Donnerstag, 2. Juni 2011

Hamburger Pokalfinale

Nach 5 Jahren, die ich inzwischen in meiner Wohnung wohne, habe ich es gestern dann mal ins das Stadion geschafft, dass am nächsten zu mir liegt. Eigentlich unfassbar, aber irgendwie auch nicht, denn ich war noch nie scharf drauf „Grounds“ zu machen und dass mir Amateurfußball Spaß macht habe ich auch erst vor kurzem festgestellt. So gesehen, also kein Wunder, dass ich gestern meinen ersten Besuch im Stadion Hoheluft hatte. Das Stadion ist zusammen mit der Adolf-Jäger-Kampfbahn glaube ich das drittgrößte in Hamburg und darf 8000 Zuschauer aufnehmen. Das Stadion, in dem normalerweise Victoria Hamburg spielt, ist seit einigen Jahren Austragungsort des Hamburger Pokalfinales zu dem sich gestern der Eimsbütteler Turnverband und Vorwärts Wacker Billstedt trafen.

Über das Stadion wird ja irgendwie sehr viel Positives berichtet, aber ich war eher enttäuscht. Die Adolf-Jäger-Kampfbahn hat da deutlich mehr Flair. Was mich am meisten abgestoßen hat, war dass das Ding sehr viele Zäune hat, die dem ganzen Stadion einen Käfigcharakter geben. Nicht schön. Amateursport lebt davon, dass man dort Freiheiten hat, die es im Profibereich nicht mehr gibt. Hinzu kam die Tatsache, dass die Bierpreise mit 3,50 so hoch lagen, dass man automatisch ein Aramak-Schild sucht. Ebenfalls nicht förderlich war der Umstand, dass die beiden im Finale vertretenen Vereine keine Fanszene haben. Da wäre die Teilnahme von Vereinen wie Concordia, Victoria oder Altona 93 natürlich deutlich besser gewesen. So waren bei Wacker zwar ein paar Vorstadt-Ghetto-Kids dabei, die aber keinen zusammenhängendes Auftreten hatten, während Eimsbüttel zahlenmäßig gut vertreten war. Die Gliederungen des Vereins waren wirklich scheinbar komplett angetreten. Man hatte es ja auch nicht weit. Insgesamt waren 3.300 Zuschauer vor Ort, von denen die Eimsbütteler den größten Anteil stellten.

Allerdings hat der ETV keine klassische Fußball-Fanszene. Stattdessen ab es zwei(!) Vorsänger mit Megafon(!), die einen Haufen von ca. 50 supportwilligen Kids organisierten. Kids ist hier übrigens wörtlich zu verstehen. Die waren ca. 8 bis 10 Jahre alt. Das hatte wirklich etwas hochgradig amüsantes. Dass die Kinder daran Spaß haben verstehe ich natürlich und dass die ihren Verein unterstützen finde ich auch sehr gut und natürlich. Aber muss man als 20 Jähriger vor denen mit dem Megafon rumturnen? Aber vielleicht bin ich da auch zu spießig und sollte einfach akzeptieren, dass ein bisschen Folklore für Kinder dazu gehört oder sowas pädagogisch wertvoll ist.

Woran mich daran auch der Umstand fasziniert, wie sehr der in Deutschland vorherrschende Support inzwischen auch Ausdrucksmittel ist. Eigentlich sollen Megafon bzw. Vorsänger ja nur dazu dienen den Support in großen Kurven zu koordinieren. Aber überall in den Stadien findet man inzwischen Leute mit Megafon in Umgebungen in denen das absolut nicht nötig ist. Die Ultrakiste ist da inzwischen eine Lifestylekiste geworden. Man bekennt sich zu was, bzw. will zu was dazugehören bzw. – wie im Fall der Eimsbütteler Kinder, ahmt die Vorbilder der Großen nach. Alles verständlich, lustig bleibt es halt für Außenstehende aber trotzdem.

Wie dem auch sei: Das Spiel selbst tat auch nicht viel, um mich aufzumuntern. Eimsbüttel war deutlich überlegen und schoss folgerichtig das 1:0 in der ersten Halbzeit, dass dann – man muss sich ja bekennen – von einem Bengaloeinsatz begleitet wurde. Ansonsten plätscherte das Spiel vor sich hin und wurde dann auch mit 1:0 für Eimsbush abgepfiffen, worauf dann auch noch der Platz gestürmt wurde.

Hoffen wir auf´s nächste Jahr.

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