Mittwoch, 29. April 2009

Da Capo oder: Ultra modern

Nehmen wir mal wieder an Sie wären der von mir gerne ins Feld geführte Marschmensch und würden zum Fußball gehen. So ziemlich in jeder Heimtribüne in Deutschland würden Sie einen Menschen mit einem Megafon sehen, der nicht in Richtung Spielfeld schaut, sondern zu seinen eigenen Leuten. Na gut, vielleicht würden Sie in Hoffenheim keinen dieser Leute sehen, weil wenn ich mich echt erinnere, hat Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp mal gefordert, dass Leute die mit dem Rücken zum Spielfeld stehen Stadionverbot bekommen. Was wieder mal beweist was für ein unfassbar dummer Mensch der SAP Gründer ist und wie viel der von Fußballkultur versteht. Meiner Meinung nach wurde das Sprichwort „Auf den piss ich nicht mal wenn er brennt“ für Dietmar Hopp erfunden. Aber ich wechsele lieber das Thema, bevor ich mich hier um Kopf und Kragen rede. Denn nachher werde ich verklagt und muss mein Leben bei Wasser und Brot verbringen. Was ja irgendwie auch keiner will.

Also widmen wir uns deutlich angenehmeren Zeitgenossen: Den Männern mit dem Megafon und der Frage was die mit der tollsten Frau der Welt wo gibt zu tun haben? Also lieber Marsmensch, dieser Mann mit dem Megafon nennt sich Capo und gehört normalerweise zur größten Ultra-Gruppe im Stadion. In Dortmund ist das „The Unity“. Er ist – wenn man es jetzt mal platt ausdrücken will – so was wie der „Vorsänger“, der mit dem Megafon den Ton vorgibt. Jetzt kann man natürlich der Meinung sein, dass es total behämmert wäre zu jedem Spiel zu fahren und dann eigentlich nichts davon zu sehen. Dem kann man auch nicht viel entgegnen. Außer, dass es auch nicht VIEL bekloppter ist als an einem kalten Dezembermorgen in den Zug nach Irgendwo zu steigen, obwohl man nach einer harten Arbeitswoche mal dringend ausschlafen müsste. Da kann man sich eigentlich gleich vom Spielfeld wegdrehen. Das macht den Kohl auch nicht mehr fett.

Vielleicht sollte ich Ihnen, lieber Marsmensch, nun auch noch mal erklären, was ein Ultra ist. Ultras sind Mensch, der in meistens jungen Jahren viel zu viel Zeit ihrem Verein widmen, dabei sehr viele tolle Sachen auf die die Beine stellt, ohne die in Deutschlands Fankurven wohl nicht mehr viel laufen würde, der sich dabei aber leider viel zu ernst nimmt und den unfassbar dummen Spruch „Gegen den modernen Fußball“ und das deutlich weniger dumme „Sektion Stadionverbot“ mit sich auf Bannern rumträgt. Darüber hinaus ist der Ultra von Welt mit Windbreaker oder Kapuzenpulli und einem schnieken Täschchen vor dem Bauch ausgestattet. Ganz wichtig: Auf keinen Fall ein Trikot vom Verein anziehen. Trikot böse! Trikot Kommerz. So von wegen „Gegen den modernen Fußball“. Sie verstehen? Was mich aber unweigerlich zu der Frage führt, warum der gemeine Ultra zwar mit seinem Eintrittgeld den Verein unterstützt, warum man das mit dem Erwerb eines Trikots nicht tun darf? Und ob man – wenn man Kommerz ablehnt – nicht gleich in der Kreisliga C Fußball schaut. Da ist es familiär und nicht kommerziell.

Und nun kommen wir zur tollsten Frau von Welt wo gibt. Irgendwann habe ich mich nämlich mal beschwert, dass mir dieses hierarchische Gehabe der Ultras total auf den Sack geht. Dieses arrogante Runterschauen auf andere Fangruppen würde mich nerven. Worauf sie nur trocken „Wieso? Das ist doch genau Dein Ding“ entgegnete. Treffer, versenkt! Natürlich hatte sie mal wieder recht.

Wäre ich 20 Jahre jünger wäre ich Ultra geworden. Wer mich ein wenig näher kennt weiß das. Sich komplett dem Fußball zu verschreiben wäre genau mein Ding. Und wenn man mal meine Frau fragt bin ich nicht weit weg davon. Zum Glück habe ich eine Arbeit und eine Frau die ich liebe.

Ach ja, und falls das hier irgendjemand liest, der bei TU, DES oder den JuBos ist: Jungs, ihr macht wirklich einen geiles Job und ich habe Respekt vor Euch. Nur bitte hört auf mit erhobener Nase auf Trikotträger runter zu schauen. Ich gehöre nämlich zu der Gattung. Und wenn Ihr mit 40 und inmitten Eurer beruflichen Karriere und mit Beziehung immer noch soviel Zeit für Fußball aufbringt, dann können wir über das Thema „Treue“ mal ernsthaft reden.

Dienstag, 28. April 2009

Vom Unglück meine Frau zu sein

Es gibt einen Menschen den ich sehr oft aus tiefstem Herzen bedauere: Die tollste Frau der Welt wo gibt. Die muss nämlich – und glauben Sie mir, DAS ist wirklich dramatisch – mit mir zusammen leben. Denn meine Verlobte muss mich neben dem Fußball auch noch mit dem Job teilen. Ich bin beruflich relativ eingespannt, was sich darin äußert, dass ich eigentlich rund um die Uhr irgendwie arbeite. Natürlich bin ich nicht permanent für die Firma im Einsatz, oder dauernd im Büro, aber ich neige dazu mir eigentlich immer über Dinge in meiner Firma Gedanken zu machen und mein Kopf dreht sich meistens um ein Arbeitsproblem. Es sei denn mein Hirn hat das Glück ein Stück Fußball zu ergattern. Außerdem lese ich rund um die Uhr auch meine Jobmails und bin daher leicht ablenkbar. Stellen Sie sich einen typischen Beziehungs-Dialog mit mir einfach wie folgt vor:

Tollste Frau von Welt wo gibt: „Oh, schau mal Bodo Wartke spielt in Hamburg“

MauriciusQ:“ Oh, super, das ist ja toll. Ich kann ja mal schauen, was die Karten kosten“

An dieser Stelle klappe ich meinen Laptop auf und begebe ich mich auf direktem Wege auf die Seite vom „Schmidt´s Tivoli“ um nach Karten zu suchen. Wobei auf „direktem Wege“ heißt, dass ich noch mal im Schwatzgelb.de-Forum schaue, ob es was neues gibt. Und vielleicht noch mal in der BVB-Ecke der „Ruhr Nachrichten“ und bei „Der Westen“. Zeitgleich kommt dann aber vielleicht dummerweise eine Mail vom Chef rein. „XY will das Konzept so wie von uns vorgeschlagen nicht machen. Wir müssen noch mal was ändern“.

