Ich werde am Donnerstag 40 und damit ist es mal wieder Zeit für die Frage, ob ich nicht langsam mal erwachsen werden will. Oder viel besser, ob ich nicht langsam mal erwachsen werden MUSS. Denn wollen will nicht Aber wenn ich müssen muss, nützt ja das wollen auch nicht. Ob ich es wahrhaben will oder nicht: Ich pflege einen für mein Alter und meinen Beruf unpassenden Lebensstil.
Wie ich schon im ersten Blogpost http://mauriciusq.blogspot.com/2009/04/ich-hasse-golf.html geschrieben habe: Meine Freunde segeln, spielen Golf oder machen sonst irgendwas, bei das man guten Gewissens beim Kaminabend mit dem Bürgermeister erzählen könnte. Nur ich sitze gerne mit einem Haufen junger, Mischgetränk-konsumierender, überwiegend männlicher Jugendlicher um die 20 in einem Zugabteil.
Ich könnte vielleicht argumentieren, dass das bei mir beruflich indiziert ist, weil ich ja auch für MTV arbeite und da mit der Jugend in Kontakt bleiben muss. Also ist mein Fußball-Faible in Wirklichkeit nur ein groß angelegter Feldversuch? Der Suff nur ein aufopferungsvolles Ringen um die Zielgruppe? Das ließe sich wahrscheinlich sogar verargumentieren, wäre nur glatt gelogen. Denn wenn mich was auf der Fahrt zum Fußball nicht interessiert, dann die Firma. Wobei es in der Tat nicht von Nachteil für meinen Job ist, nah an der jungen Generation zu sein. Aber natürlich ist das nicht meine Triebfeder.
Ich könnte jetzt einfach weiter nach anderen Gründen suchen, warum das wichtig ist sich quer durch die Republik zu begeben. Oder weiter lamentieren, dass das eigentlich nicht meinen Ansprüchen entsprechen dürfte. Und dass ich mich als fast 40-jähriger nun aber mal wirklich langsam zusammenreißen muss. Ich könnte mir einen Termin auf einer Driving Range holen, meinen Freund Amon fragen, ob er mir das Segeln beibringt oder mir eine Bibliothek mit Weltliteratur einrichten in die ich mich nach Feierabend zurückziehe und mich in die Klassiker der Welt vertiefe.
Mein Problem ist: Ich finde das alles scheiße. 20-jährige mit Mischgetränken mögen nicht kulturell wertvoll sein, aber sie sind allemal unterhaltsamer als Unternehmensberater auf der Driving Range beim Versuch abzuschlagen und ihrer langweiligen Existenz zu entkommen. Und ich lese nun mal lieber das 100-Jahr-Buch des BVB als Tolstoj. Der hat nämlich nichts über Fußball geschrieben. Von mir aus ist das niveaulos und meinem Alter nicht angemessen, aber es ist verdammt noch mal mein Leben und es macht mir Spaß. Und es ist mir wurscht ob Segeln so ausgeglichen macht, ich gleiche lieber in der letzten Minute bei Bayern München auswärts aus. Aus mir wird einfach kein guter Erwachsener mehr.
Ryker Ende
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