, weswegen man das Ding mit sich rumträgt. Sehr stark vertreten war diese Mützengattung im Pokalfinale 1989 und wenn ich mich recht erinnere hatte ich auch so eine Grausamkeit auf der Birne. Ich frage mich, ob man damit schon damals schon scheiße aussah und es nicht gemerkt hat, oder ob die End-80er bis Mitte 90er wirklich so schlimm waren und das völlig okay war. Ich fürchte fast letzteres. Wieso hat man sich damals eigentlich nicht für seine Existenz geschämt? Ein Fall für Galileo-Mystery.
Was früher die Pappmütze war ist heute glaube ich das Bauchtäschchen. Dieses modische Verirrung der aktuellen „Ich-wäre-auch-so-gerne-ultra-schaut-mal-wie-böse-ich-bin“-Fraktion trug man in den 80er nur im Ski-Urlaub und da ging das auch nur, weil alle anderen auch eine hatten. Man hat sich also quasi auf Waffenstillstand geeinigt. Klar sind die praktisch. Aber das sind Brustbeutel und Filzpantoffel auch.
Lustigerweise sind die von einigen Bauchtäschchen gerne als „Kutten“ geschmähten Trikotträger immer auf der sicheren Seite. Zwar segelt man damit modisch nie vor dem Wind, kann sich aber sicher sein, dass man sich seine Fotos auch noch in 20 Jahren anschauen kann.
Ober anders ausgedrückt: Diejenigen die sich heute so über Trikotträger amüsieren sind die über die man in später lachen wird.
Manchmal ist das Leben doch gerecht.
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