Meistens kommt es ja total anders als man denkt. Gestern zum Beispiel. Ich hatte ursprünglich geplant mich Ostermontag auszuschlafen, dann darüber zu bloggen, warum ich Pyro immer noch scheiße finde und anschließend zu Hause rumzugammeln. Zu Hause rumgammeln ist ohne Fußball aber echt scheiße. Gut, ich habe inzwischen Sportdigital TV auf dem man den ganzen Tag – live oder als Konserve – Major Soccer League, italienischen, russischen, niederländischen und türkischen Fußball schauen kann, aber das schien sogar mir zu sinnlos bei dem Wetter, so dass ich das Projekt „Hamburger Amateurfußball“ in Angriff nahm, vor dem ich mich bisher immer gedrückt hatte.
Über einen Facebookpost stellte sich dann raus, dass ein Dortmunder Szenegesicht zu einem entscheidenden Kick um den Aufstieg aus der Kreisklasse antreten musst, so dass sich zur nachtschlafenden Zeit um 10:45 Uhr eine kleine Dudes-Abordnung bestehend aus Chris, Kutten-Elo und mir auf einem Rasenplatz irgendwo in Horn einfand . Auch der anonyme Ehren-Dude gab sich zu Beginn der zweiten Halbzeit noch die Ehre und so nahm ein wirklich sehr lustiger Sonntag seinen Anfang.
Ich war bisher eigentlich der Meinung, dass ich mit Amateurfußball nichts anfangen kann. Die Unterstützung der Amateure des Ballspielvereins hat für mich immer was latent Aufgesetztes. Das fühlt sich für mich künstlich an. Soll machen wer will, aber meine Welt ist das nicht. Und bei unterklassigem echtem Amateursport war ich auf Grund meiner Vergangenheit irgendwie gespalten. Mein Vater war in den 80ern mal Präsident des VfB Annen und was es da an Intrigen und Ekelhaftigkeiten gab, hat nichts, aber auch gar nichts mit „ehrlichem Amateursport“ zu tun. Trotzdem sei an dieser Stelle mal darauf hingewiesen, dass ich in sehr jungen Jahren keine Unterstützung für die E-Jugend von TuS Heven war, bei der ich gerade mit Amüsement fstgestellt habe, dass da mein ehemaliger Englisch-Lehrer zweiter Vorsitzender ist. Schism Klein rules.
Aber ich muss nach gestern alles zurücknehmen, was ich bisher dachte, denn wie bereits gesagt, entwickelte sich Ostermontag zu einem sehr lustigen „Sonntag“. Das Spiel um den Aufstieg entwickelte sich zu einem packenden Match auf Augenhöhe, wobei die deutlich stärkeren Eilbeker wie der BVB spielten. Zwar nicht auf technischem Niveau, aber man versuchte immer den Ball noch mal zu passen, während der HT16 nur zwei Chancen bekam und diese dann eiskalt versenkte. Die 2:1 Niederlage des SC Eilbek war daher so logisch, wie unnötig. Ansonsten wurde jedes Klischee des Amateursports erfüllt. Pöbelnde Trainer - von denen einer aussah wie Wolfgang Rolf - meckernde Zuschauer und ein durchgetretenes Schienenbein, das sich einige Stunden später zum Glück nur als sehr schwer geprellt rausstellte.
Als das Match diverse Biere später zu Ende war zogen Kutten-Elo, der anonyme Eheren-Dude und ich noch weiter, um uns das Bezirksliga Match der ersten Mannschaft des SC Eilbek gegen Poppenbüttel anzuschauen, während Chris der alte Streber lernen ging. Hier gesellten wir uns zur Mannschaft von SC Eilbek 2, die nun auf Höhe des Mittelkreises Bier trinkend und aufgereiht wie die Hühner an Tischen saß und sehr laustark die 1. Mannschaft unterstützte. Es war interessant zu sehen, dass der Sport zwei Klassen höher doch schon deutlich mehr nach Fußball aussieht, auch wenn auch das unterklassige Match vier Stunden früher weit weg von reinem Gebolze war. Zum Opfer des Tages wurde die Nummer 20 von Poppenbüttel. Denn sobald der auch nur in die Nähe des Balles kam oder einen Eilbeker berührte schrie der versammelte Mob „Ey, schon wieder die 20. Gib dem doch eine Karte“, was den Knaben zusehends zermürbte. Wirklich lustig, wenn auch nicht nett. Nach dem 1:0 für Eilbek ging ein wirklich guter Tag zu Ende. Kutten Elo und ich beschlossen reichlich Knülle dem Hamburger Amateurfußball öfter die Ehre zu geben. Es gibt bei schönem Wetter deutlich schlimmer Arten den Tag totzuschlagen.
Ich habe Dir Unrecht getan, Amateurfußball. Du kannst sehr unterhaltsam sein.
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