Montag, 3. Januar 2011

Die Parallelwelt namens Fußball

Irgendjemand – wer auf den Unsinn gekommen ist weiß ich auch nicht – hat ja mal behauptet, dass es beim Fußball ums Gewinnen gehen würde. Was natürlich absoluter Unsinn ist, denn wenn das der wahre – und nicht nur der vorgeschobene – Grund wäre, wären nicht so viele Leute Fans von Arminia Bielfeld, VfL Bochum oder dem Karlsruher SC. Gut, unwissende Geister könnten nun damit argumentieren, dass es mehr Fans vom FC Bayer gibt als Anhänger dieser drei Vereine zusammen, aber wer mal in deren Stadion war, der weiß um die Traurigkeit von deren Existenz und davon, dass Siege alleine nicht glücklich machen. Und auch wir freuen uns zwar über den derzeitigen Erfolg, aber merken schon wie sich im Hintergrund das Gift einschleicht.

Nein, Siege sind schön und gehören dazu, sind aber nicht der eigentliche Anlass dieser Zusammenkunft. Man geht ja auch nicht in die Kirche damit man möglichst bald im Lotto gewinnt. Religion ist nicht so profan. Weder in der Kirche noch im Stadion. Man ist eher beim Fußball um sich ein bisschen besonders zu fühlen: Wir sind anders, besser und geiler als der Rest. Machen wir es einmal anschaulich: Wir haben Angst vor der nächsten Steuererklärung, verlieren unseren Job und der Hund ist krank, aber immerhin sind wir keine Fans eines Vorort-Vereines aus der hässlichen Stadt im Ruhrgebiet. Wir können also gar nicht so tief sinken, wie andere schon immer sind.
Und so fühlen sich auch wohl alle anderen Fans irgendwie ganz besonders. Und sei es wie die Bielefelder ganz besonders leidensfähig. Oder wie die Bochumer ganz besonders grau. Das ist ja auch eine Leistung Fan des mit Abstand unattraktivsten Clubs westlich des Mississippi zu sein. Ganz im Ernst: Wenn man Fan des VfL ist hat man es ja echt nicht leicht: Niemand interessiert sich für den Verein (nicht mal in Bochum), man gewinnt nie was und rein stimmungstechnisch ist auf der Cranger Kirmes auch mehr los. Zumindest wenn wir da nicht zu Gast sind. Die Herren Goosen und Redelings spielen ja nicht umsonst mit dem Thema.

Beim Fußball geht es darum in eine Parallelwelt abzutauchen. Egal wie groß meine Sorgen sind, wenn ich beim Fußball bin reduziert es sich auf die einfache Frage – und hier kommt dann doch wieder der Erfolg ins Spiel – „Wir oder die?“. Und egal wie groß die Sorgen sind, die man mit dem Club hat – Gruß an die VfB Fans – es sind immer noch andere als die alltäglichen beim Kampf um die Existenz. Es geht um Gemeinschaft, um gemeinsames Gewinnen, Verlieren, Ertragen, Feiern. Fußball ist eine Welt neben der Welt. Und es ist die deutlich bessere.

Wer zum Fußball geht um zu gewinnen, dem wird sich das eigentliche Wesen dieses Sports nie erschließen.

5 Kommentare:

  1. Sehr wahre Worte. Gut auf den Punkt gebracht.

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  2. Um es mit Vince Lombardi zu sagen: "If winning isn't everything, why do they keep score?"

    Beim Fussball geht es nur und ausschließlich ums gewinnen. Darin begründen sich am Ende alle seine Emotionen.
    Gewinnen ist in der Gemeinschaft sicher schöner als alleine und verstärkt sich, wenn 25000 Bekloppte nach einem Tor übereinander herfallen. Aber ich schaue mir lieber einen Sieg allein auf dem Sofa an als eine Niederlage im Stadion.
    Das schließt nicht aus, dass man Niederlagen nicht auch ertragen kann. Dass man sich auch in der Nische der grauen Maus irgendwie ertragen kann. Aber am Ende geht es ums gewinnen. Nichts anderes lässt dieses Feuer samstags in mir brennen.

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  3. Wenn gewinnen alles ist, warum sind dann bei Red Bull Salzburg so wenig Leute im Stadion ?

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  4. Das ist aber ein gewagter Vergleich. RB ist momentan dritter in der Tabelle, sowohl bei den Punkten als auch bei den Zuschauern. Im ersten Meisterjahr waren sie auch Spitzenreiter bei den Zuschauern, danach zumindest mal immer zweiter hinter Rapid. Glaubst du, da würde sich auch nur eine Seele hin verirren, wenn man da gegen den Abstieg spielen würde?

    Es geht doch niemand auf Dauer ins Stadion, wenn er genau weiss, dass nix zu holen ist. Man kann sich über die Saison durchaus damit abfinden, dass viel mehr als Abstiegskampf nicht drin ist. Aber wenn man nicht mal mehr an den Überraschungssieg glauben kann, dann geht man auch nicht hin. Da unterscheiden sich RB, Bochum und Bayern nicht.
    Das natürlich auch andere Faktoren wie Rivalität oder die Besonderheit eines Spiels das Erlebnis prägen ist doch klar. Aber am Ende gehst du hin um zu gewinnen. Es geht doch kein Bochumer gegen uns ins Stadion und sagt sich "Mönsch, 0:2, dat wär schon stark. Immerhin bleiben wir die graue Maus und das finde ich geil"

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  5. Ich konnte einfach die Zahl 3+1 nicht mehr bei den Kommentaren sehen ;)

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