Sonntag, 31. Oktober 2010

Das ist doch alles Schwachsinn

Um 5 Uhr schellte der Wecker. Okaym nun könnte man auf Grund der Zeitumstellung sagen, dass es eigentlich 6 Uhr war, aber man könnte einfach mal die Fresse halten und anerkennen, dass das zu früh ist. 5 Uhr. Für ein Fußballspiel. Auf dieser beschissenen Behelfstribüne in Mainz. Und im Stadion einer Mannschaft bei der ich echt Angst habe, dass wir deutlich verlieren. Schöne 6 Stunden um Zug hin und wieder 6 Stunden zurück.

Der Tag hat alle Chancen richtig scheiße zu werden.

Samstag, 30. Oktober 2010

Der emotionale Tinnitus

Was für Menschen werden eigentlich Fußball-Fans. Also so aktiv fahrende Fans? Sind das Menschen, die keine Ruhe ertragen? Die immer unterwegs sein müssen? Hauptsache Alarm? Ich weiß nicht, ob das für alle gilt, aber zumindest bei mir trifft dieses Muster voll zu, denn ich hasse Ruhe. Und ich habe ein extrem großes Talent dafür zu sorgen, dass mein Geist nicht Ruhe bekommt. Was ja auch gar nicht so schlimm wäre, wenn das nicht bei mir immer damit verbunden wäre, dass auch kein Kopf keine Ruhe bekommt. Ich kann mit mir alleine nichts anfangen.

Ab und zu komme ich mal auf die unfassbar schlaue Idee, dass mein Körper Ruhe brauchen könnte und gönne mir – wenn fußballfrei ist – ein ruhiges Wochenende. Um spätestens um am Samstag 17 Uhr festzustellen, dass ich mich unfassbar langweile und nicht weiß, was ich mit mir anfangen soll. Ich würde ja gerne mal einfach entspannen, aber es geht nicht. Entspannung stresst mich mehr als jeder Stress. Andere Leute verbringen ein Wochenende im Bett und lesen ein Buch. Mich macht das wahnsinnig und ich bin froh, wenn das Wochenende dann vorbei ist. Wahrscheinlich bin ich der erste Mensch, der einen emotionalen Tinnitus hat. In meinem Hirn pfeifen die Gedanken so laut, dass ich keine Ruhe ertragen kann.

Deswegen versuche ich Entspannung einfach zu vermeiden, auch wenn mein Körper mich regelmäßig fragt, ob ich noch alle Tassen im Gebläse habe. Heute ist wieder so ein Tag. Ich bin gestern um 23:30 ins Bett gefallen, weil es einfach nicht mehr ging. Ende! Aus! Nicolaus! Mein Körper sagte sich: "Ist mir doch egal, was der Typ denkt" und streikte. Mir fielen wirklich die Augen zu. Ab ins Bett. Und eigentlich wäre heute eine schöne Möglichkeit erst mal zu entspannen und dann ein wenig den Geist mit frischem Input zu befüllen. Am späten Nachmittag steht Kino mit der tollsten Frau von Welt wo gibt an und dann gehen wir essen. Aber wir bleiben im Konjunktiv, derr "dummerweise" treffen sich die Jungs heute am Arsch der Heide zum Bannermalen, was jeden Versuch des Abschaltens unterläuft.

Allerdings kann ich beim Malen nun wirklich nicht helfen. Jeder der mich mal hat etwas Parktisches machen sehen, würde sich alleine bei der Vorstellung, dass ich was male in Lachkrämpfe ausbrechen. Da ich es aber scheiße finde, mich bei einem so zentralen Thema wie dem The Dudes komplett Banner zu drücken, habe ich halt unvorsichtigerweise „Ich bring Euch einen Kasten Bier vorbei“ gesagt. Was für mich aber heißt, dass ich das Auto brauche, was in nächster Konsequenz heißt, dass ich die tollste Frau von Welt wo gibt zu Ausbildung fahren muss, weil die nämlich – die ist nicht weniger wahnsinnig als ich – noch „nebenbei“ eine Ausbildung Heilpraktiker angefangen hat und und da am Wochenende hin muss. Also hieß es für mich final: Saufrühfrüh aufstehen und sie wegfahren. Und später schnapp ich mir eine Kisten Kronen und düse los, um den Jungs auf den Sack zu gehen und vor Ort festzustellen, dass das viel geiler ist als einen entspannten Vormittag zu Hause zu verbringen, egal, was mein Körper sagt. Aber man will ja auch keine Sau sein, deswegen mache ich meinen Körper ein Friedensangebot und werde – Tada und Tusch – ganz in Ruhe und für mich alleine frühstücken.

Das muss dann aber auch reichen an Entspannung

Freitag, 29. Oktober 2010

Schön hier im Bonbonladen

Im Moment habe ich zu viel Fußball. Ich liebe Fußball und eigentlich könnte man meinen, dass man von dem Sport nicht genug bekommen kann, aber aktuell habe ich echt das Gefühl, dass ich eine Überdosis Fußball bekomme. Wobei es gar nicht das zuviel Fußball ist, das mich stört. Es ist eher das, was mir fehlt. Nämlich dieses Gefühl am Mittwoch, dass das Leben ohne Fußball sinnlos ist. Diese Sehnsucht nach dem Wochenende. Diese Gefühl geistig zu verdursten, weil niemand einen Ball tritt. Ich habe Sehnsucht danach endlich wieder Sehnsucht nach Fußball zu haben. Diese Gefühl am Mittwoch, dass es noch so lange dauert und das einem die Brust abschnürt. Im Moment ist nach dem Spiel sofort das nächste vor der Brust. Man hat nicht mal richtig Zeit Offenbach zu verdauen und schon kommt Mainz. Und dann Paris. Und dann Hannover. Keine Pause. Ich fühle mich ein bisschen als hätte ich Jahrelang vor dem Bonbonladen gestanden und nun hat mich einer reingelassen und sagt ich darf mir alles aussuchen. Und nach 10 Zuckerstangen ….ihr wisst was ich meine.

Alleine schon reisetechnisch werden die kommenden 10 Tage extrem anstrengend. Wahrscheinlich mit das heftigste überhaupt. Sonntag früh geht es los nach Mainz, dann am selben Tag zurück nach Hamburg. Schlafen, arbeiten, nach Dortmund fahren, da ins Dortmunder Büro, Abends auf eine Veranstaltung, ganz früh am Mittwoch Morgen zurück so dass ich pünktlich im Büro bin, kurz schlafen und mit dem Flieger nach Paris, am Freitag gegen Mittag zurück und am Sonntag mit dem Nahverkehr nach Hannover.

Ach, irgendwie doch schön im Bonbonladen!

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Wie immer eigentlich – Diesmal in Offenbach

Ich habe es ja gestern schon gesagt, dass wir keine Chance haben. Es war genau die Kampfklasse an der wir scheitern. Immer wieder. Ich war auch null, null traurig oder wütend, weil ich hundertprozentig sicher war, dass wir ausscheiden. Es wurde also nur vollzogen, was ohnehin unausweichlich war. Alles kein Drama. Ich ärgere mich nur, dass ich verpasst habe gegen uns zu wetten 5.9 war die Quote. Wir können einfach keinen Pokal und man sollte nicht versuchen das unausweichliche nicht zu akzeptieren. Der Pott ist dafür da, dass er alle 20 Jahre den Auftakt einer neuen Ära markiert. Dazwischen nervt er nur. Wobei ich gerne mal wissen würde, warum wir – völlig unabhängig von der Besetzung der Mannschaft – im Pokal nie was gebacken bekommen.

Ich bin also null traurig, nur ein wenig genervt, weil der Tag auch ansonsten einfach überflüssig war. War die Hinfahrt mit dem Bus des KCD noch sehr witzig blieb vor Ort die Feststellung: Der Bieberer Berg kann nichts. Optisch ist das Stadion dabei wirklich okay. Man fragt sich, warum die das Ding abreißen wollen? Ich glaube die Offenbacher tun sich damit echt keinen Gefallen. Aber das sind nicht meine Sorgen. Die Offenbacher-Fans sind ja stolz drauf „Olsschool“ zu sein. Oldschool heißt in diesem Fall wohl wenig Tifo und eher englisch orientierte Anfeuerungen und wenig neumodischer Singsang. Das ist an sich ja nicht verkehrt, aber dann sollte man akustisch war hermachen, wenn man optisch schon nichts zu bieten hat. Da kam von denen aber viel zu wenig. Ab der zweiten Hälfte der Verlängerung wurde es schon deutlich lauter, aber beeindruckend ist auch anders. Wenn man da mal Osnabrück letztes Jahr dagegen hält war das im Gegenteil schon eher traurig. Da einzige was noch trauriger war, war unser Support. Es war wie immer im Süden. Jede Menge Leute mit stark süddeutschem Dialek, die im Stadion die Fresse nicht aufbekommen. Wie viele Leute da einfach stehen und Maulaffenfeil halten ist der Hammer. Nun ist die Gästetribüne auch scheiße, aber das kann auch nicht als Rechtfertigung dafür dienen, dass man sich nicht wenigstens mal versucht am Support zu beteiligen. Das war wirklich nichts. Gar nichts. Aber zum Glück sind wir aus dem Scheiß-Wettbewerb raus. Jetzt noch im UEFA- Cup ausscheiden und sich auf die Meisterschaft konzentrieren.

Bundesliga schlägt einfach alles.

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Wenn schon ausscheiden, dann auf dem Bieberer Berg

DFB-Pokal zweite Runde. Es ist alles gerichtet. Für eine Niederlage. Jetzt mal ernsthaft: Wer von Euch Sportwetten macht, kann doch blind 100€ auf unser Ausscheiden setzen. Es spricht alles, aber wirklich alles, dafür, dass wir heute als Verlierer vom Platz gehen. Ich will jetzt gar nicht von einem schlechten Gefühl sprechen oder so, sondern richte mich rein nach den Fakten. Wir sind die Pokalversager schlechthin und spielen in der zweiten Runde. Gegen einen guten Amateurclub. Auswärts! In einem Stadion wo was los ist. Nach ziemlich anstrengenden Wochen. Hat hier jemand Osnabrück gesagt? Vor einem Jahr, war der Tiefpunkt der letzten Saison. Ich hatte mich in extremen Berufstress freigeschaufelt, um bis vier Uhr Morgens unterwegs zu sein für ein Spiel bei dem ich nichts gesehen habe, weil der Block so voll war, dass ich unten stand. Okay, viel schlimmer kann auch Offenbach nicht werden, aber ich erwarte auch erst mal nichts besseres.

Ja, es mag sein, dass ich negativ bin, aber wenn man nach draußen schaut und die graue Suppe betrachtet, dann kann man nun auch wirklich nicht fröhlich sein. Der Tag fängt schon scheiße an. Aber so negativ kann es schon aus dem Grund eigentlich nicht sein, weil mir das Ausscheiden relativ egal ist im Pokal. Ähnlich übrigens wie in der Europaleague. Das sind alles Bonusgeschichten, die ich gerne mitnehme, aber nichts erwarte. Wichtig ist die Bundesliga. Sonst nichts.

Worauf ich mich wirklich freue ist allerdings der Bieberer Berg, den ich noch nicht kenne. Das Stadion ist eines der legendärsten Deutschlands und muss deswegen folgerichtig auch einer neuen Arena weichen, die nach einer Bank benannt wird und bestimmt so originell aussieht wie Gladbach, Wolfsburg oder die neue St. Pauli-Tribüne. Nehmen wir also noch mal die Chance wahr an einem Stadion aus einer Zeit zu schnuppern als Fußball noch was für Fans und nicht für Geschäftspartner war. Es ist ein Kreuz mit dem modernen Fußball.

Also wenn schon ausscheiden, dann wenigsten auf dem Bieberer Berg

Dienstag, 26. Oktober 2010

Von Keith Richards lernen heißt siegen lernen

Dieser Rock´n Roll Lifestyle ist nichts für mich. Also geistig schon - mein Kopf erholt sich an einem Tag an dem Fußball ist besser als an vier Tagen Urlaub - aber körperlich ist dieser Raubbau an meinem Körper auf Dauer nicht durchzuhalten. Es ist ja nicht nur, dass ich inzwischen zweimal in der Woche durch die Republik oder Europa düse, um mir irgendein Spiel unsere BVB anzusehen, ich muss mir dabei ja auch noch – spätestens auf der Rückreise – die Birne zuhauen. Das hinterlässt dann doch Spuren. Körperlich fühle ich mich wie ein 70jähriger und ich glaube meine Motorik ist auch wirklich nicht Alters angemessen. Wobei ich zugegebenermaßen motorisch schon immer eine glatte 6 war. Ich müsse mal so was wie Pilates machen. Oder Schwimmen. Oder wenigstens zu Kieser gehen. Da war ich früher. Das kann ich jedem empfehlen, dem Körper geht es dann deutlich besser. Aber der einzige Sport den ich aktuell betreibe ich Reißen in der Halbliterklasse.

Die tollste Frau von Welt wo gibt sagt mir ja regelmäßig, dass sie sich ernsthaft Sorgen macht, dass ich mich langsam aber sicher umbringe. Ich kann da auch nur wenig widersprechen. Stressiger Job, wenig Schlaf, viel Reisen, viel Bier, kein Sport. Wenn ich so weiter mache, werde ich keine 60 oder habe bald den ersten Schlaganfall. Ich muss dringend mal die Kurve bekommen. Weniger Alkohol und mehr Sport wäre schon mal ein Anfang.

