Donnerstag, 12. August 2010

Tipps für Baku – Interview mit Aserbaidschan-Expertin Philine von Oppeln

Ich bin ja großer Städtereisefreund. Leider mache ich das in letzter Zeit zu wenig. Was vielleicht daran liegen könnte, dass ich in den letzten Jahren alles Geld in Fußball stecke. Das erscheint mir zumindest einer gewissen Logik zu entsprechen. Ich glaube ich bin der Sache auf der Spur. Auf jeden Fall ist das Geld knapp und Städtreisen sind selten geworden. Sehr zum Leidwesen der tollsten Frau von Welt wo gibt. Aber auch zu meinem, denn Tripps durch die Städte dieser Welt sind das beste, was es gibt. Daher freu ich mich wie ein Schneekönig auf den Tripp nach Baku. Allerdings kein Städtetrip ohne guten Reiseführer. Wobei ich eigentlich immer drei hole. Einen ausführlichen zum vorab lesen, einen handlichen zum in die Tasche stecken und einen alternativen, der mir erklärt, dass das, was ich in den ersten beiden gelsen habe eh nur das Programm für dumme Idioten ist.

Nun stellte sich aber die Frage, ob es nicht selbst für meine Verhältnisse übertrieben wäre drei Reiseführer für eine Stadt zu besorgen, die man nur einen ganzen Tag besucht. Vor allem angesichts der Tatsache, dass man ca. 5 Stunden ums Stadion rum verbringt. Zum Glück stellte sich die Frage nach einem Besuch bei Amazon nicht mehr, denn es gibt für Aserbaidschan schlicht und ergreifend nur einen und zwar diesen hier:

Aserbaidschan: Unterwegs im Land der Feuer


Ein Traum für alle Menschen mit Entscheidungsschwäche. Und ohne Reiseführer reisen geht einfach nicht. Da aber ein Tag selbst für einen Kurztrip echt wenig ist und ein Teil von Euch ja sogar nur ein paar Stunden in Baku ist – bleibt die Frage, wie der sogenannte Fußball-Fan von Welt seine knappe Zeit denn in der aserbaidschanischen Hauptstadt verbringt? Weil so ein bisschen Bildung kann selbst Euch Fußballchaoten nicht schaden. Daher hat Euer hassgeliebter MauriciusQ zum Hörer gegriffen, beim Trescher Verlag angerufen und Frau von Oppeln ein paar Fragen geschickt. Und weil Frau von Oppeln nicht nur kompetent, sondern auch noch höflich ist, hat sie die zeitnah beantwortet. Ich hoffe das ist für den einen oder anderen von Euch Kulturhooligans nützlich. Alle daheimgebliebenen können ja den Reiseführer kaufen und später so tun als wären sie dabei gewesen. Oder drin schmökern und träumen. Und sich später freuen, dass sie noch Geld haben, während ich mir überlege, on ich meine Handy-, meine Telefon- oder meine Stromrechnung nicht zahle. Aber wie dem auch sei: Jetzt erst mal viel Spaß mit dem Interview mit Philine von Oppeln.


Der BVB spielt am 26.08. in Baku gegen Quarabag FK Agdam. Einige Fans reisen schon am 25. an und haben den 26. tagsüber für Sightseeing eingeplant? Was muss oder sollte man – trotz der recht knappen Zeit – auf jeden Fall mitnehmen?


Auf keinen Fall sollte man sich die ummauerte Altstadt Bakus entgehen lassen, die zum Weltkulturerbe zählt und deren enge, autofreie Gassen einen angenehmen Kontrast zum quirligen Rest der Stadt bieten. Darin finden sich neben einer mittelalterlichen Palastanlage und dem Jungfrauenturm, dem Wahrzeichen Bakus, mehrere alte Karawansereien, die mittlerweile als atmosphärische Restaurants dienen.
Umgeben ist die Altstadt von den Jahrhundertwende-Villen einstiger Ölbarone, die sicherlich sehenswert sind. Außerdem lohnt unbedingt ein Bummel auf der Prommenade am Ufer des Kaspischen Meers.

Abends empfiehlt sich der zentral gelegene Fountain Square, der umgeben ist von Bars und Clubs.

Die bis hier genannten Sehenswürdigkeiten lassen sich gut auf einem Spaziergang verbinden.

Wer mehr als einen Tag in Baku verbringt und quasi "hinter die Kulissen" der Ölboom City schauen will, dem sei ein (Halb-)Tagesausflug zu den südlich der Stadt gelegenen Ölfeldern empfohlen, sowie ein Abstecher zu den benachbarten Schlammvulkanen, die ein faszinierendes Naturerlebnis sind und ebenfalls mit den Öl- und Gasvorkommen des Landes zu tun haben.


Wie lässt sich Baku als Stadt beschreiben?

Baku ist eine dynamische Boomtown zwischen Orient und Okzident. Überall schießen Hochhäuser aus dem Boden und die Straßen sind überfüllt, alles ist im ständigen Wandel. Eine Minderheit der über 2 Millionen Einwohner sonnt sich in dekadentem Luxus, während der Rest irgendwie überlebt. Viele Ausländer - Briten, Russen, Amerikaner, Deutsche - sind hier unterwegs, meist gelockt vom begehrten Erdöl.

Wie treten die Bewohner Bakus Fremden entgegen?

