Mittwoch, 23. Februar 2011

Der Fußballsöldner

Der Fußballsöldner ist ein gemeines Wesen aber nicht leicht zu erkennendes Wesen. Er tarnt sich gut und intensiv und gibt sich oft erst Jahre später als solcher zu erkennen indem er von einem großen spanischen Verein in zu einem Vorortverein in Gelsenkirchen wechselt, obwohl er früher T-Shirts gegen diesen Verein verkauft hat. Der Fußballsöldner versucht sein Söldnertum hinter auffälligen Gesten zu verstecken an denen er aber für den aufmerksamen Beobachter zu erkennen ist. Besonders beliebt bei dieser Spezies ist z.B. das Küssen des Vereinsemblems, das eine Nähe zu einem Verein vorgaukelt, die auf Grund seines Lebenslaufes nicht vorhanden sein kann. Und wenn er dann kurze Zeit später doch wechselt, dann mit der Begründung, dass er endlich zu einem Topverein will. Gut, manchmal geht das natürlich schief. Nehmen wir z.B. hypothetische Beispiel ein Fußballer würde aus dem beschaulichen Dortmund nach Hamburg wechseln, weil er endlich im Europacup spielen will. Um dann festzustellen, dass sein Ex-Club um die deutsche Meisterschaft spielt, während er sich in Hamburg im grauen Mittelmaß wiederfindet dem er doch zu entfliehen hoffte. Parallelelen zu irgendwelchen kroatischen Nationalspielern mit Schweizer Hintergrund sind aber mal sowas von zufällig, dass sie geradezu ausgeschlossen sind.

Jetzt mal ernsthaft: Ich hasse Fußballsöldner. Wobei ich jetzt nicht den Anspruch habe, dass jeder Spieler bei uns aus der Jugend kommen muss und bis zum Karriereende bei uns spielt. Das ist Quatsch und würde natürlich nicht mehr funktionieren. Ich erwarte aber durchaus von einem Fußballspieler, dass er sich mit dem Verein für den er kickt identifiziert und zumindest den Anspruch hat was zu hinterlassen. Ich weiß, dass das ein heerer und wahrscheinlich naiver Anspruch ist, aber das macht ihn ja nicht schlechter. Und ich meine mit Identifikation ja auch nicht, dass er irgendwelche Liebesschwüre absondert und sich vor Folklore überschlägt, sondern dass er sich auf den Verein einlässt. Alles kein Hexenwerk. Eigentlich verlange ich von einem Arbeitgeber nicht mehr als jeder Arbeitnehmer auch macht.

Ein wie ich finde perfektes Beispiel ist – mal wieder – Jürgen Klopp. Unser Trainer ist keiner der von morgens bis abends erzählt, dass er schon immer beim BVB arbeiten wollte und nun sein Traum in Erfüllung gegangen ist und er schwört uns auch nicht ewige Treue. Aber man hat bei ihm eben immer das Gefühl, dass er weiß, dass er bei einem besonderen Verein ist und dass der Club nicht nur seine Hure ist, sondern eben auch etwas, was ihn prägt und bei dem er was hinterlassen möchte. Und der bei ihm etwas hinterlässt. Und das eben nicht durch Sprüche, die so platt sind als würde man dringend mal vögeln wollen, aber die Frau will Liebesschwüre hören. Aber Klopp weiß eben, dass die Leute viel mit dem Verein verbindet und er deswegen eine Verpflichtung hat.