Keith Richards hat ja gerade seine Biographie Life geschrieben. Ich frage mich ernsthaft wie der Typ das durchhält. Der Mann ist fast 70, was für sich genommen schon ein Wunder ist. Ich bin mit ein bis zweimal die Woche Alkohol schon fertig und bei dem war es Heroin. Bin ich einfach ein Weichein oder ist Keith Richards einfach ein Tier?

Auf jeden Fall wäre ich als Rolling Stones Gitarrist nicht nur wegen meiner fehlenden Musikalität eine Fehlbesetzung.

Montag, 25. Oktober 2010

Der Verein ohne Fans

Jede Siegesserie muss irgendwann reißen. Logisch, geschenkt und nicht schlimm. Im Gegenteil: Wenn man in der Nachspielzeit noch durch einen Freistoß das 1:1 macht ist das ja sogar ein gefühlter Sieg. Auch wenn es für gefühlte Siege trotzdem nur einen Punkt gibt. Aber allemal ist das ein geiles Erlebnis zum Ende des Spieles. Warum allerdings muss die Serie ausgerechnet gegen Dietmar Hopps Brut reißen? Das sind so schlimme Menschen und das ist ein so schlimmer Verein. Nein, das ist gar kein Verein, das ist eine Firma. Warum können wir die nicht einmal aus dem Stadion schießen? Drei Heimspiele und drei Unentschieden. Wie ich dieses Pack hasse. Entschuldigt, wenn ich ein wenig jammerig klinge, es ist gar nicht so gemeint, ich hätte halt nur lieber gegen Köln oder so verloren als gegen das Spackenpack. Die sind auf meine Shitlist wirklich ganz weit oben.

Ich kann mich an keine Mannschaft erinnern bei denen die auswärtigen „Fans“ – hier sind die Anführungsstriche mal so was von angebracht – so wenig wahrnehmbar sind wie gestern die Hoffenheimer oben in der Ecke. Da war ja nichts. Null, null gar nichts. Wenn man nicht gewusst hätte, dass sie da oben sitzen wären sie gar nicht aufgefallen. Ein einziges Banner und sonst nur kleine Fähnchen, die Papa Hopp wohl austeilen hat lassen. Keine Anfeuerung die man wahrgenommen hat, keine Optik, einfach nichts. Diese Würmer sind so elendig. Meine Güte, was für ein Gesocks. Die machen einem echt alles kaputt. Ich mag´s einfach nicht, wenn der Gästesteher mit Schwarzgelben voll ist. Zu einem Fußballspiel gehören Fans beider Vereine. Dazu müssten allerdings auch beide welche haben.

Es ist heute Hasskappen Montag

Sonntag, 24. Oktober 2010

Es fehlt nur noch der dritte Sieg

Im Moment nutze ich die Zeit in Dortmund wirklich gut aus. Nach der Europalegaue am Donnerstag stand gestern das Amas-Derby auf dem Plan, dass ich Erwartungsgemäß beim Bier verplauderte. Ich habe zum zweiten Mal den Fehler gemacht, mir eine Karte für die Tribüne zu kaufen, obwohl mich da nichts hinzieht und ich eh immer im Eingangsbereich um den Bierstand rumschlawenzel. Naja, sehen wir das als Spende und wenigstens konnte ich sie noch Seb geben, so dass sie dann wenigstens doch genutzt werden konnte. Ich nutzte die Möglichkeit mal wieder mit ein paar Leuten in Ruhe zu schnacken und ließ das Spiel an mir vorbeiplätschern, um nur die letzten 20 Minuten intensiv zu verfolgen. Ich kann bei den Amateuren einfach nicht mitfiebern.

Allerdings tat sich dann doch eine sinnvolle Abendgestaltung auf, denn Karsten meinte, dass um 19:00 Uhr die Handballdamen spielen würden. Im Gegensatz zu den Amas interessieren die mich deutlich mehr, auch wenn ich erst ein einziges Mal in Sindelfingen bei einem Spiel war, das mich aber ziemlich gekickt hat. Also war die weitere Gestaltung des Abends klar und nachdem wir im „Strobels“ die Konferenz geschaut haben, ging es sechs Leuten weiter nach Wellinghofen. Die Halle war recht gut gefüllt und es gab einen kleinen Supportblock mit Leuten, die man teilweise vom Fußball kennt und teilweise nur beim Handball trifft. Das Spiel wurde knapp, aber doch letztlich souverän gewonnen und es ist schön zu sehen, dass sie Mädels sich echt über die Unterstützung freuen. Die haben echt noch Leuchten in den Augen.

Das einzige, was nun noch fehlt um das Wochenende perfekt zu machen ist ein Sieg gegen das widerliche Kunstprodukt aus Hoppenheim. Leider glaube ich, dass unsere Siegesserie reist und das gönne ich diesen Arschlöchern einfach nicht! Um zu illustrieren, wie scheiße die sind muss man einfach nur mal schauen, wer da heute mitkommt. Knapp üner 1300 Fans treten den Weg an. Das ist an sich schon eine elendige Zahl, aber wenn man dann noch weiß, dass 600 davon die Reise gesponsert bekommen, ich glaube es sind – ohne Witz – SAP Mitarbeiter, dann bekommt man doch den blanken Hass.

Ihr gehört nicht zu uns und ihr werdet nie zu uns gehören. Geht zum Eishockey ihr Penner!

Samstag, 23. Oktober 2010

Normalität, Baby

Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte mal 4 Tage im Ruhrgebiet war. Plötzlich erlebe ich hier so was wie Alltag. Wenn man mal davon absieht, dass ich bei meinen Eltern unterschlüpfe. Aber ansonsten ist das wirklich neu: Zur Arbeit fahren, sich über den Dortmunder Nahverkehr ärgern und heute ganz entspannt zum Amateurderby. Unfassbar viel Normalität. Muss ich mich erst mal dran gewöhnen. Ich habe es ja bekanntermaßen nicht so mit den Amas, aber da einige „Dudes“ aus Hamburg schon heute anreisen und ein Derby immer noch ein Derby ist, werde ich der Roten Erde dann doch mal meine Aufwartung machen.

Es gibt auch deutlich schlimmere Arten seinen Nachmittag zu verbringen, als ein paar liebe und nette Menschen zu treffen und sich ein Fußballspiel anzuschauen.

Freitag, 22. Oktober 2010

Liebe Europaleague

Liebe Europaleague,

wir haben uns ja nach einiger Zeit wieder mal kennengelernt. Ich hatte ziemlich Sehnsucht nach Dir. Wirklich. Ich habe Nächtelang wach gelegen und mich nach dir verzehrt und ich hätte alles getan, um in Deine Nähe zu kommen. Nun haben wir uns endlich wieder und ich denke ich sollte ehrlich zu Dir sein: Ich bin enttäuscht von Dir. Ich hatte Dich geiler in Erinnerung.

Versteh das nicht falsch, ich bin natürlich froh, dass durch Dich jetzt oft zweimal in der Woche Leidenschaft ausleben kann, aber die Leidenschaft mit Dir ist doch sehr …sagen wir einfach „geschäftlich“. Ich will jetzt nicht undankbar wirken, aber Du machst mich einfach nicht so richtig an. Klar, mit Dir in Aserbaidschan und der Ukraine gewesen zu sein, war schön. Sehr schön sogar. Das werde ich Dir auch nicht vergessen. Aber der Alltag mit Dir zu Hause ist einfach öde. Du hast dich einfach mit den falschen Leuten eingelassen und bist langweilig geworden. Weißt Du, ich mag den Exzess und Deine Freunde von der UEFA sind einfach langweilig. Seitdem Du Dich so intensiv mit denen rumtreibst, hast du nichts mehr mit Alkohol am Hut, musst Dich setzen, bist leise und Freunde aus fernen Ländern bringst du auch nicht mit. Was ist denn das für ein Leben? Sorry, aber Du bist zwar schön geschminkt und siehst von weitem ganz gut aus, aber aus der Nähe merkt man, dass Du eine Blenderin bist. Machst einen auf „Grand Dame“, aber echtes Leben hast du auch lange nicht mehr gekostet.

Du machst mich einfach nicht mehr an. Bei Deiner Cousine der Bundesliga bin ich emotionalisiert, zittere mit und habe das Gefühl, dass mein Leben davon abhängt, wie es ausgeht. Aber bei Dir ist es mir eigentlich egal. So stelle ich mir Sex mit einer Gummipuppe vor. Es ist technisch vielleicht das gleiche, aber meilenweit von echten Gefühlen weg undes ist insgesamt eher armseelig. Ich will es laut, lebhaft und schmutzig. Klar, Du hast auch Vorteile: Unser Spieler bekommen Erfahrung und lernen was dazu und Geld bekommt man auch. Das ist natürlich alles richtig und gut. So wie in einer Ehe nach einigen Jahren. Man weiß was man hat und ist auch nicht undankbar. Aber die große Liebe und Leidenschaft ist weg. Und will man das gleich zu Anfang einer Beziehung haben?

Lass uns einfach Freunde bleiben!

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Die Franzosen, oder: Schuhverkäufer können nicht irren

Bevor wir zum Thema des heutigen Blogposts kommen, noch mal ein kleiner Einschub vorab. Ich habe ja ein Analysetool installiert, das mir sagt, wer woher über welchen Link auf meinen Blog kommt. Und nach welchen Keywords ich gegoogelt werde. Weit vorne sind da natürlich „MauriciusQ“ oder „Hamburg schwarz gelb“, von all denjenige, die zu faul sind mich zu bookmarken oder die es nicht dürfen, weil deren Arbeitgeber sie nicht dafür bezahlt meinen Blog zu lesen. Was sie aber natürlich nicht hindert. Diese Suchwörter stehen mit großen Abstand an der Spitze, dann kommt lange nichts und auf Platz drei steht vermutlich „Wie benehme ich mich wie ein Ultra?“ in allen Variationen, wie z.B. „Wie kleide ich mich wie in Ultra?“ Falls ihr übrigens gerade über genau dieses Suchwort zu mir gekommen seid: Herzlich Willkommen, ich freu mich, dass ihr da seid, aber ich bin leider kein Ultra-Modeberater, aber lasst Euch sagen: Grau ist das neue Schwarz.

Whatever! Gestern hatte ich aber mal wieder was Neues am Start, denn es kam ein User über die Eingabe der Worte „schwarzhaarige Fickschlampe“ bei Google zu mir auf meinen Post über Peer Steinbrück und seine Kleidungsvorlieben. Es ist ja ein alter Hut, dass gar nicht so selten Leute über „Hure nach Hause bestellen“ http://mauriciusq.blogspot.com/2009/09/hure-mit-ultra-megafon-in-frankfurt.html bei mir landen, also durchaus manche Menschen diesen Blog in teilerigiertem Zustand lesen, aber die Suche nach einer dunkelhaarige Dame die zum Geschlechtsverkehr bereit ist, war in dieser speziellen Form auch mal was neues. Und vor allem technisch faszinierend, weil in dem Blogpost den Google ausspuckt weder „schwarzhaarig“ noch „Fickschlampe“ vorkommt, ich aber bei der Google-Suche auf Platz 1 gelistet werde. Wenn mir das einer technisch erklären könnte, würde ich mich freuen. Wobei Herr Steinbrück nach diesem Blogpost wohl auf Platz 2 landet, wenn es um bumsfidele junge Damen geht.

Aber lassen wir Fickschlampen Fickschlampen sein und kommen zum Thema des heutigen Tages, das – ja ich gebe zu ich bin ausrechenbar – das Heimspiel gegen Paris ist. Die Hauptstadt meiner lieben französischen Freunde, die immer weltoffen ein gutes Wort für Fremde haben, so lange es nicht englsich ist. Und die keinerlei Arroganz verstrahlen, sondern in extrem Bescheidenheit der Welt gegenübertreten. Ja, wir kommen zu meinen geliebten Franzosen und der Frage, warum denn nun wirklich vor jedem Heimspiel im Europacup einer einen Thread im Schwatzgelb-Forum aufmacht wo er sich beschwert, dass er das traurig findet, dass das „Stadion halbleer ist“, weil „nur“ 40.000 Karten verkauft sind. Nun sind Foren natürlich dafür bekannt jedem geistigen Tiefflieger noch eine Landebahn zu bieten, aber trotzdem regt mich diese Respektlosigkeit gegen Menschen, die fernab von Dortmund wohnen auf. Was sind das für Honks, die so denken? Ist das so schwer zu verstehen, dass es Menschen gibt, die weit weg vom Westfalenstadion wohnen und die mal nicht eben regelmäßig Donnerstags frei machen können, um nach Dortmund zu fahren, um dann tief in der Nacht bzw. am frühen Morgen wieder zu Hause zu sein und nach zwei Stunden Schlaf auf der Arbeit zu stehen? Und die einen Goldesel im Garten haben, den man vor jedem Spiel einfach nur in die Hoden tritt bis er einen nicht endend wollenden Strahl voll Gold ausschüttet. Es müsste doch auch in den porösesten Pappschädel gehen, dass das irgendwie ein oder zweimal möglich ist, aber nicht regelmäßig. Nicht jeder ist so bescheuert wie ich und steckt sein ganzes Geld in den Fußball und hat auch noch die Möglichkeit örtlich ungebunden zu arbeiten. Klar gibt es da ein paar Freaks, aber die Masse hat eben nicht die Möglichkeit dazu. Was aber wohl schwer zu verstehen ist, wenn man in der Nähe des Westfalenstadions wohnt und den IQ eines Aschenbechers sein eigen nennt. Oh, wie finde ich es schön, dass ich hier in Ruhe pöbeln kann, ohne dass ich mir Gedanken machen muss, ob ich gesperrt werde. Wenn ich mich nicht immer so zusammen nehmen würde, hätte ich bei SG inzwischen den 8. Account. Ich finde, dass ich über einen buddhistischen Gleichmut verfüge, der nur noch von Jens V. übertroffen wird.

