Samstag, 28. Januar 2017

Sag dem Zombie lebwohl – Mein Abschied vom Profifußball – Teil 1




Tim hat es getan. Er wird nicht mehr zum Fußball fahren. Der Autor des Buches „Aus der Hölle zum Licht – Zehn wilde Jahre mit dem BVB“   hat seinen Abschied vom Fußball verkündet. Sein Artikel zum Thema hätte von mir sein können. Jeder Satz davon. Und ich denke schon lange über die selben Schritt nach. Und Tim hat den letzten Stein umgestoßen.

Ich habe daher die Entscheidung getroffen meine Auswärtsdauerkarte mit sofortiger Wirkung abzugeben.

Auch mir geht – wie vielen anderen – Fußball nur noch auf den Sack. Früher war das Spiel DAS Highlight der Woche. Ich habe ab Montag drauf hingefiebert am Wochenende im Stadion zu sein. Alles daran war geil. Wenn der Wecker in der Woche um 07:00 Uhr schellt war das die Hölle. Aber am Samstag um 05:30 aufstehen, weil Du nach Süddeutschland willst? Kein Problem. 

Aber im Moment fühlt sich das alles an wie eine Zahn-OP.

Fußball ist ein Zombie geworden. Warum soll ich mich für eine Liga interessieren in der ein Club spielt, der von einer Brause gegründet wurde? RaBa Leipzig ekelt mich an. Das alles widerspricht den Werten, die Fußball für mich so besonders machen: Freundschaft, Zusammenhalt, Miteinander!

Fahrten nach Hoppenheim oder Wolfsburg haben den Unterhaltungsfaktor einer Zahn OP. Ich kann mit aktuell nicht mal die Tabelle merken. Sky habe ich eh gekündigt und ich schaue wenn der BVB nicht spielt oft erst am nächsten Tag beim Kicker nach wie die anderen Teams gespielt haben. Als ich letzens beruflich ein Spiel vom BVB verpasst habe, habe ich nur 5 mal auf den Ticker geschaut. Das ist ein Zustand den ich noch nie gekannt habe. Egal, ob ich im Stadion war oder vor dem Radio: Seit ich lebe bin ich BVB Fan. Jedes Gegentor riss mir das Herz raus und jedes Tor war wie ein Orgasmus. Doch da wo das große Gefühl war ist jetzt große Leere.

Es rockt alles nicht mehr. Deswegen ist die Entscheidung die ADK abzugeben nur konsequent. Ich will nicht ausschließen, dass ich mir mal wieder eine Karte für ein Spiel hole, aber ich kann es mir gerade nicht vorstellen. Pokal auswärts vielleicht. Ich weiß es nicht, aber es ist mir auch gerade egal. BVB Heimspiele werde ich weiter besuchen. Ich liebe das Stadion, ich liebe die Leute und mag das Drumherum. Wobei auch das nicht mehr so schön ist. Ich wollte ich wäre da so konsequent wie Tim. Aber das bin ich leider – noch – nicht. 

Werde ich den Fußball vermissen? Wie Sau! Aber ich vermisse ihn jetzt schon. Das was ich geliebt habe gibt es nicht mehr.   Ich will die Zeit die ich gewinne nutzen, um ein bisschen zum Fußball zu fahren. Ich muss die zweite und dritte Liga noch voll machen, mein Hamburger Amateurclub Hamm United habe ich auch sträflich vernachlässigt und zu Austria Salzburg muss ich auch wieder öfter. Und englischer Amateurfußball. Und.... ach Fußball ist das geilste Spiel der Welt.

Dem Profifußball wünsche ich den Kollaps. Verreck an den Dosen!



Freitag, 15. Juli 2016

Der BVB ist ein Scheißverein geworden – holen wir ihn uns zurück.




Der Ballspielverein Borussia Dortmund, ehemals ein sportlich erfolgreicher Verein, hat einen neuen Trainer. Der BVB spielt nicht immer perfekt, aber immer mit Leidenschaft. Man erahnt was in der Truppe steckt. Bei Auswärtsspielen sind die Sektoren der BVB-Fans stets ausverkauft und die Atmosphäre ist super. Der BVB hat wahrscheinlich den beste Auswärtsmob der Liga. Viele Fans anderer Szenen beneiden den BVB um das enge Verhältnis zwischen Ultras und „normalen“ Fans.

