Samstag, 17. Januar 2015
Schräge Scheiße - Fuball in Vietnam
Hamburg schwarz-gelb ist ja wieder aktiv. Bevor ich mich aber um den BVB kümmere, werde ich aber noch ein paar mal "fremdgehen". Wie der geneigte Leser vielleicht weiß, bin ich ja im Moment im Urlaub in Vietnam, weswegen ich gerade einen anderen Blick auf die Geschehnisse in Dortmund habe. Bei den ersten Meldungen über Verletzungen bin ich dafür gerade auch sehr dankbar. Und ja: Wenn ich in Deutschland bin gibt es auch hoffentlich wieder Absätze. Irgendwie hat der Mini-Laptop mit dem ich hier arbeite Probleme.
Dass für mich ein Urlaub ohne Fußball irgendwie scheiße ist, ist jetzt nicht so überraschend und so traf es sich ganz gut, dass die vietnamesische 1. Liga am 04.Januar wieder den Betrieb aufgenommen hat. Dummerweise ist Vietnam groß, so dass ich erst am 2. Spieltag eines Matches habhaft werden konnte, was auch in der Nähe ist, wo ich bin. Das Erlebnis bei der Partie Dongtam Longa An gegen Hoang Anh Gia Lai wurde am Ende dqann aber so schräg wie die Namen der beiden Clubs in europäischen Ohren klingen und war auf jeden Fall einen Besuch Wert. Und vor allem bestätigte sich wieder die alte Regel, dass man Fußball einfach nicht planen kann und es immer anderes kommt als man denkt Aber der Reihe nach.
Tan An ist die Hauptstadt der Provinz Long An im Mekong Delta und hat als Stadt nicht viel zu bieten. Eigentlich nichts. Das Gelsenkirchen Vietnams. Sie wird nicht mal im Reiseführer erwähnt. Einer der Städte, die Du nur siehst, wenn Dich der Fußball hierher treibt. Ich mag das ja. Selbst Gelenkirchen lebt ja von der Faszination, dass es so einen schlimmen Ort wirklich gibt. Wir waren mit vier Leuten vor Ort von denen ich der einzige "richtige" (ja,ja, ich weiß) Fußball-Fan war. Die Frage, ob man sich um Tickets kümmern müsste, hatte ich mit einem bestimmten "Quatsch, das wird kein Problem" von mir gewiesen. In der Tat hatte ich mir wirklich die Zuschauerzahlen angeschaut und die lagen zwischen 2.000 und 6.000, was bei einem 19.000er Stadion nun wirklich kein Problem sein sollte. Dachte ich so. Aber we mein Vater immer sagte: "Dachte sind keine Lichter und Arschlöcher keine Gesichter".
Als wir nach der Stadttour am Stadion ankamen war es nämlich - eine Stunde vor Anpfiff - schon brechend voll. Was mich ein wenig überraschte. Als ob der Frage wo man Karten kaufen könne, endlich wer gefunden war, der Englisch radebrechen konnte lautete die Antwort, dass das Spiel ausverkauft wäre, weil das ein absolutes Topspiel sei. Geile Sache, wenn man feststellt, dass man sich unwissentlich doch das richtige Match ausgesucht hat. Blöd nur, wenn man vor dem Rest der Truppe dann als Vollhonk da steht, der sich um nichts gekümmert hat. Jeder, der sich ein bisschen auskennt, weiß zwar, dass man eigentlich in jedes Stadion dieser Welt kommt, aber trotzdem erst mal ein dumme Sache. Und wurden zwar gleich Tickets angeboten, aber zum 10-fachen des Preises. Was bei 09 Euro jetzt immer noch nicht die Welt ist. Aber trotzdem.
In Teilen des Mekong Delta ist man als Tourist die Ausnahme. Vor allem, wenn man wie ich 1,93 Meter groß ist. Wenn ich durchs Mekong Delta gehe ist das als würde man mit Dieter Bohlen durch Dortmund schlendern. Alle sind erstaunt, dass es den wirklich gibt, grüßen oder halten sich vor Schreck die Hände vor den Mund. Kein Scheiß. Vier Weiße, die in Tan An zum Fußball gehen sind eine Sensation. Ich - bzw. in dem Fall natürlich wir - wurde noch nie soviel gefilmt, weil ich ein Fußballspiel besuche. Und damit meine ich auch Presse. Im Nachgang des Spieles erschienen übrigens zig Berichte die uns mit Fotos zeigten. Die Aufmerksamkeit hatte aber auch was gutes, weil wir so Damien kennenlernten. Damien heißt zwar eigentlich ganz anders, aber es ist unter Asiaten nicht unüblich sich noch englische Namen zu geben. Damien ist so ein Art aktiver Fan, kann für vietnamesische Verhältnisse sehr gut Englisch und kannte die richtigen Leute, wie schnell klar wurde. Natürlich weiß man nie wie gut er sie kennt, aber immerhin wurden uns zweitnah zwei Karten geschenkt. Der Versuch von Damien die Leute an der Einlasskontrolle zu "überreden" uns reinzulassen scheiterte aber, so dass wir doch bei lokalen Fans Tickets zu überteuerten Preisen erwarben. Wie bekannt ist hasse ich den Schwarzmarkt und würde nie ein Ticket über den Originalpreis verkaufen, allerdings bin ich in einem Land in dem die Bevölkerung in der Breite recht arm ist da entspannter. Auch wenn man da lange drüber reden kann. Muss man bei 4.50 Euro, die wir im Schnitt gezahlt haben aber nicht.
