Mittwoch, 29. Dezember 2010

Von Event und Emotionen – Der Versuch sich dem Thema „Pyro“ zu nähern

Ich nehme mir seit Monaten vor mal was zum Thema „Pyro“ zu schreiben. Das Thema ist ja eines, dass die Fans des BVB und aller anderen Vereine extrem umtreibt und bei dem man sich immer die Köpfe heiß diskutiert. Weil ich aber nie wirklich Zeit hatte mich mit dem Thema zu befassen, habe ich das immer vor mit hergeschoben. Das kann man eben nicht im üblichen 30 Minuten Zeitfenster hinrotzen. Jetzt habe ich ja ein paar Tage frei und will daher mal versuchen mich dem Thema zu nähern. Ich tue das in dem Wissen, dass ein Blogpost bei so einem komplexem Thema immer zu kurz greift. Ich halte meine Meinung da nicht für die ultimative, aber ich hoffe trotzdem vielleicht ein bisschen was beitragen zu können. So ein Thema verdient es ordentlich aufgearbeitet zu werden und eine Meinungsäußerung in einem privaten Blog muss daher immer zu kurz greifen. Trotzdem ist es mir wichtig meine Meinung zu dem Thema kund zu tun, denn ich bin zwangsweise ab und zu mit Pyro konfrontiert und vor allem nervt mich die Überemotionalität mit der Befürworter und Gegner an das Thema rangehen.

Um mal meine Meinung gleich voranzustellen und die Katze damit aus dem Sack zu lasssen: Ich bin nicht gegen Pyro halte die Forderung nach einer Legalisierung aber für hochgradig naiv. Zumindest in Bezug auf Dinge, die den Namen „Pyro“ auch verdienen. Ich halte einen prall gefüllten Fanblock für ein denkbar ungeeigneten Ort, um einfach mit Feuerwerk zu hantieren. Bei allem berechtigten Klagen über Repression finde ich dass sich der Bereich am wenigsten dafür eignet. Potenziell gefährliche Stoffe gehören nicht in die Hände von Amateuren. Es ist ja nicht so, dass dies nur im Stadion verboten ist. Wer mit Feuerwerk hantiert braucht ab einer gewissen Größe einen Pyroschein. Und dass ist auch gut so. Ich bin da absolut spießig deutsch. Wenn der Einsatz von pyrotechnischen Mitteln legalisiert würde, würde das aber eh in einem Rahmen geschehen, der zur Bürokratie in unserem Lande passt. Es ist ja klar, dass in einem Stadion keine anderen Regeln gelten können als auf jedem piseligen Volksfest. Ich denke in dem Punkt bin ich mit denjenigen die die Legalisierung fordern auf einer Linie. Ich halte den legalen Einsatz von Pyro aber nicht für etwas, was uns wahnsinnig nach vorne bringt.

Es wird – egal welche Regel gilt – immer Leute geben, die Pyro weiter illegal einsetzen. Ob es nun Fackeln, Rauch oder Böller sind. Und diese Leute haben meiner Meinung nach in der Kurve nichts zu suchen. Das spricht natürlich nicht dagegen den legalen Einsatz zu regeln, aber die Idee, dass es nach einer Legalisierung mit Böllerwürfen oder dem Werfen auf den Rasen vorbei ist, ist bis zur Unredlichkeit illusorisch. Dass die Kölner in Leverkusen kurz nachdem die Seite online gegangen ist fackeln wie die Blöden und dabei auch noch Sachen aufs Spielfeld werfen spricht meiner Meinung nach Bände. Es wird immer Leute geben, die sich für unglaublich rebellisch halten und gegen Regeln verstoßen – zumindest am Wochenende, denn ich der Woche ist der Chef ja so streng. Wie gesagt: Das spricht nicht gegen die Legalisierung, aber man sollte nicht mit unredlichen Argumenten arbeiten.

