Montag, 11. Oktober 2010

Wie wär´s mal mit differenzieren?

Noch mal mit einem Tag mehr Abstand einen Blick auf die Fandemo geworfen, fand ich es übrigens ganz interessant, dass Sprechchöre und die Forderungen auf Transparenten sich doch deutlich unterschieden. War das gemalt oft differenziert und kreativ, waren die Sprechchöre eher platt. Das ist nun zugegebenermaßen keine Ableitung für die ich den Nobelpreis verdient habe, denn dass man sich in Sprechchören nicht bis ins kleinste ausdifferenzieren kann, ist ja irgendwie auch eine Selbstverständlichkeit.

Trotzdem konnte ich beim überwiegenden Teil der Sprechchöre nicht die Stimme erheben, weil mir die darin erhobenen Forderungen zu platt waren. Los ging es mit dem steinalten und unendlich platten „Fußballfans sind keine Verbrecher“. Wir hatten auf dem Hinweg darüber geredet, ob sich wirklich noch trauen würde, diese platte Flunder duch die Straßen zu jagen. Und man traute sich. Dabei ist die Aussage einfach ungenau. „Nicht alle Fußballfans sind kriminell“ ist eine Aussage, die sofort von jedem unterschrieben werden könnte, aber natürlich gibt es kriminelle Fußball-Fans. Wer unbeteiligte Fans angreift und ihnen Schals entwendet oder sie verletzt begeht eine kriminelle Handlung. Frag nach bei den Rostockern am Samstag. Aber natürlich heißt es eben nicht, wenn einer aus der Gruppe kriminell sind, sind es alle. Die Fanszene fordert zurecht einen differenzierten Umgang mit den Fans und deswegen ist mir der Spruch „Fußballfans sind keine Verbrecher“ ebenfalls zu undifferenziert. Aber ich gebe zu, dass das natürlich in einem Sprechchor schwer darzustellen ist.

Auch „Gegen alle Stadionverbote“ ist mir zu platt, denn ich bin durchaus der Meinung, dass man Leute, die im Stadion gewalttätig werden den Zutritt zu diesen verwehren sollte. Was eben aber nicht geht ist, dass man Menschen ohne die Möglichkeit sich zu rechtfertigen ein Stadionverbot erteilt. Die auf einer Tafel geäußerte Forderung „Kein Stadionverbot ohne Verurteilung“ ist eine Forderung, die es meiner Meinung nach genau auf den Punkt bringt. Ein Stadionverbot ist für Fans eine schlimme Strafe. Und die bedarf einer rechtsstaatlichen Regelung mit der Möglichkeit sich gegen unberechtigt ausgesprochene Maßnahmen zu wehren. Ich verstehe sowieso nicht, warum sich die Offiziellen so dagegen wehren beim Thema Stadionverbot endlich mal eine Regelung zu finden, die auch vom überwiegenden Teil der aktiven Fanszene mitgetragen werden kann. Ich würde wirklich sehr gerne mal mit ein paar Leuten über das Thema reden, um zu wissen, was in deren Köpfen vorgeht. Man kann doch nicht ernsthaft denken, dass man mit dem Gießkannenmäßigen aussprechen von Stadionverboten was für die Sicherheit tut. Und ich verstehe auch nicht, was ein Stadionverbot bringen soll, wenn jemand auf dem Weg zum Stadion gewalttätig wird. Eigentlich macht es nur Sinn Stadionverbote für Straftaten im und ums Stadion auszusprechen. Für alles andere gibt es dann das Strafgesetzbuch. Aber natürlich gibt es berechtigte Stadionverbote. Das sollten auch aktive Fans akzeptieren. Sonst macht man sich unglaubwürdig.

Vielleicht erwarte ich aber auch zuviel Logik und zuviel Willen wirklich etwas zu verbessern. Es ist immer leichter im Graben zu sitzen und die andere Seite zu beschuldigen, statt mal anzufangen auch mit der Gegenseite Lösungen zu finden, die für alle Seiten akzeptabel sind.

Trotzdem sollte es das Ziel sein und bleiben

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