Montag, 30. Mai 2011

Entschuldigen Sie, was machen Sie auf dem Platz?

Es gibt Dinge, die ich nicht verstehe beim Fußball. Und damit meine ich nicht den taktischen Unterschied zwischen Spielen mit einer 6 im Vergleich zur Doppel 6, sondern auch in Bereichen in denen ich glaube mitreden zu können. So ist es ja scheinbar aktuell in Mode gekommen den Platz zu stürmen und das lässt mich oft nur kopfschüttelnd zurück.

Um hier gleich mal klar zu machen wovon ich schreibe: Ich meine nicht den "Platzsturm" von uns zur Meisterschaft oder von den Dresdner nach dem Aufstieg. Das sind überbordende Emotionen und wer das unter „Randale“ ablegt, sollte sich ernsthaft überlegen, ob er beim Murmeln nicht besser aufgehoben ist. Nein, ich rede von Platzstürmen während oder nach dem Spiel die ganz offensichtlich Konsequenzen für den Verein nach sich ziehen, also aufs höchste Vereinsschädigend sind - was auch jedem klar sein müsste, der bis drei zählen kann.

Die aktuellsten Beispiele sind natürlich die aus Wien am Wochenende aus Zwickau oder vom 33. Spieltag aus Frankfurt. Natürlich stehen hinter diesen drei Vorfällen immer ganz eigenen Geschichten. Es ist weder mein Ziel die hier aufzuarbeiten, noch steht mir das zu. Und wer mich kennt weiß, dass d allerletzte was ich will hier mit Schaum vor dem Mund im Freisler-Stil Menschen zu verurteilen. Ich verstehe nur nicht, was diejenigen antreibt. Es sollte doch als Ultra eigentlich das höchste Ziel sein Schaden vom Verein abzuwenden. Obwohl stopp: Machen wir keine Ultra-Diskussion aus dem Thema. Oder ist das vielleicht doch eine Ultra-Diskussion? Vielleicht befördert ja die Wagenburg-Mentalität vieler Ultra-Gruppen das Verhalten auch. Aber das würde jetzt zu weit führen. Es sollte als FAN des Vereins – egal in welche Untergruppe man sich definiert - das höchste Ziel sein den Verein zu unterstützen und Schaden abzuwenden. Es geht nicht in meine Birne, wie man seinem Verein dann so fahrlässig ins Gesicht scheißen kann.

Nochmal, um jetzt hier nicht wie ein CSU Wähler rüber zu kommen: Ich habe nichts gegen ein bisschen Randale beim Fußball. Wer sich boxen will, der soll sich boxen. So lange er es mit gleichgesinnten Gegenüber zu tun hat. Und von mir aus können auch Ultras – Westblauheim das Banner von Ultras-Ostrotheim präsentieren, wenn sie es fair im Kampf erobert haben. Ich finde das persönlich zwar unfassbar albern, aber wenn es den Leuten Spaß macht, sollen sie es machen. Meine Weltsicht ist ja nicht der Mittelpunkt der Welt. Wobei ja inzwischen eher mal die Schals präsentiert werden, die man 12-jährigen „heldenhaft“ im Kampf abgenommen hat. Aber wie gesagt: Wenn Gleichgesinnte sich treffen ist das für mich fein, so lange Unschuldige aus dem Thema raus bleiben und so lange – und das finde ich noch wichtiger – der eigene Verein nicht geschädigt wird. Denn um den geht es. Wir fahren nicht alle durch die Republik, weil uns langweilig ist, sondern um unseren Verein zu unterstützen.