Um mögliche Unklarheiten zu beseitigen: Ich halte den illegalen Einsatz von Pyro nun auch nicht für den Untergang des Abendlandes. Es ist nicht ungefährlich und hat unkontrolliert im Stadion nicht zu suchen, aber nur weil mal in der Kurve was brennt von „randalierenden Fans“ zu sprechen ist natürlich an Absurdität nicht mehr zu überbieten. Es ist ja nun nicht so, dass sich da Leute mit Handgranaten in den Blog stellen.Das ist leider die andere Seite der Medaille, dass man in Deutschland scheinbar nichts normal diskutieren kann ohne in Extreme zu verfallen. Manchmal würde ich mir wünschen, dass Fernsehkommentatoren vor dem Plappern das Hirn einschalten und 5 Sekunden drüber nachdenken, was sie da sehen.

Was mich aber auch extrem irritiert ist die Überemotionalität mit dem die Forderung nach Legalisierung oft vorgetragen wird. Auch auf der quasi „offiziellen“ Seite Pyrotechnik legalisieren – Emotionen respektieren. Was ist denn bitte an Pyrotechnik emotional? Ich bin seit Jahren im Stadion emotional ohne einmal Pyro in der Hand gehabt zu haben. Wenn man den legalen – und damit kontrollierten - Einsatz von Pyrotechnik fordert, ist der ja völlig unspontan und damit auch unemotional. Ja, es sieht gut aus, wenn eine Kurve brennt. Ohne Frage. Aber die Emotionalität der Geschichte suche ich doch vergeblich. Im Gegenteil ist kontrollierte Pyro doch eher eine weitere Bürokratisierung der Kurve. Denn ob nun der Verein was abbrennt oder einen Ultra-Gruppe ist egal. Wenn etwas potenziell gefährliches geplant ist wird es in Deutschland – zu Recht – geregelt.De facto würde der Support meiner Meinung nach noch stärker in einen Rahmen gepresst. Es müssten Verantwortliche festgelegt werden, diese werden geschult, es muss einen abgesteckter Raum geben, die Haftungsfragen müssen geklärt sein und so weiter und so weiter und so fort. Alles nervig, aber wenn ma ehrlich ist alternativlos. Legaler Einsatz von Pyro würde ohne Spontanität von statten gehen. Und die Frage sei erlaubt, wo dann noch die großen „Emotionen“ sind? Und die Frage sei weiter gestattet, ob man da nicht der Vereventisierung Vorschub leistet, die man ja eigentlich bekämpfen will.

Vor allem: Für wen tun wir das denn alles? Der Sinn von Support sollte ja kein reiner Selbstzweck sein, sondern dazu beitragen, dass die Mannschaft das Spiel gewinnt. Natürlich ist das in der Realität oft auch anders, aber das Ziel sollte man ja nicht aus den Augen verlieren. Und ich wage es mal zu bezweifeln, dass der Einsatz von Pyro da wirklich was zu beiträgt. Das ist jetzt natürlich auch kein Killerargument gegen Pyro, aber es gibt eben finde ich auch sehr wenige Killerargumente dafür. Die emotionale Aufgeladenheit mit der das Thema diskutiert wird finde ich einfach unangemessen. Ich würde mich generell freuen, wenn man das Thema „Pyro“ mal etwas tiefer hängen würde. Von allen Seiten!

Pyrotechnik ist in der Tat kein Verbrechen, aber es ist eben auch nicht das goldene Kalb zu dem es von Teilen der Fanszene gemacht wird.

Edit: Nach meinem Blogpost hast sich auch dts98 mit dem Thema befasst. Auch diesen Beitrag würde ich Euch empfehlen.

In diesem Zusammenhang möchte ich Euch nch auf einen sehr guten Post in einem St. Pauli-Blog verweisen.

3 Kommentare:

  1. Wie langweilig, jetzt werden nicht mal mehr Kommentare mit 20% Pöbelanteil frei geschaltet.

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  2. Ich schalte alle Kommentare frei. Es wartet auch kein Kommentar mehr auf Moderation. Fehler liegt also scheinbar beim Schreiber des Kommentares

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  3. Sie schrieben das es für Sie keine emotionaler Verlust gewesen sei, keien Fackel in der Hand zu halten. Darum geht es aber nunmal nicht, sondern darum das die Atmosphäre von bengalischen Lichtern ein Stadion auf eine emotionale Ebene hebt. Wie man weiss spielt das menschliche Auge und der damit verbundene "Sinn" eine große Rolle bei der Verknüpfung von Emotionen und Bildern.

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