Was sich hier liest als würde Opa aus dem Krieg erzählen ist in Wirklichkeit erst acht Jahre her. Was dazwischen lag waren die schönsten Jahre die der BVB und seine Fans wahrscheinlich je erlebt haben werden.

Und heute? Eigentlich wollte ich mich ja für die Überschrift entschuldigen. Clickbaiting und so. Ihr versteht. Aber muss ich das wirklich? Natürlich ist der BVB auch in diesen Zeiten noch der beste Club der Welt. Aber ansonsten? Auf dem Rasen wird eine Mannschaft mit jungen Talenten aus aller Herren Länder stehen, die keinen Bezug zum Verein haben (können), unser Trainer ist ein Fachmann mit eingeschränkten Kommunikationsradius, die Ultras machen zum großen Teil ihr eigenen Ding. Viele anderen Fans stört das zwar, aber anstatt das Gespräch zu suchen – und sich da auch einzubringen – wird nur gepöbelt. Und der Geschäftsführung fällt nichts anderes ein als allen Ultras die ADKs zu entziehen und wirkt auch ansonsten so als wären sie weit entrückt und hechelten Real Madrid hinterher. Und als wäre das alles nicht schon schlimm genug kommt Mario Götze scheinbar auch noch zurück.

Wir haben alles auf den Erfolg ausgerichtet im Verein. Aber wir haben nicht mal Erfolg. Wir sind der FC Bayern in schlecht. Wie Michael Rummenigge.

Dass der BVB nun alle Ultras noch von den Auswärtsdauerkarten ausgeschlossen hat, ist der Höhepunkt der Eskalation. Es ist nun nicht so, dass die Ultra-Gruppen an der Situation unschuldig wären. Die haben im Gegenteil extrem heftig am Repressionsbaum gerüttelt.

Ich wurde in den letzten Tagen oft gefragt, was der Verein denn alternativ hätte machen sollen, außer den Ultras die ADKs zu entziehen. Keine Ahnung. Ich weiß es nicht. Aber für was soll es die Lösung sein, dass es auswärts nun gar keine Stimmung mehr gibt und stattdessen noch mehr Menschen mit Partysonnenbrillen den Block füllen und außer „Scheeeeeeiiißeeeee 04“ nichts singen? Die Saison 2016 / 2017 dürfte die mit Abstand schlimmste seit Jahren werden. Ich freue mich auf das Treffen mit Menschen vor dem Spiel in der Roten Erde. Auf sonst nichts. Die Auswärtsspiele haben die Attraktivität einer Zahn OP.

Alle Leute aus meinem Umfeld haben die Schnauze voll von Fußball. Denn neben der Scheiß-Entwicklung beim BVB ist ja auch die Bundesliga an einem Tiefpunkt angekommen. Leipzig lässt grüßen. Selbst einige Journalisten haben mir unter der Hand gesagt, dass sie die Entwicklung nicht gut finden. Es wäre der perfekte Zeitpunkt Fußball an den Nagel zu hängen.

Oder wir holen uns unseren BVB zurück. Versuchen aus dem Club wieder den Verein zu machen, den wir so lieben.

Geht den offiziellen auf den Sack, sucht das Gespräch, bringt Euer Unbehagen zum Ausdruck, werdet Mitglied (wenn ihr das nicht seid), sucht das Gespräch mit den Ultras, werdet aktiv im Vereinsleben, kämpft für unseren BVB. Wir waren immer stark, wenn Vereinsführung und Fans nicht zu weit auseinander waren. Geben wir den Verein nicht kampflos her. Nur weil es unmöglich sein könnte ist es sicher nichs falsch.

Aber eins, aber eins, das bleibt bestehen. Borussia Dortmund wird nie untergeh´n.



Mittwoch, 15. April 2015

Dieser Club ist größer als wir alle – Auch als Jürgen Klopp

Das war es also. Jürgen Klopp ist ab der kommenden Saison nicht mehr Trainer von Borussia Dortmund. Wenn man sich die Kommentare im Forum, auf Twitter und bei Facebook anschaut, dann könnte man meinen die Welt sei untergegangen.  Oder mindestens ein Mensch gestorben, der mit uns allen auf wundersame Weise verwandt ist. Und das ist auch nicht falsch.

Jürgen Klopp hat uns – in Zusammenarbeit mit Aki Watzke und Michael Zorc – die wunderbarsten Jahre beschert, die man als Fan haben kann. Wir sind – auferstanden aus der Fast-Insolvenz – unter der Führung von Jürgen Klopp zu zwei Meisterschaften und einem Pokalsieg gekommen. Und fast wären - hätte die Schiris keine Tomaten auf den Augen gehabt -  noch ein Pokalsieg und ein Championsleague-Titel dazu gekommen. Das ganze gepaart mit einer Art Fußball zu spielen, die ich so in der Häufung  bei uns noch nie erlebt habe.

