Samstag, 17. April 2010

Dortmund – gefühlte Heimat

Die Stadt Dortmund und ich haben ein komisches Verhältnis, wie mir gestern mal wieder bewusst geworden ist. Ich verbringe dieses Mal das ganze Wochenende im Pott bzw. ich bin sogar bis Mittwoch da. Denn weil ich am Montag einen Termin in Köln habe, habe ich es mir für Dienstag eine Arbeitsmöglichkeit organisiert, so dass ich am Abend die Fandelegiertentagung noch mitnehmen kann. Das ist jetzt aber auch eigentlich völlig egal, denn wichtig an der Geschichte ist, dass ich schon gestern angereist bin, von Bahnhof auf das „U“ geschaut habe und mich fragte, ob ich nicht doch mal wieder in Dortmund leben könnte.

Man muss dazu wissen, dass ich sowohl mütterlicher- wie väterlicherseits aus einer Familie komme, die seit Generationen in Dortmund gelebt hat und die sich alle als Dortmunder begreifen, auch wenn sie inzwischen nicht mehr dort wohnen. Obwohl meine Eltern als meine Mutter mit mir schwanger war bereits in Witten lebten, hat mein Vater darauf bestanden, dass meine Mutter in Dortmund entbindet, damit ich Dortmund als Geburtsstadt im Ausweis habe. Und als meine Großeltern noch in Hombruch wohnten, bin ich als Kind da ziemlich oft gewesenen, aber ansonsten habe ich nie in Dortmund gelebt. Trotzdem hat es mich da Zeit meines Lebens immer hingezogen, auch wenn gerade kein Fußball war, während meiner Freunde sich alle mehr Richtung Bochum orientierten. Eine Stadt mit der ich überhaupt nichts anfangen kann. Als ich 15 war sind meine Eltern Nach Witten-Rüdighausen gezogen und leben bis heute direkt auf der Stadtgrenze zu Dortmund, was mir sehr recht war und ich habe folgerichtig auch meinen Zivildienst in Dortmund gemacht.

Seit ich 1991 nach Hamburg gezogen bin fühlte mich in Dortmund weit aus mehr zu Hause - wenn ich wieder im Pott war - als in Witten und dass obwohl in in Witten jeden Winkel kenne, während Dortmund mir was Wege und Lokalitäten angeht in seiner Gänze viel viel weniger bekannt ist. Aber da war immer dieses „Hier bist irgendwie zu Hause“, was man ja eigentlich eher an dem Ort vermutet an dem man aufgewachsen ist. Allerdings immer mit der klaren Aussage, dass ich nie wieder im Pott wohnen möchte. Aber seit ich in den letzten zwei Jahren wieder jedes zweite Wochenende in der Stadt bin, verstärkt sich dieses Heimatgefühl deutlich. Ich bin gestern mit einer Freundin im Zug gefahren von Hamburg her gefahren und wir haben recht ausführlich über die Vor- und Nachteile des Ruhrgebietes geredet. Die gute hat auch eine ähnliche Geschichte wie ich. Im Pott geboren, nach Hamburg gegangen, dann wieder in den Pott gezogen und nun wieder nach Hamburg. Wir sind uns beide einig, dass die Leute im Ruhrgebiet eigentlich phänomenal sind und sehr interessant fand ich auch ihre Einschätzung, dass sich Dortmund inzwischen eigentlich zur spannendsten Stadt im Pott gemausert hat, wenn es um Kultur und ähnliche Geschichten geht. Allerdings hat die Dortmund auch einen enormen Nachteil: Es ist wirklich nicht schön. Das ist ein Punkt über den man mit fanatischen Dortmundern nicht reden kann, weil die dann gleich hektische Flecken bekommen und darauf hinweisen, dass man die Stadt nicht kennen würde, da gäbe es auch sehr schöne Ecken und überhaupt. Was ja alles auch seine mag. Aber wenn man Hamburg und Dortmund nebeneinander stellt muss man schon sehr lokalpatriotisch sein, um zu behaupten, dass die Städte gleich schön wären. Aber dass Architektur und Landschaft nicht alles ist, weiß ich spätestens seit meiner Zeit in München. Schöne Stadt mit schlimmen Menschen.

Aber ein Umzug steht auch eh nicht auf dem Programm, weil ich mich in Hamburg sehr wohl fühle und vor allem sehr an meinem aktuellen Arbeitgeber hänge. Ich kenne den Laden seit er gegründet wurde und das ist auch irgendwie „meine“ Firma. Sollten sich die Wege meiner Company und mir mal trennen sähe die Situation da ja anders aus. Denn in Hamburg sind die Jobaussichten für mich eher mau und nach München will ich ums verrecken nicht. Und wieder nach Bonn zu ziehen wäre auch nur eine 1b Lösung. Und so stand ich gestern vor dem „U“ und überlegte durchaus mal ernsthaft, was ich mit meinem Hintergrund in Dortmund wohl arbeiten könnte. Die Antwort lautet allerdings „Sehr wahrscheinlich gar nichts.

Es muss also niemand hektische Flecken bekommen. Ihr seid sicher

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