Samstag, 21. August 2010

Profis am Werk: „Thunderstruck“ als Einlaufmusik

Der BVB hat seine Einlaufmusik geändert. „I came for you“ von den Disco Boys ist nicht mehr im Programm zu finden. Falls nun irgendwer jubelt, lasst Euch versichern: Es ist noch viel schlimmer geworden. Der Einlauf ist einfach unfassbar beschissen inszeniert. Und ich argumentiere jetzt nicht aus der Sicht des Fußballtraditionalisten, der ich ja auch nur zur Hälfte bin,
sondern schlicht und ergreifend aus professioneller Sicht. Ich habe läuten hören, dass ich vom Thema „Inszenierung“ was verstehe. Was ich da am Donnerstag beim Einlauf der Mannschaft gegen Baku gesehen habe, war unter inszenatorischen Gesichtspunkten eine Vergewaltigung der Zuschauer. An guter Inszenierung scheitern viele Leute, weil sie „top down“ statt „bottom up“ denken. Sie wollen dem Ereignis ihre Inszenierung überstülpen und das formen. Eine Inszenierung eines fixen Ablaufes hat aber einen dienenden Charakter. Man kann nur punktuell verstärken, nichts grundlegend ändern. Die Inszenierung gibt sich selbst vor. Man muss sie nur finden.

Die Disco Boys waren zum Einlaufen gar nicht so schlecht, wenn man sie richtig getimed hat. Weit weg von perfekt, aber es funktionierte. Dieses „Anti-Techno-Gemeckere“ war und ist mir zu spießig. „Heja BVB“ als alleinige Einlaufmusik zu verwenden ist völlig abstrus. Der Song ist rein musikalisch dafür nicht geeignet und wenn man ehrlich ist auch nicht mal gut. Was für ihn spricht ist die Tradition. Was aber auch als Grund reicht ihn für sakrosankt zu erklären. Der Song gehört da hin. Punkt. Was er aber nicht schafft ist einen Spannungsaufbau hinzubekommen, er läuft diesem im Gegenteil sogar völlig entgegen. Und man kann eben auch nicht so tun als wären wir noch in den 70ern. Eine gewisse Inszenierung gehört zum Einlaufen. Also kommt man nicht drum herum vorher einen anderen Track zu spielen.

Es gibt dafür wenig geeignete Lieder, denn der Song muss gewissen Kriterien genügen. Das Problem ist, dass man zunächst ja kein Team oder ähnliches sieht, also ein Lied braucht, dass nicht zuviel Spektakel am Anfang macht, aber bereits verdeutlicht, dass hier gleich was ganz großes kommt und dann ab einem gewissen Punkt losschlägt. Zwei Songs die diese Anforderung zur Perfektion gebracht haben sind „New Noise“ von Refused und der „Reguiem for a dream“-Soundtrack des genialen Kronos Quartetts. Für ein Fußballstadion sind beide aber nicht geeignet. Zunächst mal aus dem Grund, dass diese beiden Songs aus den von mir genannten Gründen bis zum Erbrechen auf allen TV Sendern dieser Welt gelaufen sind. Die sind einfach durch. Refused ist darüber hinaus auch viel zu spitz für die breite Masse und das Kronos Quartet zu kleinteilig für die schlechte Soundanlage in Stadien. Außerdem lassen sich beide Songs nicht gut loopen, was aber für den Einsatz im Stadion unverzichtbar ist, weil man nicht genau weiß, wann die Mannschaft einläuft. Für diesen Einsatz war „I came for you“ echt perfekt, weil es nämlich schön unaufdringlich, ankündigend und loopbar war. Es ist mir ein Rätsel, warum man sich entschieden hat da wieder zu wechseln. Einlaufszenarien sind sensible Themen an die man ohne Not nicht ran sollte.

Wenn man aber schon wechselt, dann sollte man sich aber auch verbessern. Der Song muss die oben von mir genannten Kriterien erfüllen. Das tut „Thunderstruck“ von AC/DC aber schlicht und ergreifend nicht. Der Song baut zwar langsam auf,hat aber durch den fehlenden Bass zu wenig Druck und ist mit Breaks durchsetzt bei denen auch was passieren muss. Das funktioniert bei Eishockey, wenn man bei den Breaks was mit dem Licht macht. Beim Fußball hat man aber – zum Glück - keine Lichtshow und deswegen laufen die Breaks ins Nichts und sorgen für eine Bild/Ton-Schere. Und dafür, dass die Mannschaft „nur“ einläuft sind die auch zu heftig. Darüber hinaus ist die Wahl von „Thunderstruck“ auch so originell wie das Singen von „Scheiße 04“ im Stadion. Es ist zwar richtig keinen aktuellen Song zu nehmen, sondern einen, der sich über die Jahre gut gehalten hat und über aktuellen Musiktrends steht, aber „Thunderstruck“ ist so durch, dass ich jeden, der mir das auf dem Job angeboten hätte aus dem Büro gejagt hätte. Viel schlechter und unorigineller kann man nicht in die Musikkiste greifen. Wenn AC/DC dann geht nur „Hell´s Bell“. Und das auch nur am Millerntor und auch nur, weil es da schon seit ewigen Zeiten läuft.

Aber es ist ja nicht nur so, dass der Song unpassend ist, gegen Baku wurde auch mal in bester Tradition der Musikwechsel verpasst. Es gibt nur einen einzige natürlichen Anlass für den Break und das ist, wenn die Mannschaft einläuft. Alles andere ist schlicht und ergreifend schlechte Regie. Der erste Song ist nur ein Rampe für „Heja BVB“. Der Song ist rein musikalisch nicht gut, aber er hat halt Tradition. Und wenn wir den als gesetzt und Höhepunkt betrachten, darf alles andere nur eine Hinführung auf ihn sein.

Manchmal möchte ich mit dem Kopf auf den Tisch hauen, bei soviel Unprofessionalität.

3 Kommentare:

  1. Da hast Du einfach nur Recht.
    Außer natürlich mit Heja BVB. Der Song ist der Hit, lässt sich super singen und stimmt perfekt auf das Spiel ein. Dazu kommt dann noch die Tradition.

    Aber AC/DC geht einfach gar nicht, auch wenn es das ja früher schon mal gab. Der Song ist sowas von 0815 der passt vielleicht auf den Ponyhof oder in einen anderen Hellmich-Bau aber nicht in unseren Tempel.

    Also bitte Nobby gib uns die behämmerten Discoboys zurück, wir hatten uns gerade an den Mist gewöhnt.

    SgG
    Web

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  2. Wer so viel Zeit hat, einen solchen Blödsinn zu schreiben, der hat sie nicht mehr alle. Geh doch zu Schalke oder auf den Ponyhof, du Irrer.

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  3. Wo ist er denn Irre??? er hat doch von vorne bis hinten recht. Ich war nichtmal da um zu Wissen dass das mit ACDC nichts ist.

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