Hinzu kam ein Trainer, der in jeder, wirklich in jeder, Situation die richtige Ansprache fand. Ich werde nie vergessen, wie Klopp vor dem Championsleague-Spiel gegen Real – als alle vom Transfer von Götze nach München komplett am Boden waren – in der PK Worte gefunden hat bei denen ich ehrfürchtig vor dem Bildschirm geklebt habe und dachte „Das kann nicht sein, dass er das so formuliert“.

Das was wir von der Saison 08/09 bis zur Saison 11/12 erleben durften war unfassbar und so einmalig, dass man es niemand beschreiben kann, der es nicht als BVB-Fan erleben durfte. Und das nicht nur sportlich, sondern auch im Umgang mit den Fans und eben vom Unterhaltungsfaktor. Dafür wird Jürgen Klopp in Dortmund immer ein Denkmal haben. Ich werde diese Zeit niemals in meinem Leben vergessen und denke immer wieder daran zurück.

Man kann so Momente aber nicht festhalten oder reproduzieren. Ausnahmemomente  heißen ja nicht umsonst so. Völlig unabhängig vom Umstand, ob Jürgen Klopp unser Trainer geblieben wäre oder nicht: Man kann die Vergangenheit nicht festhalten. Im Gegenteil. Wer immer nach hinten schaut verpasst das, was vorne wartet. Man muss Erinnerungen bewahren und dankbar dafür sein, aber nach vorne schauen und die beste Lösung für den BVB suchen. Und ja: Wir werden nie wieder einen Trainer haben, der im Gesamtpaket so viel mitbringt. Davon muss man sich verabschieden.
Und zur Wahrheit gehört halt auch, dass Jürgen Klopp 2015 nicht mehr der Jürgen Klopp der Jahre davor ist. Der Trainer war im Laufe der Saison extrem floskelhaft und gereizt. War Jürgen auf Pressekonferenzen früher meist launig und gab Journalisten nur einen mit, wenn sie extremen Quatsch redeten, ging er in dieser Saison schnell an die Decke. Jürgen Klopp zeigte ein Verhalten, was ich so nicht von ihm kannte: Er war unsouverän.

Ich hatte in den letzten Wochen eh schon das Gefühl, dass es nicht mehr passt mit Jürgen Klopp in Dortmund, dass er es nicht schafft die Mannschaft neu aufzustellen. Ich fand seine Wechsel und seine Personalentscheidungen komisch und immer weniger nachvollziehbar. Wie jemand, der nicht mehr ganz bei der Sache ist. Deswegen war ich heute bei der Verkündigung auch nicht traurig. Das was wir erlebt haben, kann uns keiner mehr nehmen. Niemals. Aber das Hier uns Jetzt bedarf dringend Änderungen. Denn es geht um den Ballspielverein Borussia Dortmund.

Der BVB ist größer als wir alle. Sogar als Jürgen Klopp. Das dürfen wir NIEMALS vergessen.Es ist gut, wenn wir uns gerade jetzt daran erinnern. Egal wie gut Klopp war, wir werden auch nach Klopp ein geiler Verein sein. 

Jürgen Klopp hat sich ja gewünscht noch einmal jubelnd um den Borsigplatz gefahren zu werden. Es sind genau zwei Siege die uns von diesem Ziel trennen. Diese geile Zeit unter Jürgen Klopp hat das maximal geilste Ende verdient und wir müssen alles tun um das zu realisieren.  Ein Märchen hat ein perfektes Ende verdient
.
Danke Jürgen und alles Gute für Deine Zukunft.


Samstag, 7. Februar 2015

Wenn wir absteigen soll es zumindest nicht an uns liegen


Während ich das schreibe sitze ich in der Bahn nach Freiburg. Wenn ihr das lest, seid Ihr entweder auf demselben Weg, sitzt zu Hause und warte auf das Match oder es ist schon rum. Mit einem Ergebnis, dass niemand kennt. Aber jeder vorher zu kennen glaubt, denn - machen wir uns nichts vor – der Anteil von Menschen, die gerade optimistisch auf das nächste Spiel blicken dürfte sich im Promillebereich bewegen.

