Dienstag, 19. Mai 2009

Die Hölle ist alkoholfrei

Das Saisonfinale in Gladbach wirft seine Schatten voraus. Und zwar mehr als mir lieb ist. Um ehrlich zu sein liegt ein großer Schatten über dem Ereignis. Was aber nicht am Spiel liegt, sondern an den Begleitumständen. Denn die „Borussen Sailors“ reisen natürlich auch zahlreich an. Um genau zu sein mit 18 Leuten. Das freut mich natürlich. Vier bleiben länger in NRW und fahren daher mit dem Auto. Stellt sich also die Frage, wie die anderen 14 zur falschen Borussia kommen.

Und da hatte unser geschätzter dritter Vorsitzender die Idee, dass wir uns zwei 7-Sitzer leihen und gemeinsam runter fahren. Auch da würde ich mich eigentlich richtig drauf freuen. Eine gemeinsame Fahrt mit zwei Bussen macht richtig Spaß. Wenn nicht – und da kommen wir zum Kern meine Problems – dieser Bus nicht auch von jemand gefahren werden müsste. Und wenn nicht – und wir nähern uns dem Problem weiter – dieser jemand nüchtern bleiben müsste. Und wenn vor allem nicht – und da sind wir mitten drin in meinem Schlamassel – ich den Verdacht habe, dass einer dieser beiden Jemands ich bin. Denn viele von den anderen Mitfahrern haben entweder keinen Führerschein oder wir sacken sie erst hinter Hamburg auf, so dass sie als Fahrer auch nicht in Frage kommen. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass beim Thema „Wer fährt?“ alle auf mich zeigen und als zweiter Vorsitzender kann ich mich da natürlich auch nicht verweigern und ich sehe ja auch die Argumente ein. Ich bin ja nicht anti-sozial.

Es kann also gut sein, dass ich das Saisonfinale dieser hervorragenden Saison 08/09 nüchtern erlebe und das macht mir schlechte Laune. Sollten Sie sich jetzt fragen, ob ich weiß, dass ich Alkoholiker bin, so lassen Sie mich versichern: Ja, das ist mir bewusst. Ich bin es und ich bin es gerne. In der Woche trinke ich höchsten ein oder zwei Biere und wenn ich am Wochenende nicht im Stadion bin, dann kann ich auch gut drauf verzichten. Auch wenn ich mit der tollsten Frau von Welt wo gibt zum Fußball fahre, brauche ich keinen. Das Glück mit seiner Frau gemeinsam einen Stadionbesuch zu erleben macht mich auch so glücklich und ist für mich sowieso das geilste was es gibt. Gemeinsame Beziehungszeit am Wochenende: Toll. Fußball: Toll. Gemeinsame Beziehungszeit beim Fußball: Paradies.

Da meine Frau am Wochenende aber nicht mitkommt, stelle ich mir die Fahrt nach Gladbach eigentlich so vor, dass wir uns um 07:00 Uhr treffen, wir einen Kasten Bier ins Auto stellen und ich um allerspätestens 07:30 ein Bier am Hals habe. Und spätestens auf Höhe Hannover bin ich dann besoffen. Und auf Höhe Hannover bei der Rückfahrt bin ich dann so voll, dass ich Sprachfindungsstörungen habe und man mich kaum noch versteht.

Ich liebe das Gefühl des Kontrollverlustes und der Hemmungslosigkeit einfach. Mein Leben besteht von Montags bis Freitags aus diversen Problemen, die meistens auch noch engmaschig miteinander verknüpft sind und zumindest subjektiv komischerweise alle bei mir am Tisch zusammenlaufen. Am Wochenende ist die Welt einfacher. Wir wollen drei Punkte, der Gegner will drei Punkte und ich muss mithelfen das Team zum Sieg zu schreien. Alkohol hilft dabei sich auf das wesentliche zu konzentrieren und die Hemmungen abzubauen. Da nehme ich Sprachprobleme gerne in Kauf.

Jetzt könnte man argumentieren, dass man beim Autofahren ja nicht sprechen muss, aber da ich zwar ein Suffkopp aber kein verantwortungsloser Mensch bin, werde ich natürlich nicht trinken, wenn ich fahren muss. Trotzdem überlege ich ernsthaft mich auf die Genfer Konvention zu berufen, denn meiner Meinung nach verstößt es gegen mein Menschenrecht, wenn ich nüchtern sein muss. Oder ich wende mich an den Tierschutzverein, denn mit artgerechter Haltung hat das meiner Meinung nach nichts mehr zu tun. Ich bin in der Hölle und die ist alkoholfrei.

Vielleicht werde ich heute beim Fanclub-Treffen auch so lange hemmungslos weinen bis sich einer erbarmt.

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