Ich fühle mich Diego Maradona recht nah. Eigentlich bin ich Diego Armando Maradona. Okay, ich bin körperlich doppelt so groß wie der argentinische Pimpf und meine Ballbehandlung ist halt die eines zu dicken Grobmotorikers ohne jegliches Talent. Aber sonst stimmt es. Fast. Denn zumindest, wenn ich aufstehe fühle ich mich wie der große kleine Diego: Ganz schön fertig.
Okay, bevor ihr denkt ich drehe nun wirklich durch, dass ist natürlich völliger Quatsch. Ich bin soviel Maradona wie Sepp Blatter sympathisch. Trotzdem erkenne ich in der argentinischen Fußballlegende Wesenszüge, die mir vertraut erscheinen. Während viele Leute fassungslos in dessen Richtung schauen, kann ich viele Dinge die er macht gut nachvollziehen. Genauso wie Maradona neige ich zum Exzess. Bei mir sind es dann aber nur wochenendliche Fußball-Besäufnisse, während Diego Maradona wahrscheinlich halb Kolumbien durch die Nase gezogen hat. Oder anders formuliert: Rein Rock n´Roll-technisch sind meine Saufeskapaden ein Witz. Aber ich verstehe, warum Maradona so viel Sßap daran hatte.
Einen gewissen Wiedererkennungswert gibt es darüber hinaus in dem Wechsel zwischen Genie und Wahnsinn. Auch hier bin ich leider wieder nur eine Westentaschenausgabe des Göttlichen, aber trotzdem erkenne ich da gewisse Parallelen. Die erkenne ich allerdings auch zu Jürgen Möllemann. Das klingt nur deutlich ungeiler, weswegen ich die einfach mal verschweige. Ich bin manchmal einfach eine tragische Gestalt, die es schafft sich bei ziemlich vielen Leuten mit viel Lärm unbeliebt zu machen. Aber auch der anderen Seite jemand, der dann mit viel Energie, Willen und Talent wieder jede Menge Dinge auf die Beine stellt, nur um anschließend einen Teil davon wieder mit dem Arsch umzureißen. Ich bin in der Beziehung halt bipolar aufgestellt und schaffe es immer wieder mich zwischen den Stühlen zu platzieren. Eine Witzfigur, aber eine die mit soviel Talent, Willen und Energie ausgestattet ist, dass ich an einem halben Nachmittag mehr schafft, als 50% der Leute die über sie lachen in einem Monat. Und ich kümmere mich nicht zu sehr drum, was andere Leute über mich sagen. Wenn ich das tun würde, würde ich irre werden. Genauso wie sich mein guter Freund Diego nicht darum scheißt, was die Welt über ihn denkt.
Apropos irre: Ich meine ich weiß ja schon, was in meinem Kopf abgeht und wie anstrengend es ist ich zu sein, aber ich möchte gar nicht wissen, wie es ist Maradona zu sein. Der hat zwar bestimmt auch ein paar wirklich tolle Momente, aber ich kann mir vorstellen, wie dieser Sturm im Hirn sich anfühlt. Ich selber kenne Momente der inneren Ruhe eigentlich nur auf dem Weg zum Fußball und in ganz seltenen Fällen im Urlaub. In Maradonas Kopf wird es immer laut sein. Sehr laut.
Selbst ich mit meinem Hang zum Größenwahn will mit dem nicht tauschen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen