Nachdem ich gestern für meine Behauptung, dass Fußball-Fans wie Gläubige in einer Kirche sind viel Zustimmung geerntet habe, ist es nun Zeit, auch den zweiten Teil der Wahrheit offen und gelassen auszusprechen. Und der ist weniger schmeichelhaft. Wirklich. Denn ob man es wahrhaben will oder nicht: Leider sind Fußballfans auch wie Kleingärtner. Oder Camper. Oder was anderes in der Richtung. Auf jeden Fall unfassbar kleinbürgerlich. Schaut der kalten, nackten Wahrheit ins Gesicht: Wir sind so scheiße wie wir nie werden wollten.
Es fängt schon mit dem Verhältnis zu unseren blauen Nachbarn an. Neidisch, missgünstig und hasserfüllt schauen wir in die Nachbarnlaube, ob die neue Gartenmaschine, die sich die Bewohner dort gekauft haben nicht vielleicht doch unrund läuft. Und mokieren uns darüber, dass deren Hecke nicht so schön ist wie sie behaupten. Und überhaupt hoffen wir eigentlich darauf, dass die ganze Laube doch mal in Feuer aufgehen könnte. In unserem Hass auf die Nachbarn sind wir so verbissen, dass wir uns an unserem Garten schon lange nicht mehr richtig erfreuen können. Hauptsache nebenan brennt es! Wir würden unser Laube liebend gerne in Brand stecken, wenn uns einer garantieren könnte, dass das Feuer nach nebenan übergreift.
Genau wie der Laubenpieper liebt es der Fußball-Fan sich das Maul über andere zu zerreißen. „Also DER hat ja auch gar keine Zeit mehr“, „Also ehrlich, DIE Aktion ging ja mal gar nicht“, „Sorry, also DER gehört nun wirklich nicht zu uns“. Stimmt, denn wer nicht seit mindestens 20 Jahren auf dem Campingplatz oder Fußballstadion ist, der gehört nicht dazu. Soweit kommt es noch. Wäre ja noch schöner. „Ich habe schon gecampt als der noch gar nicht auf der Welt war“. Klatsch und Tratsch sind in der Fußballszene so ausgeprägt wie im hinterletzten SPD Ortsverein. Es geht drum wer wen kennt und vor allem: Wer wen wie lange kennt. Und wer wen besser kennt. Und dass man eigentlich dessen Vater schon gekannt hat. Die eigenen Scholle / Stadion ist der Mittelpunkt der Welt um den sich alles dreht.
Nein liebe Freunde von der Meta-Ebene betrachtet sind wir genauso verachtenswert wie die Laubenpieper. Wir sind kleingeistige Würste, deren Handeln und Reden sich um einen kleinen Ball dreht und die alles an ihm festmachen. Wir ergehen uns in Ritualen und schauen genau wie die Laubenpieper abfällig auf Leute, die diese Rituale nicht machen. Und noch abfälliger auf Leute, die sie genauso machen, aber noch nicht lange genug. Weil die es erstens falsch machen und zweitens nicht so ernst meinen wie wir. Von Außen betrachtet sind wir wirklich verachtenswert und so hohl, dass wir in Milch schwimmen. Ich frag mich, ob der durchscnittlicher Campingplatzbewohner vielleicht auch zu einem unbekannten Camper "Eventcamper" rüberruft. Aber so sind wir Kleingärtner eben. Überwiegend klein.
Bin ich froh, dass mich das nicht interessiert wie ich von Außen wirke.
Ich habe den Schrebergarten meines Großvaters geliebt, aber es stimmt die Nachbarn fandich schon damals scheiße!
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