Samstag, 26. Mai 2012
"Verrückt nach Fußball - Groundhopping in Polen und der Ukraine" - Ein paar Hintergründe
Es ist endlich soweit. Meine Doku "Verrückt nach Fußball - Groundhopping in Polen und der Ukraine" läuft im Fernsehen. Die Sendetermine findet ihr weiter unten und ab sofort gibt es das auch hier in der Mediathek.
Vielleicht interessiert ja den einen oder anderen der Hintergrund der ganzen Geschichte, die ich dann hiermit erläutere. Bevor falsche Befürchtungen oder Hoffnungen entstehen: Der Blog bleibt nach wie vor geschlossen, aber es bot sich einfach an was zu schreiben, weil ich das Ding für mich auch verarbeiten muss.
Entstanden ist die Idee irgendwann nach dem Sommer 2010. Ich war damals Senior Producer für "Kavkas WM Camp", einer Sendung mit - wer hätte es bei dem Thema gedacht? - Markus Kavka, die auf MTV lief. Wir hatten logischerweise keine Bildrechte und mussten uns so allen möglichen Quatsch ausdenken. Eine der Sendungen lief im Vorfeld des Spiels gegen Argentinien. Ich rief bei BVB Fanbetreuer Jens Volke an und fragte ihn, ob er irgendwen kennen würde, der sich mit Argentinen auskennt. Es war eines dieser Gespräche von denen sich im Nachhinein rausstellt, dass zwar nicht den Lauf der Welt, aber doch den Lauf meines Schicksals verändern, die währenddessen aber eben absolut unspektakulär sind. Jens empfahl mir Janni mit dem Hinweis es handele sich dabei um einem ehemaligen BVB-Allesfahrer, der nun in Argentinien weile. Ich schrieb Janni an, der sich auch meldete, aber zur Zeit der Sendung in Paraguay unterwegs war, o dass der Plan ihn per Messenger in die Sendung zu schalten scheiterte. Trotzdem blieben wir in Kontakt. Janni war auch Hörer des Podcasts, so dass es irgendwie auf folgerichtig war, dass er selbst als Gast an einer Sendung teilnahm.
Kurzes Off-Topic an der Stelle: Ja, es gibt den Podcast offiziell noch. Allerdings bin ich als festes Teammitglied ausgestiegen. Der Rest vom Team will die Sendung weiter machen. Ob das aber wirklich geschieht oder sich das Projekt verläuft wage ich nicht zu beurteilen. Ich fände es schade, wenn der Podcast stirbt. Aber ich bin definitiv raus. Mir fehlt die Zeit und die Lust mich da noch wirklich drin zu verbeißen. Und ich mache Sachen einfach nicht mit halber Kraft.
Aber zurück zu Janni. Ich hatte schon vor Janni irgendwann die Idee aus der Geschichte ein TV-Format zu machen. Das älteste Dokument, das ich zu dem Thema finde, ist vom 30.06.2009.
In einem späteren Konzept für einen ARD Sender ist das Ding als "Alternative Travel- und Culture-Doku" bezeichnet.
Die Kamera ist dabei immer sehr nah an seinem Protagonisten und baut eine fast intime Nähe zu ihm auf. Der Stil ist direkt und ungefiltert. Wenn es hektisch wird kann die Kamera auch mal wackeln. Und hektisch wird es oft. Manchmal müssen ja drei Spiele am Tag besucht werden. Hier ist nichts inszeniert. Der Zuschauer ist ganz nah dran. Auf Off-Text wird verzichtet, zu hören ist lediglich der O-Ton des Groundhoppers und seine Interaktion mit den Einheimischen. Sei es in Hagen oder Warschau. Dadurch wird der Eindruck verstärkt selbst dabei und nah dran zu sein. Der Zuschauer kann über die Schulter sehen und sich einen Eindruck bilden. Er spürt die Hektik förmlich am eigenen Leibe.
Das ist jetzt gar nicht mal so weit weg vom realisierten Format und mit Warschau schon fast prophetisch. Nicht ganz ein Jahr später, im Juli 2011 wenn ich mich Recht erinnere, fiel das Projekt bei ZDFinfo auf fruchtbaren Boden. Anfang Januar 2012 fiel dann der Startschuss für das Projekt. Janni war es, der Jan Krapf ins Rennen brachte. Dieser war wegen seiner Top-Kontakte zunächst nur als Koordinator vor Ort geplant. Ich traf mich mit ihm in Berlin und mir war klar, dass der unbedingt auch als Protagonist in der Doku teilnehmen musste. Der hatte zu viel gute Sachen zu erzählen, die man dem Publikum nicht vorenthalten durfte. Zum Glück sagte er dann auch zu, vor der Kamera zu agieren. So sehr Groundhopping auch mein persönliches Baby ist: Ohne Jan Krapf wäre das so wie es heute ist, niemals geworden. Der Mann ist ein Arbeitstier und so gut vernetzt, wie ich es nie hätte werden können. Ich werde Jan für seine Kontakte und sein unfassbares Feuer ewig dankbar sein. Jan war es dann auch, der Bea ins Rennen brachte, so dass die die Riege der Protagonisten schließlich stand.
