Mittwoch, 8. Juli 2009

„Sie machen sich also weiter zum Affen?“ – MauriciusQ interviewt sich selbst

Wie jetzt? Wieso steht hier ein Post? „Ich dachte der Typ will ein Blogpause machen?“ denken Sie sich vielleicht. Dachten wir auch und deswegen hatten wir vor der Sache auf den Grund gehen und MauriciusQ zu dem Thema befragen. Also wollten wir unseren besten Mann losschicken um Auskünfte einzuholen. Das Problem bei der Geschichte: Wir haben nur einen Mann. Und das ist MauriciusQ. Weil die Öffentlichkeit aber Anspruch auf Aufklärung hat, haben wir unseren Top-Reporter mal losgeschickt. Lesen Sie also hier das erschütternde Interview von MauriciusQ mit sich selbst.

Reporter:
Herr Q, Finden Sie es nicht eigentlich schizo und selbstreferenziell sich von sich selbst interviewen zu lassen?

MauriciusQ
Jetzt kommen Sie mir doch nicht so. Ist das vielleicht mein Problem, dass Sie es nicht bebacken bekommen jemand anderes vorbeizuschicken als mich selbst?

Reporter:
Erst geben Sie recht theatralisch bekannt, dass Sie eine Blogpause machen und nun kommen Sie in bester Howard Carpendale-Manier schon wieder mit einem Blogpost um die Ecke. Finden Sie sich eigentlich selbst nicht inkonsequent?

MauriciusQ:
Zugegeben, das wirkt natürlich auf den ersten Blick erst mal recht affig…

Reporter:
Auf den zweiten Blick auch noch.

MauriciusQ:
…aber Tatsache ist, dass im Blog geschrieben habe, dass ich eine Pause mach von der ich nicht weiß wie lange sie dauert, um klar zu bekommen, wie das mit dem Blog weitergeht. Und inzwischen habe ich, das für mich auf die Reihe bekommen. Dass das schneller ging als erwartet konnte ich nicht ahnen. Aber ich habe für mich inzwischen ein paar Sachen klar bekommen.

Reporter:
Weswegen Sie natürlich nicht anders konnten als SOFORT wieder zu schreiben, sie selbstsüchtiger Mensch. Wie geht es denn nun weiter mit Ihnen und dem Blog?

MauriciusQ:
Wie gehabt. Ich werde weiter in der Form bloggen in der ich es bisher getan habe und weiterhin Dingen zuspitzen. Auch auf die Gefahr hin, dass ich Leuten damit auf die Füße trete. Allerdings, dass ich da inzwischen besser drauf vorbereitet bin. Die letzten Tage waren tatsächlich eine emotionale Achterbahnfahrt. Man zeigt in so einem Blog ja immer was von seiner Seele. Es war mir nicht bewusst wie sehr einen persönliche Kritik da trifft, und deswegen hat es mich ziemlich heftig erwischt. Die letzten Tage waren ehrlich gesagt nicht ganz einfach. Ich bin da aber intensiv mit mir ins Gericht gegangen und bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich das aushalten will und muss. Ich bin ja beruflich ganz anderes Kaliber gewohnt. Allerdings hab ich da eben nicht die Komponente, dass ich den privaten Teil meiner Persönlichkeit auf dem Tablett serviere. Das war wie gesagt neu, aber jetzt wo ich das für mich klar habe, ist das Thema gegessen. Ich zahle dafür allerdings den Preis, dass ich das den Blog jetzt noch weniger als Hobby sehe, sondern als unbezahlten Nebenjob. Das schafft mir die nötige Distanz zu mir selber und ich kann weiter schreiben.