Von Außen wirkte das abgeranzte Stadion und die Einlasssituation sehr südamerikanisch, so dass ich dann doch sehr enttäuscht war, als ich das Rund betrat. Letztlich gingt es doch recht gesittet zu. Wir verabschiedeten uns von Damien, der in den Fanblock zog und nahmen rechts am Rande der Tribüne Platz. Obwohl das Spiel ausverkauft war, war das Stadion nicht voll, weil die Polizei den Kartenverkauf begrenzt hatte. Offiziell waren es wohl 10.000 Zuschauer, wobei ich 14.000 realistischer finden würde. War schon gut gefällt. Dong Tam Long An hatte einen Fanblock von ca. 800 bis 1000 Leuten, die auch mit Fahnen und Trommeln ausgestattet waren. Der Asuwärtsblock hatte ca. 400 Leute am Start, wobei ich nicht weiß ob das Fans aus dem Umland waren oder ob die mitgereist sind. Der Support beschränkte sich überwiegend auf Instrumente und optische Elemente, wobei Hoang Anh Gla Lai eindeutig die bessere Figur machte und über ganze Spiel runder agierte. Wobei das alles nicht weltbewegend war. Der Rest des Stadion bestand aus Tennispublikum. Es war auch wieder einiges an BVB Trikots zu sehen. Fußballerisch war das ganze auf Landesliga-Niveau. Wobei ich schon viele Landesliga-Spiele gesehen habe, die besser waren. Grauenhaftes Gebolze wenn man ehrlich ist. Beim Gegner spielte auch ein Spieler, der uns später als "Messie von Vietnam" vorgestellt wurde. Aber wenn das der beste Spieler des Landes war...Unterhaltsam wurde es noch mal als es zu einem versuchten Blocksturm von Leuten ohne Karten kam, worauf die Polizei SEHR hektisch wurde. Ich habe die letzten fünf Minuten der 1. Halbzeit von oben nach draußen geschaut und da ging es gut zu Sache - für vietnamesiche Verhältnisse natürlich.
In der Halbzeit kam Damien zu uns rüber und lud uns in den Heimsektor ein. Ich bin irgendwie ungerne in fremden Blöcken, wenn ich da keinen Bezug zu habe, aber wenn jemand, der sich so gut um Dich gekümmert hat einläd, wäre es sehr unhöflich da nein zu sagen. In Halbzeit zwei bekamen wir also noch mal einen guten Einblick in die lokale Fanszene. Der Sektor agierte recht wenig miteinander. Im unteren Drittel war ein Vorsänger aktiv, der so Ende 40 sein dürfte. Dazu noch zwei Trommler, die vom Vorsänger imer wieder korrigiert wurden und er ihnen den seiner Meinung nach richtigen Beat vortrommelte. Dieser untere Teil versuchte sich auch an Gesängen. Oben war es eher ruhig, wenn man von dieser riesigen Band absah, die ab und zu einfach spielte. Das war alles sehr schräg bis ins surreale, aber doch ein interessanter Einblick in eine mir fremde Fankultur. So gingen in der 70. Minute einige Fans aus dem Fanblock und stellten sich an der ganzen Tribüne lang auf, um die Wellte zu initiieren, was auch tatsächlich klappte. Die Trikots der Fans wurden nach dem Spiel übrigens zum Großteil wieder eingesammelt. Ich vermute, dass sich einige Fans diese schlicht nicht leisten können.
Insgesamt war das wirklich eines der schrägsten Fußballspiele meines Lebens. Nein, es war DAS schrägste. Aber ich bin dankbar für den Einblick, den uns Dmien gewährte
Ich habe nur bis heute noch nicht rausgefunden, warum das ein Topspiel war.
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