Donnerstag, 20. Januar 2011

Nur weil wir den Kommerz brauchen müssen wir ihn nicht lieben

Das mit dem Kapital und dem Kommerz ist so eine Sache. Niemand, der einigermaßen klar denken kann wird bestreiten, dass Fußball ohne Kapital und Kommerz nicht geht. Fußballer spielen nicht für Nutella-Brote und auch ansonsten kostet Profifußball den einen oder anderen Euro. Wir brauchen also den Kommerz und das Kapital. Aber nur weil wir sie brauchen müssen wir sie nicht lieben. Es ist mir z.B. ehrlich gesagt völlig egal, ob Marketing-Direktor Carsten Cramer es in einem Interview mit der Kirsche ungerecht findet, dass es so viele Westfalenstadion-Spruchbänder im Stadion gibt. Es mag sein, dass es ohne den Namensverkauf den BVB nicht mehr gäbe. Ich kann das erstens nicht nachprüfen und es ist mir zweitens auch egal, weil ich immer ins Westfalenstadion gehe, scheißegal welche gesichtslose Firma da oben ihr Logo hin klatscht. Und mindestens genauso egal ist mir, ob Carsten Cramer das gerecht findet. Wenn er sich nach Liebe sehnt hat er definitiv den falschen Job. Liebe gibt´s bei der Frau.

Carsten Cramer bekommt Geld dafür, dass er Vermarktungsmöglichkeiten ausschlachtet. Das ist ein wichtiger Job, den ich fachlich respektiere und Cramer muss dafür auch alle möglichen Interessen berücksichtigen und abwägen. Ich aber nicht, weil ich im Gegensatz zu ihm nicht nur kein Geld bekomme, sondern welches reinstecke. Der BVB ist meine Herzensangelegenheit.Man muss aber nicht den Chef seiner Frau lieben, nur weil es wichtig ist, dass sie einen Job hat. Ich vermute einfach mal, dass Cramer meine joblichen Probleme egal sind und genauso wenig interessieren mich seine. Was mich interessiert ist, ob der meinen Verein durch Überkommerzialisierung hinrichtet. Bzw., dass er das eben nicht tut.

Kapital ist der Treibstoff des modernen Fußballs. Er treibt ihn an wie Benzin ein schönes Auto. Immer weiter nach vorne und wer mehr davon hat, hält länger durch. So wichtig Benzin aber auch für einen Auto ist: Es stinkt und ist nur Mittel zum Zweck. Ein notwendiges Übel. Und vor allem: Gefährlich. Denn es kann auch überhitzen und dann reißt es das ganze schöne Gefährt in Stücke. Ende! Aus! Alles weg! Es ist noch nicht so lange her, da wären wir fast explodiert.

Man sollte also nie vergessen, dass das diejenigen die für den Kommerz verantwortlich sind kontrolliert werden müssen, was sie mit dem Verein machen. Und das ist unser Job. Der der Fans. Damit meine ich jetzt nicht nur den 22-jährigen in Block Drölf oder einen übergewichtigen Mannes in Block 38, sondern alle BVB Fans. Scheißegal auf welcher Tribüne sie sitzen – oder ob sie überhaupt auf einer sitzen. Wir alle sind den Gründer des Vereins gegenüber verpflichtet, dass der BVB bei aller Kommerzialisierung den Geist behält, den seine Gründer atmeten. Und zwar nicht in musealer Folklore, sondern gelebt und in die aktuelle Zeit getragen. „Wir halten fest und treu zusammen“.

Kapital ist kalt.Und es es ist nicht treu. Geld kann kein Borusse sein. Es ist keiner von uns. Man geht mit ihm nur ein Bündnis ein und tut gut daran dieses zu kontrollieren. Ich bin weit weg davon Kommunist oder sonst irgendwie revolutionär zu sein, aber Geld will immer nur Geld machen. Ich bin ja im Job nicht anders. Wenn Geld zu machen ist wird es auch gemacht, wenn es keinen Widerstand gibt. Aber der BVB ist nicht mein Job. Man schickt seine Freudin auch nicht auf den Strich.

Und deswegen müssen Fans ganz genau hinschauen, was die Vermarkter wieder aushecken. Wo sie zu weit gehen und wann sie einen auf die Finger brauchen. Und da geht es auch nicht darum differnziert zu sein.Jeder muss seine Position verteidigen. Gewerkschaften berücksichtigen bei Lohnverhandlungen eben auch nicht die Interessen der Arbeitgeber. Dafür gibt es Arbeitgeberverbände. Und erst im Zusammenspiel kommt etwas Vernünftiges zu Stande. Aber wenn die eine Seite zu schwach ist, wird das ganze System zu Grunde gerichtet. Die Marketingjungs schicken das schöne Mädchen dann so lange auf den Strich bis keiner mehr was von ihr will. Und ziehen weiter. Aktive Fanarbeit ist daher nicht nur im Interesse der Fans, sondern sie ist unabdingbar für das überleben des Gesamtvereines.

Und sie ist vor allem kein Hexenwerk. Man muss nicht chancenlos zusehen wie sie den Verein zu Grunde richten. Man kann auch mit wenigen Leuten anfangen sich zu wehren. Wer erlebt hat wie beim FC St. Pauli eine kleine Gruppe von Sozialromantikern zu einer große Bewegung wurde und schließlich den Präsidenten veranlasste zurück zu rudern der weiß, dass Fanarbeit nicht nur unfassbar wichtig, sondern auch gar nicht so kompliziert ist. Den Kern des Vereins können nur wir bewahren, weil es für uns eben kein Geschäft ist. Und das ohne schlechtes Gewissen gegenüber den Geldjungs: wir sorgen schließlich dafür, dass die Markting Jungs morgen noch was zu vermarkten haben.

Aber danken müssen sie uns dafür nicht. WIr machen das gerne

3 Kommentare:

  1. Hi Marc - danke für diesen Blog.
    Du sprichst mir aus dem Herzen :-)
    Gruß aus Dortmund
    Jens

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  2. Sehr groß! Man kann nur hoffen, dass die Vereine es ganz langsam verstehen - aber Geld ist sehr mächtig...

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  3. Toll, jetzt sind die Jungs und Mädels von SI bestimmt schon wieder verletzt.
    Du Unmensch!

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