Man muss vielleicht auch noch mal fragen, ob es das wirklich wert ist in der Woche nach Dortmund zu fahren, denn europäischer Fußball ist – so lange er zu Hause stattfindet – so spannend nun auch wieder nicht. Ich hatte nach der ersten Halbzeit gegen Sevilla den Blog geistig schon geschrieben, in dem ich mich drüber ausgelassen habe, wie unfassbar langweilig Heimspiele in der Europaleague doch sind, bevor mich zugegebenermaßen die zweite Halbzeit eines besseren belehrte. Aber ich fürchte, dass das nicht immer so gehen wird und dass es heute eher ein dröge Angelegenheit wird. Wobei wir schon mächtig unter Druck stehen, wenn wir gegen Paris nicht gewinnen, wird es ganz schön eng mit dem Weiterkommen in Europa. Und ich hätte wirklich nichts gegen ein paar europäische Auswärtsspiele Anfang 2011 und einen kleinen Ausflug nach Dublin am 18. Mai. Aber mein Gefühl ist – ich trau mich kaum es zu sagen, da nimmt mich ja eh keiner mehr ernst – sehr schlecht für heute.

Aber es bleibt uns nicht anderes übrig als abzuwarten und zu sehen, was passiert, um Euch hier mal eine weitere Erkenntnis entgegenzuschleudern. Und natürlich zu schauen, ob sich die französischen Fans im Vorwege gegenseitig abstechen. Wenn man sich die Probleme der Pariser Fanszene anschaut, dann merkt man erst mal wie gut man es bei uns hat. Da will man doch wirklich nicht tauschen. Wobei ich sowieso in keine Situation tauschen würde, die zur Folge hätte, dass ich Franzose bin. Ich will hier jetzt keine Ressentiments schüren, denn das würde man mir irgendwann irgendwie vorwerfen. Deswegen betone ich, dass es reiner Zufall ist und nichts mit einer Einstellung gegenüber Franzosen oder dem Spiel gegen PSG zu tun hat, wenn ich Al Bundy mit den Worten „Es ist falsch Franzose zu sein“ zitiere. Wirklich. Reiner Zufall. Ich schwöre es.

Aber Schuhverkäufern können nicht irren!

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Der Dalai Lama in schwarzgelb

Die größte Ehre die man als Fan einer Mannschaft haben kann ist meiner Meinung nach etwas für seinen Verein tun zu können. Oder sagen wir: für die BVB-Gemeinschaft. Denn etwas für einen Fanclub oder Gruppe zu tun ist ja genauso wichtig, als wenn man etwas macht, was direkt dem Verein nützt. Letztlich geht es darum einen Zusammenschalt zu generieren und Strukturen zu schaffen, die den BVB von anderen Vereinen abheben. Und zwar „jeder an seinem Platz“, wie die BVB-Werbung so treffsicher feststellt, dass man sich fragt welches blinde Huhn da ein Korn getroffen hat?

Wir als Fans sind wenig bis gar nicht in die Planung der Mannschaft involviert und wer sich durch Internetforen wühlt kann nur sagen: Zum Glück. Trotzdem sind wir ja als Fans – und das ist was, was Dietmar Hopp in 100 Jahren nicht begreifen wird – keine Kunden, sondern Menschen, die sich um den Verein sorgen und engagieren. Was man als Fan machen kann, ist dafür zu sorgen, dass der Ballspielverein von der Außenwelt als besonders wahrgenommen wird. Sei es schlicht durch die Tatsache, dass man ins Stadion fährt, um durch Masse zu beeindrucken, durch Choreos oder andere Aktionen. Seitdem ich denken kann wird der BVB schon immer als Verein mit ganz besonderen Fans wahrgenommen. Natürlich nicht pausenlos und immer, aber zumindest punktuell. Ob das Spiel in Frankfurt damals, das Pokalfinale 1989 oder sonstige Gelegenheiten bei denen die Fans in unendlichen Massen strömten: Der BVB war von je her für ganz außergewöhnliche Momente seiner Jünger gut, die Außenstehende in Staunen versetzten. Das trägt letztlich genauso zum Mythos bei wie z.B. das 5:0 gegen Benfica. Doch neben der reinen Fahrerei kann man auch sonst jede Menge tun, um seinem Verein zu Ruhm und Ehre zu verhelfen. Ganz herausragenden Beispiel sind natürlich die Leute, die die 100 Jahre Choreo gemacht haben, aber das alles geht natürlich auch eine Nummer kleiner. Jeder, so wie er es schafft.

Wichtig finde ich in dem Zusammenhang, dass man es schafft sein Ego hinter die Sache zurückzustellen, denn das ist etwas, was es im Alltag so nicht gibt und was die Sache besonders macht. Und was sie auch vom Beruf unterscheidet. Wer seinen Job gut macht, wird natürlich auch da die Sache im Vordergrund sehen, aber natürlich geht es da letztlich um Karriere und jeder muss schauen, dass er oder sie dabei möglichst gut aussieht. Das unterscheidet es meiner Meinung nach aber eben von der Arbeit vom Verein, denn da sollte eben nur die Sache im Vordergrund stehen. Natürlich muss man da den Konjunktiv verwenden, denn in der Realität sieht das oft anders aus. Ehrenamtliche Arbeit wird überwiegend von Leuten gemacht, die etwas kompensieren wollen. Wir haben alle unsere Defizite, große Egos, Abneigungen, Ängste und Komplexe, die dafür sorgen, dass wir uns zu wichtig nehmen und in Leute verbeißen, die eigentlich genau dasselbe wollen wie wir. Dabei entsteht oft nicht unerheblicher Reibungsverlust, was letztlich der Sache – und damit dem Verein – schadet, weil die Arbeitskraft eben nicht 1:1 in eine sinnvolle Angelegenheit gesteckt wird oder werden kann. Dabei verlieren letztlich alle Beteiligten Spaß an der Sache und sind weniger effektiv als sie es könnten. Jeder, der aktiv ist kennt das in unterschiedlicher Form aus seinem Fanclub, Gruppe oder Organisation. Wenn man nicht aufpasst verliert das Engagement dann die Heiligkeit, die es eigentlich auszeichnet und die eben das ganz besondere ist, die einen Insel vom Alltag schafft. Eben das man miteinander ohne Ansehen der Person an etwas arbeitet, was allen wirklich wichtig ist ohne wie im Alltag immer auch im Hinterkopf zu haben, was man selbst davon hat. Dieser recht schmale Grat zwischen Egoismus und Altruismus ist letztlich das, was bei allem Klatsch und Tratsch die BVB-Gemeinschaft von einem Kleingärtnerverein unterscheidet.

Letztlich ist jeder von uns selbst dafür verantwortlich, ob das gelingt oder nicht. Jeder sollte in regelmäßigen Abständen schauen, ob es ihm oder ihr noch um die Sache geht, oder ob der BVB nicht aktuell dafür dient das eigenen Mütchen zu kühlen. Ob der Streit mit seinem Gegenüber wirklich noch sachliche Gründe hat oder doch einfach in Abneigung begründet ist. Ob die Vorwürfe, die man anderen Leuten macht inhaltlich begründet sind oder ob sie nicht eher dazu dienen von eigenem Missverhalten abzulenken. Ob man konstruktiv an Sachen ran geht und positiv kommuniziert. Ob man das Trennende wichtiger nimmt als das Verbindende. Und ob man sich nicht selber zu wichtig nimmt und dabei das aus dem Auge verliert, was wirklich wichtig ist.

Natürlich müssen wir nicht zur schwarz-gelben Ausgabe vom Dalai Lama mutieren. Wir sind alles Menschen, glänzen gerne, finden uns toll, übernehmen Ämter, stellen uns besser dar als wir sind, schreiben Blogs, klettern auf Zäune oder machen sonstigen Unsinn. Drauf geschissen und geschenkt. Wir sollten nur alle regelmäßig das Koordinatensystem überprüfen und schauen, wo man sich selbst verbessern kann. Und ob es uns dabei wirklich um den BVB geht.

Wenn wir uns wichtiger nehmen als den Verein wird es schwierig.

Dienstag, 19. Oktober 2010

Willkommen im Hamburg-Dortmund Express

Ich habe gerade mal meiner Firma eine Aufstellung geschickt, wann ich denn im Büro in Dortmund bin und wann ich frei habe. Einfach damit die mal eine Übersicht haben. Und da habe ich erst festgestellt WIE gut die Idee gewesen ist, mir ein Büro in Dortmund zu nehmen. Oder anders formuliert: Hätte ich das nicht gemacht wäre Essig gewesen mit der Fahrerei. Also natürlich nicht generell, aber Heimspiele unter der Woche in der Europaleague hätte ich mir so was von klemmen können, weil ich de facto niemals soviel frei hätte nehmen können, während ich jetzt durch die Dortmunder Büro-Option bis Dezember nur zweieinhalb freie Tage nehmen muss, was ja völlig im grüner Bereich ist. Willkommen im Hamburg-Dortmund-Express.

Darüber hinaus gibt mir das Büro völlig neue Optionen. So bleibe ich z.B. nach dem Spiel gegen Paris in Dortmund und fahre erst nach dem Hoppenheim-Spiel wieder nach Hamburg. Das hat zwei Gründe: Erstens ist es entspannter und zweitens spart es mir knapp 70€. Denn das ist der Nachteil der ganzen Geschichte: dadurch das mein Leben aktuell komplett auf Fußball ausgerichtet ist fließt mein komplettes frei zur Verfügung stehendes Monatkapital in mein Hobby. Und wenn ich ehrlich bin, sogar ein bisschen mehr, aber ich will nicht ehrlich sein, dann müsste ich ja drüber nachdenken, ob das alles sinnvoll ist. Auf jeden Fall muss ich schauen, wo ich sparen kann, denn es ist eben nicht so, dass ich die Anmietung eines Büros mal so eben aus meiner gigantischen Portokasse bezahle. Ganz im Gegenteil. Aber man muss eben Prioritäten setzten. Das Leben ist immer noch kein Ponyhof.

Aber wie bereits erwähnt habe ich dadurch auch ganz andere Optionen: Ich bin Freitag früh auf dem Weg zur Arbeit noch mit jemand zum Frühstück verabredet, was ich niemals machen könnte, wenn ich nur in Hamburg wäre. Das einzige, was wir noch zum perfekten Leben fehlen würde, wäre eine Wohnung in Dortmund, aber das ist finanziell absolut außer Reichweite, so dass ich doch erst mal weiter bei meinen Eltern unterschlüpfen muss. Was jetzt mit 40 auch nicht so die perfekte Option ist, aber aktuelle alternativlos und nun auch wieder nicht so schlimm. Außerdem freuen die sich mich mal wieder zu sehen. Irgendwie gehört es scheinbar zu meinem Leben hinzu zwei Lebensmittelpunkte zu haben. Erst war es jahrelang Berlin und irgendeine andere Stadt und kaum löse ich Berlin auf, kommt Dortmund hinzu. Man könnte denke ich wäre ein unsteter Geist. Was ich natürlich vehement bestreiten würde.

Und dabei ein Kreuz mit den Fingern mache!

Montag, 18. Oktober 2010

Schaut in unsere Augen, Baby

Ich war letztens mit meinen Chef mal im Stadion. Um genau zu sein zum Spiel gegen Bayern. Der ist zwar kein Dortmund-Fan, aber wollte schon immer mal ins Westfalenstadion und hasst die Bayern wie die Pest. Und da ich ja eh zwei Dauerkarten habe, habe ich ihn zu dem Spiel halt eingeladen. Außerdem muss man dazu auch wissen, dass das eben nicht nur mein Chef, sondern auch ein Freund von mir ist mit dem ich gerne - aber leider viel zu wenig – Zeit verbringe. Ich habe mich also sehr gefreut mal wieder ein paar Stunden mit ihm zu verbringen. Außerdem finde ich es einfach auch interessant das Westfalenstadion aus Sicht eines neutralen Zuschauers zu erleben. Das hat man ja eher selten.

Erst mal war er natürlich – wie wohl jeder – von der schieren Größe beeindruckt. Man vergisst das ja gerne mal, aber unser geliebter Tempel ist einfach riesig. Man gewöhnt sich nur dran. Aber ich habe mal vor einiger Zeit ganz unten vor der Süd gestanden und nach oben geschaut. Das ist gigantisch. Ich bin eigentlich echt nicht leicht zu beeindrucken, aber da hat sich mir wirklich ein Schauer über den Rücken gezogen. Die Südtribüne ist einfach unfassbar groß. Genau wie das ganze Stadion. Das darf einen schon mal beeindrucken.

