Sonntag, 9. Januar 2011

„Erfolgsfans“ vs. „Ich war Sonntags in Cottbus dabei“

Wer mich kennt, weiß dass mich Veränderungen und Prozesse an sich sehr faszinieren. Ich finde es einfach unfassbar spannend zu betrachten, wie sich nachdem man am Faktor A gedreht hat die Punkte B, C und D verändern. Dabei ist es mit eigentlich auch fast egal um welches Thema es genau geht. Wenn es um ein Thema geht, das mich betrifft ist es natürlich noch interessanter auch wenn es mir nicht immer gefällt. Auf jeden Fall finde ich es interessan, dass sich bei uns in der Fanszene eine massive Veränderung ankündigt.

Dies äußert sich zunächst mal darin, dass wir massenhaft neue Fans dazu bekommen. Das lässt sich zunächst mal daran festmachen, dass Leute die seit Jahren fahren im Moment behaupten, dass die Bahnsteige voll sind mit Leuten, die sich noch nie gesehen haben, was allerdings ein sehr weiches Indiz ist. Natürlich trifft man überall dieselben Leute, aber die Anzahl der Gesichter die man nicht kennt ist doch größer als diejenigen die man kennt. Ein harter Indikator ist aber, dass langjährige Fanclubs deutlich weniger Karten bekommen. Das war in der Hinrunde schon so und wird in der Rückrunde noch extremer. Und die Karten müssen ja irgendwo hingehen.

Es hat sich unter vielen Leuten die schon seit langem Jahren fahren ein Pöbeln über die „Scheiß Erfolgsfans“ breit gemacht, was ich genauso falsch wie verständlich finde. Denn es ist ja erst mal eine völlig natürliche Entwicklung, dass Menschen sich mehr mit einem Verein befassen, wenn dieser Erfolge hat. Fast alle BVB Fans sind entweder familiäre bedingt schwarz-gelb geworden oder eben durch Erfolge. Eine ganze Fangeneration hat sich durch die Zeit in den 90er gebildet und das ist gut so. Es ist also für die Gesamtentwicklung zu begrüßen, wenn wir unsere Fanbasis verbreitern. Aus den „Erfolgsfans“ von heute bilden sich diejenigen raus die wenn es mal wieder nicht so läuft Sonntags nach Cottbus fahren. Es ist aber genauso verständlich, wenn Leute die Sonntags nach Cottbus gefahren sind sich beschweren, dass sie jetzt in Zeiten des Erfolges Probleme haben Karten zu bekommen. Das ist für den BVB eine klassische Tragödie in griechischer Tradition:. Egal wie er sich entscheidet es ist falsch. Wenn ich als Verein 5.000 Karten zu vergeben habe, aber 10.000 Bewerber kann ich mich nur falsch entscheiden.

Ein weiter Auswirkung die allerdings damit einher geht ist, dass es mit dem Qualität des Supports noch deutlich weiter nach unten gehen wird, was man ja jetzt schon beobachten kann.Es kommen eben Leute dazu, die noch nicht so lange dabei und auch wahrscheinlich zum Teil eine Spur weniger fanatisch ind. Hinzu kommt, dass ein großer Teil des „harten Kerns“ im Moment die Schnauze voll hat. Ich kenne einige Leute, die nächstes Jahr keine ADK mehr nehmen wollen oder die im Moment kaum motiviert sind zu den Spielen zu fahren. Und auch das macht sich natürlich an der Stimmung bemerkbar, denn man wird da eben eine Spur weniger fanatisch. Nicht im Herzen, aber kurzfristig im Kopf. Interessant ist es allerdings, dass ausgerechnet eine Saison in der man Meister werden kann bei vielen langjährigen Fahrern dazu führt sich rauszunehmen und über Veränderung nachzudenken. Als letzter Faktor kommt dazu, dass es inzwischen eher nicht darum geht zu gewinnen, sondern man Angst hat zu verlieren, was auch nicht zu besserem Support führt. Frag nach bei den Bayern.

Diese Entwicklung ist meiner Meinung nach unaufhaltsam und wird sich recht schnell verstärken. Es hat nach dem Pokalerfolg 89 keine 10 Jahre gedauert um aus dem besten Publikum der Liga ein Operettenpublikum zu machen, das erst „Wenn wir wollen kaufen wir Euch auf“ und dann „Scheiß Millionäre“ rief. Aber man muss da in größeren Dimensionen denken. Diese Entwicklung ist für den Verein historisch gesehen wichtig. Auch für die Fans. Irgendwo bekommt gerade ein 6 jähriger ein Trikot geschenkt, der in 15 Jahren – wenn Klopp und seine hoffentlich eintretenden Erfolg Geschichte sind – mit seinen Freunden ein großer Gruppe führt und sich Gedanken darüber macht wer wie wohinin welchem Block umzieht und wie man sonst die Stimmung verbessern kann.

Ganz alte "Tradition, Asche,Flamme"-Schule

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