Nachdem ich als ich das Interview des neuen BVB-Marketing-Direktor Carsten Cramer bei der Kirsche gelesen habe, war ich ja zunächst auf Grund seiner Aussagen in Bezug auf das Westfalenstadion ziemlich erbost. Nun hatten wir den neuen Mann beim BVB gestern als Gast für den „Auslaufen“-Podcast und ich muss meine Meinung revidieren. Nicht inhaltlich – da ist und bleibt für mich Kommerz nichts weiteres als ein notwendiges Übel das in seinen Extremen abzulehnen ist – sondern in Bezug auf Carsten Cramer. Wir haben dem teilweise schon ganz schön auf den Zahn gefühlt und man hatte es da auf der anderen Seite mit jemandem zu tun, der zwar eine klare Meinung hat, aber Argumenten nicht verschlossen ist.
Gerade in Bezug auf das Thema Westfalenstadion entwickelte sich gestern eine lebhafte Diskussion bei der Cramer sich an keiner Stelle wegduckte, sondern immer klar Stellung bezog. Natürlich kamen wir da inhaltlich auf keinen gemeinsamen Nenner, aber trotzdem empfand ich die Diskussion als interessant. Vor allem weil Cramer einen Teil seiner Aussagen im Kirsche-Interview – auch in Bezug auf ein Gespräch mit TU – wieder relativierte. Ich bin ja ein Fan von Leuten, die sich weiterentwickeln, das ist eine Eigenschaft die viel zu wenige Menschen haben. Nach über drei Stunden Gespräch muss ich sagen, dass ich Carsten Cramer für eine sehr gute Wahl halte. Sowohl fachlich als auch in Bezug auf das Thema Tradition.
Allerdings muss ich zugeben, dass ich mich bei dem Interview auch sehr schizophren gefühlt habe. Denn viele Dinge, die der private Quambusch als Fan total und radikal ablehnt fasziniert den beruflichen Quambusch und würde er gerne weiter denken. Wobei genau die Kunst eben wohl ist das so in Übereinklang zu bringen, das privater und beruflicher Quambusch zufrieden sind. Und nach dem Abend muss ich sagen, dass beide Ebenen die in mir streiten bei Cramer ein sehr gutes Gefühl haben. Natürlich wäre es anmaßend von mir zu behaupten ich könne seinen Arbeit beurteilen, aber man kann nach so einem Abend auch mit einem schlechteren Gefühl in Bett gehen.
Der Podcast steht ab morgen zum Download zu Verfügung und ich bin gespannt wie der ankommt. Wer Kommerzialisierung unkritisch gegenüber steht, für den Fußball nur eine Freizeitbeschäftigung ist und der einfach nur ein gutes Spiel sehen will, für den ist der Podcast wahrscheinlich eher öde. Wer sich aber für das Spannungsfeld zwischen Offiziellen und Fans, zwischen Kommerz und Tradition, zwischen Inszenierung und Wahrhaftigkeit intereessiert, der wird hoffentlich beim Hören ein paar Anregungen bekommen. Ich freu mich auch darauf mir das Ding noch mal anzuhören und hoffe, dass mein Gefühl dass das gestern ganz gut war Bestand hat.
Aber wahrscheinlich ärgere ich mich wieder nur über die Dinge, die wir nicht gefragt haben.
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