Allerdings sagte Cheffe dann noch etwas, was ich so gar nicht mehr auf dem Schirm hatte. Er schaut sich nämlich um und meinte sinngemäß einen Satz, den ich mal so stehen lasse:

„Das ist total faszinierend, wenn Du Dich hier umschaust, hier gibt es junge Menschen und alte Menschen. Alle total unterschiedlich. Aber die haben alle das gleiche Feuer in den Augen“

Sonntag, 17. Oktober 2010

Und wir reiten an der Spitze

Topmannschaft! Spitzenreiter! Tabellenführer! Der Ballspielverein steht oben. Extrem weit oben! Ganz oben! Was für ein geiles Gefühl! Ich habe keine Ahnung wie lange das so bleibt, aber sollte es noch lange anhalten, wäre es mir recht. Noch 26 Spieltage wäre ganz fein. Oder zumindest in 26 SPieltagen! So eine Meisterschaft hätte ja was. Mit dem siebten Titel würde man so nebenbei die Anzahl der blauen Titel einstellen. Mit dem Unterschied, dass wir die in Zeiten errungen haben an die man sich noch erinnern kann. Und sogar schon eine in diesem Jahrtausend. Doch, so ein Meistertitel hätte schon was.

Aber natürlich erwarte ich den nicht realistisch. Die Saison ist gerade mal zu einem Viertel rum und sie ist noch lang. Aber man muss nun auch nicht so tun als wäre die Meisterschaft so unrealistisch, als würde man ohne Atemmaske auf dem Mond spazieren gehen. Diese Truppe ist spielerisch herausragend und darüber hinaus in der Lage Rückschläge wegzustecken und Spiele noch zu drehen mit denen man nicht mehr rechnet. Und das scheinbar selbst in Spielen in denen man eben nicht spielerisch überragend ist. Aber die Mannschaft hat – wie Jürgen Klopp sagen würde – eine unendliche Gier. Und deswegen ist ein Meisterschaft zwar nach wie vor eher unwahrscheinlich, aber eben auch nicht völlig ausgeschlossen. Aber es ist mir letztlich auch völlig egal, ob es zum Titel reicht. Ich bin stolz auf den Ballspielverein und genieße jede Sekunde.

Der Titel käme eigentlich allerdings ein Jahr zu früh. Wir haben uns unter Jürgen Klopp jedes Jahr gesteigert. Im ersten Jahr Europaleague knapp verpasst, im zweiten Jahr an der Championsleague gerochen und die EL geschafft und im dritten Jahr müssten wir dann an der Meisterschaft riechen und die Championsleague erreichen. Aber wenn wir eine Stufe überspringen bin ich auch nicht böse. Aber wie gesagt, ich erwarte es nicht. Wir spielen in drei Wettbewerben und werden auch noch jede Menge Verletzte zu beklagen haben. Wenn ein Bender oder Sahin mal ausfallen, dann wird man das nicht so leicht wegstecken können. Aber es ist wirklich wurscht, denn man sieht einfach, dass bei uns was Großes wächst. Wir können – und nagelt mich darauf fest – eine europäische Spitzenmannschaft werden und sind auf dem besten Wege.

Ich will gar nicht wissen, was los ist, wenn wir mal unseren finanziellen Ballast abgeworfen haben.

Samstag, 16. Oktober 2010

Dejavu in Köln

Es war irgendwie ein komisches Spiel. Die Stimmung war eher mäßig und meine Emotionen geprägt von der Angst ein Tor zu kassieren. Beim Stand von 0:1 sagte irgendwer zu mir: „Das wir wie letztes Jahr. Ich habe Angst.“ Worauf ich nur meinte: „Wenn es genauso endet habe ich kein Problem“. Und was dann kam war ja quasi eine 1:1 Situation des letzten Jahres. Kurz vor ende den Ausgleich kassiert und dann doch noch gewonnen. Wieder geht Köln als Highlight in den Saisonrückblick ein. Alles andere schreibe ich morgen, ich bin verkatert gerade erst aufgestanden und jetzt kommt BuLi-Konferenz.

Kommt halt mal ohne mich klar.

Freitag, 15. Oktober 2010

Köln - Das erste Auswärtsspiel der Saison

Unfassbar, aber Köln ist für mich das erste Bundesliga-Auswärtsspiel der Saison. Ich war zwar mit dem BVB schon in Aserbaidschan und der Ukraine, aber noch nicht in einer fremden Stadt in Deutschland. Nach sieben Spieltagen. In Stuttgart war ich krank, das Derby wurde boykottiert und das Spiel in St. Pauli kann man nun beim besten Willen nicht als Auswärtsspiel für mich bezeichnen. Aber nun ist es heute also endlich soweit: Die Auswärtsspielpremiere der Saison 2010/2011. Und dann auch noch gleich Köln. Sehr stilvoll.

Ich mag den FC Köln. Der Verein gehört zu den angenehmeren der Liga; angenehm bescheuert die FCler. Fußball ist wichtig in der Stadt und das Stadion ist für mich persönlich das tollste in der Liga neben dem Westfalenstadion. Was ich am Müngersdorfer Stadion einfach mag ist, dass das – nach unserem – das Stadion mit dem meisten Charakter ist. Nicht so ein allglatter Einheitsbau wie in Wolfsburg oder Hannover, sondern ein Stadion mit Gesicht. Und dann sind da sogar mehr als 10 Leute, die sich für Fußball interessieren. Und davon sich 5.000+ schwarzgelb. Herz was willst Du mehr?

Alles also toll? Nein. Denn ich habe ein Scheißgefühl. Gut mein Scheißgefühl kann man auch nicht so richtig ernst nehmen, aber diesmal ist es richtig scheiße. Denn es sieht zu glatt nach einem Sieg für uns aus. Dann kann nicht gut gehen. Und vor allem: Wir können die Tabellenführung erreichen. Ich glaube nicht, dass wir das schaffen. Und ich weiß gar nicht, ob das so wäre, wenn wir Tabellenführer wären. Dann sind wir auf einmal die gejagten und vielleicht fängt man auch mal an über uns zu reden. Und ob das so gut wäre?

Wobei…“Tabellenführer“…klingt schon gut.

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Berlin 2008 - Ein Moment und seine Folgen

Ich denke jeder, der BVB Fan ist – oder Anhänger eines anderen Vereines – hatte so was wie „Erweckungsmomente“. Also Augenblicke oder Spiele, die ihn für seine spätere Karriere sehr geprägt haben. Spiele in denen er zum BVB-Fan geworden ist z.B. Ich hatte diese auch, allerdings lagen die nicht am Anfang, sondern kamen eher später. Dass es diese nicht zu Beginn gab, ist überwiegend darin zu begründen, dass BVB-Fan zu sein für mich so normal war wie Luft zu atmen. Ich kann mich einfach an keine Zeit erinnern, wo ich nicht BVB-Fan war, weil das bei meiner Familie einfach dazugehörte und ich als kleines Kind ins Stadion geschleppt wurde. Ich hatte also keine Chance.

Mit „Erweckungsmoment“ meine ich auch nicht so was wie ganz besondere Spiele. Da gab es bei mir auch jede Menge, sei es das Pokalfinale 1989 oder – über allem schwebend – das 3:1 von Jürgen Wegmann gegen Fortuna Köln. Aber so granatenmäßig wie dieses Spiel auch war, es hat in mir nichts verändert. Ich war vorher genauso Fan wie nachher. Nur nicht abgestiegen. Aber ein Spiel was bei mir extrem viel ausgelöst hat, was das Pokalfinale 2008. Ich war zu der Zeit Einzelfahrer und bin in der Saison glaube ich so ca. 8 oder 9 Spiele gefahren. Und ich hatte mit Ausnahme des 2:1 gegen Leverkusen nur Niederlagen gesehen. Wo ich war, war der Sieg fern. Ich hatte mir zu der Zeit schon eine Karte für das Pokalfinale über den Schwarzmarkt besorgt – anders kam jemand wie ich da ja leider nicht dran – und war ungelogen ernsthaft am überlegen die weiterzuverkaufen, damit ich der Mannschaft kein Pech bringe. Ein Thema was nach dem 2:1 von Dede natürlich hinfällig war.

Und dann kam der Tag des Finales. Ich hatte ja zu der Zeit noch eine Wohnung in Berlin, so dass ich da recht entspannt hinschlappen konnte. Die trotz Rückstand eindrucksvoll durch gesungene 1. Halbzeit war für mich schon das erste Highlight, aber als dann das 1:1 fiel war das für mich ein Moment, den ich in 100 Jahren nicht vergessen werde. Es ist mir auch im Nachhinein scheißegal, dass wir das Spiel verloren haben. Im Gegenteil: Ich bin sogar froh, denn so bekamen wir Klopp und nun die dritte Saison in Folge schönen Fußball. Und dieser Moment ist einfach einer der schönsten meiner Fußball-Karriere. Ich habe – und das meine ich wörtlich – wirklich Angst gehabt, dass ich einen Herzinfarkt bekomme. Ich war fix und alle. Und der Moment löste eben was aus.

Mir war danach klar, dass ich wieder stärker mit anderen BVB-Fans Kontakt suchen wollte. Ich hätte niemals Kontakt zu den Sailors gesucht, wenn es diesen Moment nicht gegeben hätte und auch alles was danach folgte, wäre wohl so nicht passiert. Es würde keinen Podcast in der Form geben, wahrscheinlich The Dudes nicht in der Form und eben auch diesen Blog nicht. Ich würde jetzt in dieser Sekunde nicht in einem Dortmunder Büro sitzen und die letzten 2 Jahre wären in meiner Freizeit komplett anders verlaufen.

Unfassbar was einzelnen Momente für Folgen haben.

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Warten sinnlos

Hier auf einen neuen Blogpost zu warten ist sinnlos. Ich hatte heute morgen einen Arzttermin und muss nun arbeiten. Also müsst ihr heute ohne den besten Blog von Welt wo gibt überstehen.

Das Leben ist kein Ponyhof

Dienstag, 12. Oktober 2010

Tollster Verein von Welt wo gibt

Nun mal ehrlich: Wir sind doch Fans des tollsten Verein von Welt wo gibt, oder? Mal ganz ohne Quatsch und schwarzgelbe Brille: Ist der BVB nicht der perfekte Verein? Wir haben ein riesiges Stadion, die größte Stehplatztribüne der Welt, auch wenn wir meckern zu Hause eine gute Stimmung und Auswärts fahren wir mit unfassbar vielen Leuten. Darüber hinaus haben wir schon mal den die Championsleague sowie den Weltpokal gewonnen und wurden alleine in der Zeit in der ich auf der Welt bin dreimal deutscher Meister. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Drei mal deutscher Meister. Man nimmt das manchmal viel zu selbstverständlich hin. Ich kenne Vereine unweit von Dortmund, die sich schon für eine Meisterschaft an Satan verkaufen würden. Bzw. die Seele ist schon verkauft, aber das mit der Meisterschaft klappt nicht. Da müssten schon mehr als ein Teufel ran. Aber vielleicht können sie ja immerhin den Abstieg verhindern. Apropos Abstieg verhindern: Das ist uns auch mehrmals gelungen, worüber ich sehr dankbar bin. Genauso wie über die Tatsache, dass wir eben manchmal drum gespielt die Klasse zu erhalten. Denn das verhindert, dass wir Umstände wie die Meisterschaft als selbstverständlich hinnehmen. Wir sind auf der kompletten Klaviatur der emotionalen Tonleiter zu Hause. In dreizehn Jahren vom Thron der Welt zu Thomas Doll und nun unter Klopp wieder zurück nach oben. Ich wüsste keinen Verein bei dem das ähnlich ist.

Die Bayern gewinnen zwar auch jede Menge und haben als einziger Verein neben uns mal die Championsleague geholt, aber für die ist das Gewinnen von deutschen Meisterschaften so selbstverständlich wie der morgendliche Toilettengang. Das wäre nicht meine Welt und auch wenn die Bayern-Fans das anders sehen, die tun mir Leid. Eine Meisterschaft ist nicht so schön, wenn man sie regelmäßig gewinnt. Für den Bayern-Fan ist das der Normalfall und das kann nicht gut sein. Frag nach bei den BVB Fans in den 90er Jahren und ihrer ekelhaften Arroganz. „Wenn wir wollen kaufen wir Euch auf“, um mal den fantechnischen Tiefpunkt unser Vereinsgeschichte in Erinnerung zu rufen. Und so schlimm das in der Situation auch ist: Ich bin froh über das zusammenschweißende Element „Abstiegsangst“, dass die Bayern-Fans nie erlebt haben.

Das andere Extrem des Spektrums sind Verein wie der VfL Bochum. Wenn Du Fan dieses Clubs bist, sparst Du Dir Geld für Wimpel, weil da einfach immer das selbe draufsteht: Nichts. Ich finde, dass Fans der grauen Maus auf gewisse Art und Weise bewundernswert sind, denn es gehört wirklich eine Menge dazu sich seine Kraft aus einer einzigen UEFA Cup-Teilnahme zu holen. Oder aus dem soundsovielten Wiederaufstieg. Wobei man sich dieses Erfolgserlebnis nur holt, wenn man vorher absteigt, was ja auch irgendwie scheiße ist. Wir könnten auch als Beispiel die Bielefelder Arminia nehmen und hätten dann eine Ansammlung von Mäusen, die so grau sind, dass selbst Momo nicht mehr helfen könnte. Und Bewunderung hin, Bewunderung her, niemand der es sich freiwillig aussuchen könnte würde Bochum Fan werden. Ich stelle mir gerade das Gesicht von Gott vor, der eine Seele fragt „Von welchem Verein willst Du Fan werden?“ und die Antwort lautet „Bochum“. Das wäre mal ein Statement. Das einzig gute am VfL sind Frank Goosen und Ben Redelings.

