Mittwoch, 10. Juni 2009

Rasen Ball und die Frage nach dem DFB

Auch wenn mit jetzt wieder einige Leute Alarmismus vorverwefen werden, langfristig ist der Fußball in Deutschland durch Projekt wie Rasen Ball in Gefahr. Auch hier gilt wieder, dass „Rasen Bull“ als singuläres Phänomen dem Fußball nichts anhaben kann. Im Gegenteil spricht sogar einiges für einen Bundesligisten aus Leipzig. Das Leipziger Zentralstadion – das in einigen Jahren Red Bull Stadion heißen wird – ist ein Stadion, das internationalen Standards entspricht, aber de facto nicht gebraucht wird. Darüber hinaus gibt es im Osten Deutschlands keinen Bundesligisten mehr und die Vereine, die über Jahre die Ost-Fahne hochgehalten haben, sind solche Unsympathenclubs, dass sich als Identitätsstifter nicht taugen. Es spricht also einiges dafür in Leipzig einen Club zu gründen und der wird vom Osten auch angenommen werden. Ich bin immer wieder fasziniert davon wie viel stärker sich Ostdeutsch als Ostdeutsche begreifen im Vergleich zur westdeutschen Identifikation mit ihrer Herkunft, die sich eher über die Ablehnung des Ostens definieren. Wir sind ein zutiefst gespaltenes Land. Aber das ist ein anderes Thema.

Auf jeden Fall wird der Osten den Leipziger Kunstclub annehmen, da bin ich mir sicher. Der Fall von Rasen Ball Leipzig wirft allerdings die Frage auf wie sich DFL und DFB langfristig verhalten werden. Natürlich sind solche Institutionen von der Anlage immer feige, aber da arbeiten ja nicht nur Idioten. Ich hoffe, dass es beim DFB ein paar Menschen gibt, die verstehen, dass die Umstellung vom Fan zum Kunden langfristig große Nachteile hat. Denn natürlich nehmen die Zuschauer erst mal so ein neues Projekt an. Man sieht es ja in Hoffenheim und mit Abstrichen in Wolfsburg. Doch in diesen beiden Städten stehen auch nur Arenen mit 30.000 Zuschauern und das hat seinen Grund. Die Strahlkraft solch neuer Projekte ist begrenzt. Es ist wie mit der Liebe. In der Phase der Verliebtheit sieht man über die Macken seines Partners großzügig weg. Und echte Liebe entsteht erst nach vielen Jahren und Krisen.

Die mit der Umstellung vom Fan zum Kunden einhergehende Veränderung wird den Fußball in seinen Grundfesten erschüttern. Nicht in fünf Jahren und auch nicht in zehn. Aber lasst uns mal 30 Jahre abwarten. Denn der Kunde ist viel weniger bereit auch schlechte Phasen mitzumachen. Wenn ich mir ein Auto kaufe will ich keine Kompromisse eingehen. Ist der Händler nicht nett zu mir kaufe ich woanders. Und genauso wird es beim Fußball aussehen. Solange man um die internationalen Plätze oder die Meisterschaft kämpft werden die Leute auch kommen. Aber wehe der Erfolg bleibt aus. Auch die BVB Fans sind in den späten 90ern zu Vollarschlöchern mutiert als der Erfolg ausblieb. Man kann sich vorstellen wie das werden wird, wenn die in 30 Jahren durch Sponsoren in die Bundesliga aufgestiegenen Flensburger nicht mehr erfolgreich sind, weil vor Ihnen andere Kunstclubs spielen. Die Leute werden wegbleiben. Diese drohende Entkopplung von Tradition und Bindung kann auch dem DFB nicht gefallen.

Sie meinen ich male hier zu schwarz? Ich wünsche mir nichts mehr als das.

1 Kommentar:

  1. Also ich finde die Ostclubs sympathisch, auch wenn sie diese Saison 2. Liga spielen ;)

    gruß vom Ost-Sailor ;oP

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