Freitag, 1. Mai 2009

Nebenberuf Fanclub

Wissen Sie was mein Problem ist? Ich kann nichts halb machen. Das klingt erst mal nicht schlimm. Ist es aber. Zumindest teilweise. Denn ich stürz mich sehr gerne in neue Projekte. Vor drei Jahren hatte ich mit Videospielen soviel zu tun wie mit Fensterputzen: Gar nichts. „Halo? Nie gehört“ Seit ich aber unvorsichtigerweise die Leitung eines Videospielmagazins übernommen habe, habe ich angefangen mich intensiv mit dem Thema zu befassen, alte Klassiker nachzuholen, mich in Foren rum zutreiben und Fachliteratur zu lesen. Und inzwischen kann ich mit den Jungs aus der Redaktion locker mithalten. Ich halte mein aktuelles Projekt immer für das wichtigste auf der Welt. Die tollste Frau von Welt wo gibt meinte mal irgendwann, dass sie es schade findet, dass ich kein Sendung übers Fensterputzen mache, weil ich dann sagen würde, dass es nichts wichtigeres auf der Welt gibt als die Fenster sauber zu halten und mich total darin verlieren würde Fenster zu putzen. Das war zwar scherzhaft gemeint, aber sie hat Recht. Dummerweise führt das dazu, dass ich eigentlich nie so richtig abschalte.

So anstrengend diese Charaktereigenschaft aber auch ist, beruflich hat sie enorme Vorteile. Ich bin meistens erfolgreich mit dem was ich tue. Das dumme ist, dass sich mein Charakter in der Freizeit ja nicht ändert. Ich neige nämlich auch privat dazu alles exzessiv zu machen. Mit denselben Nachteilen, wie z.B. dem nicht abschalten zu können. Nur dass sich die Vorteile da leider in Grenzen halten. Beispiel gefällig? Ich war schon immer Fußball-Fan und gehe regelmäßig ins Stadion seit ich sechs Jahre alt bin. Zwar hatte ich in den 90er Jahre eine Krise und Fußball war nicht so wichtig, aber in den letzten Jahren bin ich eigentlich immer regelmäßig bei Fußball gewesen. Egal wo ich gewohnt habe. Allerdings hatte ich eigentlich nie ein Umfeld das wie ich auch den BVB geliebt hat. Was dazu führte, dass ich noch ein Leben außerhalb des Fußballs und der Arbeit hatte.

Ich weiß gar nicht mehr warum, aber irgendwann bin ich mal zum Stammtisch der „Borussen Sailors“ gegangen. Und war felsenfest davon überzeugt, dass da eh nur Idioten sind und das eine einmalige Angelegenheit wird. Vier Monate später war ich dann zweiter Vorsitzender der „Sailors“. Inzwischen habe ich wenn ich ehrlich bin einen zweiten Job. Nicht so umfassend wie der erste, aber trotzdem gehen jede Woche viele Stunden für den Fanclub drauf. Habe ich mal wieder fein hinbekommen. Nicht nur, dass ich inzwischen fast jedes Wochenende in irgendeinem Stadion rumturne, nein, ich habe es geschafft mich auch sonst die ganze Woche mit dem Thema zu befassen. Gratulation. Sie bekommen den Orden für Dummheit.

Allerdings hat mein Nebenjob auch einen Vorteil. Wir bekommen als Fanclub nämlich für jedes Auswärtsspiel des BVB Karten, was als nicht organisierter Fan echt fast unmöglich ist. Und da ich bei uns die Kartenvergabe mache bin ich eigentlich immer gut versorgt. Wobei dieser Vorteil in Punkto „Beziehung“ auch ein echter Nachteil sein kann. Ich hatte mir fest vorgenommen z.B. an diesem Wochenende nicht nach Frankfurt zum Auswärtsspiel zu fahren. Denn es ist langes Wochenende und die tollste Frau der Welt will Samstag und Sonntag zum Osterstraßenfest. Sie hatte schon vor Monaten angemeldet, dass sie da mit mir hin will. Und ich hatte fest versprochen, dass wir da gemeinsam ein schönes langes Wochenende machen und hatte daher keine Karte für Frankfurt bestellt.

Dummerweise hatten die „Sailors“ zum Beginn der Rückrunde beim BVB eine Karte mehr bestellt als wir eigentlich Interessenten hatten. Nun versetzen Sie sich bitte in meine Lage! Nachdem wir Jahrelang nur Grütze gespielt haben, haben wir nun 5 Spiele in Folge gewonnen und ich habe in meiner Schublade eine Karte liegen, die keiner will. Ich wollte widerstehen. Glauben Sie mir! Aber ich bin auch nur ein Mann!

Also sitze ich morgen um 8 Uhr im Zug nach Frankfurt. Nachdem ich letzten Samstag gefahren bin als meine geliebte Frau krank war. Ganz im ernst: Ich weiß, dass das scheiße ist und ich schäme mich wirklich! Und ich frage mich ernsthaft was in meiner Kindheit schief gelaufen ist. Und ob es Klopp wohl gelingt die Mannschaft nach fünf Siegen noch mal richtig heiß zu machen!

2 Kommentare:

  1. ich mag deine Frau, die jetzt leider alleine auf´s Straßenfest gehen muss ja wirklich.
    Aber du brauchst dich nicht schämen... Männer brauchen ihr Wochenende im Stadion...

    Mfg: w0dk4 *der den Bericht teilweise nachvollziehen kann, was das alleine lassen der Frau Zuhause angeht* =D

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  2. Aaaah...die Profilneurose...da ist sie wieder...

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