Also ganz neutral haben wir also richtig in den Goldtopf gegriffen mit unserem Verein und sollten jeden Tag dem Schicksal den Arsch küssen. Oder vielleicht eine saubere Stelle. Hauptsache dankbar. Das einzige was stört ist, dass wir als KGaA organisiert sind und eben KEIN reiner Verein. Diese Stelle schmerzt dafür aber wirklich, denn ich würde was dafür geben, wenn wir nicht der Vorreiter eine beschissenen Entwicklung wären, die so hoffentlich niemals eintreten wird. Aber egal: Tun wir das einzig mögliche und ignorieren diesen Schandfleck. Kommen wir also lieber zum sportlichen.

Im Moment befinden wir uns – soweit man das beurteilen kann – wieder auf dem Weg nach oben. Wobei man nie vergessen sollte, dass der Weg nach oben nur ein Schwungholen für die Fahrt nach unten ist. Was einen aber auch nicht daran hindern sollte es zu genießen. Ganz im Gegenteil. Man sollte jedes Spiel unter zwei Gesichtpunkten betrachten: „Thomas“ und „Doll“. Wer sich das Gegurke in Erinnerung ruft, der kann gar nicht dankbar genug für den Fußball sein, den wir gerade spielen. Wer sich allerdings den SPOX-Artikel von 2008 anschaut, der weiß wie kurzlebig Fußball ist und wie schnell das Pendel – völlig unvorbereitet – in die andere Richtung ausschlagen kann. Wenn man mich jetzt fragt, würde ich sagen, dass der BVB auf dem Weg dahin ist eine europäische Spitzenmannschaft zu werden. Und ich meine es, wie ich es schreibe: Ich glaube, dass wir auf Sicht eine realistische Chance haben den Bayern Paroli zu bieten. Und damit meine ich jetzt nicht in zwei Jahren und übers Knie gebrochen wie in den 90ern, sondern dann, wenn wir uns Zeit lassen und organisch wachsen. Aber wir haben alle Vorraussetzungen uns AUF DAUER oben festzusetzen. Ist die Frage, ob man das als Fan wirklich will? Wobei ich nichts dagegen hätte noch einmal die Championsleague zu gewinnen. Vielleicht passiert aber auch wieder was ganz anderes und ich schreibe in drei Jahren über den Abstiegskampf und Rumpelfußball.

Einen 6er im Lotto zu tippen ist einfacher

Montag, 11. Oktober 2010

Wie wär´s mal mit differenzieren?

Noch mal mit einem Tag mehr Abstand einen Blick auf die Fandemo geworfen, fand ich es übrigens ganz interessant, dass Sprechchöre und die Forderungen auf Transparenten sich doch deutlich unterschieden. War das gemalt oft differenziert und kreativ, waren die Sprechchöre eher platt. Das ist nun zugegebenermaßen keine Ableitung für die ich den Nobelpreis verdient habe, denn dass man sich in Sprechchören nicht bis ins kleinste ausdifferenzieren kann, ist ja irgendwie auch eine Selbstverständlichkeit.

Trotzdem konnte ich beim überwiegenden Teil der Sprechchöre nicht die Stimme erheben, weil mir die darin erhobenen Forderungen zu platt waren. Los ging es mit dem steinalten und unendlich platten „Fußballfans sind keine Verbrecher“. Wir hatten auf dem Hinweg darüber geredet, ob sich wirklich noch trauen würde, diese platte Flunder duch die Straßen zu jagen. Und man traute sich. Dabei ist die Aussage einfach ungenau. „Nicht alle Fußballfans sind kriminell“ ist eine Aussage, die sofort von jedem unterschrieben werden könnte, aber natürlich gibt es kriminelle Fußball-Fans. Wer unbeteiligte Fans angreift und ihnen Schals entwendet oder sie verletzt begeht eine kriminelle Handlung. Frag nach bei den Rostockern am Samstag. Aber natürlich heißt es eben nicht, wenn einer aus der Gruppe kriminell sind, sind es alle. Die Fanszene fordert zurecht einen differenzierten Umgang mit den Fans und deswegen ist mir der Spruch „Fußballfans sind keine Verbrecher“ ebenfalls zu undifferenziert. Aber ich gebe zu, dass das natürlich in einem Sprechchor schwer darzustellen ist.

Auch „Gegen alle Stadionverbote“ ist mir zu platt, denn ich bin durchaus der Meinung, dass man Leute, die im Stadion gewalttätig werden den Zutritt zu diesen verwehren sollte. Was eben aber nicht geht ist, dass man Menschen ohne die Möglichkeit sich zu rechtfertigen ein Stadionverbot erteilt. Die auf einer Tafel geäußerte Forderung „Kein Stadionverbot ohne Verurteilung“ ist eine Forderung, die es meiner Meinung nach genau auf den Punkt bringt. Ein Stadionverbot ist für Fans eine schlimme Strafe. Und die bedarf einer rechtsstaatlichen Regelung mit der Möglichkeit sich gegen unberechtigt ausgesprochene Maßnahmen zu wehren. Ich verstehe sowieso nicht, warum sich die Offiziellen so dagegen wehren beim Thema Stadionverbot endlich mal eine Regelung zu finden, die auch vom überwiegenden Teil der aktiven Fanszene mitgetragen werden kann. Ich würde wirklich sehr gerne mal mit ein paar Leuten über das Thema reden, um zu wissen, was in deren Köpfen vorgeht. Man kann doch nicht ernsthaft denken, dass man mit dem Gießkannenmäßigen aussprechen von Stadionverboten was für die Sicherheit tut. Und ich verstehe auch nicht, was ein Stadionverbot bringen soll, wenn jemand auf dem Weg zum Stadion gewalttätig wird. Eigentlich macht es nur Sinn Stadionverbote für Straftaten im und ums Stadion auszusprechen. Für alles andere gibt es dann das Strafgesetzbuch. Aber natürlich gibt es berechtigte Stadionverbote. Das sollten auch aktive Fans akzeptieren. Sonst macht man sich unglaubwürdig.

Vielleicht erwarte ich aber auch zuviel Logik und zuviel Willen wirklich etwas zu verbessern. Es ist immer leichter im Graben zu sitzen und die andere Seite zu beschuldigen, statt mal anzufangen auch mit der Gegenseite Lösungen zu finden, die für alle Seiten akzeptabel sind.

Trotzdem sollte es das Ziel sein und bleiben

Sonntag, 10. Oktober 2010

Von Fanrechten und Blitzbirnen

Auch wenn ich seit ewigen Zeiten nicht mehr auf einer Demo war: Wenn ich gestern nicht gefahren wäre, hätte ich es bereut. Denn so ganz jenseits von politischen Bewertungen war es einfach interessant sich so viele Fanszenen aus der Nähe anschauen zu können und zu sehen, das sich was bewegt. Wir fuhren mit acht Dudes und zwei Leuten die gerne Mitglied werden möchten nach Berlin und trafen noch einen weiteren Dude, so dass wir mit 11 Leuten vor Ort waren. Damit waren wir schon eine der größeren Zusammenhänge, denn sieht man von den Desperados mal ab, waren doch wenig Gruppen in großer Zahl vertreten. Obwohl ich die Bedenken einiger Gruppe durchaus verstehe, finde ich das letztlich doch schade, denn so richtig und wichtig es ist innere Widersprüche – ach was heißt innere Widersprüche, ich meine kriminelles Verhalten - von Teilen der Fans zu thematisieren, so wichtig ist doch auch das tragen des Anliegens nach Außen. Der Dortmunder Block war nicht nur mir deutlich zu klein.

Wir hatten uns entschieden mit unseren beiden Wochenendtickets schon um 06:34 zu fahren, was sich im Nachhinein als Glückfall raus stellte, denn eine Gruppe Hamburger und Dortmunder-Fans, die einen späteren Zug nahmen wurden in Schwerin von einer Gruppe Rostocker angegriffen. Manchmal würde ich wirklich gerne wissen, was in so Menschen vor geht? Da fahren Leute zu einer Demo, um für die Rechte aller Fußball-Fans einzutreten und irgendwelche Blitzbirnen greifen die an. Man muss den Vorfall nicht größer machen, als er wohl in Wirklichkeit war, aber wie kommt man auf so was? Einigen wir uns drauf, dass das wohl nur noch Gangmember-Verhalten ist, der sich den Fußball als Aufhänger sucht. Egal, wir kamen auf jeden Fall sauber durch, aber ich bekam im Nachhinein mal wieder die Bestätigung, warum ich lieber ICE fahre. Für diese Affenscheiße bin ich deutlich zu alt. Für diese unendlich lange Reisedauer übrigens auch, wie mein Körper mir heute sagt. Oder für die Bierchen auf der Rückreise. Man weiß es nicht.

Wie dem auch sei: Am Alex angekommen, war es schon wirklich ein beeindruckendes Bild, dass man so nicht oft sieht. Um genau zu sein, habe ich es so noch gar nicht gesehen. Jede Menge Fanszenen nebeneinander, die sich zwar durchaus mal musterten, aber friedlich blieben und sich teilweise optisch richtig was einfallen ließen. Von dem was ich mitbekommen habe, gefielen mir die Aachener optisch groß und die Kölner akustisch am besten. Und die Demo war richtig groß. Fotos findet ihr hier und hier Von 7.000 bis 10.000 Leuten gehen die Schätzungen. Die Polizei sprach dagegen von 4.000 was mich wiederum zu der Frage führt, ob es jemals eine Demo gab bei der die Schätzungen von Presse, Veranstalter und Polizei übereinstimmten. Ich war in meinem Leben auf unendlich vielen Demos, ich kann mich wirklich nicht erinnern, das jemals erlebt zu haben.

Ob das jetzt politisch was gebracht hat, vermag ich nicht zu beurteilen, aber es kann nicht schaden, dem DFB, der DFL und auch der Politik zu zeigen, dass man in der Lage ist sich zu organisieren. Ich denke, dass ist das wichtigste. Wer sich organisieren kann, kann sich besser wehren. Und wer sich wehren kann, hat mehr Einfluss. Je mehr die Fanszene kampagnefähig wird, desto eher wird sie vom der bunten und lauten Hintergrund bei der Skyübertragung zu einem erst zu nehmenden Faktor, der sich nicht rumschubsen lässt. Und wer mich ein wenig kennt, weiß, dass ich Menschen, die sich als politische Kraft wahrnehmen wichtig finde. Man ist eben kein Opfer der Entwicklungen, sondern kann diese gestalten. Natürlich nur zum Teil, aber das sollte man auch nutzen.

Wie gesagt: Wenn ich nicht da gewesen wäre, hätte ich was verpasst.

Samstag, 9. Oktober 2010

Sky, oder: Warum nicht gleich so?

Ich bin heute mal faul und kopiere nur eine Mail an Sky hier rein, die ich auf Grund eines Postings bei SG an die Geschäftsführung von Sky geschrieben habe.

Sehr geehrte Herren,

ich erlaube mir Sie einmal persönlich anzusprechen, wohl wissend, dass Sie mitnichten der richtige Ansprechpartner für mein Anliegen sind. Wobei Sie das irgendwie auch doch sind, weil Sie diesen Unternehmen ja leiten. Da ich aber leider bei Ihrem Service nicht weiter komme wende ich mich an Sie. Man wird ja viel zu oft nur noch in Watte gepackt und mit unfassbar schönen, aber sehr oft sinnentleerten Power Point Präsentationen zugebombt. Da freut man sich doch immer, wenn man mal direktes Feedback erhält.

Ich bin ein glücklicher Sky Kunde. Toll eigentlich, oder? Es gibt viel zu wenige glückliche Sky-Kunden. Was wirklich schade ist, weil ich Ihrem Unternehmen wirklich von Herzen alles gute wünsche. Ich mag ihr Programm nämlich. Sehr. Sie könnten für meinen Geschmack als Hardcore-Fußball-Fan noch mehr Programme wie Sky 90 machen, aber ich zahle mein Geld für Sie wirklich gerne und ich wünsche mir, dass sie jede Menge neue Kunden bekommen und auch mal anfangen Geld zu verdienen. Ich mag nämlich mein Wochenende lieber vor dem TV verbringen und mir Fußball anschauen. Bei frischer Luft wird mir eh schlecht. Wobei ich immer zu den Spielen des Ballspielvereins Borussia 09 aus Dortmund fahre. Aber das reicht dann auch. Für was habe ich einen 55 Zoll Fernseher, wenn ich raus in die Natur muss. Da schaue ich mir doch lieber die Natur bei Ihnen an. Da ist sie wenigstens in HD.

