Mittwoch, 29. September 2010

Das Kluge im Dummen

Fußballfans sind ja dafür bekannt, dass sie im Normalfall recht dumme Dinge machen, z.B. teure Karten für Spiele zu kaufen zu denen sie dann auch noch für teueres Geld anreisen müssen, um dann schlechter zu sehen als zu Hause vorm Fernseher. Und zum überwiegenden Teil darüber zu ärgern und zu überlegen, warum man nicht zu Hause geblieben ist. Das Fanleben besteht ja nicht immer aus Situationen wie der jetzigen beim BVB. Manchmal macht man als Fan aber auch kluge Sachen, bei denen man sich allerdings fragen kann, ob die nicht auch wieder irgendwie doof sind. In so einer Situation bin ich gerade.

Ich habe mich nämlich entschlossen ein Büro in Dortmund zu nehmen. Also natürlich kein eigenen Büro, sondern nur die Möglichkeit einer Mitnutzung. Das ist – je nachdem aus welchem Blickwinkel man es sieht – unfassbar schlau oder von extremer Dämlichkeit geprägt. Es ist vor allem aber einfach alternativlos. In letzter Zeit finden einfach zu viel Fußballspiele statt. Und ein nicht geringen Anteil unter der Woche. Letzte Woche Kaiserslautern am Mittwoch, morgen Europaleague und nach der Länderspielpause Freitags in Köln. Da kann ich mir nicht immer frei nehmen. Um ehrlich zu sein, will ich es auch nicht. Ich habe ein sehr besonderes Verhältnis zu meiner Company. Das ist irgendwie „meine“. Zwar habe ich keine Anteile oder so, aber ich kenne die Jungs seit Jahren und fühl mich für den Laden mit verantwortlich. Darüber hinaus habe ich in dem Laden etwas gefunden, was ich so wohl nie wieder in einer Firma finden werde, denn der Schuppen ist für mich absolut politikfrei. Ich habe schon in Firmen gearbeitet in denen es zu 90% um nichts anderes ging als zu überleben und zu 10% um Inhalte. Hier ist es eben anders. Meine Chefs vertrauen mir und ich kann meine Arbeitskraft in sinnvolle Sachen stecken. Und ich zahle dieses Vertrauen zurück in dem ich Projekte autonom umsetze, aber mich melde, wenn es für die Geschäftsleitung relevant ist. Auch Fußballmäßig ist das ein Traum für mich. Wenn ein Spiel ist trage ich in den Kalender ein, dass ich nicht da bin und gut ist.

Soviel Vertrauen muss man aber auch rechtfertigen. Denn letztlich muss am Ende Leistung rauskommen. Meiner Firma ist es am Ende des Tages logischerweise egal auf welchem Tabellenplatz der BVB landet. Und ich will beruflich was bewegen. Deswegen reifte irgendwann die Idee, dass ich ein Büro in Dortmund brauche und über Connections habe ich mich jetzt in einer sehr netten Agentur reingezeckt. Da gebe ich zwar wieder Geld aus, das ich nicht habe, aber wenigstens wird das sinnvoll eingesetzt. Denn so kann ich heute nach der Arbeit ganz entspannt Richtung Dortmund fahren und mich bei meinen Eltern einquartieren, die ja am Dortmunder Stadtrand in Witten wohnen. Und morgen fahre ich dann in mein neues Büro, arbeite ganz normal da und düse Abends ganz ohne schlechtes Gewissen zum Fußball. Gerade bin ich mal wieder dankbar für meinen Job, denn bei dem ist es egal, wo ich sitze. Ob ich in Dortmund, Hamburg oder Takatuka-Land sitze ist meinen Geschäftspartner nämlich wurscht. Die sehen mich ja eh nicht. Ich arbeite eh oft von zu Hause. Und wir reden ja nun auch nicht davon, dass ich Wochenlang in DO bin.

Ich mag mein Leben gerade sehr.

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