Tollste Frau von Welt wo gibt: „Spielt der im Schmidt´s direkt oder im Tivoli“

MauriciusQ denkt „Wieso will der das nicht?“

MauriciusQ sagt: „Ja“

Tollste Frau von Welt wo gibt: „Wie ja?“

MauriciusQ sagt: „Äääähh“

Tollste Frau von Welt wo gibt: „Hörst du mir überhaupt zu?“

MauriciusQ denkt: „Das war doch so abgesprochen? Dreht der nun völlig durch?“

MauriciusQ sagt: „Äh, sicher“

Tollste Frau von Welt wo gibt: „Was habe ich den als letztes gesagt“

MauriciusQ sagt: „Ääääääääh …der Wartke… der spielt in Hamburg“

Tollste Frau von Welt wo gibt: „ Vergiss es“

Glauben Sie mir: Es ist wirklich nicht leicht mit jemandem wie mir zusammen zu sein. Selbst wenn der normale Hobbys hätte. Aber da ist ja nocht der Fußball.

Wenn ich reflektiere wie wenig fußballfreie Zeit in der Woche außerhalb der Arbeit bleibt, dann wundert es warum mir meine Gattin in spe noch nichts nachts ein Kissen auf Gesicht gedrückt hat, bis ich nicht mehr atme. Wirklich! Herr Richter, sollte ich tot sein und Sie lesen das hier als Beweismaterial: Ich plädiere auf mildernde Umstände.

Ein Wochenende beginnt am Freitag 20:30 mit Fußball auf Premiere. Am Samstag geht es entweder mit oder ohne Frau durch die Republik oder – wenn ich das Spiel aus finanziellen oder Vernunftgründen sausen lasse mit dem Studium des Kickers und diverser Foren. Und komischerweise bin ich Sonntags immer „zufällig“ vor 11 Uhr wach, um mich zum Fernseher zu schleppen und „Doppelpass“ im DSF zu schauen. Ab 17 Uhr ist dann ja wieder Bundesliga-Konferenz und zwischendurch kann man ja noch mal ein paar Foren lesen. Außerdem bin ich ja noch zweiter Vorsitzender der „Borussen Sailors“ und finde daher immer mal einen Grund mit unserem Vorsitzenden Uwe ein paar dringenden Fanclub-Probleme zu klären. In der Woche gibt es ja noch Champions-League, UEFA Cup und DFB Pokal. Also eigentlich immer einen Grund den TV anzumachen. Und inzwischen stehe ich morgens früher auf, damit ich diesen Blog hier führe. Ach ja und alle zwei Wochen ist natürlich Treffen es Fanclubs. Was man – natürlich – auch nicht sausen lassen darf.

Um überhaupt noch mal Zeit mit der tollsten Frau von Welt wo gibt zu verbringen, verzichte ich übrigens darauf 2. Bundesliga, sowie die englischen und spanischen Liga zu schauen. Allerdings bin ich sensibel genug, dass nicht als Zeichen meiner Rücksicht bei ihr ins Feld zu führen. Ich muss gestehen, dass ich inzwischen selber froh bin, wenn mal ein fußballfreier Tag kommt und ich mich meiner Beziehung wegen nach der Sommerpause sehne. Es ist ja nicht so, dass ich uneinsichtig bin. Ich schaffe es nur nicht.

Ich liebe die tollste Frau von Welt wo gibt. Mehr als Fußball und meinen Job. Die Vorstellung mal ohne sie zu sein ist für mich nicht zu ertragen. Ich habe mich immer nach dieser emotionalen Heimat gesehnt, die ich bei ihr habe. Und ich frage mich oft, warum es immer sie ist, die unter mir und meinem leiden muss. Mal ehrlich, sie fährt mit mir zum Fußball und befasst sich in ihrer Freizeit sogar mit der Geschichte des BVB. Warum kann man nicht mal sagen „Schatz, klar ich habe mich total auf das Spiel gefreut, aber lass uns doch einen Ausflug machen?“ Und warum muss man über das Thema eigentlich bloggen anstatt sie einfach mal romantisch zu überraschen? Okay, Schatz, ich sehe es ein: Hier ist das Kissen! Aber mach es bitte schnell!

Montag, 27. April 2009

Magic Moment mit Jürgen Klopp

Fußball besteht aus einem permanenten Auf und Ab. Trauer und Freund liegen eng bei einander. Immer wenn Du denkst, dass nicht mehr geht, kommt von irgendwo oft doch noch mal eine Hoffung. Gerne auch innerhalb von 90 Minuten. Man erinnere sich an das 3:3 nach 0:3 Rückstand gegen das Blaukraut aus Gelsenhausen. Und dass das auch in die andere Richtung geht und das sogar zweimal mussten wir in Hannover erfahren, als uns gleich zweimal ein 2 Tore Vorsprung um die Ohren flog. Beides waren sehr emotionale Spiele die ich so schnell nicht vergessen werde, aber ab und zu gibt es dann auch noch viele emotionalere Momente. Momente die man niemals vergessen wird, egal wie alt man ist, eben „Magic Moments“.

