Donnerstag, 22. Juli 2010

So geil wie ein Torjubel

Es gibt nur einen einzigen Sport, der dem Fußball das Wasser reichen kann: Der Pferdesport. Um genau zu sein der Pferderennsport. Fußball und Pferderennen sind die einzigen Männersportarten auf dieser Welt. Weswegen der Begriff „Sport“ im englischen ursprünglich auch nur für Pferderennen steht. Einen Umstand, den man noch an der Tatsache erkennen kann, dass die einzige deutsche Galopprennzeitung Sport-Welt heißt. Alle anderen Sportarten sind für Frauen. Wobei ich nicht gegen Frauen beim Sport habe, so lange sie sich nicht wie Frauen benehmen. Oder sagen wir besser: nicht wie Mädchen. Aber ich schweife ab.

Ich war als Kind mehrmals in Dortmund-Wambel zu einer Zeit als Addi Furler noch lebte und die Wahl zum „Galopper des Jahres“ noch ein ganz großes Ding war in der Sportschau. Der Zweikampf „Nebos“ gegen „Königsstuhl“ in den Jahren 1979/1980 hat mich nachhaltig geprägt. Und auch auf die Trabrennbahn nach Recklinghausen wurde ich ab und zu geschleppt. Pferde, Flutlicht, Wetten. Das hat mich damals echt fasziniert. Mit dem Niedergang des gesellschaftlichen Niedergang des Pferderennsport ging auch meine Interesse zurück, bis ich mich dann beruflich dem Thema wieder widmete. Los ging es mit einem Beraterjob fürs Direktorium für Vollblutzucht und Rennen, bevor ich dann Chefredakteur des kleinen Pferderennsportsenders RAZE TV wurde. Die Zeit bei RAZE TV war so abstrus, dass ich damit ein ganzes Buch füllen könnte. Ich bin anschließend noch als Berater für die Trabrennsport AG und später noch für die damalige DSF Tochter Wettstar.de tätig gewesen. Die Zeit war beruflich richtig geil, auch wenn ich da wirklich jede Menge abstruses Zeug erlebt habe. Beruflich wäre ein Job im Pferderennsport neben Fußball der zweite Traumjob. Aber leider hat man in dem Bereich sehr stark mit Leuten zu tun, die eigentlich nichts verändern wollen. Und vor allem darf man nicht vergessen, dass ein Großteil der Leute immer viel verzocken und kurzfristig Geld braucht.

Trotzdem ist der Besuch auf einer Pferderennbahn das einzige, was mit einem Besuch im Fußballstadion mithalten kann. Mir persönlich liegen Galopprennen mehr, wobei ich beruflich und menschlich mit den Trabern immer besser ausgekommen bin. Der Galopprennsport und seine Protagonisten sind doch deutlich elitärer im Gehabe. In größerem Umfang gewettet habe ich aber immer nur bei den Galoppern. Es ist übrigens Quatsch zu behaupten, dass man mit Pferdewetten kein Geld verdienen kann. Ich habe einige Leute kennengelernt, die vom Wetten gut leben konnten. Und auch ich habe in meiner besten Zeit bei Wettstar kein Minus gemacht.Denn ich habe da nachher die Rennvorschauen geschrieben und de facto alle Rennen geschaut, so dass ich auf den großen Bahnen irgendwann eigentlich alle Pferde kannte. Wenn Du dann richtig wettest machst Du zumindest kein Minus. Richtig wetten heißt in dem Fall, dass man nur wettet, wenn man wirklich sicher ist, dass das Pferd gewinnt und der am Totalisator auch zu hoch steht. Man sieht z.B. ein Pferd, dass 80:10 am Toto steht, aber da man die letzten beiden Rennen gesehen hat, weiß man, dass die Rennverläufe da nicht gut waren. Ich habe die dann immer 100€ Sieg und 200€ Platz gewettet und es ist mir recht selten passiert, dass die schlechter als dritter wurden. Über alles gesehen, haben mich die Pferde aber eine Menge Geld gekostet und inzwischen Wette ich nicht mehr, weil leider in Hamburg keine regelmäßigen Galopprennen stattfinden und ich durch Fußball auch das Geld nicht mehr hätte. Vielleicht auch ganz gut, weil wenn Du in Deutschland sagst, dass Du auf Pferde wettest ist das so als würdest du sagen, dass Du am Nachmittag gerne Deine Oma verhaust.

Das Gefühl eine Wette getroffen zu haben ist aber das einzige, dass mit dem Gefühl eines Torjubels mithalten kann. Es fühlt sich 1:1 so an. Wenn Du plötzlich siehst, dass Dein Pferd gut liegt und mit Speed im Einlauf nach vorne zieht, ist das als wenn der BVB eine Riesenchance hat. Und wenn der Ball im Netz, bzw. das Pferd als erster im Ziel ist, dann ist das Befreiung pur und man fühlt sich wie der König. Ich bin mal – als ich beruflich nichts mit dem Thema zu tun hatte – in Köln am Mittwoch zu einem „After Work“-Renntag gegangen. Da hatte ich erst am Tag festgestellt, dass da Rennen sind und hatte ca. 5€ in der Tasche. Ich habe dann sechs Sieger am Stück getroffen, bin mit ein paar Hundert Euro nach Hause gefahren und habe mich gefühlt wie der König der Welt. Einer der schönsten Tage meines Lebens. Ungelogen. Das ist wie ein Derbysieg mit 6:0.

Falls ihr noch nicht auf einer Rennbahn gewesen seid, kann ich Euch das nur dringend anraten. Lasst Euch nicht von diesem angeblichem Hutquatsch blenden. Die gibt es nur zum Derby in Horn und in Baden-Baden. Pferderennen ist eine Männerdomäne. Wenn ihr irgendwie in der Nähe seid, dann empfehle ich Euch einen Besuch der modernsten deutschen Galopprennbahn in Bremen. Eine Traumbahn. Hannover kann man auch gut machen. Oder Köln. Wobei die Bahn leider ziemlich verkommt. Aber von der Anlage her ist Köln meine Lieblingsbahn. Aber auf keinen Fall Dortmund-Wambel oder Neuss. Schlimm verkommene Bahnen. Falls ihr noch nie beim Pferderennen gewesen seid übrigens noch ein paar Tipps: Finger weg vom Alkohol, wenn ihr zocken wollt. Das verträgt sich nicht. Man braucht einen klaren Kopf. Nehmt zwei getrennte Geldbörsen mit. Eine fürs Wetten und eine für den Rest. Und tut in die Wettgeldbörse die Summe rein, die ihr maximal verwetten könnt ohne, dass es Euch den Tag verleidet. Wenn ihr die teilweise wieder mitnehmt freut Euch und wenn mehr drin ist als vorher jubelt. Aber wenn die leer ist ist die leer. Niemals nachlegen. Wenn Du mehr verzockst als DU hast wird es pathologisch.

Aber eigentlich auch egal, was ich sage, bis hier liest bei dem Thema eh keiner mehr.

4 Kommentare:

  1. bin bis zum ende gekommen ...

    marco

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  2. Gegen die moderne Galopprennbahn :-)

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  3. sandbahn, grasbahn, speedway DAS ist männersport!!!
    alles andere ist höchstens jungssport :-)

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  4. ... Hauptsache männlich ...

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