Donnerstag, 3. Dezember 2009

Die Geburt einer Bewegung

Ich hatte gestern im Schwatzgelb-Chat eine Unterhaltung über Ultras im weitesten Sinne. Dabei ist mir aufgefallen: Es gibt mich eigentlich gar nicht. Ich bin nicht existent. Denn wenn mich einer fragt, was für eine Art Fan ich bin, kann ich nichts Wirkliches antworten. Ich weiß nur, was ich nicht bin.

Ich bin kein Ultra. Auch wenn ich der Bewegung gegenüber durchaus Sympathie empfinde und ich viele Elemente der Ultra-Bewegung sehr gut finden, gehen mir andere wieden Keks bzw. stehe ich denen kritisch gegenüber. Und außerdem bin ich in keiner Ultra-Gruppa aktiv. Sympathie hin, Abneigung her, ich bin einfach kein Ultra. Punkte. Ende. Aus.

Ohne, dass ich jetzt genau definieren könnte, was eine „Kutte“ ist, passe ich in den Bereich aber noch weniger rein. Okay, ich trag im Sommer gerne Trikot, was mich für einige Ultras automatisch zur „Kutte“ macht. Aber erstens muss man nicht über jedes Stöckchen springen, das einem hingehalten wird und zweitens sind diejenigen die mir so was vorwerfen auch meistens erst maximal 19. Was an sich ja nichts Schlimmmes ist, solange man sich nicht so benimmt als hätte man den BVB persönlich gegründet.

Ich bin also weder Kutte noch Ultra. Aber irgendwas muss ich ja sein. Klar bin ich auch Fan. Aber „Fan“ sind von den 80.000 im Westfalenstadion mind. 60.000 andere auch. Das ist eher eine externe Beschreibung als eine interne. Bin ich also in Wirklich ein Nichts? Gibt es mich einfach nicht? Habe ich eine Identitätskrise? Gehöre ich zu niemandem dazu? Muss ich weinend in der Ecke stehen? Ich will doch auch irgendwo zugehören. Teil einer Bewegung sein. Wie soll man denn überleben ohne zu etwas zu gehören. „Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein“, haben Tocotronic ja schon zu Recht bemerkt. Nun ist es mit der Jugend bei mir nicht so weit her und auch das bewegen klappt deutlich schlechter als vor 20 Jahren, aber ist das ein Grund einsam zu sein?

Schluss. Es reicht! Ich gründe jetzt meine eigene Bewegung. Die „Bewegung alter Männer und Frauen, die ihren Club herrlich supporten“. Kurz, die B.A.M. D. I. C. H. S. In diesen exklusiven Zirkel dürfen nur Menschen 30+-. Auf Jüngere schauen wir arrogant herab und statt Bauchtäschchen ist bei uns Handtasche angesagt. Aus Krokodilleder. Das passt nämlich besser zu unseren Gamaschen und unserem Anzug. Wir übernehmen die Kurve. Schluss mit Ultra und Kutten. Wenn Sie in 10 Jahren in „11 Freunde“ ein Special über die Bamdichs lesen, dann denken Sie dran wo alles begann.

Sie sind soeben Zeuge der Geburt einer Bewegung geworden. Seien Sie sich dieses historischen Momentes bewusst.

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