Ganz oben auf meiner Liste dieser unvergesslichen Sekunden steht bei mir das 3:1 von Jürgen Wegmann in der letzten Minute im Relegationsspiel gegen Fortuna Köln 1986. Nachdem wir das Hinspiel mit 2:0 verloren hatten und zur Halbzeit zu Hause mit 0:1 zurücklagen, hatte niemand in der Halbzeitpause nur einen Funken Hoffung gehabt. Wir waren in der zweiten Liga. Aus! Ende! Weltuntergang! Doch dann kamen ein Tor und die leise Hoffung! Und dann kam das 2:1 und wir waren wieder dran. Ich habe bis dahin noch nie ein ganzes Stadion brüllen hören. Alle Tribünen. Süd, West, Ost und Nord. Und dann kam „Cobra“ Jürgen Wegmann. Und das Tor, das uns das dritte Relegationsspiel ermöglichte. Glücksgefühle aus 20 Jahren gepresst auf 20 Sekunden. Meine Güte war ich glücklich.

Mein letzter magischer Moment aus einem Spiel ist das 1:1 von Mladen Petric gegen Bayern im Pokalfinale 2008. Auch wenn wir das Spiel noch in der Verlängerung verloren haben. In diesem Moment wusste ich wieder mal, warum ich BVB Fan bin. Allerdings hatte ich wirklich Angst zu sterben. Ungelogen! Mein Herz schlug so, dass ich dachte ich muss jetzt den Löffel abgeben! Es wäre ein würdiger Tod gewesen! Eines Fans würdig! Auch wenn ich ganz froh bin, dass sich der Moment des Todes noch mal verschoben hat!

Es gibt noch ein paar dieser unvergleichlichen Moment; und sogar einen außerhalb der Spielzeit. Niemals vergessen werde ich nämlich den Auftritt der BVB Fans in Berlin auf dem Kurfürstendamm 1989. Es war Christopher Street Day und unter lauter Schwulen und Lesben waren unendlich viele schwarz-gelb gekleidete. Total surreal! Man muss dazu wissen, dass Homosexualität damals noch was „schmutziges“ war. Aber wie dem auch sein: Berlin 1989 war unfassbar. Die Stadt war in unsere Farben getaucht. Wir waren wieder da. Im wörtlichen Sinne. Es hat 20 Jahre gedauert bis im meinen zweiten magischen Moment zu verzeichnen hatte, der außerhalb des Spielgeschehens stattfand. 25.04.2009, 17:16 Uhr Schiedsrichter Kempter pfeift ab. Und wieder skandieren 4 alle Tribünen. Diesmal „Der BVB ist wieder da“. Doch es ist nicht das was mir im Kopf bleiben wird. Sondern das was danach kam.

Die Spieler waren schon in den Katakomben, als die Süd und die Südwest zusammen nach Jürgen Klopp riefen. Und als der sich nicht gleich zeigte ein „Wir woll´n den Trainer seh´n, wir woll´n den Trainer seh´n“ anstimmten. Doch nichts passierte. Normalerweise sollte man davon ausgehen, dass die Fans dann irgendwann gehen. Doch kaum einer ging. Die Süd war weiterhin gut gefüllt und stimmte „Ohne Trainer, geh´n wir nicht nach Haus“ an. Es war erhebend, einmalig und wunderbar. Und wer nicht dabei war, hat etwas einmaliges verpasst. Ich danke Euch namenlosen 20.000 für diesen Moment, den ich niemals vergessen werde. Auch wenn ich viele von Euch persönlich komisch finde. Ihr gehört zu meiner Familie!

Sonntag, 26. April 2009

Süd-West-Ecke steht auf

Der Tag begann mit einer schlechten Nachricht, weil die tollste Frau der Welt wo gibt leider Dünnpfiff hatte. Wenn es einen Ort gibt, den man mit Durchfall meiden sollte, dann ein mit 80.000 Menschen ausverkauftes Fußballstadion. Also wurde es nichts mit dem gemeinsamen Ausflug. Da alleine Auto fahren langweilig ist und man zweitens auch kein Bier dabei trinken sollte wurde spontan auf Zugfahrt umdisponiert. Allerdings nicht ohne ordentlich schlechtes Gewissen, dass man die kranke Freundin zu Hause lässt und sich amüsieren fährt. Fußball, was machst Du nur aus uns? Okay, ich gebe zu, dass ich froh war, dass ich die Karten für ein paar andere Mitglieder der „Borussen Sailors“ dabei hatte, denn so war ich gezwungen zu fahren. Und ich weiß wirklich nicht, ob ich das sonst nicht in Hamburg geblieben wäre. Was unfassbar schlechter Laune nach sich gezogen hätte und ich so mies drauf gewesen wäre, dass ich die tollste Frau der Welt extrem anmaulen würde. Was natürlich objektiv betrachtet eine Arschloch-Aktion sonder gleichen wäre. Ach ja, falls ich es noch nicht erwähnt habe: Ich bin ein unfassbar schwieriger Zeitgenosse und wenn ich ehrlich bin, wäre ich nicht mit mir zusammen, wenn ich die tollste Frau der Welt wo gibt wäre. So gesehen war es doch wohl ganz gut, dass ich mich auf den Weg nach Dortmund machen musste. Allerdings nahm mir die tollste Frau der Welt wo gibt das Versprechen ab nicht allzu besoffen nach Hause zu kommen, was immerhin zur Folge hatte, dass ich kein Bier aber jede Menge gut Vorsätze mit auf den Weg nahm. An die ich mich auch gehalten habe. Zumindest fast!

Da es zu spät war sich den anderen „Borussen Sailors“ noch anzuschließen wurde es eine recht einsame Fahrt. Was mir mal wieder die Gelegenheit gab die Stimmung vor Ort aufzusaugen. Falls Sie – weil Sie ja Marsmensch sind- noch nie beim Fußball waren und das mal dringend nachholen wollen: Kommen Sie nach Dortmund. Das sage ich ganz neutral und ohne die schwarz-gelbe Brille auf. In Hamburg z.B. ist es so, dass am Spieltag einige Fußball-Fans unterwegs sind, aber Fußball ist da halt eine wichtiger Veranstaltung IN der Stadt. Wenn der BVB ein Heimspiel hat, dann dreht sich in der Stadt ALLES um den BVB. Die ganze Stadt IST Fußball. In Dortmund interessieren sich auch die für Fußball, die sich nicht für Fußball interessieren. Auch wer mit Fußball nichts anfangen kann will das Ergebnis wissen. In der Stadt ist die Luft schwarz-gelb.