Wer sich noch an die Serie von 6 oder 7 Spielen ohne Punktverlust erinnern kann – und wer kann das nicht – kennt noch dieses Gefühl des Fliegens, das sich damals einstellte. Im Moment hat sich da dann eher die bleierne Schwere eingestellt. Und diese müssen wir abstellen.
Ja, wir sind in einer Scheißsituation, ja wir spielen unfassbare Grütze und ja, es sieht für mich im Moment mehr nach Abstieg als nach Rettung aus. Das ist aber alles scheißegal. Wir können in der Sommerpause heulen, bis dahin müssen wir alles geben. Das ist in so Situationen immer extrem schwierig, aber gerade deswegen viel wichtiger. Gewinnen kann jeder, mit Krisen umzugehen macht aus Jungs Männer.

Deswegen gilt es heute in Freiburg alles zu geben. Und wenn wir da verloren haben, dann versuchen wir es gegen Mainz wieder. Und in Stuttgart! Und gegen die verkackten Blauen. Ich habe keinen Bock abzusteigen, also lasst uns einfach drinbleiben.

Und wenn es nicht klappt sollte es zumindest nicht an uns gelegen haben.




Donnerstag, 5. Februar 2015

Es ist noch nie ein Ertrinkender wegen seiner Panik gerettet worden


So schwer es aktuell auch ist, es ist wichtig, dass wir Fans Ruhe bewahren. Wir haben alle Angst, dass wir absteigen -  und das völlig zu recht. Das war grauenhaft gestern. Auf der Tribüne und auf dem Spielfeld.  Aber Angst ist ein beschissener Ratgeber.

Der Mannschaft mangelt es im Moment an allem: Spieler sind über ihren Zenit oder falsch eingekauft. Dazu kommen eklatante taktische Fehler und eine mit Händen zu greifenden Verunsicherung des ganzen Teams. Ich glaube aber, dass es NICHT an der Einstellung liegt. Die Mannschaft will, aber sie kann nicht.

Mit Pfiffen bringt man eine verunsicherte Mannschaft nicht weiter. Im Gegenteil. Und vor allem sollte man nicht auf die Mannschaft schimpfen, wenn man zuvor auf den Rängen eine peinliche Vorstellung abgeliefert hat. Was gestern im Westfalenstadion von der Tribüne kam reicht an die Leistung auf dem Rasen ran.

Die Mannschaft und die Mannschaftsführung müssen an ihren Defiziten weiter dringend arbeiten. Und wir müssen das Team unterstützen. So schwer es im Moment uns auch fallen mag. Aber wir sind in der schlimmsten sportlichen Krise des BVB seitdem ich zur Borussia gehe, da bringt es nichts sich die Schuld gegenseitig zuzuschieben. Es ist noch nie ein Ertrinkender gerettet worden, weil er panisch um sich schlägt.


Diese Krise meistern wir ZUSAMMEN oder gar nicht.  

Montag, 2. Februar 2015

Ich und der Borsigplatz

Ich bin jetzt Dortmunder.  Also so richtiger Dortmunder. Naja, zumindest zur Hälfte. Fast.  Aber der Reihe nach: Ich bin ja in Dortmund geboren, obwohl meine Eltern zur Zeit meiner Geburt schon in Witten wohnten. Mein verstorbener Vater bestand damals darauf, dass meine Mutter in Dortmund entbindet, damit ich – wie alle meine Vorfahren – Dortmund als Geburtsstadt im Personalausweis stehen habe. Mein Verhältnis zu meinem Vater, war nie konfliktfrei, aber wenn ich ihm für was dankbar bin, dann dafür, dass ich durch ihn BVB Fan geworden bin und meine Geburtsstadt die Heimat des tollsten Vereines der Welt ist.

Seit ich mit 21 nach Hamburg gezogen bin, habe ich immer mehr Heimatgefühle in Dortmund als in Witten gehabt, wenn ich zu Besuch war. Wenn ich in Witten war wollte ich nur eines: Weg. Man muss in dem hoffnungslosen Muff dieser Stadt  groß geworden sein, um es zu verstehen.
 Ich habe also bisher nie in Dortmund gewohnt. Zwar lag das Haus meiner in dem ich als Jugendlicher wohnte mit genau einem Meter auf Dortmunder Boden, aber offiziell war ich Wittener. Obwohl ich mich nie als Wittener gefühlt habe. Ich fand die Stadt schon immer schrecklich. Wahrscheinlich wollte das Schicksal, dass ich auf die richtige Wohnung warte.  

