Gegen Nürnberg sollten wir mal wieder gewinnen, wenn es mit der Europaliga noch entspannt klappen soll. Von der Championsleague reden wir am besten gar nicht mehr. Das war wohl auch vermessen und für uns noch zu früh. Aber natürlich kann es auch sein, dass wir die Europa-League noch verpassen. Das wäre zwar ärgerlich, aber das Leben ist kein Wunschkonzert. Deswegen ist es Zeit mal die Vorzüge der Nichtteilnahme hervorzuheben. Schafft nur Ärger dieser Europapokal. Braucht man nicht.
Als erstes mal die Nerven. Man ist doch schon als Fan eines normalen Bundesligisten ohne Europa-Ausflüge immer vor den Spielen so angespannt und malt sich Tage vorher aus, wie es laufen könnte, wer wie spielt und was tabellarisch möglich wäre. Wenn man das dann auch noch regelmäßig zweimal die Woche hat, ist das doch viel zu anstrengend. Vor allem in meinem Alter. Ich könnte einen Herzinfarkt bekommen. Oder Schlaganfall. Oder zumindest einen Wutanfall. Da ist es doch viel schöner, wenn man nach dem Spiel eine Woche zur Erholung hat. Und in der Woche kommt dann mein Zivildienstleistender und schiebt mich in die Sonne, damit ich mich erhole.
Dann der Stress. Ich bin oft genug schon im Job angestrengt, weil ich Angst habe, dass es mit einem Spielbesuch nicht klappen könnte. Wenn ich an die Game Awards zurückdenke, weiß ich bin heute nicht, wie ich das geschafft habe, alle Spiele zu sehen. Ich habe mir wochenlange Gedanken gemacht wie ich die Woche mit Leverkusen, Osnabrück und Bremen schaffen soll. Wenn ich mir nun überlege, dass ich nächste Saison dann europäisch fahre, dann ist das natürlich noch mehr mit der Gefahr verbunden, dass da beruflich was dazwischen kommt. Ab dem Moment, wo ich die Reise buche, werde ich morgens mit dem Gefühl aufwachen, dass bestimmt ein extrem wichtiger Termin reinkommt, der mich am Reisen hindert. Denn natürlich hat der Job im Konfliktfall Vorrang. Und natürlich werde ich auch nicht alle Europapokalspiele – so es denn mehr als eines gibt – fahren können. Weil mir mein Chef - und das völlig zu Recht - was erzählen würde, wenn ich jede zweite Woche von Dienstags bis Donnerstags weg bin. Also müsste ich mir viele Spiele eh im Fernsehen anschauen und hätte deswegen schlechte Laune. Das ist nichts für mein schwaches Herz.
Und dann das Geld. Ich gebe eh schon für Fußball mehr Geld aus, als mir eigentlich gut tut. Die Fahrerei geht enorm ins Budget. Wenn ich mir dann noch überlege, dass zu der normalen monatlichen Belastung das Geld für Europapokaltickets, sowie die Reisen nach sonst wo hinzu kommen. Ich sehe schon das freundliche Gesicht meines Bankberaters vor mir, der mir sehr verständnisvoll aber bestimmt erklärt, dass mein Konto doch deutlich überzogen sei und er meine Fußballeuphorie zwar verstehe, aber ich mir mal überlegen müsse, wie „wir“ das ändern mit dem Kontostand. Und ich mir dann überlege, ob man wirklich Telefon, Strom und Essen braucht, wenn man stattdessen auch zum Fußball fahren kann, um die Frage zähneknirschend mit "ja" zu beantworten.
Europapokal hat also nur Nachteile. Alles doof. Braucht kein Mensch. Überflüssig. Nervkram. Spinnerei. Aufgeblasene Scheiße, um uns Fans noch mehr zu schröpfen und der UEFA die Taschen voll zu machen. Pfui! Das prangere ich an. Es spricht wirklich nichts für daran teilzunehmen.
Außer, dass ich doch so gerne nach Kasan, Liverpool und Madrid möchte
Als ob rationales Denken bei Fussballfans auch nur ansatzweise etwas bringen würde ;)
AntwortenLöschenLetztendlich ist doch ein Großteil von uns einfach nur masochistisch veranlagt und kann sich nichts schöneres vorstellen, als nach 30 Stunden Fahrt bei -10 Grad in einem Stadion in Aserbaidschan zu stehen.