Montag, 8. November 2010

Ein einen Taxi nach ….äh, Hannover

Es gibt Spieltage, die wird man so schnell nicht vergessen. Der 11. Spieltag am 07.11. 2010 in Hannover gehört definitiv dazu. Und das nicht – oder nicht nur - wegen des herausragenden 4:0. Es fing alles ganz harmlos an. Wir hatten einen recht frühen Treffpunkt in Hamburg ausgemacht, um entspannt mit dem Metronom nach Hannover zu fahren und ganz ohne Zeitdruck bis zum Stadion zu laufen. Der Plan ging soweit auch erst mal auf. Wir stiegen in Uelzen um und fuhren mit einem Zug voller BVB –Fans Richtung Hannover. Und dann kam Unterlüß und das Verhängnis nahm seinen Lauf. Denn knapp hinter dieser 3000 Einwohner Gemeinde hatten sich drei Anti-Castor-Aktivisten an die Gleise gekettet. Der Zug musste bremsen und der Lokführer schilderte die Situation. Und da standen wir nun also wie John Wayne im Western Express.

Ich bin ja früher eine ziemliche Zecke gewesen. Und auch wenn sich meine politische Meinung doch deutlich in die Mitte verschoben hat, habe ich mir bis heute eine Faszination für Widerstandstechniken bewahrt und bin da eigentlich immer recht gut auf dem laufenden. Daher wusste ich, dass sich der Atomkraftgegner von Welt nicht einfach ankettet, sondern auch im Extremfall noch in einem Rohr einbetoniert. Und dass das eben ganz lange dauern kann, weil man das ganze Gleisbett ausheben muss. Aber die Hoffnung gibt ja zuletzt den Löffel ab. Daher war ich noch ganz optimistisch, auch wenn der Optimismus mit leichter Skepsis gemischt war.

Mit zunehmender Zeit wurde die Stimmung im Zug doch deutlich schlechter. Inkl. sinnfreier Hasstiraden á la „Fahrt doch einfach drüber“. So was ist ja tendenziell affig. Man ist entweder für Atomkraft oder dagegen. Und man ist für Maßnahmen wie das Festketten im Gleis oder lehnt diese als illegal ab. Atomkraftgegner aber scheiße zu finden, weil man gerade nicht zum Spiel kommt ist doch wirklich eine sehr auf den Mikrokosmos bezogenene Weltsicht. Natürlich ist das sauärgerlich, aber man ist ja auch nicht der Mittelpunkt der Welt. Aber natürlich war die Situation für uns im Mikrokosmos mehr als „bedrohlich“ und man überlegte angeregt, was man tun könnte. Als Vorschlag stand irgendwann im Raum, dass man die Notbreme zieht - was die Verriegelung der Türen öffnet – und zu Fuß nach Unterlüß läuft und von da aus Taxis nimmt. Allerdings merkten einige nicht zu Unrecht an, dass das illegal und - angesichts der Tatsache, dass der Wald voller Polizisten war – vielleicht auch nur halbschlau. So was führt ja dann immer zu absurden Situationen, wie z.B. dem Umstand, dass man ernsthaft versuchte eine Mutter zu überreden, dass deren Kind die Notbremse zieht, weil das ja noch nicht strafmündig ist. Fans sind schon merkwürdige Wesen.

Als dann klar wurde, dass das nichts mehr wird mit dem Stadion fing die Situation dann doch an zu leicht eskalieren, bis ein wirklich kluger Mensch auf die Idee kam die Cops anzurufen und zu sagen, dass da ein Haufen schlecht gelaunter Fans im Zug sitzt, die Situation bald eskaliert und sie sich was einfallen lassen sollten. Und – manchmal sind die Bullen gar nicht so dumm – wir durften dann nach Unterlüß zurücksetzen und da aussteigen. Nun war man ja aus dem Zug raus, aber weit weg vom Stadion. Es fuhren zwar Pendelbusse nach Celle, aber das nützt ja auch nix. Wir hatten im Zug schon drei Taxis bestellt von denen aber nur zwei nach unendlich langer Wartezeit kamen. Der Taxifahrer rief noch einen Kollegen, der angeblich „in fünf bis 10 Minuten“ da sein sollte. Ich opferte mich mit zwei weiteren Leuten und wartete auf das dritte Taxi. Bei dem sich aber irgendwann raus stellte, dass das aus Celle kam und von 5 bis 10 Minuten keine Rede war. So langsam wurde meine Laune dann doch schlechter und ich überlegt ernsthaft nach Celle zu fahren und da Sky zu schauen, statt gar nichts vom Spiel zu sehen. Kurz vor Beginn der 1. Hälfte kam dann aber das Taxi und wir düsten zum Stadion. Wenn man schon nicht im Taxi nach Paris fahren kann, dann doch wenigstens nach Hannover.

Die erste Halbzeit hörten wir dann auf NDR2. Eine komische Situation, weil der Reporter die ganze Zeit gar nicht aus dem schwärmen über die „überirdische“ Spielweise des BVB raus kam. Es ist komisch so was zu hören. Man denkt die ganze Zeit: "Redet der über meinen Verein? Das kann doch nicht sein." Pünktlich zur zweiten Halbzeit waren wir dann im Block. Für schlappe 110€ pro Taxi. Geteilt durch 11 macht das 30€. Geld, was ich aktuell gerade nicht überhabe. Also mal so gar nicht. Die Steuer hat zugeschlagen und die Nebenkosten wurde auch diesen Monat abgebucht. Aber was tut man nicht alles für diesen Verein.

Aber wenigstens lohnt es sich.

2 Kommentare:

  1. Rechnung nehmen (soweit vorhanden), Sachverhalt bei der Bahn bzw. Metronom erklären und hoffen, dass es für ne Erstattung noch nicht zu spät ist.

    Die sind bei solchen Sachen eigentlich recht kullant.

    AntwortenLöschen
  2. Hey das war schon ne komische sache am sonntag,war auch im Zug...jetzt im nachhinein kann ich eigentlich nur drüber lachen und hoffen das sowas nie wieder passiert , ich war erst ab der 57 minute im Stadion aber der Aufwand hat sich am ende gelohnt. nur der bvb unser ganzes leben unser ganzer stolz

    AntwortenLöschen