So, genau so muss Fußball sein. 10 Minuten können aus einem bis dahin recht durchschnittlichen Spieltag einen Spieltag „to remember“ machen. Wahnsinn. Einfach nur Wahnsinn! Wegen solcher Erlebnisse Momente bist Du Fan.
Der Tag begann recht angenehm, lies aber noch nicht erahnen, dass er so fantastisch werden würde. Ich hatte mich mit einem meiner Blogleser verabredet. Wir trafen uns in einem Irish Pub am Rudolpfplatz und ich konnte mich nicht so richtig entscheiden, ob ich nun Kölsch trinken sollte, weil wir ja in Köln sind, oder Newcastle Brown Ale, weil es ja authentischer ist. Wobei sich die Frage stellt, ob ein britisches Bier in einem irischen Pub nicht irgendwie konterrevolutionär ist? Aber sei´s drum, ich einigte mich zunächst auf abwechseln Reissdorf und „Newki“, bis ich dann beim Ale blieb. Das ist und bleibt einfach eines meine All-Time-Lieblingsbiere. Der Blog-Leser war übrigens der besagte Aufnahmeleiter, der sich als sehr angenehmer Mensch entpuppte und zwei ebenso nette Kumpels im Schlepptau hatte. Einer von denen war lustigerweise Cop, so dass ich bei einigen ACAB-Spinnern bestimmt jetzt als „Bullenfreund“ durchgehe, weil ich mit Polizisten Bier trinke. Allerdings einem, der sich auch kritisch mit seinen Kollegen auseinandersetzte. Nicht, dass es mich überraschen würde, aber der besagte Mensch bestätigte mir noch mal, dass es auch auf Seiten von „Team Green“ jede Menge Leute gibt, die Bock auf Stress haben. Wenn dann zwei Testosteron geschwängerte Gruppen aufeinandertreffen knallt es halt. Bisher so nicht klar war mir allerdings die Einschätzung, dass viele seiner jungen Kollegen selbst nie richtig als Fans beim Fußball waren und daher viele Situationen nicht richtig beurteilen. Ich denke mir, wenn es mehr von der Sorte Cops geben würde, gäbe es auch weniger unnötigen Stress von Seiten der Polizei aus.
Wie dem auch sein, es war ein wirklich bunter Mittag mit dem TV-Kollegen und seinen Kumpels. Wobei ich ersteres übrigens eher als Produktionsleiter, denn als 1. AL getippt hätte, so vom Typus her. Wobei die beiden Berufstränge eh sehr arg verknüpft sind. Falls Sie sich in Fernsehberufen nicht ausdenken:die Produktioner sind die Jungs, die sich den Schwachsinn, den wir Redaktionsidioten uns ausdenken, umsetzen (müssen). Und so wie ein guter Redakteur immer im Kern irre ist, ist ein guter Produktioner im Kern spießig. Aber eben nicht so spießig, dass er die Wahnsinnigen nicht versteht. Aber Produktion hin, Redaktion her, saufen können beide Seiten gut und so nahm ich dann doch schon relativ angetrunken die rappelvolle Straßenbahn zum Stadion, inständig hoffend, dass es da nur bleifrei geben würde. Denn wenn ich weiter getrunken hätte, wäre das ein ziemliches Elend geworden. Und das wäre bei dem Spiel wirklich schade gewesen.
Vor Ort traf ich dann den Rest von uns und es ging relativ schnell in den Block, wo wir aber noch gefühlte zwei Stunden warten mussten, bis sich mal ein Ordner fand, der entscheiden durfte, wo man denn das Banner aufhängen konnte. Hängt da sonst keiner Banner auf? Wohl zuviel Spiele gegen Hoppenhausen und Golfsburg gehabt. Zu uns gesellte sich dann noch ein Hamburger Jung und sein Bruder, den ich auf der Jahreshauptversammlung des BVB kennengelernt hatte und sehr sympathisch finde, so dass wir eine recht feine Truppe zusammen hatten. Wobei ich Lieblings-mir-fällt-kein-substantiv-ein Seb mit dummen Sprüchen glaube ich in den Wahnsinn getrieben habe. Der war so was von genervt von mir am Anfang, dass es eine helle Freude war.
Das Spiel fand ich eher so lala und auch die Stimmung, war – für unsere Verhältnisse – mittel. Für die Kölner reichte es zwar locker, aber von denen kam auch einfach gar nichts. Als dann dieses dummer 1:2 fiel, dachte ich mir schon, dass wir heute noch was erleben. Und natürlich segelt dann noch so ein Ball ins Tor. Wenn man schlechte Laune riechen könnte, dann hätte die ganze Kurve bis nach Alaska gestunken. Ich war so mies drauf, dass ich nicht mal mehr motzen konnte, sondern eher gelähmt war. Doch als ich mich mental schon drauf eingerichtet hatte, dass da noch so ein ein Krüppelball in unser Tor geht, „löffelt“ (Zitat Lieblingslesbe nach dem Spiel am Telefon) Kevin G. aus Dortmund-E. den Ball ins Tor und der Block explodiert. Ich war saufroh an einem Wellenbrecher zu stehen, dann links und rechts segelte wirklich alles durch die Gegend. Solche Momente sind wie ein Orgasmus: Man vergisst alles, verzerrt das Gesicht, schreit und sieht dabei von Außen betrachten unfassbar scheiße aus, aber das alles ist einem egal, weil der Körper in jeder Faser von Glück durchströmt ist. Und von dem Erlebnis zerrst du noch tagelang.
Ich gehe quasi kopfgefickt in die Woche
Habt ja nen genialen Platz für das Banner gefunden, konnte man gar nicht übersehen ;)
AntwortenLöschenIch bin übrigens nicht besagter Aufnahmeleiter, sondern nur ein aufmerksamer Blogleser, der seine Meinung kundgetan hat :)
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