Die Sailors hatten auf Grund eines dummen Fehlers über den BVB nur Nordwest bzw. Süd-Karten bekommen. Ich hatte mir Karten jenseits des Fanclub-Kontigentes besorgt und war so alleine auf der Süd-West-Tribüne des Westfalenstadions und traf die anderen nur vor und nach dem Spiel im Schwimmbad auf ein paar Bier, bevor ich allein in meine Ecke dackelte. Wenn es mit den Karten klappt stehe ich bei Auswärtsspielen am liebsten, aber bei Heimspielen will ich nicht stehen. Die „gelbe Wand“ ist super, aber die Süd-West-Ecke ist mein zu Hause. In Block 38 und 39 ist die „alte Garde“ zu finden. Typen wie ich, die früher auch auf der alten Süd im Block 13 standen, aber irgendwann dann älter wurden, die Frau mit zum Spiel nehmen oder einfach auch manchmal sitzen wollen. In der Süd-West sitzen meiner Meinung nach die treuesten Fans. In Block „Drölf“ sind auch viele junge dabei, aber die Südwester sind eben schon seit Jahrzehnten beim BVB. Für mich ist die Südwest das, was die Süd vor dem Umbau war: Eine Truppe die niemals aufgibt. Den Südwesten hörst Du oft noch, wenn auf der Süd Totentanz ist. Zwar gibt es auch da ein paar Nasen, die sich jeder Stimmung verweigern, aber er zu „uns“ gehört sieht man bei dem Gesang „Süd-West-Ecke steht auf“. Und ich habe immer noch die Hoffnung, dass der Rest sich mal in Süd-Ost verabschiedet. Da sind die Plätze auch günstig und es singt keiner mit. Also lieber Marsmensch: Wenn Sie über 30 sind und Bock auf Support haben: Holen Sie sich eine Dauerkarte für Südwest!

Und immer wieder kommt es zu speziellen Erlebnissen, die es wohl nur beim Fußball gibt. Ich war ca. eine Stunde vor dem Spiel da und saß neben einem ca. 30-jährigen Aachener. Super netter Typ und wir haben uns super unterhalten. Er war zwar reichlich voll, aber das wurde ich so langsam auch. Die guten Vorsätze gingen im Brinkhoff´s No.1 unter. Als das Spiel los ging sagte ein Kuttenträger hinter uns zu dem Kollegen neben mir er möge sich doch hinsetzen. Dummerweise sagt er das etwas unfreundlich und erwischte meinen „neuen Freund“ wohl auf dem falschen Fuß. Der stand nämlich sofort auf, drehte sich um und fing an auf den Typen hinter mir einzuschlagen. So diese typische Art wie man sie öfter in Fußballstadion sieht. Wer schon mal dabei war, weiß was ich meine. Dieses „Ich markiere mein Revier, aber ich will den anderen nicht sofort umbringen“. Ich habe diese Art der Schlägerei schon mehrer Dutzend Male gesehen. Es war eigentlich nicht dramatisch, aber, dass der Mensch neben mir ohne Vorwarnung ausrastete, überraschte mich dann doch ein wenig. Es kam dann das, was auch immer kommt: Eigentlich hatte sich die Situation schon beruhigt, als mein Sitznachbar sich doch wieder umdreht und weitermachen wollte. Irgendwie beruhigte sich die Situation dann doch und ich nahm die Gelegenheit zum Anlass beruhigend auf die Situation einzuwirken und darauf hinzuweisen, dass es unklug ist im Stadion eine Schlägerei anzufangen, wenn man sich kein Stadionverbot einhandeln will. Dass mein neuer Freund doch ein wenig schräg war merkte ich neben der Tatsache, dass er von „Null auf 100“ in einer Sekunde schafft auchdann daran, dass er sich meine Worte zu herzen nahm, aber die ganze Zeit „Der will mich provozieren, aber ich hol mir kein Stadionverbot“ murmelte. „Draßen würde ich den wegklatschen, aber ich will kein Stadionverbot“. Er sagte es zu mir, aber ich glaube es war mehr ein Mantra für sich um runterzukommen. Der Hintermann zischte die ganze Zeit was von „Hurensohn“ und „ich kriege Dich“. Typischer, überflüssiger Fußball-Bullshit. Und dann passiert das, was niemand verstehen wird, der nicht öfter zum Fußball geht: Pass von Nuri Sahin auf Sebastian Kehl und der schießt Rost durch die Beine. Riesen Jubel und mein Nebenmann fällt dem Typen hinter mir um den Hals und entschuldigt sich. Den Rest des Spieles waren die beiden ein Herz und eine Seele. Süd-West-Ecke, meine Heimat, hier bin ich zu Hause.

Ach, ja: Ich war übrigens auch nicht komplett besoffen als ich zu Hause war. Aber ich war auch weit weg von nüchtern. Aber hey, ich konnte zu sprechen ohne zu lallen, wenn ich mich konzentrierte. Das ist doch schon mal was.

Freitag, 24. April 2009

Vom Begleiten in schweren Zeiten

„Ballspielverein Borussia aus Dortmund – Wir folgen Dir egal wohin es geht“ ist für mich das schönste und emotionalste Stadionlied seit was-weiß-ich-denn-wie-lange. Falls Sie zufällig hier reingeschneit sind, fußballuninterssierte Moderator eine Videospielsendung, Ostfriese oder einfach die letzten Jahre berufsbedingt nicht auf diesem Planeten verbracht haben und daher keine Ahnung wovon ich hier rede erklär ich das Ritual einfach mal. Nur damit Sie, falls Sie sich zufällig ins Stadion verirren während meine Borussia spielt, nicht unbeliebt machen.