Ich verlange von einem Spieler oder Trainer nicht, dass er sich für alle Zeiten an uns verschreibt. Im Gegenteil. Spieler die so tun als wäre das so – Ausnahme Großkreutz – finde ich sehr verdächtig. Denn natürlich ist für die Fußballprofis Fußball ein Job. Und als solchen müssen sie ihn eben auch wahrnehmen. Und wenn sich beim aktuellen Verein keine Perspektive auftut, dann muss man eben gehen. Oder auch wenn sich bei einem Verein eine bessere Perspektive auftut. Wer zu Barca oder Real gehen kann, der wird dies natürlich auch tun. Er wäre andernfalls dumm. Schwierig wird es eben nur, wenn der betreffende Spieler theatralisch einen Wechsel in der Bundesliga ausschließt, um dann kurz danach bei den Bayern zu unterschreiben. Oder wenn man das Gefühl hat, dass den Spieler nichts an dem Club interessiert außer dem Gehaltscheck. Das ist übrigens der Grund, warum ich Lucas nicht mag, weil ich ihm genau das unterstelle. Aber das Thema hatten wir schon.

Aber es geht auch anders: Ich glaube z.B. nicht, dass Nuri immer bei uns spielen wird. Der wird irgendwann ein Angebot eines Clubs bekommen der objektiv größer ist als wir und wenn er sich entscheidet das anzunehmen, dann ist das völlig okay. Wer in seiner Karriere weiterkommen will, macht nichts unredliches. Aber ich denke, dass Nuri im Herzen immer auch Borusse bleiben wird und wir immer einen Platz im Herzen für Nuri haben, Natürlich hoffe ich, dass Sahin dann doch noch ein paar Jahre bei uns bleibt. Aber es gab einen BVB vor Nuri und es wird auch einen nach ihm geben. Egal wie groß er als Fußballer noch wird, er wird nie die Größe des BVB erreichen.Schön wäre es eben, wenn wir – bildlich gesprochen – einen schönen Platz in der Borusseumsvitrine für Sahin hätten.

Ich freu mich einfach, wenn ich das Gefühl habe, dass wir für einen Spieler mehr sind als der nächste Gehaltscheck. Aber Loyalität ist keine Einbahnstraße. Man kann nicht etwas fordern was man nicht vorlebt. Wenn uns egal ist, wer die Tore schießt, dann sind wir nicht besser als das was wir kritisieren. Dass es auch anders gehen kann, zeigten doch Beispiele einiger ausländischer Spieler. Obwohl er gar nicht lange bei uns gespielt hat ist das Verhältnis von Murdo McLeod zum Verein und seiner Fans zu ihm immer noch was besonderes. Und kaum jemand wird wohl die Emotionalität vergessen mit der Jan Koller vor der Süd gefeiert wurde als er für Nürnberg spielte. So würde ich mir das immer wünschen. Beruf ja, Hure nein.

Mag sein, dass ich das alles viel zu idealistisch sehe. Aber wenn ich das nicht täte würde ich aufhören Fan zu sein.

1 Kommentar:

  1. Guter Text, kann ich so unterschreiben.

    Allerdings habe ich eine andere Meinung zu Lucas Barrios.Als du erwähntest, dieses Thema schon einmal in deinem Blog angesprochen zu haben, habe ich mir natürlich mal deine früheren Einträge zu diesem Thema angeschaut und bemerkt, dass ich bei dem ersten Beitrag durchaus bei ein paar Punkten miteinstimmen könnte.

    Bei dem zweiten Beitrag("Ich mag Lucas Barrios immer noch nicht") muss ich jedoch mal anmerken, dass deinem Wunsch nach etwas mehr Verpflichtungsgefühl seitens Lucas schon entsprochen worden ist.Barrios hat sich bereits schon mehrfach geäußert, dass er mit Borussia was erreichen will und seinen Vetrag hier erfüllen will, dass er hier gerne spielt und sich mit seinen Mitspielern gut versteht(Gerade auch jetzt in Hinsicht auf das "angebliche" Auseinanderraten zwischen Roman und ihm in Lautern). Was anderes ist doch nicht zu erwarten, oder? Pathetische Treueschwüre, unrealistische Liebesbekundungen und ähnliches hab ich bisher von ihm nicht gehört. Vielleicht bin ich aber diesbezüglich auch zu naiv oder dichte mir das Ganze zu idealistisch zusammen. ;)

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