Über das Spiel in Stuttgart will ich gar nichts schreiben, denn das war nicht gut und ohne die Rückkehr von Bender wird das ein ganz ganz schwieriges Ding zum Rest der Saison. Wir werden wirklich beißen müssen um Platz 5 zu halten. Die Mannschaft rollt auf der allerletzten Rille. Und natürlich ist es schade, aus dem Traum erwacht zu sein, aber wir haben halt nur ein Spiel verloren. Das normale von der Welt. Was wir davor hatten war die Ausnahme, nicht die Regel. Aber mich treibt seit Sonntag wieder ein anderes Thema um.
Ich frage mich nämlich manchmal wirklich ganz im Ernst, warum man eigentlich zum Fußball fährt. Oder nein, ich frage eigentlich ganz konkret mich, warum ich mir das antue. Wobei „antun“ auch der falsche Begriff ist. Ach, das ist alles verwirrend. Ganz konkret umgetrieben hat mich die Frage seit Sonntag, als um 05:30 Uhr mein Wecker klingelte, ich mich aus dem Bett schälte, um dann um 06:30 Uhr in Eiseskälte eingemummelt in vier T-Shirts, zwei Sweatshirts, eine Jacke, Schal und Handschuhe an der Bushaltestelle auf den Bus zum Hauptbahnhof zu warten.
Wer mich nur oberflächlich kennt könnte jetzt einwerfen, dass ich mache, um auf dem Weg zum Spiel eine tolle Party zu feinern und mich fürchterlich abzuschießen. Und in der Tat nutze ich den Weg dahin durchaus für „das eine oder andere Bier“. Oder um genauer zu sein, habe ich Samstag um acht Uhr angefangen zu trinken und als ich Nachts um zwei Uhr wieder da war, zu Hause noch ein „Feierabendbier“ getrunken. Auch deutsch, ich habe 18 Stunden durchgezecht, was normale Menschen wohl erschreckend finden würden. Wobei ich es viel erschreckender finde, dass ich gestern den ganzen Tag normal und ohne Leistungsverlust gearbeitet habe. Mein Körper war zwar müde und zerschlagen, aber voll funktionsfähig, auch wenn er sehr dankbar war, dass ich gestern Abend früh im Bett war und sich auch SEHR auf die alkoholfreie Woche freut. Doch trotz des Umstandes, dass ich teilweise ganz schön zeche taugt das nicht als Grund für die Fahrt, denn ich würde genauso fahren, wenn ich nicht trinken könnte. Das Gezeche ist ein Bonus, kein Grundvoraussetzung.
Wahrscheinlich liegt der Grund deutlich mehr in dem Umstand, dass ich gerne Teil der BVB-Gemeinschaft bin und an etwas mitwirken möchte. Dem Verein helfen zum Erfolg zu kommen. Mein Fanverhalten war ja über die Jahre unterschiedlich. Ich bin bis Anfang der 90er sehr aktiv gewesen, habe Mitte bis Ende der 90er und Anfang der 2000er dagegen aus unterschiedlichen Gründen nur sporadisch fahren können und bin jetzt seit Mitte 2008 wieder aktiv unterwegs. Das letzte Spiel das ich verpasst habe, war Bochum auswärts und das habe ich nur schlecht ertragen. Ich war immer Fan, auch in der Zeit als ich nur PREMIERE geschaut oder teilweise sogar nur Radio gehört habe. Und es ging mir immer körperlich schlecht, wenn der BVB verloren hat. Aber im Stadion habe ich mehr das Gefühl Teil einer Sache zu sein. Siege sind mehr MEINE Siege. Im Stadion ist man weniger Konsument, als Teil der Gemeinschaft.
Ich mag es Teil einer „Community“ zu sein. Das war bei mir schon immer so. In unterschiedlichsten Szenen. Die Fahrt mit den Sailors war zwar z.B. nicht ganz stress- und konfliktfrei und das macht es irgendwie aus. Wenn Du mit unterschiedlichen Charakteren so lange im Zug sitzt, dann gibt es halt auch mal Gemaule. Der eine ist dem anderen zu spießig, der findet den aber umgekehrt zu unerwachsen und man streitet sich darüber ob Pyro nun sein muss oder nicht. Das hat was Familiäres. Vielleicht macht es das für mich auch aus. Ich hatte nie eine Familie in der ich mich sonderlich zu Hause fühlte und der Fanclub ist da – wie andere Szenen auch – ein Familienersatz. Du findest nicht alle gleich prickelnd, aber jeder gehört halt dazu. Was mich aber beruhigt ist der Umstand, dass es ALLE von uns zum kotzen fanden, dass ein gewisser 18-jähriger in ein leere Abteil gekotzt hat. Das kann man nicht mal mehr auf Jugend zurückführen. Wenn einem so was mit 14 passiert okay, aber nicht mehr, wenn man volljährig ist. Und ich möchte nicht in einer Bezugsgruppe sein, die so was normal findet.
Natürlich gehören zur Familie auch die entfernten Verwandten, die man ab und zu auf den Fahrten trifft. Sei des die Crew vom „Schnellen Reifen“ oder die „Nordlandskinder“. Mit ein paar von den letztgenannten habe ich bzw. wir uns auf der Fahrt mal wieder ein wenig länger unterhalten. Seit der Busfahrt nach Weiden waren da ein paar atmosphärische Störungen drin, die man am Sonntag glaube ich beseitigt hat. Ich mag die Jungs. Letztlich verbindet uns eben doch alle dasselbe Ziel und im Konfliktfall hält man zusammen. Family Life!
Ich hoffe sehr, dass wir nicht bald alle zusammen häkeln
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