Samstag, 20. Juni 2009

Für den halbmodernen Fußball

„Gegen den modernen Fußball“ ist eine Parole die gerade aus ultranahen Kreisen immer wieder gerne zum Besten gegeben wird. Wobei ich mich dabei immer frage: Was ist moderner Fußball und warum soll ich dagegen sein? Ich bin glaube ich für den halbmodernen Fußball und versuche mal zu erklären warum.

Zum modernem Fußball gehört wohl, dass die Stadien der heutigen Zeit alle einen relativ hohen Komfortgrad haben und man keine Angst haben muss bei 2 Grad Temperatur im Regen ein Fußball-Spiel sehen zu müssen. Wer sich an die Zeiten noch erinnern kann, der weiß wovon ich rede. Oder will irgendjemand das Parkstadion in Arschlochhausen zurück? Ich finde das ist ein klares Argument für den modernen Fußball. Was ich allerdings nicht verstehe, warum es scheinbar nur noch eine einzige Stadionbauweise zu geben scheint. Ob Wolfsburg, Frankfurt, München, Hannover oder oder oder. Die modernen Bundesligastadion sind alle gleich und auch leider gleich gesichtslos. Die McDonaldisierung der Fußball-Stadien macht vieles was man durch den Komfort dazugewinnt wieder kaputt. Aus dem Grund bin ich sehr dankbar, dass das Westfalenstadion zu den Stadien mit einem eigenen Gesicht gehört. Ich will die alten Zeiten nicht zurück, aber im Moment ist mir das ZU modern.

Zum modernen Fußball gehört wohl auch PREMIERE. Auch da bin ich ganz froh drum, weil wenn ich mal nicht im Stadion bin habe die Möglichkeit habe hautnah bei meinem BVB zu sein. Auch hier möchte ich wirklich nicht mehr in die Zeit zurück in der man nach dem Spiel nach Hause gefahren ist und gehofft hat, dass man zu den drei Spielen gehört die in der Sportschau übertragen werden. Das war wirklich nicht schön. Und wer sich über Marcel Reif aufregt, der möge sich an Ernst Huberty erinnern. Leider geht diese an sich positive Entwicklung mit dem Umstand einher, dass der Spielplan immer mehr zerfasert wird. Ab der kommenden Saison hat die Bundesliga fünf unterschiedliche Anstoßzeiten. Damit könnte ich persönlich leben, wenn das wenigstens planbare wäre. Wenn ich wüsste, dass wir in fünf Monaten Sonntags in München spielen, dann könnte ich mir wenigstens einen billigen Flug buchen und meinen Tag entsprechend planen. Durch die kurze Planbarkeit ist das aber mit enormen Kosten und Aufwand verbunden. Hier würde ich mich freuen, wenn man endlich mal realisiert, dass Fußball nicht nur im TV stattfindet. Auch hier ist es mir also eigentlich alles ganz recht, aber ein wenig ZU modern.

Zum modernen Fußball gehört wohl auch der Umstand, dass man Spieler aus der ganzen Welt transferiert und diese kaum noch Bindung zum Verein haben. Hier muss ich zugeben, dass es mir ziemlich egal ist wie viel Bindung die Jungs zum BVB haben. Die sollen gewinnen wollen und Respekt vor uns haben. Und wir vor ihnen. Aber ich will glaube ich keinen Fußball wo nur Jungs aus der Region gegen die anderen Spielen. Das wäre spielerisch ein deutlicher Rückschritt. Da bin ich dann doch für das Moderne. Allerdings braucht jede Mannschaft einen regionalen Anker, also da lieber das Modell Barca als das Modell Chelsea.

Bleibt die Frage, was mit Vereinen wie Chelsea, Wolfsburg, Hoppenheim und Rasen Ball Leipzig ist. Gehört das auch zum modernen Fußball? Ich glaube nicht. Das ist im Gegenteil ein Rückschritt in frühe Zeiten als Fußballvereine z.B. im Pott vom Wohl und Wehe der jeweiligen Zeche abhingen. Nur, dass damals die Menschen sich noch mit ihrem Arbeitgeber identifizierten.

Nichts von dem was Red Bull oder Hopp oder VW heutzutage machen ist modern. Es ist ein Rückfall in frühkapitalistische Zeiten.

1 Kommentar:

  1. Danke, ich finde deine Sichtweise recht angenehm. Ich finde dieses kategorische "Gegen den modernen Fußball" etwas platt. Der "moderne Fußball" hat viele negative Begleiterscheinungen und wenn Bilder oder Erzählungen von früher zu Gesicht bekommt ist das sicher romantisch. Aber die heutige Zeit hat auch einige Vorteile. Und in der retrospektive wird vieles verklärt.
    Und auch dem Punkt, dass diese Plastikclubs nicht unbedingt modern sind, stimme ich zu.
    Das heißt natürlich nicht, dass man sich gegen gewisse Entwicklungen nicht wehren soll. Ich verabscheue Vereine wie Red Bull oder Wolfsburg auch. Genau wie die übertriebene Eventkultur.

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