Nun lese ich in diveresen Foren, dass Leute im Rahmen der Mitgliederwerbung ein Angebot für Sky komplett von 34,90 bekommen haben. Also das volle Programm inkl. aller HD Kanäle. Ein Angebot für dass ich seit einiger Zeit 59,90€ bezahle. Früher bekam man als Journalist ja noch das komplette Programm für 36€ (wenn ich mich recht erinnere), aber die Zeiten sind ja seid der Umfirmierung vorbei und seitdem zahle ich zähneknirschend mehr. Und frage mich seitdem wer sich das wohl so noch leisten kann? Weil selbst mir das wehtut. Wie dem auch sei, es gibt Menschen, die bekommen das selbe wie ich für 25€ weniger als ich. Nur weil ich den Fehler gemacht habe schon lange Kunde bei Ihnen zu sein und noch nie gekündigt zu haben. Scheinbar ein Fehler, wie sich jetzt rausstellt. Nun ist das schon ärgerlich genug, aber durchaus nachvollziehbar, da man Neukunden mit anderen Angeboten lockt. Der früher Vogel fängt die Ohrfeige. Nun muss ich aber feststellen, dass es einige Leute in Foren gibt, die kürzer Sky-Kunde sind als ich, aber dieses Angebot auch bekommen. Ihre Hotline beschied mir, dass ich leider nicht zu den Auserwählten gehören. Auf meinen Hinweis, dass ich dann ja kündigen würde, wurde mir beschieden, dass ich dann wohl ein Angebot bekommen würde. Hallo? Anybody home? Wer genau legt da eigentlich ihre Kommunikationsstrategie fest.

Wir halten also mal fest, dass sie einen glücklichen Kunden, der gerne nur soviel bezahlen möchte, wie alle neuen Kunden auch, dazu animieren dass er doch bitte kündigen soll. Und wir halten übrigens weiter fest, dass selbiger Kunder VDSL bei der Telekom hat und in diesen Rahmen auch T-Entertain besitzt und einen entsprechenden Receiver im Schrank stehen hat.

Und nun überlegen wir alle gemeinsam doch mal, ob das eine sehr schlaue Strategie ist einen glücklichen Kunden zur Kündigung zu zwingen, wissend, dass der mit einem Anruf bei der Konkurrenz ist? Und weil er ein sehr treuer, wechselunwilliger Kunde ist nicht wiederkommt.

Finden Sie den Fehler. Und wenn sie Ihen gefunden haben, überlegen Sie sich doch mal, ob es nicht schlauer ist mich als Kunden zu behalten statt für alle Zeiten zu verlieren.

Mit freundlichen Grüßen


Die Antwort kam bereits einen Tag später

Sehr geehrter Herr Quambusch,

vielen Dank für Ihr Interesse an unserem limitierten Neukundenangebot.

Sie haben sich mit Ihrer E-Mail an unsere Geschäftsleitung gewandt. Diese hat mich gebeten, Ihnen zu antworten.

Wir bedauern, dass Sie als Kunde von Sky unzufrieden sind. Ihre Kritik nehmen wir sehr ernst, denn sie hilft uns, unseren Service kontinuierlich zu verbessern.

Bei dem von Ihnen beschriebenen Angebot handelt es sich um ein limitiertes Neukundenangebot. Es ist branchenüblich, zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Angebote bestimmten Kundengruppen anzubieten. Sicher sind Sie auch schon in den Genuss eines solchen Vorteilsangebotes gekommen.

Ihre gewünschte Vertragsänderung werden wir unabhängig davon als Ausnahmefall für Sie durchführen.

Ihr Vertrag wird zum 1. November 2010 umgestellt. Die Vertragslaufzeit beginnt für zwölf Monate von Neuem. Nach der Umstellung erhalten Sie dann eine separate Vertragsdatenbestätigung per Post.

Wir danken Ihnen noch einmal für Ihre E-Mail und hoffen, Ihr Anliegen in Ihrem Interesse geklärt zu haben.

Viele Grüße



Warum denn nicht gleich so?

Freitag, 8. Oktober 2010

Warum ich zur Fandemo gehe

Ich werde Morgen mit Teilen meiner neuen Bezugsgruppe oder schlicht und ergreifend "The Dudes" an der Demo zum Erhalt der Fankultur teilnehmen. Ich war seit ca. 15 Jahren nicht mehr auf einer Demo. Vor allem nicht auf einer die hoffentlich friedlich verläuft. In den guten alten Zeiten war ich ja „herumreisender Berufsdemostrant“ und quer durch Europa – immer mit der Sturmhaube im Gepäck – unterwegs. Das war im Nachhinein zwar ganz lustig, aber auch inhaltlich doch ziemlich hohl. Durch die Welt zu reisen, um sich zu ärgern, wenn es KEINEN Stress mit der Polizei gibt ist irgendwie unter erwachsenen Kriterien gesehen nicht so schlau. Aber ich war Anfang 20, hasserfüllt und wollte die Welt verändern.

Aber die Zeiten sind vorbei und das ist auch gut so. Nach dem Ende meiner "Karriere" als Linksextremist habe ich zwar nach wie vor ein extrem großes Interesse an Politik, allerdings stehe ich doch ziemlich fest auf dem Boden der Verfassung. So im Nachhinein betrachtet ist es wohl auch ganz gut alles in Frage zu stellen, um dann festzustellen wie gut das ist, was man hat. Das Voltaire zugeschriebene Zitat "Ich verachte Ihre Meinung, aber ich gäbe mein Leben dafür, dass Sie sie sagen dürfen." halte ich für einen der wichtigsten Kernsätze unsere Zusammenlebens.

Das Ausdrucksmittel „Demonstration“ ist aber an sich aus meinem persönlichen Instrumentarium verschwunden, weil ich es auch für heutige Auseinandersetzungen bedingt geeignet halte. Ich halte eine gute Kampagne im Internet und die gezielte Ansprache von Politikern für deutlich zielführender. Demos sind irgendwie ein Instrumentarium aus der Offline-Welt. Und wer mich und meine Internet-Sucht kennt, weiß, dass ich alle schon beim Gedanken an „offline“ Schweißausbrüche bekomme.

Das ich an der Demo trotzdem teilnehmen will hat verschiedenen Gründe. Erstens finde ich es wichtig, dass sich die "Fanszene" - was auch immer das genau sein mag - als Teilnehmer am politischen Prozess begreift. Wer so stark unter Druck steht wie Fußball-Fans, der muss versuchen seine Rechte politisch wahrzunehmen und am Meinungsbildungsprozess teilzuhaben. Wer das nicht tut, kann nicht ernsthaft erwarten, dass sich etwas verbessert. Zu einem politischen Prozess gehört aber auch die Reflektion der eigenen Vorgehensweise und das Durchleuchten der eigenen Fehler. Ich finde es daher gut, wenn es Stellungnahmen wie die vom Block 1900 oder von den Jubos gibt. Wobei ich finde, dass die Jubos zur meiner Meinung nach perfekten Ableitung kommen.


Es kann nun der Eindruck entstehen, wir würden der FanDemo kritisch gegenüberstehen, was grundsätzlich nicht der Fall ist!Wir sehen die Demonstration als Möglichkeit eines Neuanfangs, um die Fankultur wieder zu ihren ursprünglichen Idealen zurückzuführen und die "Spirale der Gewalt" aufzuhalten.


Wenn die Demo dazu führt, dass sich die Fußball-Fans – ich will hier gar keine Reduzierung auf Ultras vornehmen – Gedanken drüber machen, dass es unglaubwürdig ist sich über Polizeirepressionen zu beschweren, wenn man auf der anderen Seite gewalttätig wird, dann wäre das ein Anfang. Wer als Fußball-Fan ernst genommen werden will, der muss auch Pflichten fordern, nicht nur Rechte. Und dazu gehört ein ordentlicher Umgang mit seinen Mitmenschen. Ich persönlich finde auch Gewalt unter den Ultra-Gruppen nicht zielführend, aber das ist dann nicht meine Baustelle. Wer sich auf die Mappe hauen will, der soll das tun. Er soll aber bitte mich oder andere Unbeteiligte in Ruhe lassen und seinen Stress so ausleben, dass er der Polizei keine Rechtfertigung für Maßnahmen liefert, die die Freiheit aller Fußball-Fans einschränkt. Ich will nur wirklich keinen Sport, wo alle Parteien nur noch Händchen haltend miteinander umgehen, aber wer Fußball mit dem Bürgerkrieg im Libanon verwechselt, sollte mal sein Koordinatensystem dringend überprüfen.

Trotzdem gehört für mich Solidarität unter Fans auch dazu und natürlich gibt es genug Aktionen von staatlicher Seite die nicht zu rechtfertigen sind. Daher ist eine Demo wie die morgige in Berlin gerechtfertigt und ich finde es schade, dass z.B. der Block 1900 sich davon verabschiedet hat. Aber diese Demo hat eben nur ihre Berechtigung, wenn sie begleitend einen ehrlichen Diskussionsprozess auslöst und man auch mit der Aufarbeitung eigener Fehler beginnt. Ansonsten ist das eine Feigenblatt-Aktion. Der Diskussionsprozess hat ja scheinbar bei einigen Gruppen begonnen. Leider erst viel zu kurz vor der Demo, aber besser als gar nicht. Ich werde mir morgen einfach mal selbst eine Meinung bilden, wie ernst es den Teilnehmern mit der Aktion ist.

Allerdings bin ich der Meinung, dass man einen solchen Prozess lieber kritisch-solidarisch begleiten sollte als die Teilnahme zu verweigern, weil man nicht mit allen Verhaltensmustern übereinstimmt.

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Gestatten: We Are The Dudes

„Was kommt nach den Sailors?“ habe ich vor ca. zwei Wochen gefragt. Damals hatte ich mich entschieden die Sailors zu verlassen, weil ich mich zu sehr von der Philosophie des Fanclubs entfernt hatte. Ich fühlte mich dort nicht mehr zu Hause, war unglücklich und schlecht gelaunt. Gut, dass bin ich eigentlich immer. Wenn ich jedes Mal ein Gruppe verlassen würde, wenn ich schlechte Laune habe, köme ich aus der Austreterei gar nicht mehr raus und müssten jeden Tag 10 Gruppen gründen, die ich dann wieder verlassen könnte. Aber bei den Sailors und mir war es was ernsthaftes, wenn auch nichts böses. Es gab natürlich wie das in so Situationen ist ein bisschen Streit, aber nichts dramatisches. Wir hatten uns nur auseinandergelebt. Ich bin zwar noch bis Ende der Saison Mitglied und kümmere mich im Übergang, um die saubere Abwicklung von Kartenvergabe und einigen anderen Dingen, aber emotional bin ich von der Gruppe weiter weg als der Mond von der Erde. Es war einfach zu unterschiedlich. Während bei den Sailors ja jeder soviel einbringt, wie er möchte, durchdringt Fußball inzwischen mein Leben von vorne bis hinten. Dass ich mal einen Tag gar nichts mit irgendeiner Tätigkeit rund ums runde Leder zu tun habe, ist wirklich lange her und das sollte sich auch in meiner Bezugsgruppe widerspiegeln.

Die Suche nach dem Neuen


Relativ schnell war klar, dass sich mit mir einige andere Mitglieder verabschieden würden, die eine ähnliche Sichtweise auf die Dinge haben. Es war wenig überraschend der Vielfahrer-Teil der Gruppe, der eh schon eine eigene Fraktion gebildet hatte. Hinzu kam eine ungefähr gleich große Anzahl von Leuten vom „Schnellen Reifen“, dem zweiten Hamburg Fanclub, die bei sich genau dasselbe Problem hatten. Zu deren Vielfahrern gab es eh hervorragende Kontakte und denen standen den Sailors-Vielfahrern inzwischen näher als große Teile der eigenen Gruppe. Man tauschte sich also weltanschaulich aus und war sich recht schnell einig, dass man etwas Neues auf die Beine stellen wollte. Ein Gruppe, die dem Anspruch der handelnden Personen genügen würde und die das nachvollzieht, was alle von uns eh fühlen.

Die Suche nach dem Namen

Nachdem also relativ schnell feststand, wer im ersten Schwung dabei ist, hatte man sich auch zügig auf einige interne Regeln bzw. weltanschauliche Gemeinsamkeiten verständigt. Wir schrieben das kurz auf, um wirklich sicherzustellen, dass man sich auch nicht missverstanden hatte und dass man wirklich ähnlich dachte. Und nun begann der bis heute komplizierteste Teil der ganzen Geschichte: Die Suche nach dem Namen. Denn der Name soll natürlich die Idee hinter der Gruppe widerspiegeln und jeder soll sich darin finden können. Was hatten wir nicht alles im Angebot? Himmel hilf, waren da schlechte Dinger bei. "Illiminati" z.B. stand da. Ganz im Ernst. Aber bei einem Brainstorming muss man halt alles rausrotzen. Ich persönlich hatte ja als ersten Favoriten „Pars pro Toto“, was Latein für „Der Teil für das Ganze“ ist, aber das war dann doch zu aufgesetzt und Latein geht als Gruppenname auch nicht. Das ist irgendwie Hoffenheim. Mein persönlicher Favorit war dann „Nordic Stalking“, weil wir ja ein Gruppe aus dem Norden sind und dem Verein überall hin folgen. Das war aber einem nicht unerheblichen Teil der Gruppe ZU witzig. Ganz heißer Favorit war dann „Monkey Business“, was englisch für „Unsinn“ ist. Wir sahen schon Gruppenfotos mit Affenmasken und der Name wäre es vielleicht sogar geworden wären nicht Seb, Karsten und die Zwillinge auf der Fahrt nach Kaiserslautern in eine Vollsperrung geraten und hätten das Spiel verpasst.