Ich wohne seit Freitag im Dortmunder Norden, im Haus in dem der BVB gegründet wurde. Einer meiner Vormitter war Franz Jacobi, der hier mit Lydia seinen Sohn Helmut zeugte. Man mag mich für bescheuert halten, aber es bedeutet mir in der Tat wirklich viel, dass ich hier nun meine zweite Bleibe habe. Ich stehe sehr auf historische Orte. Und das Gefühl seinen Morgenkaffee nur wenige Meter von dort weg zu schlürfen, wo am 19.12.1909 einige junge Männer einen Verein gründeten, der unser alle Leben so beeinflusst ist schon ziemlich geil. Und klar ist das auch bescheuert, weil der dadurch auch nicht besser schmeckt.  Und ich mir eigentlich auch keine Zweitwohnung leisten kann. Aber ich hätte es mir nie nie nie verziehen, wenn ich das nicht gemacht hätte.  

Hinzu kommt: Ich mag die Dortmunder Nordstadt extrem gerne. Dortmund ist leider in sehr vielen Punkten eine sehr provinzielle Stadt, wer in Dortmund nach 23 Uhr in der Woche eine Kneipe sucht die geöffnet ist, weiß was ich meine.  Aber im Norden hat es wenigstens  urbanes Flair. Mit allem was dazu gehört. Positiv wie negativ. Ich finde die Ecke um den Borsigplatz einfach unfassbar geil. Und vor allem: Es ist die Wiege und das Herz unserer Borussia. Es stimmt mich nach wie vor traurig, dass das zwar vielen Menschen bekannt ist, aber leider nicht mit Leben gefüllt. Für viele Dortmunder ist der Norden immer noch „schmuddelig“. Was er übrigens schon immer war. Dortmund ist eine geteilte Stadt.

Für mich war es am Sonntag einfach wunderschön morgens auf dem Weg zum Bäcker einmal den Borsigplatz zu umrunden. Wobei der Versuch in der Gegend eine Sonntagszeitung außer der BamS zu bekommen damit endete, dass ich mit der FAZ vom Samstag am Frühstückstisch endete. Was ja auch irgendwie klar war, wenn man ehrlich ist. Aber trotzdem finde ich es einfach nur unfassbar schön durch die selben Straßen zu gehen wie unsere Gründer.  Ich kann mich da echt dran gewöhnen.


Bzw. ich hoffe ich gewöhne mich nie dran und finde es immer geil. 

Donnerstag, 29. Januar 2015

Der BVB im Swingerclub - Oder: Die geilste Sekte der Welt


Mit dem Aufstreben des BVB –  ab der Teilnahme an den europäischen Wettbewerben und nach den Meisterschaften natürlich eh– ist die Borussia immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Und zwar auch jenem Teil der Öffentlichkeit, der nicht BVB-affin ist. Das führt zu manch Gutem, wie den einen oder anderen wirklich fundierten Artikel – Gruß an Jochen Tittmar von Spox.com – aber natürlich überwiegend zu dem üblichen Unsinn des immer hektischer Werdenden digitalen Geschäftes. 


Die Kollegen von Sport1 versuchen z.B.stets aus einem Nebensatz eine Geschichte zu konstruieren. Die übliche Nummer läuft dann so, dass Mats Hummels im Interview mit bspw. der FAZ sagt, dass er gerne Wasser trinkt, der Daily Mirror dann "Hummels hates britisch ale" titelt und Sport1 "Hummels sagt nein zu britischem Bier" daraus macht.  Die BILD hat es da einfacher und phantasiert sich gleich ohne Realitätsbezug irgendwas zusammen. Motto: "So könnte es gewesen sein". Ich nehme das den wenigsten Kollegen wirklich übel. Die machen ihren Job so wie es zum Medium passt. Trotzdem: MIR GEHT DAS AUF DIE EIER!  


Es ist wie im Swingerclub: Jeder hässliche Schnauzbartträger versucht seinen ungewaschenen Lümmel mal eben reinzuhalten. Den mit weitem Abstand sinnfreisten Beitrag hat gerade Oliver Fritsch für die ZeitOnline fabriziert . Bzw. sein Interviewpartner Wolfram Eilenberger. Eilenberger ist Philosoph und Chefredakteur des "Philosophie-Magazins". Um Wikipedia zu zitieren „Eilenbergers publizistisches Schaffen zeichnet sich durch eine Anwendung philosophischer Perspektiven auf Fragen der Politik, der Alltagskultur  und des Sports aus“. AHA! Danke fürs Gespräch. 


