Sonntag, 15. November 2009

Robert Enke und die Pharisäer

Anlässlich der Beerdigung von Robert Enke überbieten sich gerade wieder alle im Thema „Menschlichkeit“. Es menschelt links, es menschelt recht und natürlich ist es ganz wichtig, darauf zu achten, dass es Fußballern gut geht. Mich nervt dieses Gequatsche. Fußball ist ein gnadenloser Ausleseprozess und der wird nicht menschlicher werden in nächste Zeit. Im Gegenteil. Wie alles in der Gesellschaft wird sich der Prozess wohl noch verstärken. Daran wird auch der tragischer Tod Robert Enkes nichts dran ändern. Ein paar ganz Verstrahlte fordern ja schon, dass man das Auspfeifen der gegnerischen Mannschaft unterlassen solle und zeigen dadurch nur, dass sich wahrscheinlich mal wieder nichts ändern wird.

Dieser Prozess nervt mich vor allem deswegen so, weil mal wieder scheinbare Betroffenheit vor wirklichen Lösungsansätzen geht. Es kann nicht das Ziel sein die Fußball-Bundesliga menschlicher zu gestalten. Es muss darum gehen Menschen, die mit der Kälte des Prozessen nicht klar kommen vor der Bundesliga zu schützen. Alles andere ist unrealistisch. In jedem Job hast du Menschen, die Deine Position wollen; das ist bei mir nicht anders als in der Bundesliga. Berufsituationen sind nicht gerade kuschelig. Natürlich sollte man ein Arbeitsumfeld schaffen in dem Du auch mal Fehler machen kannst ohne in der Luft zerrissen zu werden, aber wenn Du Deinen Job auf Dauer nicht gut machst, machst Du ihn nicht lange.

Ich kenne genug Leute, die aus dem Medienberuf irgendwann ausgestiegen sind, weil sie mit dem permanenten Druck, Stress und Arbeitspensum nicht mehr klar kamen. Und im Vergleich zu einem Bundesliga-Profi habe ich einen kuschelugen Job. Ich denke es muss das Ziel auch bei Fußballprofis sein Ausstiegsoptionen zu schaffen. Wer menschlich mit dem Druck nicht umgehen kann, dem müssen Hilfen geschaffen werden mit dem Stress klar zu kommen oder wenn das nicht klappt, dann dem muss aufgezeigt werden, dass es auch jenseits der Bundesliga ein Leben gibt.

Und jeder Mensch muss in seinem Umfeld schauen, dass er sich gegenüber Menschen die Probleme haben korrekt verhält und diesen ggf. Hilfen aufzeigen. Aber es ist ja einfacher zu fordern, dass die Welt aufhört sich zu drehen. Dann kann man sich nämlich beschweren, dass sie das einfach weiter tut, statt selbst aktiv zu werden.

Das ist nichts anderes als Pharisäertum.

2 Kommentare:

  1. Ein Posting das mir sehr gut gefällt. Auch in der freien Wirtschaft ist es nicht anders als oben beschrieben.

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  2. 100% Zustimmung. Man hat ja fast schon das Gefühl mit einer solchen Meinung alleine zu stehen - zumindest wenn man die reichweitenstärksten Medien betrachtet...

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