Der Name


Ich kann deren gruppendynamische Prozesse im Auto natürlich nicht nachvollziehen, aber irgendwie kamen sie drauf, dass der Dude aus „The Big Lebowski“ eine coole Sau ist und daher „The Dudes“ ein passender Gruppenname. Und sie hatten so was von Recht. Der Dude ist ein schräger Vogel, der sich nicht sonderlich um Konventionen schert, sein Ding durchzieht, für seine Sache streitet und sich dabei aber auch nicht zu ernst nimmt. Einfach ein Typ. Es passte einfach perfekt. Alle Gruppenmitglieder mochten den Namen sofort. Er war es einfach. Und dann war da noch die eine Sache: Es wird mir leider nie einer glauben, dass das bei der Namensfindung keine Rolle gespielt hat, aber es war so. Ich schwöre es. Es war die tollste Frau von Welt wo gibt, der ich von dem Namen erzählt der es auffiel. „Der Dude ist Gott“ meinte sie. „Aber Dir ist schon klar, dass der einen Bademantel trägt?“ Verdammt, sie hatte Recht. Der Typ läuft in einem Bademantel durch die Gegend. Ich habe vor Lachen auf dem Boden gelegen und mir war endgültig klar: Das ist es. Der Name steht. Und damit natürlich auch die Gruppengetränke. White Russian wenn es mit Alk sein soll oder eben Milch, wenn lieber ohne.

Die Gründung

Am 25.09. - dem Tag des St. Pauli-Spiels - war es dann so weit. Ein Dutzend Leute traf sich die der Scubar in Hamburg, um die Gruppe zu gründen. Wir legten den Namen final fest, tauschten uns noch mal aus und waren uns sicher: Das ist es. Ich habe noch nie zeitgleich in so viele glückliche Gesichter geschaut wie an dem Morgen. Es war klar: Hier haben sich Leute gefunden, die sich lange gesucht haben. Wir legten noch diverse förmliche Dinge fest und zogen dann zum Stadion. Die Gruppe lebte. Wir beschlossen aber noch diverse Dinge unter dem Deckel zu halten, bis wir einiges geklärt hatten. Aber nun ist es soweit.


We Are The Dudes


Meine Damen und Herren, darf ich vorstellen: „We are the Dudes“. (Wer die Seite nicht sehen kann hat übrigens IE 6 oder 7 und ist eh doof, weil er keinen Firefox benutzt) Wir sind inzwischen 13 Leute und wenn wir 15 sind, werden wir uns offiziell beim BVB anmelden. Aber wir haben da keine Eile. Wir nehmen nur Mitglieder auf, die zu uns passen und bei denen wir das Gefühl haben, dass sie sich auch wirklich engagieren wollen. Leute denen es wichtig ist was zu bewegen, sich für den Club den Arsch aufzureißen und für die Fußball eben mehr ist als ein Spiel. Bloß nicht zu schnell mit Leuten wachsen bei denen es nicht passt. Interessant wurde es nachdem wir unsere Selbstdarstellung geschrieben hatten. Denn da fiel uns auf, dass die auch auf der Seite einer Ultra-Gruppe stehen könnte. Wir haben lange diskutiert, was man nun macht. Schreibt man noch mal dazu, dass man keine Ultra-Gruppe ist? Ist aber irgendwie auch affig zu schreiben was man nicht ist. Auf der anderen Seite, will man aber auch nicht in Gewässer kommen in die man nicht reingehört. Wir spielen halt nicht nach Ultra-Regeln. Wir haben uns dann entscheiden den letzten Absatz weg zu lassen. Es mag sein, dass wir in vielen inhaltlichen Punkten durchaus Schnittmengen zu Ultra-Gruppen haben, aber es wäre Quatsch sich künstlich zu distanzieren, wo man es nicht muss. Wir sind keine Ultra-Gruppe und fertig. Wir hätten bzw. haben kein Problem mit Mitgliedern, die sich als Ultra definieren, aber dass wir keine Ultra-Gruppe sind muss man da aber nicht noch mal auf der Webseite betonen. Wir wollen Mitglieder, die was bewegen, wie die sich nennen ist uns so was von egal. Aber in der Tat haben wir über den Punkt lange nachgedacht.


Einen Idioten muss es ja geben


Ich freu mir so dermaßen einen Keks über unsere neue Gruppe und bin gespannt auf alles was kommt. Wahrscheinlich kommt eh alles anders als man denkt, aber solange es gut wird, soll es mir recht sein. Gestern habe ich noch mit Seb gechattet, der sich auch wie ein Schnitzel freut, dass es jetzt endlich losgeht. Ich dachte ich bereit ihn mal ein wenig drauf vor, dass ja nicht jeder so euphorisch ist, wie man selbst und man immer auch einige böse Kommentare einsteckt. „Geh mal davon aus, dass die normale Reaktion ist: `Name scheiße`, `Logo scheiße`, `Gruppe scheiße`.“ Und was schreibt die dumme Sau zurück: „Sie werden vor allem sagen: `Quambusch scheiße´ “ Ich habe wieder laut gelacht. Mist, er hat Recht. Aber scheiß drauf. Die Gruppe besteht aus 12 tollen Mitglieder, die Lust haben was zu bewegen.

Da kann man doch einen Idioten verkraften.

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Peer Steinbrück reloaded

Aki Watzke äußert sich im Interview mit den Ruhr Nachrichten zum Thema „Peer Steinbrück und der blaue Schal“. Das ist ein gutes Zeichen, denn das heißt, dass die Kritik angekommen und dass sie vor allem ernst genommen wird. Man ist also auf einem guten Wege und vielleicht haben wir ja noch mal eine Chance die Kandidatur bzw. die Wahl zu verhindern. Ich verstehe durchaus, dass Watzke von dem Thema genervt ist, aber das ist nun mal der Preis, wenn man Vorsitzender der Geschäftsführung eines Traditionsvereines wie der BVB ist.

Es geht aber da nicht um kleinkariertes Denken, wie Watzke unterstellt. In der RN sagt er wörtlich:

„Der Aufsichtsrat ist kein Vereinsorgan, sondern eines der Aktionäre. Hier geht es nicht in erster Linie um Emotionen, diese Schiene bedienen genügend Menschen beim BVB. Im Aufsichtsrat ist Kompetenz extrem wichtig.“

Hier liegt Watzke meiner Meinung nach eben nur teilweise richtig. Und es geht mir persönlich bei dem Thema auch gar nicht um Emotionen, denn in der Tat hat Watzke recht, dass Emotionen in einem Aufsichtgremium einer KGaA fehlt am Platze sind. Eine klare weltanschauliche Leitlinie in Bezug auf Fußball brauchen auch die Aufsichtsratsmitglieder. Dort ist natürlich Fachkompetenz gefragt, die niemand Peer Steinbrück absprechen will. Aber es kann niemand ernsthaft bestreiten wollen, dass es einen Unterschied zwischen einer normalen Aktiengesellschaft und der BVB KGaA gibt. Es haben viele BVB Fans Aktien und zumindest den Kleinanlegern geht es wohl nicht in erster Linie um die Mehrung ihres Kapitals. Deswegen hat der Aufsichtsrat eben nicht nur die Aufgabe dafür zu sorgen, dass die BVB Shareholder kurzfristig Geld verdienen, sondern auch ein Auge darauf zu werfen, dass der BVB langfristig sich nicht von seinen Wurzeln entfernt. Was übrigens wiederrum auch im Interesse der Shareholder ist. Wer sich die den Aktionmarkt anschaut entdeckt, dass gerade AGs in überwiegendem Familienbesitz, die eine langfristige Strategie fahren deutlich besser dastehen als ihre Konkurrenten.

Was meiner Meinung nach grundsätzlich falsch ist, ist die von Watzke vorgenommenen Trennung zwischen KGaA fürs kalte Geschäft und Verein fürs Herz. Der BVB mag formaljuristisch getrennt sein, aber er ist eben doch eine Einheit. Was den BVB zusammenhält ist nicht die kalte Idee Geschäfte zu machen, sondern der Glaube an diesen tollen Club. Es ist ja nicht so, dass die KGaA eine gute Idee hatte und dann an die Börse ging, sondern alles was die KGaA vermakrtet hat der Verein aufgebaut. Würde es die Menschen und ihre Liebe zum Verein nicht mehrgeben, wäre die aktienrechtliche Konstruktion nichts mehr Wert. Keinen Euro. Das ganze ist eine Einheit. Ich lehne zum Beispiel die Organisationsform KGaA für meinen Club ab. Aber da sie nun mal da ist, habe ich auch dafür zu sorgen, dass es der gut geht, soweit ich als Fan da Einfluss drauf nehmen kann. Der BVB ist ein einheitliches Gebilde.

Was passiert, wenn eine Herzensangelegenheit in die Hände von Menschen kommt, die die Geschichte des Vereines nur unter kommerziellen Gesichtspunkten sehen, kann man in England „bewundern“. Natürlich ist ein Peer Steinbrück kein Malcolm Glazer und es wäre absurd ihn auch nur in die Nähe zu rücken. Aber diese Diskussion findet eben auch nicht in einem luftleeren Raum statt. Es gibt in Deutschland einen Dietmar Hopp und einen gewissen Herrn Kind in Hannover, die doch sehr gerne die 50+1 Regel abschaffen würden bzw. sie de facto schon unterlaufen. Fußball-Fans tun daher gut daran immer genau zu überprüfen, ob Leute, die für ihre Herzensangelegenheit tätig sind auch selbst mit dem Herzen dabei sind. Es ist auch Quatsch zu behaupten, dass man Distanz braucht und keine schwarz-gelbe Brille auf haben sollte. Das das nicht so ist bewiesen Dr. Rauball, Aki Watke und Michael Zorc.

Es ist im Gegenteil wichtig, dass in allen Gliederungen des Vereines und der KGaA Leute sitzen, deren Herz schwarzgelb schlägt. Und zwar aus professionellen Gründen und aus Gründen des Herzens. Tradition ist keine Folklore, sondern ein wichtiges Mittel im Kampf gegen die Plastikclubs und die unverzichtbare Antriebskraft für einen Fußballclub. Nochmal betont: Es geht nicht um das Thema „Fachkompetenzen“. Die streitet niemand Herrn Steinbrück ab. Und es geht auch nicht darum, dass er in Gelsenkirchen ein Spiel besucht hat. Wer Ministerpräsident in NRW ist, muss sich bei allen Clubs der Region sehen lassen. Genauso, wie Dr. Rauball als Ligapräsident den Blauen die Meisterschale übergeben müsste, für den - zugegeben nur theoretisch möglichen – Fall, dass sie diese gewinnen. Und er muss das ohne dumme Bemerkungen tun. Wer sich dazu nicht in der Lage sieht, der darf für ein solch neutrales Amt nicht kandidieren. Aber ich bin mir zu 100% sicher, dass sich Dr. Rauball keinen Schal der Blauen umhängen würde, wen er denen die Schale geben müsste. In dem Fall bezieht man eben Position. Das ist ja der Sinn eines Schales, dass man sich zu etwas bekennt. Wer sich einfach allem umhängt, was ihn in die Hand gedrückt hat, hat das Wesen des Fußballs nicht verstanden.

Und nein, der BVB geht nicht gleich unter, wenn Steinbrück in den Aufsichtsrat gewählt wird. Es ist nur ein weiterer Baustein in einem völlig falschen Puzzle.

Dienstag, 5. Oktober 2010

Die Bahn Card 100 – Freiheit in Plastikform

Nun ist es soweit. Ich habe mir eine Bahncard 100 oder wie es neudeutsch heißt: MobilityCard 100 zugelegt, die ab 01.11. gilt. Seit letzte Woche habe ich schwer überlegt, ob das nicht günstiger sein könnte und Anhand meiner BahnnBonus-Punkte mal nachvollzogen. 350€ kosten die BahnCard im Abo pro Monat und ich hatte festgestellt, dass ich seit April in zwei Monaten deutlich mehr ausgegeben hatte. Einen Monat lag ich ungefähr bei der Summe und in zwei Monaten Sommerpause lag ich meilenweit drunter. Übers Jahr veranschlagt und mit spitzem Bleistift kalkuliert rechnet sich die BahnCard also nicht ganz, aber sie macht für mich kostenmäßig einen Deckel drauf. Ich kann zukünftig für Fußballfahrten in Deutschland 350€ im Monat kalkulieren. Egal ob wir im Pokal in Hintertupfingen spielen oder nicht. Es ist jetzt nicht so, dass das wenig Geld ist, aber es bringt mich auch nicht um, sondern es macht es im Gegenteil beherrsch- und planbarer. Es ist mir budgetär nun einfach egal, ob wir in DFB Pokal und UEFA Cup (in Bezug auf die Heimspiele) weiterkommen. Es kostet mich keinen Euro mehr als die 350.