In der Vorbereitung bin ich nicht nur aufgegangen, weil ich Lust auf das Projekt hatte, sondern weil sie mich einfach ausgefressen hat. Es war extrem viel. Auch hier wäre ich ohne Jan niemals so weit gekommen. Als es dann endlich los ging, wusste ich zwar, dass es anstrengend werden würde, aber WIE anstrengend es wirklich wurde, konte ich nur erahnen. Gerade die ersten Tage in Polen waren die Hölle. Es war eine unfassbare Anzahl von Stunden und Kilometern, die wir runtergespult haben. Hinzu kam eine enorme emotionale Belastung für alle Beteiligten. Erschwerend für mich kam hinzu, dass ich als Leiter des Projektes natürlich für jeden Fehler verantwortlich war. Und davon gab es reichlich. Ich war mehr als einmal verzweifelt und habe mich selbst dafür gehasst, dieses Projekt angeboten zu haben. Ich fühle mich wie Nuri Sahin und war mir sicher, dass es Träume gibt, die man sich hätte nicht erfüllen sollen. Ich schrieb mehr als eine verzweifelte SMS an den Cutter, dass ich nicht wisse, wie daraus je ein Film werden solle und irgendwann rief ich völlig verzweifelt eine Freundin an und heulte mich hemmungslos aus.
Doch was nichts weh tut ist auch nichts wert. Es wurde ein Film draus. Und wie ich finde sogar ein guter. Aber das soll jede und jeder selbst beurteilen. Natürlich wäre es gelogen, wenn ich sagen würde, dass mir die Reaktionen egal sind, aber in der Tat ist es mir wichtig, dass ICH zufrieden bin. Der Film ist ganz anders geworden als ich ihn mir am Anfang vorgestellt habe, aber das Gefühl das er vermittelt ist so, wie ich es wollte. Deswegen bin ich auch zufrieden.
Mir war es wichtig, nicht zu werten, sondern das, was wir erlebt haben möglichst authentisch darzustellen und dem Zuschauer die Bewertung zu überlassen. Das klingt leicht ist, aber sauschwer. Alleine der Part über Staruch, den Vorsänger von Legia Warschau habe ich mehrmals umgearbeitet. In der ersten Version war das viel zu unkritisch, in der zweiten Version wiederum viel zu negativ. Beides wird der Person Staruch nicht gerecht. Es war unfassbar schwer da einen Mittelweg zu finden, der mir das Gefühl vermittel die Widersprüchlichkeit von Staruch richtig vermittelt zu haben und dabei auf eine persönliche Wertung - die ich habe - im Film zu verzichten.
Ich würde mich freuen, wenn sich jeder Zuschauer selbst Gedanken zu den angesprochenen Themen macht. Denn auch wenn es vordergründig nur um Polen und die Ukraine geht - wobei der Fokus klar auf Polen liegt - sind die Themen letztlich doch global: Pyro, Polizei, Repression, Gewalt, Engagement und Hingabe. Mir war es letztlich wichtig die Fans in den Mittelpunkt zu stellen und sie nicht nur als Staffage zu sehen. Und unabhängig davon, wie man den Film findet: Das kann man dem Stück nicht absprechen. Ob zu mehr gereicht hat soll jeder für sich selbst entscheiden.
"Football without fans is nothing"
Die Sendetermine
-27.05. um 12:00 Uhr ZDFinfo (Pfingstsonntag)
-28.05. um 01:15 Uhr ZDF Hauptprogramm (Nacht von -Pfingstsonntag auf Pfingstmontag)
-02.06. um 17:15 Uhr ZDFinfo (Samstag)
-02.06. um 23:45 ZDFinfo (Samstag)
-03.06. um 08:15 ZDFinfo (Sonntag)
-18.06. um 19:45 ZDFinfo (Montag)
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Ich lasse mich dann auch überraschen was aus diesem Projekt nun geworden ist. Aber die Doku schaue ich mir erst nach den ersten Reaktionen an.
AntwortenLöschenAbsätze, kennst du sie?
AntwortenLöschenDoku war sehr unterhaltsam und interessant...gute Arbeit!
AntwortenLöschenSo schauts aus: http://www.youtube.com/watch?v=fWDX0c37wuM
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