Donnerstag, 24. März 2011

Panta rhei

Fußball hat sich verändert für mich. In den letzten zwei Jahren habe ich mich ziemlich von Links nach Rechts gedreht. Früher war Fußball für mich eine Insel im Alltag, die mit Suff und Abschalten das Leben erträglicher gemacht hat. Inzwischen verbringe ich jede Wochen eine Menge Stunden damit mich um Fanthemen zu kümmern und meine To-Do-Liste für Fußball ist inzwischen genausolang wie die auf der Arbeit. Auch meinen Vorsatz zumindest die Spieltage "politikfrei" zu halten habe ich über Bord geworfen bzw. über Dord werfen müssen. Bei Auswärtsspielen gelingt mir das ab und zu, aber beim Heimspielen rede ich eigentlich immer mit irgendwem über irgendwas. Fußball ist zu einem Zweitjob geworden, der mich fordert und anstrengt. Ich würde einfach gerne mal wieder zum Fußball fahren, mir die Birne zuhauen und mich um nichts kümmern. Aber die Zeiten sind vorbei.Es es war auch alternativlos. Eine Freundin, die mich gut kennt und sehr ähnlich tickt wie ich hatte mir genau das vorausgesagt.

Das klingt jetzt vielleicht etwas jammerig, ist aber gar nicht so gemeint. Panta rhei - Alles ist im Fluß. Auf der Habenseite stehen jede Menge Projekte, die ich (mit) angeschoben habe und auf die ich nicht verzichten möchte. Und jede Menge Leute die ich kennenlernen durfte, die ich irgendwie auch nicht missen möchte. Es gibt halt nur einfach Tage und Wochen an denen mir diese Insel fehlt die Fußball für mich mal war. Selbst die Beschimpfungen im Blog haben nachgelassen, weil dann die meisten Leute doch wissen, dass ich im Blog zwar dicke Hose mache, aber in der Realität auch gerne mit anfasse. Wobei der Blog sich auch verändert hat. Der dickhosige Kotzbrocken ist auch virtuell für seine Verhältnisse konstruktiv und lieb geworden. Aber irgendwie fehlt mir selbst das Gemopper über mich. Gerade in Zeiten wie diesen.

Mein aktuelles Projekt in der Firma spannt mich so ein, dass ich morgens bevor ich irgendwas mache mein Mails auf dem Handy checke und von morgens bis Abends einfach unfassbar angespannt bin. Ich bin ja generell jemand, der wenig Ruhe hat, aber aktuell gibt es einfach gar keine Momente zu zurücklehnen mehr. Leider kann ich mir da auch aus dem Fußball-Kram nichts rausziehen, weil ich immer nur die Punkte sehe, die liegen bleiben und noch zu tun sind und das was umgesetzt ist innerlich unter „War doch gar nichts“ abhake. Ich fühle mich leider grundsätzlich ungenügend und zu schlecht. Und je mehr ich tue um so mehr Dinge schiebe ich an aus denen sich aber immer mehr „To Dos“ ergeben. Weiter, weiter, immer weiter.Diese psychische Ausnahmezustand macht mich auf Dauer wahrscheinlich fertig, aber ich habe nun 40 Jahre geschafft und sehr viel kaputter als ich bin geht´s auch nicht mehr.

Scheiß drauf - Aus mir wird halt nicht mehr der Dalai Lama.

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