Was aber letztlich die Entscheidung pro BahnCard 100 ausgelöst hat, war doch ein anderes Argument: Das der Freiheit. Denn Freiheit ist ein wichtiger Faktor für mich. Ich bin ein sehr selbstverantwortlicher Mensch, wenn es um meine Lebensplanung geht. Dinge, die ich zu erledigen habe, mache ich ohne, dass man mich dran erinnern muss. Allerdings lasse ich mir sehr ungern reinreden wie und wo ich das mache. Die Möglichkeit mich da frei zu entscheiden ist mir extrem wichtig und macht einen Großteil meiner Lebensqualität aus. Bei mir verschwimmen die Grenzen zwischen beruflich und privat sehr stark und deshalb ist mir die Option mich frei zu verplanen extrem wichtig. Und die BahnCard 100 gibt mir genau diese Freiheit in Form einer kleinen Plastikarte. Ich habe nun Möglichkeit ein Büro in Dortmund mit nutzen zu können und durch die Bahncard kann ich nun völlig frei entscheiden, wann ich das zu tun gedenke, ohne dass ich mir über Kosten Gedanken machen muss. Wenn ich also meine, dass ich an einem Filmabend im Borusseum teilnehmen möchte, dann düse ich einfach einen Abend vorher hin, arbeite von Dortmund aus und gehe abends in Borusseum. Und dass ohne, dass ich mir Gedanken machen muss, ob es die Fahrtkosten wert ist. Oder wenn ich Sehnsucht nach Berlin habe, fahre ich halt hin und trinke dort einen Kaffee ohne mich um Kosten kümmern zu müssen. Oder besuche einen Freund in München. Oder fahre von München über Berlin nach Hamburg und zurück nach Mainz.

Einfach, weil ich es kann.

Montag, 4. Oktober 2010

Wie ein Orgasmus – nur viel länger

Normalerweise kann man sich beim BVB auf zwei Konstanten verlassen: Wir verlieren das Derby und gewinnen nicht gegen den FC Bayern. In besonderen Jahren gewinnen wir mal das Spiel gegen die Blauen oder gegen die Roten, aber niemals beide. Dieses Jahr ist alles anders. Die Tabelle ist 7 Spieltage alt, wir haben 18 Punkte und beide Spiele gewonnen. Wo soll das denn bitte alles hinführen? Das macht einem Angst, irgendwie. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass wir gestern in der ersten Halbzeit wirklich nicht gut gespielt haben. Das war eher ein Sieg auf Bayern-Art: Nicht gut spielen, aber dann den Ball irgendwie reinmaseln.

Ich hatte aber schon während des Spieles nie das Gefühl, dass das schief gehen könnte. Vorher war ich angespannt, wie eine Kastanie auf Koks, aber während das Spiel lief, war ich die Ruhe in Person. Wichtig ist, dass man jetzt nicht abhebt und sich in Meisterträumereien ergeht. Denn, dass kann man am Ende nur enttäuscht sein. Die Saison ist noch lang und wie sich das Blatt wenden kann, hat man letzte Saison bei Leverkusen gesehen. Sollte es am Ende „nur“ der 5. Platz werden, können wir mehr als zufrieden sein. Und sollte es mehr werden, kann man sich freuen. Aber bis dahin sollte man alles mal auf sich zukommen lassen. Einfach den Moment genießen.

Das ist wie ein Orgasmus im Moment. Nur viel länger.

Sonntag, 3. Oktober 2010

Endlich mal wieder Spitzenspiel

Wenn ich raus schaue bekomme ich Depressionen. Das Wetter ist so was von grau, dass man sofort aus dem Haus möchte, um zu einer Brücke zu fahren, die man vertikal zu bereisen gedenkt. Graues Wetter macht mich einfach grau in der Birne. Da heitert es nur bedingt auf, dass man zum besten Fußballblog Deutschlands ernannt wurde. Was da schon mehr aufheitert ist der Blick auf Wetter.de, der anzeigt, dass die Gemengelage in Dortmund deutlich angenehmer ist. In Dortmund scheint die Sonne und ich hoffe, dass sie um 19:15 aus dem Herzen von 70.000 BVB Fans im Westfalenstadion strahlt.

Keine Ahnung, ob das was wird. Mein Gefühl ist eher schlecht. Wobei „schlecht“ der falsche Ausdruck ist. Ich bin einfach extrem angespannt. Wann hatte man in den letzten Jahren schon mal ein Duell auf Augenhöhe gegen die Bayern? Ein echtes Spitzenspiel. Mit allem was dazu gehört. Inkl. dem Gefühl, dass man den Tag lieber auf dem Klo verbringen würde. So was stresst mich irgendwie mehr als alles was mich auf der Arbeit erwarten könnte. Aber man kann es nicht ändern. Es ist wie es ist und es müssen drei Punkte her. Und selbst, wenn es nur einer oder gar keiner wird kann man ganz entspannt weiter auf Platz zwei in die Pause gehen. Es wäre also nichts Schlimmes passiert, wenn man mal irgendwelche Meisterschaftsphantasien beerdigt.

Aber wenn ich ehrlich bin, will ich die gar nicht beerdigen.

Samstag, 2. Oktober 2010

Peer Steinbrück, oder: Die Schal-Hure

Peer Steinbrück kandidiert für den Aufsichtsrat des BVB. Das ist an sich ein relativ unspektakulärer Vorgang. Ein ehemaliger Ministerpräsident kandidiert für den Aufsichtsrat eines Vereines aus seinem Bundesland. Business as usual. Wenn besagter MP nicht mal mit einem Schalke Schal in Gelsenkirchen zu sehen gewesen wäre. Und damit hat sich der Mann in meinen Augen für einen Posten in Zusammenhang mit dem BVB disqualifiziert. Und ich bin ehrlich gesagt auch verwundert, auf wie wenig Widerstand die Kandidatur von Steinbrück bei uns trifft.

Es sei Steinbrück unbenommen, dass er ein Finanzfachmann ist. Als jemand, der nicht mal seine eigen Steuererklärung ausfüllen kann, maße mir gar nicht an seine Qualifikation zu bewerten. Aber ich gestehe mir sehr wohl die Meinung zu, dass jemand, der einen Schal der Blauen um den Hals trägt bei uns nicht zu suchen hat. Sei es als Putzfrau oder im Aufsichtsrat. Und nun komme mir bitte niemand mit dem Argument, dass er ja schließlich Ministerpräsident gewesen wäre und da gehöre es nun mal zu auch so komische Sachen zu machen. Das ist nämlich schlicht falsch. Natürlich mussste Steinbrück in seiner Funktion als MP auch mal zu einem Spiel der Blauen und natürlich muss er sich da neutral verhalten. Ein Ministerpräsident ist der Ansprechpartner aller Bürger im Lande, egal welchem Verein sie die Treue halten. Es ist also genauso normal wie nicht kritikwürdig, dass Steinbrück Spiele der Blauen besucht hat. Genauso wie Dr. Rauball in seiner Funktion als Liga-Präsident vereinspolitisch neutral zu sein hat, sondern die Interessen der ganzen Liga vertritt. Und da gehören eben auch die Blauen zu. Das sind eben Anforderungen des Jobs und da muss man sich anpassen. Das zu kritisieren wäre affig und blauäugig. Es ist aber etwas anderes, ob ich ein Spiel der Blauen besuche oder ob ich mir deren ekelhafte Farben um den Hals hänge. Wer das tut macht sich mit denen gemein und signalisiert entweder eine gewisse Sympathie mit dem Pack oder zeigt an, dass es ihm eigentlich scheißegal ist, was er da tut. Und beides disqualifiziert für einen Job bei uns. Die Argumentation, dass er sich dagegen nicht wehren hätte können ist Unsinn. Es ist überhaupt kein Problem über das Büro des MP im Vorfelde zu kommunizieren, dass Steinbrück bitte keinen Schal tragen möchte oder – wenn einem der Schal angeboten wird – diese höflich abzulehnen. Ich sage nur „Kinkel“ und „Dalai Lama“.

Eine weitere Argumentation die mich gestern regelrecht erschreckt hat, war die Aussage, dass Fußball nun mal eben Geschäft sei. Nein, liebe Freunde. Das ist es eben nicht NUR. Wer so argumentiert, der mag nach Hoffenheim oder Wolfsburg passen, aber nicht zu einem Traditionsverein. Denn ein Verein wie der BVB tut gut daran immer darauf zu achten, dass Herz und Verstand im Einklang stehen. Natürlich muss in jeder Position die der BVB zu besetzen hat jemand sitzen der die fachliche Qualifikation mitbringt. Wer keine Fähigkeiten mitbringt hat in verantwortlicher Position nichts zu suchen. Aber es ist eben genauso wichtig, dass er oder sie auch etwas für den Verein empfindet. Die gestern gelesene Argumentation, dass es gut wäre, wenn jemand keine schwarz-gelbe Brille aufhat, weil er so Distanz hat finde ich nicht zielführend. Ich möchte schon jemanden, der das Gesamtgebilde BVB im Auge behält. Der BVB ist kein Businessmodell, er ist eine Herzensangelegenheit, die aus unfassbarer Dummheit an die Börse gegangen ist – was mir bis heute schwer im Magen liegt. Der Aufsichtsrat kontrolliert den Vorstand. Er hat - so schwer es mir fällt - die Interessen der Anteilseigner im Auge zu haben, aber er hat das – wenn uns am BVB was liegt – auch in Bezug auf die Wahrung der übergeordneten BVB Interessen zu tun. Der BVB ist nicht Siemens. Wer das nur nach kapitalistischen Interessen tut, der versteht das Wesen unserer Liebe nicht. Wo fängt das denn an und wo hört das auf? Warum sollte sonst nicht auch der Vorstand aus Leuten bestehen, denen es egal ist, welchen Schal sie um den Hals tragen? Uli Hoeness ist ein hervorragender Fußball-Manager. Aber er wird das eben nie für den BVB sein können. Ich halte es für unabdingbar, dass die Führung eines Vereins – oder dieses Krebsgeschwürs KGaA – das Wohl des ganzen BVBs im Auge hat. Denn nur so kann garantiert werden, dass alle Beteiligten das langfristige Wohl des Clubs im Auge haben. Und dass das auch im Sinne der Shareholder ist kann man im Moment wohl am besten sehen. Wir bauen Werte auf, während Gelsenkirchen sie vernichtet.

Wer meint sich wie eine Hure mal den einen und dann den anderen Schal umhängen zu müssen, möge um unseren Verein bitte einen Bogen machen.

Freitag, 1. Oktober 2010

Hass auf den Schiri, stolz auf das Team

Gestern war es eine Mischung aus Stolz auf die Mannschaft und Wut über den Schiri, die ich empfand. Heute hat sich meine Gefühlslage deutlich geändert. Sie besteht aus Wut auf den Schiri und Stolz auf die Mannschaft. Ich möchte dieser Drecksau von Schiedsrichter ins Gesicht springen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der einen Zwillingsbruder hat, denn ein einzelner Mensch alleine kann gar nicht so scheiße sein. So ein mieser, beschissener stocksteifer Arsch. Das ist also europäischer Fußball, dass Du Dich mit irgendwelchen Gurkenschiris rumschlagen musst. Welche Veranlassung sollte Marcel Schmelzer denn haben an der Stelle eine Schwalbe zu machen, Du ehrenamtlicher Krankenhausclown? Einen Handelfmeter hätten wir wohl auch noch bekommen müssen. Ich habe die Szene noch nicht gesehen, aber der Typ hat uns wohl von vorne bis hinten beschissen. Ich hasse es wegen sowas zu verlieren. Leider glaube ich, dass uns das in der Gruppenphase noch wirklich nachhängen wird. Paris halte ich für einen starken Gegner und mit einem Punkt gestern wären wir deutlich entspannter in das Spiel gegen PSG gegangen.

Aber egal, man kann das nur abhaken. Das Spiel ist verloren und wird nicht mehr gewonnen. Nun zählt nur noch Bayern. Leider glaube ich, dass wir unter dem gestrigen Spiel doppelt leiden werden, denn währen die Bayern zwei Tage länger Pause hatten, mussten wir mit einem Mann in Unterzahl rennen wie die Bekloppten. Da kann mir niemand erzählen, dass man das nicht merken wird. Ich habe gegen die Bayern kein gutes Gefühl. Im Gegenteil, sogar ein sehr schlechtes. Aber wisst ihr was? Es ist mir egal. Wenn wir gegen die Bayern verlieren, dann ist das halt so. Diese Mannschaft ist wunderbar und wenn sie weiter so spielt darf sie auch verlieren. Ich hatte eh gestern nach dem Abpfiff Gänsehaut, weil unser Team so gefeiert wurde. Und das völlig zu recht. Auf die Leistung gestern kann man stolz sein.

Apropos stolz: Ich habe im September zum ersten Mal über 10.000 Leser und über 14.000 Page Impressions gehabt. Das macht mich wirklich glücklich. Ich schäle mich so oft aus dem Bett, habe den Kopf voller Arbeit, zu wenig Zeit, keine Ahnung was ich schreiben soll und hacke irgendwas in die Tasten in der Hoffnung, dass das irgend wen interessiert. Und zu wissen, dass es da wirklich jede Menge Leute gibt, die das interessiert ist einfach schön. Es gibt einem das Gefühl, dass man den Quatsch nicht umsonst macht. Denn nicht selten tut das bloggen morgens wirklich weh und da gibt es einem Kraft zu wissen, dass es sich lohnt aus dem Bett zu steigen. Ich freu mich über jeden Leser, egal, ob er das hier liest, weil er das Gefühl hat ich treffe seine Gedankenwelt oder ob er hier rein schaut, um sich drüber aufzuregen, was Quambusch wieder für Scheiße geschrieben hat.

So lange es beim Leser irgendwas auslöst kann es nicht verkehrt sein.