Montag, 4. Mai 2009

Vollsuff als logistische Aufgabe

Ich glaube ich erwähnte schon ein oder zweimal, dass ich es hasse beim Fußball nüchtern zu sein. Während ich in der Woche kaum bis gar keinen Alkohol trinke ist ein Stadionbesuch ohne Alkoholrausch irgendwie unvollständig. Sie geneigter Leser mögen das als primitiv empfinden, doch seien Sie versichert, dass hinter einem gut organisiertem Vollrausch in der Kurve weit mehr steht als sie vermuten.

Dabei ist die Einstiegsplanung noch relativ einfach. Zwei Fragen gilt es zu klären: Wie lange bin ich unterwegs und wann bin ich da? Denn wer zwei Stunden vor dem Spiel im Stadion ist trinkt halt deutlich mehr vor Ort als derjenige, der nur knapp vor Spielbeginn ankommt. Aus der vor Ort zu verbringenden Zeit ergibt sich dann die Menge des auf der Anreise zu verzehrenden Bieres. Denn, und daran sein noch mal erinnert, Ziel ist es ja gut angetrunken den Anpfiff zu erleben, aber auf keinen Fall so dicht zu sein, dass man nichts mehr vom Spiel mitbekommt. Nach dem Spiel kann man im Prinzip soviel saufen wie man will, solange man noch den richtigen Zug findet. Und bei Auswärtsfahrten sollte man auch die Sicherheitslage einbeziehen. Denn wer z.B. in Gelsenkirchen im Alkoholnebel elementarste Sicherheitsregeln missachtet, zahlt das gerne mit einem gebrochenen Nasenbein. Auch bei einem Auswärtsspiel in Bochum ist mit diversen gewaltbereiten Fans der gegnerischen Mannschaft zu rechnen, so dass es sich auch hier empfiehlt so fit zu sein, dass man aufkommende Gefahr erkennt. Denn die meisten – wenn auch nicht alle – Auseinandersetzungen mit Fans anderer Mannschaften lassen sich durch vorausschauendes Handeln zum Glück vermeiden. Liber rechtzeitig die Kurve kratzen, als den Helden spielen. Nicht immer hat man soviel Glück wie ich in Frankfurt.

Die wahrer logistische Herausforderung ist aber das richtige Timing des Alkoholkonsums. Denn egal wie betrunken man auch im Stadion ist: Man will ja keine Minute des Spieles verpassen. Und dass erfordert eine gute Kenntnis des eigenen Körpers und der korrekten Beantwortung der Frage: Wann muss ich vor dem Spiel mit dem Biertrinken aufhören, damit ich bis zur Halbzeit durchhalte? Verrechnet man sich hier oder ist unvorsichtig führt das dazu, dass man im Spiel die Toilette aufsuchen muss.

Beim Heimspiel ist das zwar ärgerlich, aber verschmerzbar, wenn man wie ich einen Sitzplatz hat. Man begibt sich Richtig Ausgang und wartet einen Angriff der eigenen Mannschaft ab. Geht der Ball ins Aus sprinten man Richtung Klo, um so schnell wie es geht wieder oben zu sein. Allerspätestens bis zum Ballbesitz der eigenen Mannschaft. Denn wäre es noch zu verschmerzen ein Gegentor zu verpassen, wäre das Verpassen einen Tores der eigenen Mannschaft die Höchststrafe und und unverzeihlich. Ich habe ich den 33 Jahren meiner Fußballkarriere noch nicht ein Tor des BVB verpasst, wenn ich im Stadion war. Und so soll es auch bleiben.

Nicht nur ärgerlich, sondern ein ausgewachsenes Problem ist es, wenn man sich beim Auswärtsspiel verrechnet. Denn während man sich in der Halbzeit oder vor dem Anpfiff durch jeden noch so vollen Stehplatzbereich kämpfen kann, geht hier während des Spieles schlichtweg nichts. Ein Verrechnen im Bier/Blasen-Gleichgewicht wird mit eine klaren Spielspaßbremse geahndet. So ging es mir in Bremen. Ich musste in der ersten Halbzeit raus und hatte auf dem Rückweg keine Chance mehr mich zu meinen Leuten durchzukämpfen. Ich konnte den Rest der ersten Halbzeit in der Nähe des Ausgangs zubringen.

Wie pflegt mein Vater immer zu sagen: Saufen will gelernt sein

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