Donnerstag, 6. Januar 2011

Das Video das mein Leben veränderte

Dieser Blog lebt ja von navigieren in dem Spannungsfeld zwischen Borussia, meiner Eitelkeit und dem Versuch meine Sicht der Welt zu erklären. Heute ist dann wohl mal das Thema Eitelkeit wieder dran. Wobei das eigentlich gar nicht stimmt. Es geht zwar um mich, aber diesmal eigentlich gar nicht darum meinen Narzismus zu befriedigen, sondern Euch an einem entscheidenden Wendepunkt meines Lebens teilhaben zu lassen.

Ich war ja lange Zeit – so von Anfang bis Mitte 20 – Tierrechtler. Ziemlich aktiv und so. Das ist von der Lebensweise dem Fußball-Leben gar nicht unähnlich, denn normalerweise ist man am Wochenende immer auf irgendwelchen Demos. Oder Tierrechtsveranstaltungen, Jagdsabotagen, Kongressen oder sonstigem Kram. Man kommt überall in Deutschland rum, trifft da Leute aus anderen Städten und verbringt Zeit zusammen. Und ab und zu ist man auch unter der Woche oder im Ausland unterwegs. Alles wie heute. Und natürlich doch ganz anders. Ich habe mich letztens mal gefragt, was aus der „Veganen Miliz Essen“ geworden ist und bin in dem Kontext auf einen Abschlussreader einer Tierrechtswoche in Hamburg gestoßen, die ich mit zwei weiteren Leuten vorbereitet hatte. War so eine typisch linke Veranstaltung. Ein Jahr Arbeit und dann ist der Kongress eskaliert, weil irgendwer irgendwem vorgeworfen hat er wäre faschistisch drauf. Als ich mir den Reader noch mal angeschaut habe, habe ich wirklich sehr schmunzeln müssen, über diesen Einblick in meiner Vergangenheit. Nicht, dass ich mich dafür schäme, aber die „-ismen“ flogen doch tief. Ich war jünger, radikaler und vor allem beruflich absolut perspektivlos.

Nach einer abgebrochenen Ausbildung zum Krankenpfleger habe ich als „Hauspfleger“ in Hamburg gejobbt und ansonsten eben für die politische Veränderung gelebt. Veganer waren damals noch weit mehr Außenseiter als sie das heute sind. Wir haben uns lange Zeit zu dritt in Dortmund und Witten getroffen, bevor ich dann nach Hamburg ging und ein andere von uns dreien die „Vegane Offensive Ruhrgebiet“ gründete, die dann recht schnell sehr durch die Decke ging. Ich war dann in Hamburg aktiv, aber logischerweise auch wieder oft im Pott, der sich zum Zentrum der deutschen aktiven Tierrechtsszene wandelte. Ich habe wirklich viele schöne Erinnerungen an die Zeit. Dass sich mein Leben dann gänzlich änderte habe ich tatsächlich eher einen Zufall zu verdanken. Oder anders gesagt: Wäre ich nicht Tierrechtler gewesen, wäre ich nicht bei Fernsehen gelandet. Denn 1994 wurde ich im Rahmen einer Demo gegen die „Dschungelnächte“ in Hagenbecks Tierpark als Sprecher für ein Kamerateam von Bravo TV ausgewählt. Ich habe den Beitrag letztens mal digitalisieren können und stelle den heute zur Verfügung. Meine Damen und Herren, sie sehen den ungeschützten, schonungslosen Blick in meiner Vergangenheit und den Beweis, dass ich mal wirklich dünn war. "Meine Fresse" sag ich nur.

Wie dem auch sei ich sagte nach dem Interview zur Pruducerin den Satz „Was muss ich denn machen um zum Fernsehen zu kommen?“ worauf die fragte „Würdest Du ein Praktikum machen?“ Ich wollte und war zwei Monate später als Praktikant bei Bravo TV. Und sechs Jahre später Leiter einer Abteilungeiner Redaktion mit 30 Leuten, einem Dienstwagen und einem Ego so groß wie ein Haus. Fernsehkarrieren in den 90ern waren echt komisch. Da weiß man woher der Sruch stammt: "Sei nett zum Pförtner, er könnte morgen Dein Chef sein".

Inzwischen hat sich das alles normalisiert. Ich habe einen Job in einer Firma, die mir wirklich am Herzen liegt und bin ziemlich weit weg vom Radikalismus der damaligen Zeit. Die mir übrigens eher vorkommt, als wäre sie 50 Jahre vorbei. Wobei ich natürlich immer noch politisch interessiert bin. Auch wenn wir Fanrechte inzwischen dann wichtiger sind als Tierrechte. Aber zu Hagenbeck würde ich immer noch nicht gehen und ich finde auch nach wie vor, dass man sich über seinen Fleischkonsum Gedanken machen sollte.

Und nun viel Spaß mit dem Video, dass mein Leben veränderte. Lachen über meine Optik ist ausdrücklich erlaubt.

7 Kommentare:

  1. Ist doch Super das du dich damals dafür eingesetzt hast. Wie ist eigentlich deine Einstellung zu den heutigen Verhältbissen in Zoos? hat sich das in deinen Augen verbessert oder gar verschlechtert??? Die Zoos bemühen sich ja die Tiere Artgerecht zu halten. Und so schlimm war die Bombenleger Frisur auch nit :P

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  2. Heute fällt die TAN dann nur noch damit auf, gemeinsam mit anderen Filmvorstellungen von Claude Lanzmann gewalttätig zu verhindern.

    Die Partner der TAN ("SoL") haben sogar dafür gesorgt, dass die Flora dieses Jahr nicht mehr offen an der 1. Mai-Demo teilnehmen wollte.

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  3. badehaubendealer7. Januar 2011 um 14:51

    Darf ich in Anbetracht der Behandlung von Auswärtsfans über Dein politisches Engagement behaupten, du habest nach wie vor ein Herz für Tiere? ;)

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  4. Vielleicht kannst Du ja die Frage von Serdar Somuncu beantworten.

    "Dürfen Veganer eigentlich Oralverkehr haben?" ;-)

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  5. "Dürfen Veganer eigentlich Oralverkehr haben"

    Nein, dann nehmen die ja Fleisch in den Mund.

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