Reporter:
Anders formuliert: Sie machen sich also weiter zum Affen

MauriciusQ:
Wer Menschen unterhalten will muss bereit sein sich zum Affen zu machen. Wenn Du willst, dass Dich alle lieb haben und Du nicht aneckst, dann hast Du im Bereich Unterhaltung nichts zu suchen. „You can´t make an Omlette without breaking an egg“. Nur, dass es in dem Fall halt meine Eier sind. Wenn man mal die Parallele zur TV-Unterhaltung zieht: Die meisten Leute finden Thomas Gottschalk eher behämmert und können den angeblich nicht mehr sehen. Trotzdem schauen sich jedes Mal 20 Mio. Menschen „Wetten dass…“ an. Natürlich will ich mich nicht mal im Ansatz mit Thomas Gottschalk vergleichen, aber die Mechanismen sind dieselben. Wenn Du willst, dass Leute sich von Dir unterhalten fühlen musst Du in Kauf nehmen, dass andere Dich scheiße finden. Wenn Du es allen Recht machen willst bist Du langweilig. Der Blog lebt von meinen Brüchen, Problemen und Unzulänglichkeiten. Und auch von meiner sehr offenen Art diese zu kommunizieren. Das gefällt halt nicht jedem.

Reporter:
Ist es Ihnen wichtig die Leute zu unterhalten?

MauriciusQ:
Ja definitiv. Ich habe nur zwei Talente im Leben: Unterhalten und organisieren. Ansonsten kann ich wirklich nichts. Ich kann nicht malen oder mich sonst kreativ austoben. Ich habe vielleicht den Wahnsinn von van Gogh, aber nicht sein Talent. Vielleicht schneide ich mir mal irgendwann ein Ohr ab, aber ein gutes Bild werde ich wohl in meinem Leben nicht hinbekommen. Aber was ich ganz gut kann, ist andere Leute anzuleiten, wie sie sich im TV am besten zum Affen machen. Und ich würde mich auch selbst auf dem Bildschirm zu Horst machen, aber das kann ich nicht. Daher muss der Blog hier herhalten um meine Neurosen diesbezüglich auszuleben.

Reporter:
Wenn man ihren Blog liest, kommt man ziemlich schnell zu dem Schluss, dass Sie unsympathisch und behämmert sind. Das ist nun eigentlich Ihre Privatsache, aber muss man das wirklich anderen Leute mitteilen?

MauriciusQ:
Bestreiten würde ich das nicht, das zumindest ein Teil von mir so ist wie Sie ihn beschreiben. Ich bin oft selbstverliebt, arrogant, abwertend und habe einen latenten Hang zum Größenwahn. Auf der anderen Seite bin ich aber auch selbst reflektiert, arbeite an mir selbst, interessiere mich für die Lebenswelten und Ansichten anderer Menschen und bin eigentlich genauso langweilig wie alle anderen Menschen auch. Tatsächlich bekomme ich auch viel positives Feedback für den Blog und natürlich freut es mich, wenn Leute mir schrieben, dass sie sich in mir wieder erkennen. Mir hat mal wer geschrieben, dass er das Gefühl hat, er würde neben mir sitzen und diktieren, weil ich seine Gedanken so gut treffe. Und bei aller narzisstischen Eitelkeit freut mich das natürlich auch für die Leser. Und wenn ich mit dem bloggen aufhören würde, würde ich auch kein besserer Mensch. Die tollste Frau der Welt wo gibt meinte mal, dass ich der schwierigste Mensch bin, den sie je getroffen hat. Und ich werde auch nicht als der Mensch in das Guinness-Buch eingehen, der am meisten Freunde hat. Wenn dem schon so ist, das ich ein Wrack bin dann kann ich damit wenigstens Leute unterhalten.

Reporter:
Apropos aufhören. Diverse Leute haben Ihnen ja prophezeit, dass sie es keine 10 Tage schaffen würde nicht zu bloggen. Sie haben aber nicht mal einen geschafft. Wieso haben sie nicht wenigstens pro Forma eine Blogpause gemacht?

MauriciusQ
Um ehrlich zu sein: Der Blog läuft gerade ganz gut was die Zugriffszahlen angeht. Wenn ich jetzt eine längere Pause mache, dann fang ich wieder bei deutlich weniger Leser an. Darüber hinaus gab es ein paar Menschen, die das wirklich bedauert haben, dass ich nicht mehr bloggen will. Warum soll ich also mich pro Forma etwas zieren, obwohl ich in meinem Kopf alles klar habe? Mag sein, dass ich mich damit wieder angreifbar mache, aber das hat mich noch nie interessiert. Außerdem macht bloggen süchtig. Ich könnte glaube ich gar nicht drauf verzichten. Dramatisch eigentlich, weil bloggen Dir auch das unbeschwerte Leben zerstört. Ich verstehe Elke Buschheuer, die aufgehört hat, weil sie alles was sie erlebt hat sofort auf Verwertbarkeit gescannt hat. Ich erkenne bei mir ähnliche Tendenzen.

