Montag, 15. Februar 2010

Kein Plan bei der Bahn

Alles wie immer in München. Wir lassen die drei Punkte da und die Stimmung gehört uns. Wobei es wirklich erschreckend ist, WIE tot die Atmosphäre im der Arroganz-Arena ist. Da ist ja wirklich nicht mal schlechte Stimmung, da ist einfach gar keine. Selbst nach den Toren hört man die Bazis auch nur leise und kurz. Außer Hoppenheim und Leverkusen fällt mir wirklich kein Stadion in Deutschland ein, was stimmungsmäßig damit vergleichbar wäre. Wobei die Münchner Arena doppelt so groß ist, was das Ganze noch mal doppelt so schlimm macht. Aber der Münchner Fußball-Fans schau ja nach eigenen Aussage halt "lieber in Ruhe das Spiel anstatt so zu schreien". Herzlichen Glückwunsch. Ansonsten haben wir jetzt das dritte Mal in Folge verloren und sind immer noch Fünfter. Was will man mehr?

Die An- und Abreise war so anstrengend wie erwartet, aber deutlich lustiger als befürchtet. Auf dem Hinweg hatten wir allerdings einen Zugbegleiter, bei dem ich mir ziemlich sicher bin, dass der ein Lehrvideo „Wie verhalte ich mich falsch gegenüber Fußball-Fans? “ gedreht hat. Es ist eigentlich unfassbar, wie ein einzelner Mensch eine eigentlich absolut harmlose Situation zur Eskalation zu bringen versucht. Die Stimmung war gut und nicht mal sonderlich laut. Alles trank so fröhlich vor sich hin und auch die Mitreisenden, die mit Fußball nichts zu schaffen hatten, waren entspannt. Ich bin ja nun wirklich nicht unkritisch gegenüber Leuten, die sich daneben benehmen, aber da war wirklich nichts. Eine Gruppe war ein wenig lauter, was aber vom Großteil des Zugpersonals ganz entspannt behandelt wurde. Ganz alte Schule: Nett sein, Kontakt aufnehmen und wenn es drüber ist einfach freundlich darauf hinweisen, dass jetzt Schluss ist. Bis zu einem gewissen Grad der Alkoholisierung klappt das locker. Ich kenne wenige Leute mit denen man nicht vernünftig reden kann. Für den Oberschaffner war das aber wohl alles zu leicht, denn dessen Kommunikation zu entsprechender Gruppe bestand eigentlich überwiegend aus „Ich schmeiß Euch raus“. Was er dann regelmäßig auch vorhatte, worauf eigentlich an jedem Bahnhof die Polizei durch den Wagon ging und jemanden suchte, der sich aber auf dem Klo oder anderswo versteckt hatte, so dass die Cops unverrichteter Dinge wieder abzogen. Die Kollegen vom den Oberschaffner fanden den lustigerweise genauso blöd wie wir, was sie auch offen kommunizierten. Nein, leicht hat dieser Vogel es scheinbar nicht in seinem Leben.

Apropos Bahn: Ich frage mich bis heute, warum es bei der Bahn scheinbar niemanden gibt, der sich an Hand der Spielpläne der Fußball-Bundesliga Gedanken darüber macht, wer wann von wo nach wo fährt? Da würde ein einziger Fußball-affiner Azubis reichen, der sich die Spielpläne der ersten vier Ligen anschaut, um zu sehen wo ein höheres Aufkommen an Passagieren ist. Das würde vielleicht verhindern, dass auf der Hinfahrt nach München nach Hannover niemand mehr einsteigen durfte, weil der Zug überfüllt war. Und da argumentiere ich jetzt nicht aus der Sicht der Fußball-Fans, sondern der anderen Passagiere. Das ist doch den Kunden gegenüber absolut unverantwortlich. Man stelle sich das vor: Man hat einen Termin, der Zug kommt pünktlich, aber man darf nicht mehr mit. Unfassbar. Scheinbar hat bei der Bahn niemand einen Plan. Oder es ist ihnen scheinbar egal.

Eine gute Planung würde dann wohl auch verhindern, dass auf der Rückfahrt das Ganze in einem Viehtransport endet. Die letzte Verbindung ging über Nürnberg und zwar mit einem Nachtzug in dem ein einziger Wagon als D-Zug ausgeschrieben war, also nicht reservierungspflichtig in den sich dann alles quetschte. Mir taten die Passagiere da wirklich leid. Da sitzt man nichtsahnend in so einem Zug und dann steigen plötzlich jede Menge übermüdete, betrunkene Fußball-Fans ein. Da hat man doch keinen Spaß am Bahn fahren mehr.

Ich hatte das Glück einen Sitz zu ergattern, viele andere mussten entweder auf den Notsitzen auf dem Gang oder auf dem Boden sitzen. Wobei Not ja auch erfinderisch macht. Denn einer der Jungs, die keinen Sitz bekam legte sich einfach oben in die Gepäckablage, um da seelig zu schlummern. Das sah richtig gemütlich aus. Ich war fast ein wenig neidisch. Trotzdem sind solche Zustände für normale Menschen natürlich nicht hinnehmbar. Kurz vor Hamburg entschuldigte sich der Zugführer dann auch für die „Unannehmlichkeiten durch die alkoholisierten Fußball-Fans“.

"Congratulations, you have just met the ICF"

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