Sonntag, 20. Februar 2011

Sie reden über Heavy Metal

Seit gestern sind wir also Rasenverlegerversager Besieger Besieger, was aber keine große Kunst war. Die Leistung der Mannschaft war insgesamt gut, wobei da einige Ungenauigkeiten und Fehlpässe bei waren, die man sich gegen die Bayern besser nicht erlaubt. St. Pauli war gestern wirklich kein Gradmesser und auch das mit Abstand schlechteste, was ich in dieser Saison im Westfalenstadion gesehen habe. Die einzige Chance der Hamburger wurde von uns generiert. Das war es dann aber auch. Wenn wir nicht wieder so eine elendige Chancenverwertung gehabt hätten wäre 4:0 das passender Ergebnis gewesen.

Ich merke langsam, dass ich ein Problem mit dem FCSP bekomme, weil mir gewisse Verhaltensweisen und Umstände einfach auf den Keks gehen. Dass die meisten St. Pauli-Fans ein wenig alternativer aussehen damit kann ich ja noch gut leben. Das finde ich sogar ganz sympatisch. Es muss wirklich nicht alles gleichgemacht werden und so eine andere Szene tut dem Fußball sehr gut. Aber da sind schon auch echte Graupen bei.Irgendwie war das, was da gestern im ICE unterwegs war zu nicht geringen Teile so Lehrertypen. Bisschen alternativ, aber im Herzen doch grundspießig.Und auch deren Ultra-Szene hat mit diversen Widersprüchen zu kämpfen. Um mal einen von unsere WET Besatzung zu zitieren: „Was ich ja lustig fand waren die ganzen Kommunisten-Ultras, die da mit den schweineteuren Northfacejacken rumlaufen“. Was mir auch latent auf den Sack geht, dass die über alles mögliche reden, außer über Fußball. Jemand bracht es gestern in der „Roten Erde“ auf den Punkt: „Die reden über Heavy Metal. Die sind in der Hauptstadt des Fußball, gehen gleich ins schönste Stadion der Welt und reden über Heavy Metal“. Da ist es dann kein Wunder, dass diverse St. Paulianer nicht wussten, dass Asimoah nicht spielt. Wenn man sich nicht für den Sport interessiert entgeht einem sowas schon mal.

Der Support von war gestern eher mäßig. Allerdings war es – und das ist mir wichtig – in den entscheidenden Momenten wirklich laut. Nach dem 2:0 war es dann deutlich leiser, weil es auch überflüssig war. Wir hätten Roman auswechseln können ohne in Gefahr zu geraten dass die Gurkentruppe da noch ein Tor erzielt. Der Support der St. Paulianer war in den ersten 30 Minuten gut. Danach hat man aber auch nicht mehr von ihnen gehört, was bei dem klaren Spielstand aber auch kein Wunder war. Optisch machte das schon was her, auch wenn da dann doch die irgendwie auch merkwürdige Dinge passierten. Auch ich bin gegen Rassismus im Stadion, aber ob man eine riesengroße „Antifaschistische Aktion“-Fahne im Block schwenken muss, wage ich zu bezweifeln. Das ist dann selbst mir zu politisch. Ich bin weit weg von diesem „Linksradikalismus ist genauso schlimm wie Rechtsradikalismus“-Geblubber, aber politische Fahnen gehören nicht in den Block.

Was mich aber am meisten nervt ist, dass die braunweißen „Lüdenscheid“ sagen, weil das Schwabbelschwein diesen Begriff benutzt. Dieses unreflektierte nachplappern von blauweißen Kampfbegriffen geht mir auf den Keks. Wenn sie meinen, dass das unfassbar lustig ist, sollen sie das tun, aber müssen dann damit leben, dass ich halt meine Schlüsse draus ziehe. Wer „Lüdenscheid“ sagt positioniert sich und wenn der FCSP gerne mit Gazprom in einer Ecke stehen will: Bitteschön. Dann muss man aber auch damit leben, dass es wenn es klatscht kein Beifall ist. Mag sein, dass die das lustig finden, aber ich bin total humorbefreit, wenn es um GE geht.