Irgendwann gibt der Capo das Zeichen zum hinsetzen und mehr oder weniger die komplette Kurve skandiert „Hinsetzen, hinsetzen“, um selbiges dann auch im Anschluss zu tun. Stellen Sie sich nun die Melodie von „Im Wagen vor mir“ vor. Falls das Lied nicht bekannt ist: Das ist ein ziemlich einfacher Schlager, mag man privat nicht hören und eignet sich daher ideal fürs Stadion. Nun singen Sie also bitte gemeinsam folgenden Text:

„Ballspielverein Borusia aus Dortmund, wir folgen Dir egal wohin es geht. Auch in den schweren Zeiten werden wir die stets begleiten, Borussia wird sind immer für Dich da. Schalalalalala. Ab dem „Schalalalalala“ stehen Sie bitte auch und hüpfen. Das mag Ihnen vielleicht extrem dumm vorkommen, falls Sie der von mir weiter oben beschriebene Marsbewohner sind, für uns BVB Fans ist das aber emotional unglaublich aufgeladen. Wobei ich auch nicht weiß, warum sich alles in diesem Song kanalisiert. Vielleicht weil wir jahrelang nicht mehr zu feiern hatten, wir dieses Jahr wohl auch nicht in den UEFA Cup kommen, aber endlich wieder eine Einheit mit der Mannschaft sind. Wahrscheinlich kommt das der Antwort recht nah.

Wenn ich mir die letzten Jahr anschaue, dann waren da Fans unterwegs und eine Mannschaft. Beide hatten Respekt voreinander und mochten sich auch, waren aber irgendwie in anderen Welten. Auch wenn man dieselben Trikots trug. Dann kam Jürgen Klopp und zum ersten mal seit Jahren hat man das Gefühl, dass da einer ist, der den Fans zuhört und für den die nicht Schwenkfutter für PREMIERE sind. Und ich habe das Gefühl, dass wir EINE Mannschaft sind. Die einen machen ihre Aufgabe da unten auf dem Rasen und die anderen oben auf den Rängen. Aber es ist ein Team. Was im Moment so support-technisch beim BVB abgeht ist wirklich unfassbar. Die von Jürgen Klopp versprochenen Vollgas-Veranstaltungen finden eben ziemlich oft auf dem Rasen statt, aber auch auf der Tribüne. Das ist mein BVB und ich würde für den Club auf den Mond reisen.

Mit den im Lied beschriebenen schweren Zeiten ist das aber so eine Sache. Ich bin BVB Fan seit ich 6 bin. Ich bin also in der Zweitklassigkeit zum Verein gekommen. Für mich war der BVB immer da. Einfach ein Teil meines Lebens. Meiner Familie. Und meine ganze Jugend war Fußballtechnisch eine „schwere Zeit“. Bis ich 1989 zum erstenmal einen Titel bejubeln durfte. Der DFB-Pokal! In den Händen der BVB Spieler! Dass es so was gibt hätte ich mir niemals träumen lassen. Leider habe ich in den 90er Jahren eine Fußballkrise gehabt und daher den Gewinn der Champions-League nicht so emotional mitbekommen, wie das hätte sein sollen. Schade eigentlich. Aber es gibt schlimmeres. Weil schöner als Titel gewinnen ist nicht absteigen. Denn da geht es um Deine Existenz. Wenn du absteigst heißt es für Dich Koblenz statt Sch***e. So grauenhaft ich die Blauen finde. Es gibt nichts schöneres als die zu besiegen. Und nicht absteigen emotionalisiert. Es gibt zweimal fünf Minuten in meinem Leben, die mir im Hirn festgebrannt sind. Die Momente nach am 11.09. als das zweite Flugzeug in World Trade Center einschlug und das 3:1 von Jürgen Wegmann in der Nachspielzeit des Relegationsspiels gegen Fortuna Köln. Soviel Alzheimer kann ich nicht bekommen, dass ich das jemals vergesse. Niemand der dabei war wird das vergessen. Niemals!

Trotzdem: Auch wenn man natürlich in schweren Zeiten zum Verein steht: Man fährt halt lieber zum Verein, wenn es um was geht. Und wer sich darüber beschwert, dass Fußball immer mehr zum Event wird und sich gleichzeitig über den super Auswärtssupport freut, der sollte schauen ob er den Fehler selbst findet. Die Wahrheit ist nämlich: Jeder hat irgendwann mal keine Lust. Natürlich bin ich auch unter Doll regelmäßig zum Fußball gefahren, aber das Grottengegurke war teilweise wirklich schlimm. Und wenn man so Spiele wie das 0:4 in Wolfsburg erlebt, dann fragt man sich was das soll. Ich war in Eiseskälte früh morgens unterwegs und nach dem 0:2 nach 10 Minuten war klar, dass ich im Bett hätte liegen bleiben können. Und ich würde wohl nicht zum Spiel nach Frankfurt fahren, obwohl ich weiß, dass die tollste Frau von Welt wo gibt total gerne mit mir zwei Tage aufs Osterstraßenfest will, wenn wir nicht so geil spielen würden im Moment. Sondern ich hätte es auf Premiere gesehen und das lange Wochenende genossen. Nun fahr ich doch werde ich doch fahren, aber ich schäme mich.

Ja, lieber BVB, auch ich bin manchmal schwach und ziehe Dir andere Sachen vor. Denn so masochistisch ich auch bin, manchmal will ich doch nicht 500 km fahren und wissen, dass wir keine Chance haben. Ich bin nur ein Mensch. Und trotzdem habe ich das recht „auch in den schweren Zeiten werden wir dich stets begleiten“ zu singen, lieber BVB.

Denn eines verspreche ich dir: Selbst 11 Thomas Dolls würden mich niemals von Dir trennen können.

Ich bin das personifizierte Auswärtsspiel

Wie bereits erwähnt steht morgen das Heimspiel gegen Hamburg an, was für mich aber eigentlich ein Auswärtspiel ist. Das einzige Heimspiel ist für mich nämlich das Auswärtsspiel in Hamburg, während alle anderen Spiele inkl. der 17 Heimspiele Auswärtsspiele sind. Oder anders gesagt: Ich bin als Hamburger das personifizierte Auswärtsspiel.

