Sonntag, 25. Juli 2010

Das perfektes Sicherheitssystem bei der Love Parade

Ich will heute nicht über Fußball schreiben. Dazu gehen mir die Toten gestern in Duisburg bei der Love Parade zu nah. Ich bin eigentlich jemand, der sich nicht sonderlich emotional bei Katastrophen „engagiert“, aber die Nummer in Duisburg gestern fasst mich wirklich an. Vor allem packt mich eine unfassbare Wut auf die Verantwortlichen. Weil man die Menschen offensichtlich in eine Situation geschickt, die nicht zu beherrschen war. Nach allen Berichten von Augenzeugen gestern, war die Lage gestern chaotisch. Und es gab genug Leute im Vorhinein, die genau davor gewarnt hatten. Doch man hat sich entscheiden die Veranstaltung auf dem viel zu kleinen Gelände durchzuführen mit viel zu wenigen Zugängen. Einem nämlich. Doch was machen die Duisburger Offiziellen in Person von Ordnungsdezernent Wolfgang Rabe? Sie weisen alle Schuld von sich. Der Westen schreibt:

Die Massenpanik wurde nach Angaben des Duisburger Ordnungsdezernenten Wolfgang Rabe offenbar durch Besucher ausgelöst, die Sicherheitszäune überstiegen, um zum Veranstaltungsgelände zu kommen. Einige stürzten dabei von einer Treppe. Dadurch sei wohl eine „Kettenreaktion“ ausgelöst worden. In dem Tunnel ging es für viele weder vor noch zurück und es gab keine Ausweichmöglichkeiten.


Natürlich ist es zu früh um die genauen Ursachen zu benennen. Dafür gibt es Experten, die das hoffentlich in den nächsten Wochen genau analysieren. Aber fest steht, dass das Sicherheitskonzept der Offiziellen versagt hat. Da braucht man auch nicht drum rum zu reden. Ein System bei dem am Ende 19 Menschen sterben hat versagt. Ende! Die Argumentation, dass das Konzept eigentlich sehr gut war ist so absurd, dass man sie wirklich nicht führen muss. Ich habe meine Zweifel an Rabes Aussage, aber selbst wenn die stimmen würde, hat das Sicherheitskonzept versagt. Ein Sicherheitskonzept muss dafür ausgelegt sein, was passiert, wenn alles schief geht, nicht was ist, wenn alles gut geht. Es ist natürlich zu klären, wo ein schuldhaftes Versagen einzelner Menschen vorliegt, aber dass das Konzept nicht getragen hat ist unzweifelhaft und tragischerweise durch 19 Menschen bewiesen. Deswegen ist es ein Hohn, wenn sich Offizielle hinstellen und sagen, dass die Organisation gut war. Alleine diese Aussage ist ein Grund den Rücktritt der Beteiligten zu fordern.

Bei jeder Katastrophe läuft was schief. Nicht immer sind Menschen daran persönlich schuld. Es gibt Situationen in denen grundsätzlich etwas falsch läuft, aber bei dem man nach menschlichem Ermessen eigentlich nicht damit rechnen konnte bzw. sich kleine einzelne Fehler zu einer Tragodie ausweiten, ohne dass man dafür einzelnen Personen die Schuld geben kann. Die Fehler liegen in der Planung. Das ist wie beim Rodeln. Wenn der Rodler mit Tempo 120 in der Bahn ist, dann muss durch die Bahnarchitektur sichergestellt werden, dass ein Fahrfehler nicht zum Tod führt. Und wenn die Bahn völlig falsch geplant ist, nutzt Dir der beste Rodler nichts. Dann darfst Du nicht fahren. Die Stadt Bochum hat die Veranstaltung letztes Jahr abgesagt, weil sie die nicht für beherrschbar hielten. Man muss den Verantwortlichen im Nachhinein noch mal Respekt für diese Entscheidung zollen. Sie haben im Sinne der Sicherheit genau richtig gehandelt.

Es gilt jetzt nicht nach Sündenböcken zu suchen, sondern die Planungsfehler – und eine mögliche individuelle Schuld – genau aufzuarbeiten Und die Situation den Ravern in die Schuhe schieben zu wollen ist dabei albern. Denn mit dem Fehlverhalten einiger Leute muss immer gerechnet werden. Ebenso wie mit dem Umstand, dass Leute da dicht bis zum geht nicht mehr sind. Wen das überrascht, der hat bei der Planung von Großveranstaltungen nicht zu suchen. Fest steht, dass es Warnungen gab, wie z.B. den Comment, den DWDL verbreitet hat. Ich wünsche mir von Seiten der Staatsanwaltschaft eine vorurteilsfreie aber extrem gründliche Aufklärung der Vorfälle.

Und Leute die sagen, dass das Sicherheitssystem gut war, sollte man dabei ganz genau beobachten.

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