Eilenbergers Beitrag zum BVB zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er es schafft eine These soweit zu verquasen, dass er damit ein ganzes Interview füllt und sich als selbstverliebter Sack demaskiert. Nichts gegen selbstverliebte Säcke – ich bin selber einer – aber das Talent muss auch mit dem Ego im Einklang stehen. Vielleicht tue ich Eilenberger Unrecht und der ist ein riesiges Talent.Jeder kann ja irgendwas. Wenn ich sein Interview zum BVB lese beschleichen mich aber Zweifel, dass er mehr kann als dumm quatschen. Und ja, ich mag ungerecht sein, aber ich habe diesen Menschen seit gestern echt gefressen. 


Seine These zur aktuellen Situation ist die, dass der BVB sich aus Dankbarkeit für seine Erfolge zu sehr auf Jürgen Klopp fixiert hat und ihn deswegen nicht entlässt, was dem BVB schaden würde. Das ist eine durchaus interessante Perspektive, die man auch argumentativ untermauern könnte, wenn man will. Eilenberger wollte aber nicht, sondern schwadroniert von Sektentum, Wengerisierung und anderem Zeug.  Lest den Unsinn einfach selber, falls ihr es noch nicht getan habt. Aber Vorsicht: Im Ergebnis führt es dazu, dass man permanent lachend mit dem Kopf auf den Tisch aufschlägt. Si tacuisses, philosophus mansisses. Nie war der Satz wohl passender. 


Ich finde es wichtig, dass wir uns als Borussen von diesem ganzen Unfug nicht beeinflussen lassen. Wir stecken als BVB in der schwersten -  sportlichen - Krise seit 1985/1986 und haben zuvor die geilsten Jahre der sportlichen Geschichte des Ballspielvereins erlebt. Wir erfahren also mal wieder am eigenen Leib, was unseren Club so besonders macht:  Dass wir nämlich alles können: Von richtig gut bis richtig scheiße. 


Nur um es noch mal vor Augen zu führen: In 11 Jahren sind wir von der faktischen Pleite, zu zwei deutschen Meisterschaften, Double und Championsleague-Finale aufgestiegen.Und nun müssen wir dieses Jahr wirklich kämpfen um nicht abzusteigen. Diese Saison ist dabei die wichtigste, denn der Abstieg wäre eine unfassbare Katastrophe. Aber niemand genau deswegen will niemand von uns diesen Verein jemals eintauschen. 


Es kann sein, dass wir irgendwann feststellen, dass es mit Jürgen Klopp nicht geht. Niemand ist größer als der Verein. Auch nicht Klopp. Ich glaube aber nicht, dass seine Entlassung die Lösung ist, weil ich denke, dass Klopp in der Lage ist aus den massiven Fehlern die gemacht wurden zu lernen. Und ich langfristiges Arbeiten ist immer – auch und gerade  in der Krise – besser als hektische Scheinkorrekturen. Sonst wäre der HSV schon lange Meister. Trotzdem gilt es aber als Verein, Fans, Trainer und Mannschaft wachsam zu sein. Denn diese Krise erfordert von uns allen das Maximum.


Von was wir uns aber frei machen müssen sind „Analysen“ externer Pappnasen, scheißegal ob das Ex-Spieler, Ex-Trainer, Journalisten, Philosophen oder pelzige Bewohner vom Melmac sind. Diese Analysen setzen immer den Status Quo als Zukunftsbild voraus. Waren wir von kurzem zusammen mit den Bayern noch uneinholbar, Teil der spanischen Verhältnisse und„Europe´s hottest club“, hat sich Klopp und der BVB jetzt halt überlebt. Wir müssen diesen Kappes als das nehmen, was er ist: Folkore, die Zeitungen verkaufen soll und Clicks generieren. Nichts von dem ist verwerflich, aber es darf nie Grundlage unserer Analyse sein.


WIR Borussen müssen hart mit UNS selbst ins Gericht gehen und uns analysieren. Klopp, Watzke und Zorc das Team und die sportlichen Belange, wir die Tribüne. Dabei muss unser einziges Ziel sein unseren BVB weiter nach vorne zu bringen. Was Nicht-Borussen denken ist dabei egal.Völlig. 


Eilenberger würde das wohl "sektenhaft" nennen: Ich nenne es: "Wir sind der geilste Club der Welt."