Es gibt Momente, da macht der BVB Dich einfach irre. Gestern war mal wieder so ein Tag. Es war 10:31 als mir klar war, dass der Tag anders laufen würde als gewünscht. Ich hatte den ersten Kaffee hinter mir, meine Mails gelesen und beantwortet und meine To-Do-Listen gesichtet und wollte mich gerade daran machen ein Konzept für ein Projekt zu überarbeiten, als eine Mail des BVBs in den Postkasten flatterte. Das sind Momente in denen Dein Herzschlag schneller geht. Die HSV Karten. Das wichtigste Spiel des Jahres. Und die spannende Frage: Wieviele Karten diesmal?
Ich habe sowieso den Anspruch, dass niemand von unseren Mitgliedern der eine Karte für ein Spiel bestellt nicht ins Stadion kommt. Das ist mir letztes Jahr ganz gut gelungen und über irgendwelche Quelle bekommst Du immer Karten. Trotzdem gibt es natürlich keinen Anspruch auf Tickets für unsere Mitglieder. Aber das Spiel in Hamburg ist für uns natürlich DAS Spiel. Du kannst niemandem, aber auch wirklich niemandem erklären, dass er als Mitglied eines Hamburger Fanclubs zum Spiel gegen den HSV keine Karte bekommt. Das Spiel in Hamburg ist Familientreffen. Da kommen halt alle. bzw. wollen kommen.
Kartenmanagement ist eh eine Nervjob, aber ich war eigentlich davon ausgegangen, dass wir zumindest beim HSV Spiel unser Kontigent von 46 Bestellungen bekommen. Ansonsten musst Du immer damit rechnen, dass du zu wenig bekommst. Das ist ja auch prinzipiell kein Problem. Der BVB kann ja nicht zaubern. Und wenn mehr Leute rein wollen als Platz haben, muss halt wer draußen bleiben. Ich bin kein Mathe-Genie, aber dafür reicht mein logisches Denken gerade noch. Trotz der mir bekannten Kartenot war ich mir eigentlich sicher, dass wir die Karten für Hamburg bekommen. Zwar vielleicht mehr Sitzplätze als bestellt, aber von der Anzahl passend.
Nun kommt also der spannende Moment. Mail aufmachen und lesen. Ich finde das jedes mal eigentlich angenehm aufregend zu schauen, ob wir genug Karten bekommen haben, aber dieses mal war hätte ich drauf verzichten können. „Bla Bla….vielen Dank für ihre Ticketanfrage im Signal Iduna Park“ . Das ist auch so was worüber ich mich bei jedem Auswärtsspiel wundere. Konkret: Warum soll ich beim Auswärtsspiel in Hamburg Karten für den Signal-Iduna-Park anfragen? Warum machen die nicht einfach „Ticketanfrage beim BVB“? Oder zwei unterschiedliche Maillvorlagen? Ich schreibe ja auch nicht in meiner Montag-Morgen-Mail an MTV „RTL GAME ONE“ liegt zur Abnahme auf dem Server. Oder fehlt mir einfach der Überblick und das ist in Wirklichkeit der Trick für mehr Fußball-Glück?. Während sich der schwarz-gelbe Mob in Hamburg drängt gehen die Sailors entspannt ins Westfalenstadion. Keine Hektik, keine Staus, kein Fußball. Ich sehe schon riesige Anzeigenkampagnen vor mir, die Dauerkarten außerhalb der Spiele verkaufen „Einfach Ruhe im größten Stadion Deutschlands“.