Okay, ich gebe es zu: Ich bin ein bisschen neidisch auf Menschen, die am Samstag ausschlafen können, entspannt Mittag essen, dann langsam zum Stadion schlurfen und nach dem Spiel genauso entspannt mit der S-Bahn nach Hause fahren. Für mich heißt „Heimspiel“ nämlich um 9 Uhr aus dem Haus zu gehen um laut Navi 366 KM nach Dortmund zurück zu legen. Ich werde in der Rückrunde wahrscheinlich 12 Spiele des Ballspielvereins Borussia live sehen. Das heißt 12 mal kein ganzes Wochenende, sondern nur einen freien Tag und einen Tag im Zeichen von Schwarz-Gelb. Mit allen positiven und negativen Folgen. Denn aus beruflicher Sicht gibt es für mich nichts enspannenderes als in der Kurve zu stehen.

Auf der anderen Seite ist ein Fußballspiel aber körperlich sau anstrengend. Mein Nervenkostüm ist am Ende eines Matches immer im Keller. Die einzige Art ein Fußballspiel entspannt zu genießen wäre für mich ein 4:0 Führung nach 10 Minuten. Wer findet den Fehler? Hinzu kommt dann 730 KM Autofahrt, wenn ich mit dem Auto zum Heimspiel unterwegs bin. Bei aller Liebe niemals enden wollenden Liebe zu meinem Verein: Auf der Rückfahrt kommt immer der Punkt an dem ich mich frage, warum ich den Scheiß eigentlich mache? Warum sitze ich nicht einfach entspannt vor dem TV und schau mir mit Chips und Bier das Spiel an? Warum muss ich mir das antun und meine Frau noch mit rein ziehen? Ungefähr auf Höhe der Autobahnraststätte Dammer Berge wird mein Hass aus mich selbst dann unerträglich und ich nehme mir vor vernünftig zu sein. Was in ganz schlimme Wochen bis Dienstag hält.

Doch das dauernde Unterwegs sein schlaucht nicht nur körperlich, es geht auch verdammt ins Geld. Ein Heimspiel kostet mich - Benzin, Parkplatzgebühr, Bier und was zu essen im Stadion – gut 100€. Aber auch nur wenn ich keine Extrawünsche habe und kein Merchandising oder andere Sonderwünsche einschiebe. Weiter entfernte Auswärtsspiele sind teurer und wenn man mit dem Zug unterwegs ist und trinken kann, wird es noch mal deutlich teurer. Ich hatte meine Vorliebe zu Bier glaube ich mal erwähnt, oder?

Ich verdiene nicht so schlecht, dass ich jammern könnte, aber natürlich hat man als fast Vierzigjähriger auch noch so ein, zwei andere finanzielle Verpflichtungen. In der Praxis führt das dazu, dass ich eigentlich keine Hobbys habe neben Fußball und mir sonst nichts Großes leiste. Ich überlege mir Ende des Monats wohin ich im nächsten Monat fahre und lege mir dafür das Geld zurück, damit ich nicht in Versuchung komme es anderweitig auszugeben.

Neben dem finanziellen Verlust kommt aber noch das permanent schlechte Gewissen hinzu. Könnte man das Geld nicht auch sinnvoller ausgeben? Für eine Lebensversicherung? Schuldenabbau? Oder als Spende für wohltätige Zwecke. Oder sollte man nicht der besten Frau von Welt wo gibt was davon kaufen? Die hat schließlich schon schwer genug an einem zu tragen und man liebt sie doch schließlich mehr als alles andere auf der Welt; sogar Fußball? Ja, man sollte alles das tun, statt sein Geld dafür auszugeben sich im Stadion mit Bierbechern beschmeißen zu lassen.

Morgen um 9 Uhr sitz ich im Auto.

Mittwoch, 22. April 2009

Martin Kind ruined my life

Falls ich es noch nicht erwähnt habe: Ich trinke gerne Bier. In der Woche eher wenig, aber wenn es zum Fußball geht gehört für mich Bier eigentlich dazu. Als beruflich jemand der sich beruflich damit befasst TV Unterhaltung für andere Leute zu erstellen schaffe ich es mich in der Woche gesittet zu behehmen. Ist halt ein kommunikativer Beruf. Aber die Kombination „Samstag“ und „Bier“ führt manchmal zu komischen Auswüchsen. Wenn die beste Frau von Welt wo gibt mitkommt, hält sich das in argen Grenzen, weil wir dann mit dem Auto fahren und sich das Thema Alkohol dann logischerweise auf zwei Bier beschränkt.

Anders sieht es aus, wenn ich mit dem Fanclub und ohne Frau auf dem Weg zum Auswärtsspiel bin. Da würde ich das Bild von unserem Trainer Jürgen Klopp bemühen, der in Bezug auf Nelson Valdez davon sprach, dass der „wie ein trockene Schwamm alles aufsaugen“ würde. Nur dass Klopp bei Valdez von seinen fußballerischen Anweisungen sprach.

Eine Fahrt zum Fußball ohne Auto beginnt mit einem Bier bei mir. Direkt nach dem einsteigen in den Zug. Das ist ein Ritual und hat auch nichts mit der Uhrzeit zu tun. Wenn es morgen um 8 Uhr ist, dann ist das vielleicht ein Grund müde zu sein, aber bestimmt keiner nüchtern zu bleiben. Warum Bier und Fußball bei mir zusammengehören weiß ich nicht, aber wenn ich mich in den Stadien umschaue ist das eine Art Naturgesetz. Ähnlich der Schwerkraft. Man muss es nicht mögen aber einfach akzeptieren. Ein Apfel fällt nach unten und beim Fußball bin ich voll.

Bei aller Liebe zum Bier gilt es aber ein paar eiserne Regeln zu beachten, damit die Liebe Fußball nicht drunter leidet. 1. Man sollte beim Anpfiff den Ball noch verfolgen können und in der Lage sein sich mit seinen Mitmenschen einigermaßen zu unterhalten. Und 2.: Beim Abpfiff sollte man so fit sein, dass man sicher nach Hause kommt. Das klappt meistens ganz gut und manchmal weniger gut. Hannover auswärts diese Saison klappte weniger gut. Oder besser gesagt: Gar nicht

Die „Sailors“ sind gemeinsam mit dem Wochenendticket per Metronom nach Hannover gefahren. Ich hatte mir als „Wegzehrung“ drei halbe Liter Bier mitgenommen, was einigermaßen angemessen für zwei Stunden Bahnfahrt ist. Auch die anderen Fanclub-Mitglieder waren fröhlich aber in gesundem Maße am bechern. Der ganze Metronom war eigentlich voller besoffenen BVB-Fans. Was zwar eigentlich ganz lustig ist, außer man ist kein Fußball-Fans. Denn niemand möchte mit besoffenen gröhlenden Fußball-Fans im selben Zug sitzen. Es sei denn man ist ein besoffener gröhlender Fußball-Fan. Und dann auch nur, wenn man die selben Farben trägt.