St. Pauli ist auch meiner Beliebheitsskala deutlich abgesackt.

12 Kommentare:

  1. Wenn es weiter nichts ist, gehts ja. Richtig besorgt wäre ich gewesen, wenn irgendwelche "St. Pauli-Spinner" Prügeleien mit Borussen anfangen, rassistische Sprüche absondern, Dortmunder Frauen belästigen, Borussenfront-Fahnen klauen uns verbrennen, im Gästeblock Rauchbombem zünden, schwatzgelbe Fankneipen entglasen oder sonst irgendwie negativ auffällig geworden wären.

    Mit dem, was St. Pauli in Ihrer Beliebtheitsskala absacken lässt, kann ich relativ gut schlafen. Dass Fans des FC St. Pauli sich auch im Stadion politisch positionieren, ist nichts Neues und ich kann nur sagen, dass ich für Sie froh bin, dass Gerald Asamoah nicht gespielt hat, denn nach dem, was ich im Vorfeld so gelesen und gehört habe, hätte ich wahrscheinlich weit mehr entsetzt über manche Schwatzgelbe heute zu berichten als Sie umgekehrt.

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  2. Ich weiss ja nicht ob das Absicht war oder nicht, aber Borussenfront(!)-Fahnen?! Provokant gemeint oder eher unwissend?

    Das Politik für die Pauli Fans dazugehört ist wohl so,aber auch gleichzeitig so uninteressant meines Erachtens. Es geht vor allem, wie der Name schon vermuten lässt, bei diesem Spiel da im Stadion mit dem runden Leder um den sogenannten Fußball, alles Andere ist in meinen Augen Nebensache(sicherlich nicht unwichtig das Stadion von Rassismus frei zu halten, keine Frage!).

    Ach ja, da können wir Borussen ja nur froh sein, dass man nichts über uns lesen muss. Soll man sich vielleicht noch bei Asimoah bedanken dafür? Was hätte denn da gestanden?Der grösste Teil der Dortmund Fans hat lautstark ihren Unmut über den Exil-Blauen geäussert und ein kleiner Teil von "Affen" hat sich völlig daneben benommen? Kann man ja für nächstes Jahr aufheben die Empörung, wenn ihr drin bleibt.Viel Erfolg...

    Ansonsten spiegelt sich in dem Blogeintrag einiges wieder was ich auch beobachten konnte.

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  3. Das mit Lüdenscheid geht tatsächlich mal so gar nicht und ich kann verstehen, dass die schwarzgelbe Seele da verletzt ist.
    Aber ich seh das doch richtig, dass da im selben Artikel "Asimoah" steht, oder? ich mein puh,...ja,...nun. Was soll man da noch sagen, das spricht wohl für sich.

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  4. Natürlich war das provokant gemeint.

    Die politischen Zeichen mögen ja für Sie uninteressant sein, das ist ja auch in Ordnung, dann können sie aber so uninteressant sein, dass sich das Echauffieren drüber gar nicht lohnt. Herrje, da weht eine Fahne. Drama, Baby.

    Da könnte man auch fragen, was "Viva Con Agua" Banner bei Ihnen machen, gehört ja irgendwie auch nicht ins Stadion. Ich zumindest habe mich drüber gefreut.l

    Zum Thema Asamoah spare ich mir weitere Kommentare, das ist besser so. Wenn Sie mir nächstes Mal die Gelegenheit dazu geben, ist das was anderes.

    Ansonsten: man soll ja nicht vorzeitig beglückwünschen, das bringt Unglück, aber was den BVB angeht, ist das Ding wohl durch.

    In diesem Sinne.

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  5. Das Ding ist erst durch, wenn man nicht mehr eingeholt werden kann. Ist so!