Reporter:
Haben Sie was aus dem ganzen Vorgang gelernt?

MauriciusQ:
Jede Menge. Ich habe mich in den letzten Tagen mal wieder selbst reflektiert. Das tue ich eh sehr oft und das ist mein größtes Pfund. Wenn ich nicht wüsste, was für ein Idiot ich manchmal bin, wäre ich gar nicht mehr zu ertragen. Aber wenn Dich so etwas emotional so mitnimmt wie die letzten Tage bist Du ja gezwungen noch mehr zu schauen was das mit Dir macht, wo Du eigentlich stehst und was Du falsch gemacht hast.

Reporter:
Was haben Sie denn falsch gemacht?

MauriciusQ
Jede Menge, aber zwei wesentliche Dinge. Erstens inhaltlich: Wie ich das Thema Auswärtsdauerkarte angegangen bin war unsensibel und dumm. Die taugt nicht als Unterhaltungsthema, weil die soviel Leute haben wollen und ich durch meine letzten Blogposts das letztlich so rüber gekommen ist, wäre mir die Brisanz dieses Themas nicht bewusst und eine ADK wäre eine persönliche Trophäe mit der ich machen kann was ich will. Auch wenn das nicht meine Absicht war: Das war mein Fehler. Auch meinem Herangehen an das Thema fehlt komplett die selbstironische Art, die den Blog für mich eigentlich ausmacht. Wenn ich drüber schreibe, dass ich so besoffen war, dass ich ohne meine Tasche in den Zug steige, dann mache ich mich über mich selbst lustig. Wenn ich darüber schreibe, dass ich vielleicht nicht zum Spiel nach Weiden fahre, weil meine Frau Geburtstag feiert, dann ist das unsensibel und unangenehm selbstreferenziell und spielt mit den Gefühlen von Leuten die auch gerne eine ADK hätten und keine bekommen. Vor allem weil das in dem Posting so wirkt als wäre mir das Spiel in Weiden eigentlich egal, was ja mal so gar nicht stimmt. So gesehen verstehe ich die Reaktionen, auch wenn ich es immer feige finde, dass die anonym kommen. Und dabei ist das ganze nicht mal unterhaltsam, das ist mindestens genauso schlimm. Ich könnte zu meiner Entschuldigung anführen, dass ich mir den Blog jeden Tag aus den Rippen leiern muss und nicht immer eine Idee habe. Manchmal sitzt Du da und Dir fällt nichts ein und eigentlich dreht sich Dein Kopf nur noch um berufliche Probleme Du fängst an, schreibst was, verbesserst und manchmal löscht Du auch alles wieder. Und du brauchst jeden verdammten Tag ein Thema, was in der Sommerpause verdammt schwer ist. Das soll aber keine Ausrede sein, die Umsetzung war einfach grottig und den Eindruck mir wäre die ADK quasi nicht so wichtig habe ich selbst geschaffen auch wenn der inhaltlich nicht treffend ist. Ich organisiere gerade sehr viel in meinem Leben um, um auch wirklich alle Fahrten zu machen. Und bei mir hängt da tatsächlich noch ein Rattenschwanz an Leuten dran, wenn ich einen Tag nicht in der Firma bin. Sollte ich merken, dass ich das nicht schaffe gebe ich die sofort freiwillig ab. Ich habe zugegebenermaßen auch überlegt die entsprechenden Posts wieder zu löschen, aber das wäre auch feige. Wenn man Fehler macht muss man auch dazu stehen. Trotzdem mache ich drei Kreuze, wenn die Sommerpause vorbei ist und ich wieder mehr Themen habe. Wenn man ein externes Thema hat gerät man nicht in Gefahr sich selbst zu wichtig zu nehmen und für den Mittelpunkt der Welt zu halten.

Reporter:
Was ist der zweite Fehler?