Während ich also noch überlege wie ich die Sailors dazu bewegen kann am Spieltag nach Dortmund zu fahren, lese ich die Mail weiter. „Gemäß Ihrer Bestellung reservieren wir Ihnen die unten aufgeführten Eintrittskarten“. Okay. „Gemäß Ihrer Bestellung“ heißt in normalem Deutsch glaube ich soviel wie „Du kriegst was du bestellt hast“. In BVB Deutsch heißt das „Lies weiter und zähl. Du wirst schon sehen was Du kriegst“. Und dann beginnt das Zählen. Bevor man die Ticketkategorien durchschaut, schaut man immer erst auf die Positionsnummer. Denn das sind die Gesamt-Tickets die man bekommt. Geht logischerweise mit 1 los und dann wird es spannend, wo es endet. „1,2,3,4, (…) 28,29,30. Wo ist die verschissene 31? Und die 32? Wieso ist da bei 30 Schluss“ Ey, tut mir das nicht an. Alles nur das nicht. Soviel zum Thema „Konzept schreiben“. Es war soeben klar, dass es ein hektischer Vormittag wurde. Ich hatte das Glück Uwe zu erreichen bevor der den ganzen Tag in Besprechungen verschwand. Der rief beim BVB an, was aber auch nichts nützte. Kein Ticket mehr. Nirgends. Aus die Maus! Ende Gelände!
Also wieder Griff zum Telefon und einen befreundeten Fanclub angerufen. „Wie viel Tickets habt ihr?“. „Keine Ahnung, noch nichts da“. Scheiße. Wenn die mehr hätten als wir könnte man sich wenigstens aufregen. Und nun? Irgendwer hatte im Schwatzgelb-Forum doch was geschrieben, es gäbe noch Karten über den HSV. Wo stand der Scheiß noch mal? Ach ja. Hier. Block 15C soll direkt neben den Gästesitzern sein. Ab auf die HSV Homepage. Anmelden. „Sie können bis zu 8 Tickets in den Korb legen“. Na, dann mache ich das doch. 8 Tickets gewählt und ab zum Checkout. „Soviel Tickets können Sie als einzelner Kunde nicht kaufen“ Wollen die mir heute alle auf den Sack gehen? Sind "Wir-Verarschen-MauriciusQ-Wochen" und ich habe es nicht mitbekommen? Also das Ganze noch mal mit sechs Tickets. Das geht. Reicht aber nicht. Das ganze dann noch mal auf den Namen der tollsten Frau von Welt wo gibt. Deren Konto aber nicht genug gedeckt ist. Also wieder zum Hörer gegriffen. Frau pennt noch. Erster Tag der Semesterferien. „Gib mir mal eine TAN. Ich muss Dir was überweisen“. Ungläubiges Schnorcheln am anderen Ende der Leitung.“Hmmmmm, was. Ich bin noch im Bett“. Das ist genau das, was man am ersten freien Tag will, dass der Freund einen mit so einem Scheiß nervt. Fußball ist was ganz tolles. Irgendwann kriege ich dann schlaftrunken eine TAN und überweise die Kohle. Da können wir also auch einen Haken machen.
Weiter im Text. Nächster Griff zum Phone. Ein anderes Mitglied unseres Fanclubs angerufen. „Ich brauche Deine Adresse und Kontonummer“. „Wie bitte?“ bekomme ich zur Antwort. „Alter, wir brauchen Tickets. Mach voran“. Ich erspare Euch den Rest. Auf jeden Fall ist Reihe 7 in Block 15C nun fast komplett in Sailors Hand, als das Telefon klingelt und besagter Fan-Club-Repräsentan von vorhin dran ist. „Die Mail ist da. Wir haben viel zu wenig Tickets bekommen“. Willkommen im Club. „Buch beim HSV Block 15C Reihe 8. Wir sind 7.“ So hat das dann doch noch was Gutes. Wir kriegen diesen Scheiß Block schon schwarz-gelb. Zwischendurch musste ich aber auch noch was arbeiten. Ich hatte aber echt unfassbares Glück gestern ein Projekt vor der Nase zu haben, das ich schieben konnte. Aber der Stress hat mich wieder drei Monate Lebenszeit gekostet. Mindestens. Und wie machen das eigentlich Leute mit normalen Jobs. Aber scheißegal, ich habe die Karten und mein Konzept ist auch was geworden.
Und das erste Mitglied, dass sich beschwert, dass es in Block 15C sitzt bekommt was auf die Nase.
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