    Zweitens hab ich mich nicht echauffiert sondern nur gesagt"wichtig ist auf dem Platz"(pling) ;). Das sollte in den Fokus rücken bei einem Spiel.

    Drittens hab ich nirgendwo in meinem Kommentar geschrieben, dass Fahnen bzw solche Fahnen nicht ins Stadion gehören. Ist mir wurscht, halte das halt nur für uninteressant. Das ist auch kein echauffieren, das ist einfach nur (m)eine Meinung. Ist aber, wie schon richtig erwähnt nicht weiter wichtig ;) Kein Drama also.

    Über das Thema Ex-Blauer ist es, da bin ich auch dabei, sowieso besser nix zu sagen. Weiss allerdings auch nicht, ob ich oder andere nächstes Mal Gelegenheit geben was zu schreiben. Kann mich ja nicht in die Be- oder Empfindlichkeiten anderer,fremder Leute hineindenken.

    Ansonsten, wie bereits erwähnt, viel erfolg beim Klassenerhalt.

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  6. Im Gegenzug zu dem Lüdenscheid-Ding (das ich nicht mal mitbekommen habe), das ich auch blöd finde (Asamoah hin oder her, lieber BVB als GE) kann man sich aus unserer Sicht aber auch über zahlreiche schwarzgelbe mit hsv-Schals beschweren.
    Die Antifa Ultras Fahne ist übrigens vor allem bei Spielen dabei wo man sie für notwendig hält, siehe Naziproblem in Dortmund.
    Ansonsten bin ich mir wie die meisten Fans die mit Leib und Seele dabei sind bewusst dass es bei uns viele Modefans gibt, aber mal ehrlich:.Glaubst du das ist bei einer Mannschaft die auf dem besten Weg ist Meister zu werden anders?

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  7. @stollenluder

    Und das mit Lüdenscheid war keine bewusst bösartig gemeinte Bemerkung, was der Blogbetreiber auch durchaus wissen könnte. Der Asimoah strotzt hingegen vor Hass und hier in diesem Blog nicht zum ersten Mal. Aber wenn man mit zweierlei Maß misst, ist das eben so.

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  8. P.S. Habe gerade gelesen, dass es sogar die "Zecken aus Lüdenscheid" heisst. Das wäre in meinen Augen ja aus bekannten Gründen sogar ein Kompliment. Und erklärt die Gesänge in der U-Bahn.
    Danke für den Anlass zur Recherche, das wusste ich nicht.

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  9. Könnt Ihr mal einer auswärts lebenden Person die schlimme Problematik mit Lüdenscheid erklären? Die raffe ich noch nicht …

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  10. @creezy

    http://mauertaktik.de/2010/02/26/ludenscheid-gegen-herne-west/

    Die Blauen sagen Lüdenscheid zu uns und wir würden deren Namen nie in den Mund nehmen. Ich finde es auch eherlich gesagt unfassbar alberm, wenn St. Paulianer diesen Begriff jetzt benutzen.

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  11. Mal im Ernst, Herr Q, einer der Gründe, warum ich relativ schamlos und hochgradig albern das Wort "Lüdenscheid" verwendet habe, war das mehr als grenzwertige Gebashe hier vorher gegen "Asimoah", das "Schwabbelschwein". Wenn jemand Stil fordert, sollte er ihn zunächst mal selbst auf den Ladentisch legen, sonst wirkt das ein Stück unglaubwürdig. Glücklicherweise gibt es genug schwatzgelbe Kollegen, die damit nicht so ein beinahe traumatisch wirkendes Problem haben und auch etwas mehr Stil im Umgang mit Asamoah an den Tag legen. Die dürften sich auch wegen Lüdenscheid beschweren.

    Mal sehen, ob Herne-West sich auch so echauffiert, Feldversuch in Kürze.

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  12. @MauriciusQ
    Danke für die Erklärung.

    Nun denn, schade, dass Fußball offensichtlich immer noch entzweit – obwohl es doch nur Spiele sein sollten. ,-)

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