Aserbaidschaner sind meist ausgesprochen hilfbereit und gastfreundlich und interessieren sich sehr für Besucher ihres Landes - wenn nur das Sprachproblem nicht wäre! Zwar spricht eine zunehmende Zahl der jüngeren Einwohner inzwischen Englisch, oft ist man jedoch ohne Kenntnisse der Landessprache, Russisch oder Türkisch aufgeschmissen. Generell genießt Deutschland einen sehr guten Ruf in Aserbaidschan.


Wie sieht es mit der Sicherheit in Baku aus? Was muss man bedenken?


Aserbaidschan hat europaweit eine der niedrigsten Kriminalitätsraten, und Baku ist nicht gefährlicher als andere Großstädte. Als Frau sollte man nachst nicht unbedingt allein unterwegs sein - aber unter Fußballfans wird sich diese Situation wohl kaum ergeben. Vorsicht ist allerdings unbedingt im Straßenverkehr geboten, der ungewohnt turbulent sein kann.

Haben Sie in Punkto Verpflegung und Ernährung Geheimtipps für Frühstück, Mittagessen und Abendbrot?

Da die Lokalitäten sich in Baku rasant ändern, kann ich Ihnen guten Gewissens kein bestimmtes Restaurant empfehlen. Im Reiseführer findet sich aber eine ganze Liste sicherlich nach wie vor guter Adressen samt kulinarischer Ausrichtung und Preisniveau. Besonders stimmungsvoll speist man in der Altstadt, wobei hier - wie überall - zu beachten ist, dass jede Beigabe zusätzlich auf die Rechnung gesetzt wird. Das gilt für das Stück Brot genauso wie für die nicht bestellte Vorspeise und die gebotene Live-Musik. Was man nicht essen will, am besten also gleich zurückgehen lassen. Generell ist die Landesküche recht fleischreich, wobei meist Hammel und fast nie Schwein aufgetischt wird.

Während Cappuccino, Milchcafe und Co. rein touristische Getränke sind und zu entsprechend überteuerten Preisen angeboten werden, trinkt der gemeine Aserbaidschaner Tee (Tschai). Für rund 1 Euro pro Kanne wird er vielerorts angeboten und ist oft eine angenehme Stärkung unterwegs.

Welche Unterkünfte würden Sie empfehlen?

Unterkünfte sind in Baku recht teuer und es ist schwierig, unter 70 Dollar ein halbwegs zentrales und akzeptables Zimmer zu bekommen. Als mäßig zentral, aber dafür nah an der Promenade und moderat im Preis hat sich das Caspian Guest House in der Zorgestraße erwiesen (ca. 90 Euro/DZ inkl. Frühstück, auf Anfrage Flughafentransfer). Das einzige Hostel liegt mitten in der Altstadt und bietet sehr einfache Unterkunft für 20 Dollar pro Person im Viererzimmer. Ebenfalls in der Altstadt bietet das Guest House Inn (Harbi Str. 17) kleine Doppelzimmer ab ca. 50 Euro inkl. Frühstück. Preise sind generell verhandelbar und Gruppentarife sicherlich leicht auszuhandeln.


Haben Sie Empfehlungen fürs Nachtleben?

Dank der vielen Briten gibt es diverse Pubs in Baku, in denen abends gefeiert wird. Bei meinem letzten Besuch war außerdem der Club Le Mirage (gegenüber der Deutschen Botschaft) agesagt, aber derlei ändert sich in Baku sehr schnell. Grundsätzlich finden sich im Umfeld des Fountain Square zahlreiche Bars, Diskos etc.
Wer es gern gesellig hat, dem sei ein Besuch im Paul's empfohlen: Im Biergarten trifft man sich ab 18 Uhr zu Spätzle und Grillfleisch. Und man spricht hier vornehmlich deutsch.

Gibt es Dinge die man unbedingt (ver-)meiden sollte?

In Aserbaidschan sollte man es vermeiden, lautstark und öffentlich Kritik an Politik und Regierung zu üben.

Ein sehr sensibles Thema, das fast zwangsläufig zu Ärger führt, ist Armenien bzw. die besetzte Region Berg Karabach ( = Qarabag). Da gibt es viele offene Wunden!
Aserbaidschaner sind allgemein recht konservativ. Anzügliche Bemerkungen oder ausfallendes Verhalten wären sicherlich ungewöhnlich.

Aufpassen sollte man, bevor man in einer der schummrigen Kellerbars rund um den Fountain Square nachts mit jungen Damen anbändelt: "Anständige" Frauen sind bei ihren Familien, wer nachts allein im Club sitzt, will evtl. Geld verdienen.

So weit das Interview mit Philine von Oppeln. ich werde das Buch am Wochenende mal für Euch lesen und nächste Woche hier eine Rezension reinstellen.

3 Kommentare:

  1. auch wenn ich nicht fahre(n kann)...vielen dank, alter, dass du dir so viel mühe gibst...und auch Frau von Oppeln trägt mit der schnellen und kurzweilig zu lesenden Antwort dazu bei, das einem Baku immer sympathischer wird.

    Gruß Ronny, der grade überlegt, ob er nicht doch noch irgendwo 500 Euro hat....;o)

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  2. Hier spricht dein virtuelles Korrektiv....dein Wahnsinns Seismograph


    Wenn ich,der dich ja nun bekkenender weise mit unqualifizierter ,belangloser Kritik zumüllt sage das dieser Artikel "so geht"

    dann betrachte das als huldigen und ein nicht ausgesprochenes "weltklasse!"

    Sehr Informativ und gut gemacht,Danke !

    Gruß PLETTE

    Und nun nicht abheben, bei nächster gelegenheit gibts wiederr "Lack";-)

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  3. Sonst würde ich auch Angst bekommen ;)

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