Ich hatte eine Tasche dabei, weil ich nach dem Spiel nicht zurück nach Hamburg wollte sondern nach Berlin, wo die beste Frau von Welt wo gibt auf mich wartete. Da man mit Tasche aber logischerweise nicht ins Stadion kommt wurde selbigen am Hannover Hbf am Schließfach deponiert. Soweit alles kein Problem. Noch nicht.

Hannovers Präsident Martin Kind ist in seinen Forderungen nach Abschaffung der 50+1 Regel ja eh ein ziemlicher Vollpfosten. Was aber für mich am Spieltag schlimmer ist, ist der Umstand, dass es in Hannoveraner Stadion Bier und andere Lebensnotwendigkeiten nicht gegen Bargeld gibt. Man ist gezwungen sich eine Bezahlkarte zu kaufen. Das ist für den Heimfan eigentlich auch kein Problem, aber der Auswärtsfan muss sich halt in jedem Stadion das diese Regel hat so eine Karte holen. Weil die Karte Pfand kostet wird in jeder Gruppe eigentlich einer bestimmt oder meldet sich freiwillig, der den Kartenmaster macht. Was dazu führt, dass dann jeder der ein Bier will sich bei dem entsprechenden Menschen meldet. Da die wenigsten Menschen aber Geld für Bier passend geben, überschlägt man das immer so Pi mal Daumen. Was zur Folge hat, dass man als Besitzer der Karte eigentlich immer der Gekniffene ist. Man will ja auch nicht als geizig gelten und ist daher eher großzügig in der Verrechnung. Außerdem ist man gezwungen seine Karte mit relativ viel Geld aufzuladen, damit man nicht alle fünf Minuten wieder zum Stand muss. In Hannover hatte ich mich bereit erklärt eine Karte zu holen. Und hier begann in meinem Fall das Ende. Denn wenn ich für die Kollegen Bier holen gehe, dann bin ich immer in Versuchung mir eines mitzubringen. Bzw. Was heißt „Versuchung“? Ich mach´s einfach. Und weil ich nicht so oft laufen will bring ich mir selbst dann zwei mit. Da ich es aber wiederum nervig finde mit zwei Bier irgendwo zu stehen trinke ich das erste des Paares dann gerne als Sturzbier. Wer kann zwei und zwei zusammen zählen? Bevor wir aber zu meinem persönlichen Untergang kommen, kommen wir zum Spiel.

Denn unabhängig von meinem Alkoholkonsum war die Auswärtsstimmung in Hannover das beste was ich seit Jahren mitgemacht habe. Geschätzte 10.000 Schwarz-Gelbe waren im Stadion und machten eine unfassbar geile Stimmung. Wie die Borussen es aber schafften zweimal einen Zwei-Tore-Vorsprung zu vergeigen bleibt für mich im Dunklen. Und zwar im doppelten Sinne. Denn erstens ist es mir ein Rätsel, wie unsere diese Saison doch so stabile Abwehr so Blackouts hinbekommt. Und zweitens im wörtlichen Sinne. Denn ich war relativ schnell so unfassbar voll, dass ungefähr nach unserem vierten Tor nur schemenhafte Bilder zu sehen sind. Und ab dem Anpfiff habe ich keine, aber auch gar keine Erinnerung mehr an die nächsten 2 Stunden.

Das nächste an was ich mich erinnern kann ist ein Anruf von Ronny, einem anderen Mitglied der „Borussen Sailors“ der mich anrief, um mich zu erinnern, dass meine Tasche am Hauptbahnhof in Hannover sei. Sehr nett von ihm. Leider saß ich da schon im Zug. Kurz vor Wolfburg. So musste ich dann in VW-hausen aussteigen und zurück nach Hannover. Zwar hatte ich kein Rückfahrtticket, aber ich glaube der arme Schaffner hat nach meinen gelallten Erklärungen einfach aufgegeben mich kontrollieren zu wollen. Irgendwie bin ich dann doch nach Berlin gekommen, wo eine enttäuschte Frau auf mich wartete, die ihren Plan mit ihr Essen gehen zu wollen aufgeben musste.

Nun habe ich eine Bezahlkarte von Hannover 96, die ich in meinem Suffkopp extrem vollgeknallt habe und wenn die DFL gemein ist und das nächste Spiel in Hannover zum Saisonende legt erst im Sommer 2010 einlösen kann. Während Martin Kind darauf hofft, dass ich das Geld nicht einlöse, um mit der gesparten Kohle die Expansionspläne für seinen Langweilerclub zu finanzieren. Aber mich kriegen Sie nicht klein Herr Kind. Das Geld sauf ich Ihnen weg. Ich trinke für den Erhalt von 50+1.

Und wenn Sie lieber Leser das nächste einen stockbesoffenen Typen im BVB Trikot sehen, fragen Sie sich, ob der vielleicht für Ihr Fernsehprogramm verantwortlich ist.

Ich liebe Fußball

Dienstag, 21. April 2009

Der nicht nur modische Nachteil von Windbreakern

Wieso zum Teufel tragen Leute eigentlich Windbreaker?

Zu Beginn zitiere ich mal einen Kollegen, der etwas ultra-näher ist als ich in Bezug auf unser Spiel gegen Hamburg

„Der aktive Norden fährt Auto und weiß auch aus welchem Grund...
Ihr müsst aber denke ich...nicht so viel "Angst" vor Hamburg haben, da diese es eher auf die "Windbreaker-Fraktion" absehen würde, als auf Trikot-träger...“

Auch nach all den Jahren und dem „Sommermärchen“ und dem immer besser gelungenen Versuch Fußball zum „Event“ zu machen ist eine Sache immer noch aktuell: Fußball bietet immer noch enormen Konfliktpotenzial und ist zumindest für Leute aus der Fanszene nicht ohne Risiko. Und das ist auch gut so.

