Montag, 22. November 2010

Ich geh mit Dir, Borussia

Fußball-Lieder sind fast immer kitschig. Man singt da manchmal Texte mit, bei denen man von Außen betrachtet einfach nur kotzen müsste. Ein ganz besonderes Exemplar der Kitschsuppe ist der Song „Ich geh mit Dir, Borussia“. Musikalisch gerade mal auf Hobbykeller-Niveau und textlich so kitschig süß, dass man Angst um seine Zähne hat. Manchmal findet man aber selbst in einfältigen Text die reine Wahrheit. Oder wer würde im Moment folgende Textpassage nicht sofort unterschreiben?

mein Fussballherz ist hoch erfreut
und dass in mir die Sonne lacht
das hat Borussia Dortmund gemacht.


Da steht die Wahrheit, liebe Freunde, wer will es bestreiten. Hier lacht die Sonne. Egal wie dunkel es draußen ist. Der Winter macht mich normalerweise depressiv. Wenn ich morgens um 8 Uhr rausschaue, es immer noch nicht hell ist und – viel schlimmer – auch nicht mehr richtig hell wird, bevor es um 16 Uhr wieder in die Nacht geht, möchte ich mich ganz tief in meine Höhle graben und bin neidisch auf alle Tiere, die das Glück haben Winterschlaf machen zu dürfen. Die dunkle Jahreszeit geht echt so gar nicht. Aber im Moment habe ich das Gefühl, dass ich so was wie eine private Sonne in der Tasche habe. Ich denke an den BVB und meine Laune hellt sich schlagartig auf. Ich sitze hier mit dem fettesten Grinsen, dass man sich vorstellen kann. Man ist wie ein Mond, der vom Sonnenglanz seines Vereines bestrahlt wird und ein wenig mitglänzen darf. Glückliche Fügung mit drei Buchstaben – B V B.

Ich kann das alles nicht glauben, was da im Moment abgeht. Ist das wirklich unsere Borussia, die da spielt als hätte es die Bayern nie gegeben? Die Spiele dominiert und nun auch noch dreht? Ist das wirklich die Borussia, die sich vor ca. drei Jahren durch die Liga rumpelte und von gewissen Menschen schon zur grauen Maus erklärt wurde? Ist das wirklich mein Verein, der da so durch die Liga geht, wie das Messer durch die Butter? Das kommt mir alles irreal vor. Wie ein Traum. Es ist ja nicht so, dass wir gut spielen, wir spielen FANTASTISCH. Da haben wir mal eine grottige Halbzeit wie in Freiburg und spielen den Gegner dann noch in der zweiten Hälfte an die Wand. Ich kann das alles nicht glauben und hoffe inständig, dass mich keiner weckt.

Mir ist es übrigens wirklich relativ egal, ob wir am Ende Meister werden oder nicht. Alleine dafür, dass ich diese wunderbare Phase erleben durfte liebe ich den Verein. Was der BVB uns schenkt kann uns sonst niemand geben. Diese Gefühl ist einmalig und durch nichts zu ersetzen. Und wenn wir noch mal abstürzen sollten, dann ist das halt so. Klar wäre das nicht schön, aber man darf nun auch nicht undankbar sein dem Schicksal gegenüber. Und nicht selbstgefällig. Es kann viel passieren. Wenn sich Nuri und/oder „Manni“ verletzen, wäre das wohl nicht zu kompensieren. Deshalb freuen wir uns einfach über diese Momentaufnahme und hoffen drauf, dass sie noch möglichst lange anhält.

Und wenn uns am Ende einer die Meisterschale vorbeibringt, würden wir ihn auch nicht vom Hof jagen.

1 Kommentar:

  1. ich hab schon seit einigen wochen so ein good bye lenin gefühl. so wie dort das weiterbestehen der ddr inszeniert wurde wird mir die perfekte bundesliga saison vorgespielt. ich weiß nicht was mir oder dem verein zugestoßen ist, aber irgendwer betreibt für mich enormen aufwand mir eine realität glaubhaft zu machen in der wir jedes spiel gewinnen und alle andern nicht von der stelle kommen. vielleicht bin ich auch teil der matrix geworden. falls jemand fragt, ich nehm die blaue pille.

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