Die größte Ehre die man als Fan einer Mannschaft haben kann ist meiner Meinung nach etwas für seinen Verein tun zu können. Oder sagen wir: für die BVB-Gemeinschaft. Denn etwas für einen Fanclub oder Gruppe zu tun ist ja genauso wichtig, als wenn man etwas macht, was direkt dem Verein nützt. Letztlich geht es darum einen Zusammenschalt zu generieren und Strukturen zu schaffen, die den BVB von anderen Vereinen abheben. Und zwar „jeder an seinem Platz“, wie die BVB-Werbung so treffsicher feststellt, dass man sich fragt welches blinde Huhn da ein Korn getroffen hat?
Wir als Fans sind wenig bis gar nicht in die Planung der Mannschaft involviert und wer sich durch Internetforen wühlt kann nur sagen: Zum Glück. Trotzdem sind wir ja als Fans – und das ist was, was Dietmar Hopp in 100 Jahren nicht begreifen wird – keine Kunden, sondern Menschen, die sich um den Verein sorgen und engagieren. Was man als Fan machen kann, ist dafür zu sorgen, dass der Ballspielverein von der Außenwelt als besonders wahrgenommen wird. Sei es schlicht durch die Tatsache, dass man ins Stadion fährt, um durch Masse zu beeindrucken, durch Choreos oder andere Aktionen. Seitdem ich denken kann wird der BVB schon immer als Verein mit ganz besonderen Fans wahrgenommen. Natürlich nicht pausenlos und immer, aber zumindest punktuell. Ob das Spiel in Frankfurt damals, das Pokalfinale 1989 oder sonstige Gelegenheiten bei denen die Fans in unendlichen Massen strömten: Der BVB war von je her für ganz außergewöhnliche Momente seiner Jünger gut, die Außenstehende in Staunen versetzten. Das trägt letztlich genauso zum Mythos bei wie z.B. das 5:0 gegen Benfica. Doch neben der reinen Fahrerei kann man auch sonst jede Menge tun, um seinem Verein zu Ruhm und Ehre zu verhelfen. Ganz herausragenden Beispiel sind natürlich die Leute, die die 100 Jahre Choreo gemacht haben, aber das alles geht natürlich auch eine Nummer kleiner. Jeder, so wie er es schafft.
Wichtig finde ich in dem Zusammenhang, dass man es schafft sein Ego hinter die Sache zurückzustellen, denn das ist etwas, was es im Alltag so nicht gibt und was die Sache besonders macht. Und was sie auch vom Beruf unterscheidet. Wer seinen Job gut macht, wird natürlich auch da die Sache im Vordergrund sehen, aber natürlich geht es da letztlich um Karriere und jeder muss schauen, dass er oder sie dabei möglichst gut aussieht. Das unterscheidet es meiner Meinung nach aber eben von der Arbeit vom Verein, denn da sollte eben nur die Sache im Vordergrund stehen. Natürlich muss man da den Konjunktiv verwenden, denn in der Realität sieht das oft anders aus. Ehrenamtliche Arbeit wird überwiegend von Leuten gemacht, die etwas kompensieren wollen. Wir haben alle unsere Defizite, große Egos, Abneigungen, Ängste und Komplexe, die dafür sorgen, dass wir uns zu wichtig nehmen und in Leute verbeißen, die eigentlich genau dasselbe wollen wie wir. Dabei entsteht oft nicht unerheblicher Reibungsverlust, was letztlich der Sache – und damit dem Verein – schadet, weil die Arbeitskraft eben nicht 1:1 in eine sinnvolle Angelegenheit gesteckt wird oder werden kann. Dabei verlieren letztlich alle Beteiligten Spaß an der Sache und sind weniger effektiv als sie es könnten. Jeder, der aktiv ist kennt das in unterschiedlicher Form aus seinem Fanclub, Gruppe oder Organisation. Wenn man nicht aufpasst verliert das Engagement dann die Heiligkeit, die es eigentlich auszeichnet und die eben das ganz besondere ist, die einen Insel vom Alltag schafft. Eben das man miteinander ohne Ansehen der Person an etwas arbeitet, was allen wirklich wichtig ist ohne wie im Alltag immer auch im Hinterkopf zu haben, was man selbst davon hat. Dieser recht schmale Grat zwischen Egoismus und Altruismus ist letztlich das, was bei allem Klatsch und Tratsch die BVB-Gemeinschaft von einem Kleingärtnerverein unterscheidet.
Letztlich ist jeder von uns selbst dafür verantwortlich, ob das gelingt oder nicht. Jeder sollte in regelmäßigen Abständen schauen, ob es ihm oder ihr noch um die Sache geht, oder ob der BVB nicht aktuell dafür dient das eigenen Mütchen zu kühlen. Ob der Streit mit seinem Gegenüber wirklich noch sachliche Gründe hat oder doch einfach in Abneigung begründet ist. Ob die Vorwürfe, die man anderen Leuten macht inhaltlich begründet sind oder ob sie nicht eher dazu dienen von eigenem Missverhalten abzulenken. Ob man konstruktiv an Sachen ran geht und positiv kommuniziert. Ob man das Trennende wichtiger nimmt als das Verbindende. Und ob man sich nicht selber zu wichtig nimmt und dabei das aus dem Auge verliert, was wirklich wichtig ist.
Natürlich müssen wir nicht zur schwarz-gelben Ausgabe vom Dalai Lama mutieren. Wir sind alles Menschen, glänzen gerne, finden uns toll, übernehmen Ämter, stellen uns besser dar als wir sind, schreiben Blogs, klettern auf Zäune oder machen sonstigen Unsinn. Drauf geschissen und geschenkt. Wir sollten nur alle regelmäßig das Koordinatensystem überprüfen und schauen, wo man sich selbst verbessern kann. Und ob es uns dabei wirklich um den BVB geht.
Wenn wir uns wichtiger nehmen als den Verein wird es schwierig.
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