Ich weiß, dass mich da viele Leute nicht verstehen können, aber mir persönlich wäre Fußball ein Graus, wenn man ohne Probleme in ein gegnerisches Stadion fährt ohne da auch nur das Geringste befürchten zu müssen. Ich meine: Nichts gegen die alljährliche Kaffeefahrt nach Wolfsburg, wo man auf dem Weg vom Hauptbahnhof zum Stadion auf keinerlei ernsthaften gegnerischen Fangruppen stößt, aber will man ein Derby gegen die verhassten Blauen aus Gelsenhausen ohne ein bisschen Remmidemmi? Niemand der dabei war kann ernsthaft die 80er-Jahre und ihre Gewaltexzesse zurück wollen, aber das wäre mir immer noch lieber als die 90er wo man mit dem Schwarz-Gelbe und das Blaukraut teilweise gemeinsam am Bierstand abhingen. Also bitte.

Vielleicht sollte ich aber mal erklären, was es mit dem oben zitierten Posting auf sich und was Gewalt mit Windbreakern zu tun hat:Wir spielen am Samstag gegen den HSV. Zu Hause! Das ist nun eigentlich kein Grund sich als BVB-Fan besondere Gedanken zu machen, was die Sicherheitsstufe angeht. Eigentlich. Es sein denn man ist Mitglied eines BVB-Fanclubs aus Hamburg. Was zwangsläufig zur Folge hat, dass man einen gemeinsamen Anreiseweg mit den gegnerischen Fans hat. Und was noch unangenehmer ist: Einen gemeinsamen Abreiseweg.

Mit der Eingangs zitierten „Windbreaker“-Fraktion sind Ultras gemeint und der „Aktive Norden“ sind die norddeutschen Mitglieder der Dortmunder Ultra-Gruppierungen. Wo deren Vorliebe für diese Segeljackenscheiße herkommt habe ich aber nie geschnallt. Wenn ich auf das Zeug stehen würde, dann wäre ich einem Segelclub beigetreten.

Aber unabhängig von den modischen Verirrungen gewisser Gruppierungen wird man nicht umhin kommen auf dem Weg nach Dortmund diverse HSVer zu treffen. Da ich erstens zusammen mit der besten Frau wo gibt mit Auto, aber ohne Windbreaker unterwegs bin, hält sich das Risiko für mich in überschaubaren Grenzen. Für unsere U21 Fraktion, die sich aus finanziellen Gründen mit dem Wochenendticket im Metronom unterwegs ist, sieht das da schon anders aus. Auch ohne Windbreaker ist die Chance da von einem besoffenen HSVer was vor den Latz zu bekommen durchaus nicht aus der Welt.

Fußball und Mode sind eben nur bedingt verwandt.

Ich hasse Golf

Ich zu alt für diesen Scheiß. Wirklich. Anfang nächsten Jahres werde ich 40. Ich sollte mir eine standesgemäße Freizeitbeschäftigung suchen. Ein Freund von mir ist begeisterter Golfer. Ein andere geht regelmäßig auf sein Boot in Holland segeln. So etwas wäre auch für mich angebracht. Ich bin schließlich beruflich nicht komplett unerfolgreich. Da gehört ein „standesgemäßes“ Hobby doch dazu. Würden zumindest meine Eltern sagen. Oder Freunde. Oder jeder normale Mensch auf der Welt. Und wenn schon nicht Segeln oder Golf, dann irgendwas was mehr nach Erfolg riecht. Squash oder so.

Ich dagegen ziehe es vor Woche für Woche mit meinem Verein auf den Tribünen der Fußballstadien der Republik unterwegs zu sein. Und mich dabei in den meisten Fällen schrecklich zu besaufen und zwischen schwitzenden Leibern so lange zu schreien bis meine Stimme weg ist. Normalerweise komme ich nicht aus dem Stadion ohne dass mir irgendwer einen Bierbecher von hinten auf den Kopf wirft. Ich liebe mein Leben. Und ich hasse Golf!

Mein Club ist für mich wie ein Bruder. Oder ein Vater. Oder Mutter. Eigentlich wie alles zusammen. Aber man kann sich seine Familie nicht aussuchen und der Club hat mir schon so unfassbar schlimme seelische Schmerzen bereitet. Wie meine Woche wird hängt nicht unwesentlich mit den Ergebnissen am Wochenende zusammen. Die Zeit zwischen den Spieltagen erscheint mir irgendwie zu lange und die Sommerpause hinterlässt jedes Jahr ein tiefes Loch in meiner Seele.

Bevor ich aber zu mir komme sollte ich aber vielleicht mal erläutern von welchem Verein ich spreche. Es handelt sich um den ohne Zweifel tollsten Fußballclub auf der Welt: Den Ballspielverein Borussia 09 Dortmund. Und nach meiner Verlobten die große Liebe meines Lebens. Ansonsten spielt mein Job noch eine Hauptrolle in meiner Existenz, dass letztendlich ein permanentes Balancieren zwischen den drei Konstanten meines Lebens ist und der Versuch diese drei Punkte irgendwie unter einen Hut zu bekommen. Was mir einigermaßen gelingt würde ich sagen. Worauf die beste Frau von Welt wo gibt wahrscheinlich laut lachen würde. Und sie hätte Recht.

Die wichtigste Nebenrolle in meinem Leben spielt Bier würde ich sagen. Wobei die beste Frau von Welt wo gibt wieder laut lachen und eine Hauptrolle für diese Getränk reklamieren würde. Wo sie aber diesmal Unrecht hätte, denn das Bier ist zwar mein ständiger Begleiter, aber ist alleine nicht erfüllend. Im Gegensatz zu ihr, meinem Job und Fußball. Tor für mich. Ausgleich 1:1.

Aber ob Haupt- oder Nebenrolle: Bier wird in diesem Blog ein ständiger Begleiter sein fürchte ich.