Gestern hatte ich ein Erlebnis der dritten Art. Es nannte sich Fan-Delegierten-Tagung. Der BVB hatte zu selbiger Tagung je zwei Vertreter der Fanclubs eingeladen. Ich hatte am Montag sowieso einen beruflichen Termin in Köln und da ich ja überall arbeiten kann, wo ich Internet und Telefon habe, verlegte ich mein Büro am Dienstag in das Arbeitszimmer eines Kumpels in Köln, um Abends gen Dortmund zu fahren. Die Teilnahme kostete mich also weder Geld noch einen Arbeitstag. Zum Glück. Hätte ich für diese Veranstaltung das eine oder andere investiert, wäre ich glaube ich durchgedreht.
Man könnte auf so einer Fan-Delegierten-Tagung bestimmt eine Menge besprechen. Themen, die man mal anpacken könnte, würde es genug geben. Man könnte diverse Fanthemen auf den Tisch bringen, kontrovers diskutieren, sich drüber streiten und die sogar lösen. Ich gebe zu, dass mit dem „lösen“ wäre eine sehr ideale Welt, aber ich bin bei so was gnadenloser Optimist. Aber man könnte eben zumindest drüber sprechen und die Dinge benennen. Doch in unserem Fall ist Fußball doch ein Konjunktiv, denn den anwesenden ca. 100 Personen wurde stattdessen Jürgen Klopp präsentiert. Garniert mit dem Hinweis, man möge doch mit Trainer nicht über Organisatorisches reden, sondern über sportliche Dinge. Natürlich. Sehr gerne, sehr wohl!
Verstehen Sie mich nicht falsch, ich diskutiere auch gerne über Fußball. Aber es ist halt was anderes, ob ich in einem Internet-Forum mit jemandem streite, der genauso viel – bzw. eher wenig - Plan hat wie ich, oder ob ich mit einem der besten Trainer Deutschlands darüber rede. Ich finde Diskussionen mit Jürgen Klopp über Fußball so sinnvoll als würde ich mit Stephen Hawkins über Physik reden. Wäre ich ein gleichwertiger Gesprächspartner für unseren Trainer, dann würde ich auch auf dem Podium sitzen und viel Geld verdienen, weil ich selber Bundesliga-Trainer wäre. Kritische Fragen über die Qualität einzelner Spieler sind in solchen Runden eher witzlos. Noch sinnfreier als die psyeudokritischen Fragen waren allerdings die willfährigen Anbiederungen einiger anderer Anwesenden, die dem Trainer gute Arbeit bescheinigten. Ich vermute mal, dass er das vorher schon wusste. Aber schön, dass wir drüber gesprochen haben. Wäre ich Aki Watzke oder Jürgen Klopp hätte ich kein schönes Bild über den Fan als solches. Oder anders formuliert. Der Fan wird erst in der Masse zu was besonderem.
Der Rest des Abend war Folklore durch Watzke und Klopp, sowie die erneute Erkenntnis, dass du eine Gruppe BVB-Fans in jede Richtung steuern kannst, wenn Du an der richtigen Stelle Kritik an oder Witze über das GE-sindel einstreust. Ich weiß gar nicht, was ich grauenhafter finde, die Vereinsführung, die meint – warum auch immer – keine Diskussion über Fanthemen haben zu müssen oder diejenigen Fanclubvertreter, die glücklich lächelnd von dannen schreiten, weil Jesus Klopp zu ihnen gesprochen hat. So sehr ich unseren Trainer selber toll finde: Ein guter Trainer ist kein Grund seinen Verstand an der Haustür abzugeben. Der Mann lässt sich hervorragend einsetzen um Leute in die Richtung zu lenken in die man sie gerne hätte. Man bindet den quasi wie eine Mohrrübe vor das Pferd namens Fans und so läuft der Gaul in jede gewünschte Richtung. Auch wenn ich weiß wie leicht Leute zu manipulieren sind: Wenn die auf derselben Seite des Tisches sitzen wie ich frustriert mich das zutiefst. Aber wahrscheinlich bin ich einfach nur undankbar, der Abend gestern war großartig und ich einfach ein Miesepeter.
Und wissen Sie was? Ich bin es gern.
Opium fürs Volk?
AntwortenLöschenHi Marc,
AntwortenLöschenich denke, dass du da mit den falschen Erwartungen hingegangen bist. Kritische Gespräche, egal ob beim Fußball oder in anderen Bereichen, kann man meiner Meinung nach nicht mit 100 Leuten führen. Das geschieht hinter den Kulissen oder im kleinen Kreis.
Ich persönlich hätte schon gerne mal mit Jürgen Klopp über Fußball disktutiert, aber die Frage ist dann eben auch, ob die Anwesenden wirklich von ihm wissen wollen, wie er die taktische Grundausrichtung für die neue Saison sieht; ob er in der Ausbildung von Spielern Wert auf die Verinnerlichung mehrere taktischer Systeme legt oder wie Ajax z.B. alles auf das 4-3-3 ausrichtet und so weiter. Sowas wird die meisten eher Nerven als erfreuen.
Bei Fanthemen ist es meiner Meinung nach ähnlich: Ich glaube nicht, dass sich die Leute Gedanken machen um das, was aktuell in Deutschlands Stadien passiert.
Mir ging es jetzt gar nicht um das politische Dingen, sondern eher darum mal eine Bestandsaufnahme zu machen, wo bei den Fanclubs so der Schuh drückt. Ganz platt.
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