Sonntag, 10. Oktober 2010

Von Fanrechten und Blitzbirnen

Auch wenn ich seit ewigen Zeiten nicht mehr auf einer Demo war: Wenn ich gestern nicht gefahren wäre, hätte ich es bereut. Denn so ganz jenseits von politischen Bewertungen war es einfach interessant sich so viele Fanszenen aus der Nähe anschauen zu können und zu sehen, das sich was bewegt. Wir fuhren mit acht Dudes und zwei Leuten die gerne Mitglied werden möchten nach Berlin und trafen noch einen weiteren Dude, so dass wir mit 11 Leuten vor Ort waren. Damit waren wir schon eine der größeren Zusammenhänge, denn sieht man von den Desperados mal ab, waren doch wenig Gruppen in großer Zahl vertreten. Obwohl ich die Bedenken einiger Gruppe durchaus verstehe, finde ich das letztlich doch schade, denn so richtig und wichtig es ist innere Widersprüche – ach was heißt innere Widersprüche, ich meine kriminelles Verhalten - von Teilen der Fans zu thematisieren, so wichtig ist doch auch das tragen des Anliegens nach Außen. Der Dortmunder Block war nicht nur mir deutlich zu klein.

Wir hatten uns entschieden mit unseren beiden Wochenendtickets schon um 06:34 zu fahren, was sich im Nachhinein als Glückfall raus stellte, denn eine Gruppe Hamburger und Dortmunder-Fans, die einen späteren Zug nahmen wurden in Schwerin von einer Gruppe Rostocker angegriffen. Manchmal würde ich wirklich gerne wissen, was in so Menschen vor geht? Da fahren Leute zu einer Demo, um für die Rechte aller Fußball-Fans einzutreten und irgendwelche Blitzbirnen greifen die an. Man muss den Vorfall nicht größer machen, als er wohl in Wirklichkeit war, aber wie kommt man auf so was? Einigen wir uns drauf, dass das wohl nur noch Gangmember-Verhalten ist, der sich den Fußball als Aufhänger sucht. Egal, wir kamen auf jeden Fall sauber durch, aber ich bekam im Nachhinein mal wieder die Bestätigung, warum ich lieber ICE fahre. Für diese Affenscheiße bin ich deutlich zu alt. Für diese unendlich lange Reisedauer übrigens auch, wie mein Körper mir heute sagt. Oder für die Bierchen auf der Rückreise. Man weiß es nicht.

Wie dem auch sei: Am Alex angekommen, war es schon wirklich ein beeindruckendes Bild, dass man so nicht oft sieht. Um genau zu sein, habe ich es so noch gar nicht gesehen. Jede Menge Fanszenen nebeneinander, die sich zwar durchaus mal musterten, aber friedlich blieben und sich teilweise optisch richtig was einfallen ließen. Von dem was ich mitbekommen habe, gefielen mir die Aachener optisch groß und die Kölner akustisch am besten. Und die Demo war richtig groß. Fotos findet ihr hier und hier Von 7.000 bis 10.000 Leuten gehen die Schätzungen. Die Polizei sprach dagegen von 4.000 was mich wiederum zu der Frage führt, ob es jemals eine Demo gab bei der die Schätzungen von Presse, Veranstalter und Polizei übereinstimmten. Ich war in meinem Leben auf unendlich vielen Demos, ich kann mich wirklich nicht erinnern, das jemals erlebt zu haben.

Ob das jetzt politisch was gebracht hat, vermag ich nicht zu beurteilen, aber es kann nicht schaden, dem DFB, der DFL und auch der Politik zu zeigen, dass man in der Lage ist sich zu organisieren. Ich denke, dass ist das wichtigste. Wer sich organisieren kann, kann sich besser wehren. Und wer sich wehren kann, hat mehr Einfluss. Je mehr die Fanszene kampagnefähig wird, desto eher wird sie vom der bunten und lauten Hintergrund bei der Skyübertragung zu einem erst zu nehmenden Faktor, der sich nicht rumschubsen lässt. Und wer mich ein wenig kennt, weiß, dass ich Menschen, die sich als politische Kraft wahrnehmen wichtig finde. Man ist eben kein Opfer der Entwicklungen, sondern kann diese gestalten. Natürlich nur zum Teil, aber das sollte man auch nutzen.

Wie gesagt: Wenn ich nicht da gewesen wäre, hätte ich was verpasst.

3 Kommentare:

  1. War ja klar das es die Rostocker waren .. Die sind echt verdammt dumm!

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  2. Woher willst du bitteschön wissen, welche Dortmunder Gruppe mit wievielen Leuten da war!? Völlig falsche Einschätzung und zum anderen wart ihr wohl mit der mit größte, aber auch sinnloseste Teil der Demo! Wer während den Reden im Kreis steht und anstatt zu zuhören lieber lustig plaudert, der hat da eh nichts verloren!

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  3. Wie viele von welcher Gruppe da waren ist letztlich allerdings auch wurscht, für meinen Geschmack war der Dortmunder Block zu klein. Aber klär mich doch mal bitte auf, wer sonst noch so da war. Ich konnte nämlich bis auf DES und die Leute von TU bzw. den Jubos keinen zuordnen. Interessiert mich wirklich, ist nicht rhetorisch gemeint. Also von den Gruppen, die ich kenne - und das sind ja doch ein paar - konnte ich keinen in großer Zahl verorten.


    Und Du warst noch nicht oft auf einer Demo, gelle? Merkt man daran, dass Du allen ernstes die Redebeiträge auf der Auftaktkundgebung für einen wichtigen Teil einer Demonstration hältst. Da wird zu Leuten gesprochen, die eh schon wissen, worum es geht. Du musst da gar nicht so andächtig lauschen. Eine Demo soll nach Außen wirken.

    Und ich geh mal davon aus, dass Du die Auftaktkundgebung meinst, bei der Schlusskundgebung mussten wir nämlich schon den Zug nehmen.

    Und für die Zukunft sei Dir noch mal der vorletzte große Absatz aus diesem Blogpost empfohlen.

    http://mauriciusq.blogspot.com/2010/09/eine-profilneurose-ist-eine-schone.html

    Wer sich bei Kritik und Angriffen nicht aus der Deckung traut verdeutlicht nur wie schwach seine Position ist.

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