Samstag, 25. September 2010

Gespaltene Gefühle

Ich habe Flugzeuge im Bauch. Und dass nicht nur wegen des Spiels heute. Aber dazu ein anderes Mal mehr, jetzt geht es erst mal um das Spiel in St. Pauli. In einem Stadion, das in Hörweite zu meiner Wohnung ist. Wahnsinn! Das mag einigen von Euch total banal erscheinen, aber ist eben für mich nicht selbstverständlich. Ich freu mich wie ein Schnitzel. Klar spielt der BVB auch sonst einmal im Jahr in Hamburg. Aber eben in STELLINGEN. Da will doch keiner sein. Und außerdem muss man da auch ewig mit der Bahn hinschüsseln und dann laufen. Macht doch auch keinen Spaß. Aber entweder laufen oder drei Stationen U-Bahn zum Millerntor ist doch mal wirklich schön. Zu einem Stadion mitten auf dem Kiez. Im spannendsten Stadtteil der Welt. Apropos Stadtteil. Nico schriebt gestern bei Schwatzgelb in einem Artikel, der mich ziemlich geärgert hat

„Genauso wie sich schlussendlich St. Pauli von einem schmuddeligen Viertel in eine knallbunte Touristen-Sauf-Bonbon-Welt gewandelt hat, vollzieht der Verein die Gentrifizierung und lässt sich dafür noch feiern“. http://www.schwatzgelb.de/2010_09_24_warmlaufen_nach-hamburg-zum-kultigsten-kultigen-kultklub.html


Natürlich lässt es sich nicht bestreiten, dass auch St. Pauli von Gentrifizierung betroffen ist, aber da ist die Schanze doch ein deutlich schlimmeres Beispiel. Aber soweit denkt der gemeine Tourist ja nicht, der sich von Samstag Abends über den Kiez schiebt und sich über Touristen beschwert und für den St. Pauli da endet, wo das Licht ausgeht. Ich gebe zu, dass ich selbst für meine Verhältnisse arrogant bin, wenn es um das Thema geht, aber mir gehen da viele Einschätzungen von Außen auf den Sack. Ich bin da deutlich näher dran und würde mir selber gar keine Meinung erlauben. Der Kiez ist viel zu vielschichtig für eindimensionale Analysen.

St. Pauli war schon immer ein Vergnügungsviertel für Auswärtige. Den Blick da auf die Touristen zu beschränken ist ein Blick von Auswärtigen. Ich habe Mitte der 90er eine Zeitlang auf dem Kiez gewohnt. Damals waren da auch nicht weniger Touristen als heute und jedem der da wohnt gehen die auf dem Sack. Trotzdem ist St. Pauli am Donnerstag um 13:00 Uhr nicht weniger St. Pauli – aber deutlich weniger sauftouristisch. Dieser Stadtteil hat 1000 Facetten von denen der Dortmunder Sauftourist die wenigsten mitbekommt. Und dass sich St. Pauli zum negativen Verändern würde, war damals auch schon Thema. Wobei ich zugeben muss, dass ich diese beschissenen Leuchtteile auf dem Spielbudenplatz am liebsten sprengen würde. Wer das verbrochen hat gehört in den Keller gesperrt.

Zurück zum Fußball: Über das Thema Vermarktung hatte ich gestern eine sehr interessante Diskussion mit meinen Arbeitskollegen Oli, der aktiver St. Paulianer ist. Man kann dem Verein ja schließlich nicht vorwerfen, dass er sich nicht freiwillig aufs Sterbebett begibt. Aber natürlich übertreibt die Vereinsführung in vielen Punkten und stößt damit bei den Fans auf Kritik. Ich fand das Gespräch mit Oli gestern anregend. Vielleicht müsste man mal zu dem Thema „Image und was dahinter steht“ eine Diskussionsrunde machen. Das ist ja bei allen Vereinen ein Thema. Am besten online. FInde ich reizvoll. Ich denke mal drüber nach, wie das gehen könnte.

Aber jetzt geht es erst mal ums Spiel. Heute müssen drei Punkte her und ich habe leider ein Scheißgefühl. Mal wieder! Denn wir wird viel zu sehr von der Tabellenführung geredet. Eindeutig zu früh. Ganz alte Fell/Bären-Schule. Erstens sehe ich das noch nicht, dass Mainz bei den Bayern verliert und wir haben noch lange nicht gewonnen. Aber schön wird es auf jeden Fall. Das Millerntor ist ein geiles Stadion und wir müssen heute beweisen, dass wir mit 2500 Leuten stimmungsmäßig mithalten können. Das ist mal eine echte Herausforderung.

Ich will nicht verlieren. Weder auf dem Rasen, noch auf den Rängen!

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