Natürlich gibt es für jeden Ausfall auch einen Grund. Spieler, die sich nicht reinhängen, Polizisten die ignorant sind oder irgendwelchen anderen Gründe. Aber wer hat denn bitte das Recht sich über seinen Verein zu erheben und das Ansehen des Clubs mit Füßen zu treten? Das ist ekelhaftes Eventverhalten. Man nimmt sich wichtiger als das Ansehen des Vereins. Man glaubt, dass der eigenen Frust wichtiger ist als 100 - oder wieviele Jahre auch immer - Tradition. Ganz nebenbei unterläuft man auch noch jeden Versuch die Fankultur zu erhalten, aber das steht auf einem anderen Blatt. Natürlich gibt es immer mal Situationen, in denen man als Fan auch grenzwertige Aktionen machen sollte oder muss. Aber dann sollten die doch konstruktiv sein. Eine Busblockade kann sinnvoll sein, aber ein Platzsturm ist einfach nur negative Energie. Ich verstehe es auf jeden Fall nicht, wo sich das mit dem Support-Gedanken deckt.

Vielleicht erklärt es mir ja einer.

6 Kommentare:

  1. Die Mär vom ehrenhaften Kampf. Dabei hast Du doch auch Tifare Contro gelesen und müsstest die Argumentation doch kennen, warum es keinen ehrenhaften Kampf gibt.

    Sagen wir mal ganz hypothetisch, die Ultras Westblauheim hätten den Ultras Ostrotheim wirklich ihr Banner im fairen Kampf abgenommen. Wirklich gleiche Anzahl von Leuten, keine Waffen oder so Scherze, kein Hinterhalt, wirklich fair. Würden die Ultras Ostrotheim jemals zugeben, dass sie fair verloren haben?

    Oder würden sie viel eher Ausreden suchen: Viele gegen wenige, Waffennutzung, Hinterhalt, solche "Ehrlosigkeiten"? Solche Ehrlosigkeiten würden natürlich Vergeltung fordern, die der Verlierer dann wieder anders beschreiben würde, was neue Gewalt nach sich ziehen würde... und so weiter. Spirale der Gewalt.

    Die Schlussfolgerung von Tifare Contro ist in etwa: Die italienischen Ultras haben es nie geschafft, sich wirklich und ernsthaft vom schwachsinnigen Konzept des ehrlichen Kampfes zu distanzieren. Und das ist letztlich ihr Untergang.

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  2. Auch wenn in Dir in vielen Punkten Recht gebe ist es was anderes, ob sich Gruppen treffen, die sich im Prinzip drauf einigen können oder gänzlich unbeteiligte. Ich halte auch ersteres für falsch und albern, aber das habe ich nicht zu bewerten.

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  3. Nach dem Motto "Alles für den Dackel, alles für den Club" kann ich das Verhalten von solchen Platzstürmern ebenso nicht verstehen. Bei uns in Frankfurt laufen hierüber auch sehr kontroverse Diskussionen.

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  4. "Wer sich boxen will, der soll sich boxen. So lange er es mit gleichgesinnten Gegenüber zu tun hat."
    Sehe ich absolut so, aber nur, wenn diejenigen sich auch im Wald treffen wo sie keinen stören. Beim Fußball hat das aber nichts zu suchen. Oder willst du ernsthaft behaupten, dass in diese "fairen Kämpfe" keine unbeteiligten hineingezogen werden?
    Nichts schadet der "Fankultur" mehr als Gewalt.

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  5. Ich möchte nur zu dem Platzsturm in Ffm anmerken, dass es in der Masse keine Leute waren, die sich Boxen wollten. Die sind beim Anblick der Polizei gerannt wie die Hasen. Das waren Kids, die ihre Emotionen einfach nicht mehr unter Kontrolle hatten. Trotzdem ist das inakzeptabel und geht gerade im Sinne des Vereins überhaupt nicht. An der momentanen Fankultur, was ja immer irgendwie auch mit Ultra in Verbindung gebracht wird, geht einem vieles auf den Sack. Alleine schon der monotone Dauersingsang empfinde ich als nervtötend. Es geht zu sehr in Richtung Selbstdarstellung.

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  6. Naja, wie Kids sahen die Frankfurter nun nicht aus. Aber solche Leute immer nur als Kinder zu betiteln ist ein weitverbreiteter Un-Brauch in Deutschland. Außerdem sollte jeder wissen, dass man gegen die Bullen keine Chance hat - ist einfach so.

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