Montag, 10. Mai 2010

34 und kein bisschen weiser - Man wird ja noch mal träumen dürfen

So, da habe ich es also geschafft 34 Spieltage unseres BVB am Stück live und in Farbe vor Ort zu sehen. Plus die Pokalspiele. Auf Deutsch: Ich habe alle Pflichtspiele des BVB in der Saison 2009/2010 im Stadion bewundert. Während Menschen die normal ticken jetzt wahlweise „Boah bist Du bescheuter“ oder „Respekt“ sagen, sagt der geneigte Szenemensch so was wie: „Na und? Das haben ein paar Hundert andere auch geschafft. Mach mal nicht so die Welle“. Dabei geht es mir, wenn ich mich darüber freue meinen „34er“ geschafft zu haben, überhaupt nicht darum zu „posen“. Das mag schwer fallen zu glauben, wenn man mich und meine Persönlichkeitsstruktur kennt – das zu bestreiten wäre albern – ist aber tatsächlich so. Es wirkt nur immer so, weil ich halt diesen Blog habe. Und da natürlich über die Dinge schreibe die mich beschäftigen. Und ich natürlich auch niemand bin, der in seinem stillen Kämmerlein sitzt. Aber diese Saison war tatsächlich eine ganz private Angelegenheit.

Ich wollte und will niemandem etwas beweisen. Es ist schon gar nicht mein Wunsch mich mit irgendwem zu „messen“. Es gibt genug Leute, die seit zig Saisons alles fahren und für die das absolut selbstverständlich ist. Und das ist auch gut so und die sind für mich kein Maßstab. Ich habe auch nicht den Wunsch jetzt zwingend so und so viel Spiele am Stück zu machen, Das ganze ist ja kein Wettkampf untereinander. Man wird ja noch mal seine Träume verwirklichen dürfen. Diese 34er Saison war einfach für mich die Erfüllung eines Kindheitstraumes, denn der Wunsch zu allen Spielen zu fahren begleitet mich Zeit meines Lebens. Es hat bei mir nur nie gepasst. Als ich jung war, hatte ich das Geld nicht und damals gab es ja noch kein WET oder so. Klar gab es Fanclubs die mit Bussen fuhren, aber ich habe mich zu der Zeit darauf beschränkt die Heimspiele und alles in NRW mitzunehmen. Und ab und zu mal was darüber hinaus, wie z.B. jenes legendäre Spiel in Frankfurt bei dem wir in den UEFA Cup eingezogen sind. Ich glaube es war 1988, bin mir aber nicht mehr sicher.

Irgendwann kam der Umzug nach Hamburg, Karrierehunger, beruflicher Aufstieg, Wochenendbeziehungen, Wochenendarbeit. Fußball fand in der Radiokonferenz statt und später bei Premiere. Erst als ich im April 2007 wieder fest nach Hamburg gezogen bin trat eine Situation ein in der Fußball wieder eine regelmäßige Option wurde. Ich bin zwar vorher auch schon jedes Jahr mehrmals zum Fußball gegangen, aber eben nicht mit der Regelmäßigkeit. Als ich mich dann den Sailors anschloss ging das ganze relativ schnell. Seitdem habe ich eine Handvoll Spiele verpasst. Und diese Saison dann endlich mal alles. Es macht mich nicht zu einem besseren Menschen – ich fürchte bei mir ist Hopfen und Malz verloren – aber es macht Spaß. Ziemlich viel um genau zu sein. Aber nein, klüger hin ich jetzt auch nicht. Sozusagen 34 und kein bisschen weiser. Aber ich freu mich auf alles was da noch kommt. Europa vor allem.

Ich nehme mit auch für nächste Saison die 34 Spieltage vor, aber der Druck ist weg. Dieses psychische sich fertig machen, wenn man Montag oder Dienstag merkt, dass man krank wird. Das Hoffen, dass man bis zum Spieltag wieder fit ist und dieses sich auch krank ins Büro schleppen, weil man ja 1. einen Job hat wo man nicht gut krank sein kann und 2. auch nicht bis Freitag im Bett bleiben kann, um dann am Samstag quietschfidel durch die Republik zu reisen. Und ich werde mich auch nicht in Phasen extremen beruflichen Stresses noch zusätzlich die ganze Woche unter Druck setzten, dass ich zum Fußball fahren kann, wenn wir unter der Woche spielen. Ich werde alles daran setzen, dass es klappt, aber wenn es eben mal nicht geht, geht die Welt nicht unter. Zum Pokalspiel gegen Osnabrück habe ich mich fast heimlich aus dem Büro geschlichen, weil soviel zu tun war und ich mich geschämt habe, dass ich zum Fußball gehe. Dass Ende des Tages passte da ins Bild.

Wobei ich da auch wirklich nichts gegen habe, wenn es noch mal klappen würde. Echt nicht. Und zwar gar nicht aus dem Grund, dass ich irgendwas beweisen will, sondern weil ich glaube ich nicht mehr gut den BVB am Bildschirm sehen kann. Irgendwie gehöre ich ins Stadion. Aber in der Saison 2010/2011 alle Spiele zu sehen ist unrealistisch. Ich werde nicht drum rum kommen den BVB mal wieder im TV sehen zu müssen, denn wenn wir nicht in der Qualifikation zur Europa-League ausscheiden, dann werde ich wohl kaum jede zweite Woche 1 bis drei Tage frei machen können. Von Geld wollen wir ja gar nicht erst reden. Und ich kann mir ja kaum wünschen, dass der BVB ausscheidet, nur damit meine Serie hält. Wobei ich mich die Tage bei der Überlegung erwischt habe, wie es mit allen Europaspielen doch gehen könnte.

Man wird ja noch mal träumen dürfen.

1 Kommentar:

  1. Schon interessant, wie auch bei dir der Sinneswandel im Laufe der Saison eingetreten ist. Erst will man es sich und auch bisschen den anderen Beweisen, dass man einen "34er" schafft und dann stellst du irgendwann fest, dass du nicht fährst, um anderen etwas zu beweisen, sondern weil es einfach viel geiler ist, im Stadion den BVB zu verfolgen als vorm dem heimischen Bildschirm. Und schwups hast man die 3 Bundesligasaison komplett gesehen.

    Für mich persönlich wird die Bundesliga immer Vorrang haben, da sie für mich der wichtigste der 3 Wettbewerbe ist. Aber ich weiß eben auch, dass es schwer sein wird, sich ein Pflichtspiel im TV anzuschauen, wie das Pokalspiel in KA und das Rückspiel in Udine. Es ist einfach nicht das Selbe.

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