MauriciusQ
Das hat jetzt nichts mit dem Inhalt zu tun, aber ich hätte mir niemals einen Counter auf der Seite installieren dürfen. Das war leider der Punkt als es den Hobbycharakter verlassen hat. Am Anfang habe ich gebloggt und es war mir relativ egal wie viele das lesen. Ab und zu gab es einen Kommentar und ich war glücklich, weil ich wusste „Hey, einer liest es wenigstens“. Dann habe ich dieses Tool installiert und seitdem schaue ich jeden Tag mehrmals rein wie sich Visits und Clicks entwickeln. Das war der Punkt wo es sich nach Arbeit anzufühlen anfing. Ich kriege die Krise, wenn die generelle Entwicklung der Leser nicht nach oben zeigt. Und das nicht mal aus Eitelkeit weil ich viele Leser brauche, sondern weil ich einfach nicht anders kann. Ich bin ich einer Branche zu Hause in der es letztlich nur um Zuschauer- und User-Zahlen geht. Sind die gut bist Du der König, sind die schlecht wird es sehr schnell sehr ungemütlich. Daher bin ich ein Zahlen- und Analysefreak. Das kann ich leider auch beim Blog nicht abschalten. Das steckt zu tief in mir drin. Daher ist der Blog vielleicht inzwischen kontroverser geworden als in der Anfangszeit, weil ich denke, dass ich nicht langweilen darf. Ich hätte den Counter niemals einbauen dürfen. Nun sitzt ich da aber ich der Falle und komm da auch nicht mehr raus.

Reporter:
Hat Sie auch was an den Reaktionen geärgert?

MauriciusQ:
Ja. Unabhängig von der ADK kam das Problem, dass ich vielleicht nicht nach Weiden fahren konnte ja dadurch zu Stande, dass meine Freundin die Feier verlegt hat, weil an dem ursprünglichen Termin einen Tag nach ihrem Geburtstag der Workshop „Unser BVB“ in Hamburg stattfinden. Hätte ich den also nicht mit organisiert, hätte ich ohne Stress nach Weiden fahren können. Dann wäre dann in der Wahrnehmung einiger Leute der bessere Fan als wenn ich den Workshop mache. So beschissen das ist, wenn man nicht fahren kann, so sehr ist mir diese Denkweise zu Event orientiert. Der BVB ist mehr als der Besuch von Spielen. Aber zum Glück geht ja jetzt beides und ich kann nach Weiden fahren. Man kann natürlich auch argumentieren, dass der Geburtstag der Freundin egal ist, aber wenn man eine Beziehung hat und die Frau sich wegen Dir anfängt für Fußball zu interessieren und mit Dir eine Dauerkarte nimmt und Dir deren Geburtstag dann egal ist, dann solltest Du Dich nicht wundern, wenn die irgendwann weg ist. Und was mich geärgert hat, war das die Anwürfe anonym kamen. Ich biete genug Anlass zur Kritik, aber ich stelle mich hier offen, da kann ich auch erwarten, dass die Leute nicht anonym posten. Ich habe die Funktion anonym Kommentar zu posten daher deaktiviert.

Reporter:
Was nehmen Sie sich für die Zukunft vor?

MauriciusQ:
Ich will weniger in Foren schreiben. Man schafft es da relativ schnell, dass man den Leuten auf den Sack geht. Und ich übertreibe es da auch gerne mal und bin überall präsent, weil ich ja auch unverkennbar ein Selbstdarsteller bin. Deswegen überlege ich mir für Forenposts einen anderen Nick anzuschaffen und nur noch wichtige Dinge zu posten. Weil wenn ich in Foren etwas zu den Sailors oder dem Workshop oder einer Fahrt nach Salzburg oder sonst was poste, dann mache ich das als Marc und nicht als MauriciusQ. Aber ich kann nicht von den Leuten erwarten, dass sie das trennen, wenn ich das selbst nicht tue. Da brauche ich aber noch ein wenig bis ich mich dazu durchringe, weil ich an meinem Nick sehr hänge. Ich werde das posten da also erstmal auf notwendige reduzieren und dann schauen wie es weitergeht.

Reporter:
Ich würde Ihnen zum Abschluss noch gerne sagen, dass sie ein geiler Typ sind….

MauriciusQ:
Danke

Reporter:
…aber leider geben Sie da wenig Anlass zu, weswegen ich darauf verzichte.

MauriciusQ:
Arschloch

2 Kommentare: